Samstag, 22.09.07
Endlich – endlich! Erster Urlaubstag und unser lang ersehnter Botswana-Urlaub beginnt heute für uns. 5 ½ Wochen in wilder Natur liegen vor uns. Gespannt auf das, was uns dort erwartet und voller Vorfreude nehmen wir gegen High-Noon den Bus vor unserer Haustüre bis zum PEP vor und steigen dort in die U-Bahn zum Hauptbahnhof München. Freudig ein Liedchen vor uns hin summend, denn schließlich haben wir in unserem Häuschen noch alles rechtzeitig geschafft: Am Vortag wurden noch Staubsauger und Staubtuch geschwungen, so dass am Tag unserer Abreise alles so pikobello sauber und aufgeräumt ist, dass keiner vermutet, dass wir Tage vorher Berge von Reiseutensilien gehortet hatten. Samstag früh werden noch die letzten Reste unseres Reisegepäcks verstaut und ein letztes Mal auf der Personenwaage gewogen: 43 kg ohne Handgepäck! Alles zusammen 61 kg, das muss reichen! Unser Gepäck: Für 180 € mehrere Beutel mit dehydriertem Futter vom Därr, zwei 30 Liter Wasserkanister prall gefüllt mit unseren wichtigsten Kleidungsstücken, mehrere Akkus und Ladegeräte, Stromumwandler, GPS, ein großes Fernglas, Reiseführer und Tierbestimmungsbuch, unsere beiden Schlafsäcke, eine Ortlieb-Freiland-Felddusche, mehrere Medikamententüten voller aller nur erdenklichen Arzneimittel, darunter auch Einwegspritzen, denn die Aids-Rate in Botswana ist eine der höchsten der Welt, Verbandstüten, viele, viele Filmkassetten, ein Filmstativ, einige Kilo an Werkzeug, und last but not least Klamotten für die gesamte Reise. Wie das Tropeninstitut empfiehlt haben wir uns umfangreich vor unserer Abreise impfen lassen. Ein tolles Gefühl nun zu wissen 38 Tage lang hier alles hinter sich zu lassen und auf Wildbeobachtung gehen zu dürfen.

 

Um 11 Uhr 45 verlassen wir das Haus in voller Montur: zwei Koffer, ein Rucksack und eine Reisetasche schleppend, Stiefel und Trekkinghose tragen wir am Leib und Umhängetasche mit Fotoapparat baumelt uns um den Hals. In der U-Bahn im PEP begegnen uns viele Wiesnbesucher in Dirndl und Tracht, denn heute Mittag ist Wiesnbeginn. Um 12 Uhr 56 nehmen wir den ICE ab München Hbf nach Frankfurt. Es ist schönstes Wiesnwetter, die Sonne lacht und der blaue Himmel begleitet uns bis Frankfurt. Werner hat zwei Sitzplätze mit Tisch direkt am Fenster reserviert, doch als er auf die Tickets schaut, oh Schreck, zwei Gangplätze. Zum Glück, wie sich später herausstellt, denn auf unseren zwei Fensterplätzen sitzt eine alte Quatschtante, die während der gesamten Zugfahrt auf ein armes Pärchen einquatscht. Sie holt Fotos ihres Hab und Guts aus ihrer Handtasche. Das Pärchen lobt brav ihre Schafherde auf den Fotos. Irgendwann steigt sie Gott sei Dank aus. Gegen 16 Uhr 30 kommen wir am Frankfurter Flughafen ICE-Bahnhof an und irren mal links, mal rechts zur Gepäckaufbewahrung. Werner bringt in Erfahrung, dass der Air Namibia-Schalter um 20 Uhr aufmacht. Unser Flug nach Windhoek geht erst um 22 Uhr 40 und wir wollen ohne unser Gepäck noch nach Mainhattan-City. Mit der S-Bahn fahren wir bis zur Taunus-Anlage, also mitten ins Bankenviertel. Werner hat hier mal gearbeitet und kennt sich daher gut aus. So schlendern wir an der alten Oper vorbei über die Fressgass hoch bis zum Römerberg. Hier ein Foto, da ein Foto. Nach diesem kurzen Sight-Seeing Marsch belohnen wir uns mit einem guten Bier. Leicht beschwingt geht’s nun über den eisernen Steg zum südlichen Mainufer nach Alt-Sachsenhausen. An den ollen Appelwoi-Lokalen bummeln wir vorbei und haben einen schönen Blick über die Skyline von Frankfurt. Alle 30 Sekunden sehen wir ein Flugzeug einfliegen. Schließlich kommen wir zur Kaiserstrasse, dem Rotlichtmilieu, das sich direkt ans elegante Bankenviertel anschließt. Die leichten Mädchen fordern Werner zum Eintritt auf, aber der hat heute noch was Besseres vor, nämlich die Nacht im Flieger nach Windhoek zu verbringen. Am Flughafen steht eine lange Menschenschlange in der Wartehalle zum Air Namibia-Schalter. Nach ca. 45 Minuten sind wir an der Reihe und hieven unser schweres Gepäck zum Wiegen auf die Waage. Es geht gerade so durch – puh, welch ein Glück! Uns fällt ein Stein vom Herzen! Auch die Vorreservierung der Fensterplätze hat geklappt. Als Belohnung trinken wir ein teures Apfelschorle gratis in einem der Flughafenkneipen. Keiner will dafür Geld von uns haben, auch schön! Um 22 Uhr 40 steigen wir ins Flugzeug. Die Maschine ist knallvoll. Zugedröhnt mit Bier, Rot- und Weißwein schließen wir irgendwann um 1 Uhr 30 die Äuglein.

Sonntag, 23.09.07
Gegen 6 Uhr wachen wir auf, die Sonne leuchtet zu den kleinen Flugzeugfenstern rein. Langsam strecken sich alle Flugpassagiere und freuen sich aufs Frühstück. Danach wird noch kurz gelandet und schon sind wir auf dem International Airport von Windhoek. Unser Flieger ist der einzige weit und breit auf der ganzen Landefläche. Der kleine, sehr überschaubare Flughafen liegt in einer Steppenlandschaft 90 km von Windhoek entfernt. Die Leute von Zoll, Polizei und Geldwechsel sind bestimmt nur wegen uns aufgestanden und machen nach uns den Laden hier wieder dicht, um rechtzeitig zum Mittagessen wieder zu Hause zu sein. Die Schlangen an Zoll und Geldwechsel wollen nicht enden. Ein schwarzer Fahrer von Asco Car Hire wartet schon mit einem Namensschild mit Werners Namen drauf auf uns. Er bringt uns zum Seventh Heaven Guesthouse am Rande von Windhoek. Auf der Fahrt dorthin staunt Steffi nicht schlecht: VW-Autohaus Zimmermann, viele Werbeschilder in deutscher Sprache, deutsche Straßennamen und sauber geputzte, europäische Autos säumen das Straßenbild. Im Guesthouse genehmigen wir uns einen Kaffee und ab geht es in den erfrischenden Pool dort. Über uns pfeift wunderschön im fröhlichen Sing-Sang ein Vogel. Wo ist er nur? Wir sehen ihn jedenfalls nicht. Wir freuen uns auf das Paradies Afrika! Fünf Wochen Urlaub stehen uns bevor! Werner hat für 13 Uhr 30 ein Taxi bestellt.

Angelo heißt der Fahrer und fährt uns bis zur Christuskirche. Der Himmel ist strahlend blau ohne ein Wölkchen und im Park gegenüber der Kirche blüht es wunderschön. Klick, klick, klick: unsere Kameras müssen jetzt arbeiten. Es hat 35 Grad und in unseren kurzen Hosen schlendern wir Downtown. Ein paar Gift-Shops weiter ist uns absolut klar, dass hier Sonntags tote Hose ist. Windhoeks Flaniermeile ist ungefähr 200 m lang. Direkt in der Independence Avenue, die frühere Kaiser-Wilhelm-Strasse, erklimmen wir das Café Zoo. Für einen Euro gibt’s hier auf der Terrasse im Freien einen halben Liter leckeren Kaffee und für 1,80 einen riesigen Käsekuchen. Dabei trudelt einem noch schön Lounge Musik ins Ohr. Das Ganze noch unter einem gigantischen Gummibaum! Dann noch eine Flasche Windhoek Lager Bier. Nach unserem Nachmittagskaffee schlendern wir durch Windhoeks geschlossene Geschäfte. Werner wechselt Geld an einem Automaten. Windhoek City ist winzig klein, überhaupt nicht so wie man es von einer Hauptstadt erwartet. Hier ist am Sonntag kaum Verkehr. Bei einem schwarzen Polizisten erkundigen wir uns wie wir zu Fuß zu Joe’s Beerhouse kommen, dort wollen wir essen. Er weist uns den Weg und wir stapfen los. Die Kneipe scheint jedenfalls in einer besseren, wohlhabenderen und eleganteren Ecke von Windhoek zu liegen. Zwei bis drei mal müssen wir noch mal nach dem Weg fragen und stellen fest, dass Joe’s Beerhouse, obwohl im Internet-Forum bei Touristen als absolut empfehlenswert erwähnt, nicht bei jedermann hier bekannt ist. Vorbei geht’s am Eros Flat. Vielleicht das Erotik-Center von Windhoek, meint Steffi im Scherz. Doch später lesen wir nach, dass Eros Flat der Name eines Stadtteils in Windhoek ist. Bäume und blühende Blumen auf dem Weg in unser Esslokal müssen unbedingt von uns fotografiert werden. Joe’s Beerhouse sieht richtig urig aus. Dicke Holzbalken und auch die Tische und Bänke sind aus Holz. Die Nischen sind auf verschiedenste Art und Weise rustikal eingerichtet: Jägermeister-Schilder hängen an der Wand, Walfischknochen gehören hier zur Deko, Kerzen flackern schummrig auf den Tischen. Gegenüber von unserem Tisch befindet sich ein Wasserbecken mit riesigen Koi Karpfen drin. Auf dem offenen Grill liegen  verschiedene namibische Fleischleckereien. Das Lokal ist voller Touris. Steffi begibt sich erst einmal auf Erkundungsgang durchs Lokal und fotografiert verschiedene Szenen. Werner bestellt eine Flasche Nedernburg, ein guter südafrikanischer Weißwein. Werner schmeckt das Gemsbock Filet und Steffi das Springbock Kebab. Mmh, leckerst! Satt und zufrieden mit der Welt rufen wir Angelo, unseren Taxifahrer, an, der uns hier wieder abholen und ins Guesthouse fahren soll. Derweil genehmigen wir uns noch eine Flasche Windhoek Lager. Schon piepst Steffis Handy und Angelo ist da. Werner schlägt Steffis Vorschlag zu Fuß zur Pension zurückzulaufen mit „viel zu gefährlich hier nachts rum zu laufen“ ab. Zurück im Seventh Heaven, schlafen wir wein- und biermüde ein.

Montag, 24.09.07
Gemütlich frühstücken wir am hübsch gedeckten Tisch auf der Terrasse und zwinkern in die Morgensonne. Die gastfreundliche schwarze Köchin serviert uns frisches Omelett. Um 8 Uhr kommt ein Taxi und bringt uns zu Asco Car Hire. Dort beginnt die nervenaufreibende Story: Nachdem wir nämlich den gesamten Mietvertrag mit all seinen Regeln und Konditionen durchgelesen und in namibischem Englisch von einer geduldigen, jungen Angestellten erklärt bekommen haben und es endlich ans Bezahlen geht, stellt diese fest, dass Werners Kreditkarte nicht akzeptiert wird. Werner hat zum Glück noch eine andere Visa Karte dabei. Doch die geht auch nicht. Mist! Na dann halt Werners ganz normale EC-Karte. Aber auch die wird vom Kartenleser abgelehnt. So n’ Schei ... !!! Und nun ... ? Wir wollten doch noch im Shopping Center Lebensmittel einkaufen gehen und die Zeit rinnt. Werner ruft seine Bank in Frankfurt an. Doch die können aus der Ferne gar nichts für uns tun – wie schrecklich! Ein Typ von Asco fährt uns zu mindestens drei Bankautomaten ins Zentrum von Windhoek, doch jede Karte wird abgelehnt. Kein Bankautomat Windhoeks spukt Geld für uns aus. Werners Bank hat wohl den Kreditrahmen geschmälert und die Karte scheint nun gesperrt zu sein. Jetzt sehen wir uns die nächsten drei Tage in Windhoek rum sitzen und warten, bis Werners Kreditkarten wieder freigegeben werden. Nein, das darf doch wohl nicht wahr sein! Als wahre Nervenwracks treten wir wieder der namibischen Asco Vermieterin gegenüber und Werner zuckt ein paar US-Dollar Scheinchen – unsere Reserve sozusagen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als unser Mietauto schließlich mit dem größten Teil der US Dollar, die wir dabeihaben, zu zahlen. Die Tante hat absolutes Mitleid mit uns und wir können das Auto mit den Dollar-Noten zahlen. Den Restbetrag will sie ein paar Tage später dann von der Karte, wenn alles wieder funktioniert, abbuchen. Erst mal sind wir tierisch erleichtert, denn so können wir heute noch von Windhoek aufbrechen. Schnell lassen wir uns zeigen wie das Dachzelt auf- und abzubauen ist und kontrollieren das gebuchte Zubehör: Ein Spaten, ein Wagenheber, drei Reserve-Keilriemen, ein Kreuz-Reifenspanner, ein elektrischer Kompressor für die Reifen, ein Abschleppseil, ein Holzblock für den Wagenheber, ein Erste-Hilfe-Kasten, ein Reifendruck Messgerät, eine Tüte voll Ersatzsicherungen, 2 Reservereifen, drei 20 Liter Reservekanister, Handfeger und Schaufel.

 

Es ist 12 Uhr als wir endlich in Wernhill’s Shopping Center unsere Vorräte für die nächsten Tage einkaufen können. Für 90 € haben wir den ganzen Einkaufswagen proppe voll. Das dürfte zum Überleben für die nächsten Tage aber wirklich ausreichen. Um 13 Uhr sitzen wir im Auto, haben alle Vorräte verstaut und suchen nach der richtigen Strasse. Es geht Richtung Süden zum Kupferberg Pass. Der Linksverkehr macht Werner, der auf der rechten Fahrerseite sitzt, zu schaffen. Die Gangschaltung befindet sich auf der linken Seite und beim Abbiegen geht jedes Mal statt des Blinkers der Scheibenwischer an. Alles erst mal Gewöhnungssache. Nachdem wir die „Großstadt“ Windhoek weit hinter uns gelassen haben, werden wir auch schon belohnt: Mittendrin auf unserer Tagesstrecke sehen wir Paviane und einen Zwergwaran über die Teerstrasse huschen. Schnell steigen wir aus, denn einen Waran bekommt man hier sehr selten zu Gesicht, meint Werner. Der Waran ist auf einen Baum gekrochen und streckt dort bewegungslos seinen Bauch in die Sonne. Die Piste ist absolut leer, kaum ein Auto kommt uns entgegen und wenn, dann sind es Touristen mit angemieteten Autos und Zelt auf dem Dach. Um uns herum nur Natur in wunderschönen Farben. Kein Haus, keine Siedlung weit und breit. Hier sind wir wirklich ganz für uns alleine. Da, plötzlich fliegen zwei Zwergpapageien neben uns her. Auf dem Weg zum Kupferberg-Pass wird es immer kühler, grüner und wir kommen an einem kleinen Bergsee mit fast alpenländischer Vegetation vorbei. Nach dem Kupferberg-Pass fahren wir über den Spreeghoogtse Pass, der steilste Pass Namibias. Trockenheit und Kargheit erwartet uns hier. Für unsere erste Nacht im Dachzelt im Auto hat Werner das Camp Gecko gebucht. Die Schweizer Besitzerin Heidi begrüßt uns und weist uns unseren Stellplatz oben auf dem Hilltop Camp zu. Ein atemberaubender Blick empfängt uns: Das ist ja wie in „Out of Africa“! Weite Savannenlandschaft mit weizengelben, fast vertrockneten Grasbüscheln, niedrigen Sträuchern und Steinen liegt unter uns. Hinten am Horizont geht die Sonne langsam unter und die Berge sind in ein sanftes helles Braun getaucht. Wie verzaubert stehen wir eine ganze Weile hier oben und schauen runter ins Tal und lassen die Stimmung auf uns wirken. Schräg unter uns liegt ein Holzhäuschen mit einem ganz spartanischen „Badezimmer“. Langsam wird es dunkel, wir kochen notdürftig Spaghetti mit einer kalten Fertigsoße, denn es soll heute fürs Erste schnell gehen. Schließlich müssen wir unser gesamtes Hab und Gut erst mal richtig verstauen und uns mit dem Laderaum im Auto vertraut machen. Im Dunkeln schlürfen wir unsere Spaghetti rein, den Blick immer aufs Tal gerichtet. Steffi fragt: gibst du mir mal die Stirnschlampe? (sie meint die Stirnlampe ;-). Allmählich beginnt das Gehirn auf Urlaubsbetrieb umzuschalten. Zum ersten Mal auf unserer Reise bauen wir unser Dachzelt auf und merken, dass wir noch richtig üben und uns mit den Gepflogenheiten beim wilden Campen vertraut machen müssen. Bei einer so langen Reise sollte alles gut, praktisch, Platz sparend und zweckmäßig ins Auto gepackt sein. Morgen früh, so beschließen wir, wollen wir unser Auto erst mal richtig packen. Im Zelt oben rüttelt der Wind heftig.

 

Dienstag, 25.09.07
Am frühen Morgen hat der Wind aufgehört und es ist absolut windstill. Wir liegen noch im Zelt, als Werner einen Hahn krähen hört und den Reißverschluss am Zelt öffnet. Es ist gerade mal so einigermaßen hell geworden und ein atemberaubender Blick aus dem Zelt hinunter ins Tal bietet sich uns. Die Luft ist ganz klar und rein und die Sonne steht noch tief am Horizont. Wir hätten gar nicht gedacht, dass wir die Nacht mutterseelenallein auf diesem wunderschönen Stückchen Erde oben am Camp Gecko verbringen würden. Es lohnt sich absolut in der Morgendämmerung aufzustehen und tolle Fotos zu schießen. Werner filmt die Landschaft um uns herum, die gestern Nachmittag bei unserer Ankunft in ein ganz anderes Licht getaucht war. Herrlich diese Farben! Nach der Fotosession heißt es das Auto zweckmäßig umpacken. Alles Gepäck wird aus dem Laderaum gehievt und fein säuberlich auf dem Boden nebeneinander gestellt. Erst mal wollen wir uns einen Überblick verschaffen, welche Dinge wir für den tagtäglichen Gebrauch auch wirklich benötigen. Das muss immer in Reichweite und gut griffbereit sein. Irgendwann haben wir es geschafft und sind ganz zufrieden mit dem Ergebnis. So lässt sich’s für uns ganz gut fünf Wochen in der Wildnis leben. Im Kofferraum befinden sich: ein klappriger, rostiger Campingtisch, zwei wacklige Campingstühle, mehrere Wasserkanister, Reservekanister für Benzin, unsere beiden Koffer voller Klamotten und eine halbe Apothekerausstattung, Tüten mit dehydriertem Därr Futter, Mineralwasserflaschen, unsere Wildnisstiefel, unser Waschzeug, eine noch ganze Plastikschüssel plus Schwamm und Spüli zum Geschirrspülen und Mülltüten. Der im Auto befindliche Kühlschrank ist bis oben hin prall mit Fressalien und Getränken gefüllt. Werner hat beim Expeditionsausrüster Därr in München jede Menge dehydrierte Päckchennahrung für Botswana eingekauft. Das ist schmackhafte Tütchennahrung mit vielen Proteinen und Nährstoffen, die sich leicht mit Wasser anrühren lässt und zudem noch äußerst lecker schmeckt. Ist Platz sparend in Koffer und Auto und stets griffbereit, wenn es keine Einkaufsmöglichkeit weit und breit gibt. Wie dankbar wir für dieses Futter sind, werden wir später in Botswana noch sehr oft feststellen.

Wir sind jedenfalls voll gepackt bis oben hin. Die Fahrerkabine unseres Autos besteht aus 3 Sitzen und so haben wir die wichtigsten Utensilien wie Fotokameras und Trink- wasser auf den freien, mittleren Sitz zwischen uns gelegt. Auch der Wechselrichter, der die 12Volt des Autos in 220Volt umwandelt, liegt hier. Somit gelingt es die Ladegeräte für Foto- und Filmkamera, den Akku des Rasierers und unseren X-Drive aufzuladen. Hinter unseren Sitzen klemmen immer griffbereit Klopapier, Stirnmütze und Fernglas. Dazwischen immer irgendwelche Kekse oder Nüsschen zum zwischendurch knabbern. Im Dachzelt oben liegen zwei Kopfkissen und zwei Bettdecken mit unterschiedlicher Bettwäsche für jeden von uns vom Autoverleih bezogen. So, nun kann aber gefrühstückt werden. In der großen Holzhütte neben dem Badehäuschen hat die Besitzerin Heidi auf liebevollste Art und Weise den großen Tisch für uns decken lassen. Ein fürstliches Frühstück mit allerhand leckerem Selbstgemachten ist hübsch auf dem Tischtuch für uns arrangiert. Was man so alles zaubern kann in dieser tiefen Einöde! Schließlich gibt es hier ja weit und breit keinerlei Einkaufsmöglichkeiten. Die ganze Hütte ist bezaubernd eingerichtet mit namibischem Mobiliar und Utensilien aus Holz und simplen Naturmaterialien. Hier steckt viel Eigenarbeit drin. Wir frühstücken viel und gut und genießen dabei den herrlichen Ausblick auf die tolle Afrikalandschaft um uns herum. Die afrikanische Oma mit ihrem Enkel hinter dem Tresen freut sich, dass es uns schmeckt und zeigt uns eine lebende Puffotter, die hier im Raum in einem Schaukasten liegt. Noch schnell duschen im Badehäuschen nebenan ehe wir von hier wieder aufbrechen. Auch das ist Africa-like ausgestattet mit Geckofiguren an den Wänden. Unsere Reise führt uns heute in den Naukluft Park. Unterwegs in Solitaire, das nur aus einer Tankstelle und einer kleinen, überdachten „Imbissbude“ besteht, tanken wir das Auto voll. Schließlich sollte man jede Tankmöglichkeit in diesem weiten, großen Naturpark nutzen, denn es gibt nicht viele. Wehe dem, der sich verfährt und plötzlich feststellen muss, dass er kein Benzin mehr hat! Unendliche Weite mit Bergen in rötlicher, brauner und schwarzer Farbe. Wie herrlich! Die Farben der Berge wechseln ständig. Rechts und links der Piste stehen oft Strauße und Oryx Antilopen. Sie wirbeln Staub auf, wenn sie schneller laufen. Langsam wird es sandiger und heißer. Ab und zu kommen uns Touristenautos entgegen und stauben uns ein. Also Fenster zu – Fenster wieder auf. So geht es eine ganze Weile.

 

Um 14 Uhr kommen wir am Sesriem Camp, das am Rande der Wüste Namib liegt, an. Der schwarze Afrikaner hinter dem Tresen hier ist mehr als wortkarg und redefaul, als Werner ihn fragt, wann wir zum Sossusvlei fahren können. Wahrscheinlich muss er sich den ganzen Tag lang immer wieder die gleichen Touri Fragen anhören. Spätestens um 16 Uhr soll die letzte Fahrt zum Sossusvlei angetreten werden. Für das Camp wird uns Stellplatz Nr. 26 zugewiesen. Auf einem Blatt Papier auf dem Tresen sieht Steffi ihren Namen stehen „Stefanie, Netherlands“. Wir grinsen uns an – aha, wir sind also registriert und die halten uns mit unserem deutschen Namen wohl für Holländer. Erst mal kaufen wir zwei Dosen kühle Cola und setzen uns ein halbes Stündchen in den Schatten unter den  knorrigen Baum an unserem Stellplatz bevor wir zu der Düne aufbrechen. Der heiße Wüstensand bläst uns ins Gesicht. Das Sesriem Camp Site ist voll ausgebucht: Hinter jedem Baum steht ein Camper. Bereits Ende 2005 haben wir das Camp schon gebucht, da kann man schon leicht mal zum Holländer mutieren. Um 14 Uhr 30 setzen wir uns wieder in unseren Nissan Hardbody und fahren Richtung Sossusvlei . Gleich am Sesriem Camp passieren wir eine Schranke und der schwarze Beamte, der dort steht, winkt uns mehr oder weniger durch. Links und rechts der Teerstrasse, auf der wir fahren, schlängeln sich Berge entlang. Auf der linken Seite bietet sich uns ein anderes Bergmotiv als auf der rechten. Die Berge sind mal schwarz, mal braun, mal rot, mal gelb. Das sieht klasse aus! Die Felsen und davor karge Erde mit gelblich weißen Grasbüschelchen, dann auf der anderen Seite rötlich gelblich schimmernde Berge und schwarze Felsen. Das Sonnenlicht taucht die Berge in einen faszinierenden roten Schimmer. Es kommen uns ziemlich viele Autos entgegen. Ab und zu steigen wir aus unserem Auto aus und filmen die bezaubernde Landschaft, denn wir können gar nicht genug bekommen von der schönen Natur. Nichts als endlose Berge und stille Weite. Kein Lufthauch, die Luft ist heiß wie in der Sauna. Auf der schwarzen Teerstrasse filmen, fotografieren, schauen und staunen wir. Die heiße Luft flimmert in der Hitze über der Teerstrasse.

Es ist absolut still. Kein Laut. Die Hügelketten schlängeln sich sanft links und rechts der Teerstrasse in verschiedenen Farbtönen entlang. Grasbüschel und niedrige, knorrig vertrock- nete Sträucher sind unterhalb der Bergkette. Je nach Sonneneinfall taucht die Sonne mit ihren Sonnen- strahlen die Bergkulisse in ein anderes rötlich schimmerndes Licht. Links und rechts bietet sich uns ein unterschiedliches Bild. Vor uns flimmert die Teer- strasse in der sengenden Hitze. Steffi schreit plötzlich auf: „Werner, fahr langsam, da vorne liegt Wasser auf der Strasse!“. Werner schmunzelt: „ Du hast wohl noch nie eine Fata Morgana gesehen ... „. Die schwarze Teerstrasse hebt sich als Kontrast schön zwischen den rötlichen Bergen ab. Der Himmel ist strahlend hellblau und kein einziges Wölkchen ist zu sehen. Viele Sanddünen in rötlich schimmernder Farbe türmen sich rechts und links auf. Noch nirgendwo auf der Welt hat Steffi ein so schönes Stück Natur gesehen. Wirklich atemberaubend! Nach ca. 1h Fahrt parkt Werner das Auto auf einem großen Parkplatz. Ein großer Bus und nur wenige Autos parken hier. Der große Touristenansturm zum Sossusvlei morgens ist wohl um diese Zeit schon vorbei meint Werner. Wir haben wirklich Glück, weil wir hier fast alleine sind. An einem großen Trekkingbus, der die Touris ins Sossusvlei fährt, warten wir vergeblich auf einen Fahrer. Weiter vorne steht ein kleinerer Bus in dem ein schwarzer Fahrer sitzt. Wir fragen ihn, ob er uns zum Dead Vlei bringen kann und er meint, wir hätten aber nur ½ h Zeit um dort zu fotografieren. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und steigen sogleich gemeinsam mit einem holländischen Ehepaar bei ihm ein. Wir pressen uns auf unseren Sitz und halten uns gut fest. Holter-Di-Polter fährt uns der Schwarze über den sandigen Boden zu den Dünen hinter. Er hält an und erklärt uns, dass vor uns mit einer Höhe von ca. 350 Metern die höchste Düne Namibias liegt. Hier, gleich daneben, liegt das Dead Vlei. Schnell steigen wir aus dem Bus aus denn wir haben nur ½ h Zeit um zu fotografieren. Über uns ist strahlend blauer Himmel, keine einzige Wolke und es ist sehr heiß. Roter und weiß gelber Sand unter unseren Füssen und um uns herum kleine gelb weiße vertrocknete Grasbüschelchen.

Eilig stapfen wir los zum Dead Vlei. Kleine blau schimmernde Käfer- chen am Boden krabbeln eilig und geschwind über den feinen, rötlichen Dünensand und hinterlassen kleine Krabbelspuren. Mit dicken Stiefeln durch den Sand bei der großen Hitze ist ganz schön mühsam. Oben auf der Sanddüne angekom- men, bestaunen wir die etwa 600 Jahre alten blattlosen Bäume in einer Salzpfanne. Auf einem engen Rand der Düne blicken wir ins Dead Vlei hinein. Wow – das sieht toll aus! Das hat sich gelohnt! Werner sagt, dass das Dead Vlei noch viel schöner sei als das Sossusvlei, er war 1991 schon mal hier. Die Farben hier sind fantastisch! Wir laufen den steilen Dünenberg wieder hinunter und stapfen mit roten Gesichtern zum Fahrer zurück. Auf der Fahrt zurück zum Parkplatz gräbt sich unser Kleinbus wieder durch hohen Sand und hinterlässt Spuren vom Reifenabdruck und wieder werden wir gut durchgeschüttelt. Allradantrieb ist hier absolut erforderlich. Angetan vom Dead Vlei fahren wir mit unserem Auto zurück zum Sesriem Camp. Wir freuen uns, dass wir Gelegenheit hatten die Dünen im tollen Licht und ohne Touris zu sehen und fotografieren auf dem Rückweg zum Camp die bergige Landschaft in schönem Abendlicht. Nach dem Zeltaufbau kochen wir Nudeln mit Tomatensoße. Zufrieden und satt sitzen wir bei lauer Abendtemperatur und unter dunklem Nachthimmel lange vor unserem Campingmobil und sehen in der Savanne vor uns einen Schakal dahineilen. Seine Jungen heulen bei seiner Ankunft laut auf. Nebenbei fallen Raupen vom Baum, unter dem wir sitzen, auf unsere Schultern. Besser wir fahren geschwind noch unser Auto vom Baum weg, nicht dass uns der einzig morsche Ast, der am Baum hängt, nachts aufs Autodach fällt und uns im Zelt erschlägt.

 

Mittwoch, 26.09.07


Am Morgen fahren wir vom Sesriem Camp Richtung Maltahöhe. Auf der D827 geht es Richtung Namib Wüste. Viele Webervogelnester hängen in den Bäumen am Straßenrand. Diese verrückten Vögel, die riesige große Nester aneinander bauen, so dass sich manchmal die Bäume vom schweren Gewicht der Nester richtig nach unten biegen. Webervogelnester gibt es im gesamten südlichen Afrika. Manche Webervögel errichten Gemeinschaftsnester. Oft bauen die Männchen gemeinsam an einem großen Nest aus trockenem Gras, das in Bäumen oder auf Telefonmasten angelegt wird. Es kann eine Höhe von etwa drei Meter erreichen und eine Breite von etwa 4,5 Meter. Die Einflugs-löcher befinden sich unterhalb des Nestes. Das Nest wird von mehreren hundert Vögeln bewohnt. An einem Gemeinschaftsnest wird ständig weitergebaut. Deshalb kann es vorkommen, dass Bäume unter dem Gewicht zusammenbrechen. Das Gras wechselt nun von hell gelb in hell grün. Auf unserer Karte ist hier eine Tankstelle vermerkt, doch die scheint es längst nicht mehr zu geben. Irgendwo stellen wir fest, dass wir uns verfahren haben und kehren wieder um. Links steht ein LKW. Den schwarzen Fahrer fragen wir nach dem Weg. Er will auch nach Helmeringhausen, aber als Werner ihm die Karte hinhält, stellt sich heraus, dass er gar nicht lesen kann. Aha - wir merken, dass die D827, die auf unserer Karte eingezeichnet ist, gar nicht mehr existiert, sondern jetzt C14 heißt. Weiter geht’s nun Richtung Süden. Am Abzweig C14 – D823 gibt es eine neue Tankstelle, an der wir tanken. Irgendwelche italienische Touris stehen hier mit ihren beiden Autos fett vor der Zapfsäule und futtern sich in der Tankstelle den Wanst voll. Während unser Auto voll getankt wird, bläst uns ein eiskalter Wind um die Ohren und Sand dringt in jede Ritze unseres Körpers. Weiterfahrt. Rote Sanddünen, schwarze Sanddünen, ockerfarbene Hügel, gelb leuchtendes Gras. Dann endlich das Tor zur Koimassis Ranch, wo Werner unsere heutige Übernachtung gebucht hat. Etwa 20 km fahren wir ab hier bei tief stehender Sonne durch atemberaubend schöne Landschaft vorbei an vielen Oryx Antilopen und Springböcken. Gatter auf – Gatter zu. Steffi muss zweimal aussteigen und das Zufahrtstor zu Koimassis öffnen und wieder schließen, damit Werner durchfahren kann. Eine geschäftstüchtige Anke Itzko, die deutsche Inhaberin der Ranch, begrüßt uns und verkauft uns erstmal selbst gemachtes geräuchertes Gemsbockfleisch und frische Farmeier. Sie erzählt uns, dass ihr Farmbetrieb aus 20 schwarzen Arbeitern besteht und hier ein arbeitsames Leben herrscht. Auf einem Rundgang auf ihrer Farm bewundern wir ihre zwitschernde Ziervogelzucht, einige Zwergpapageien und große Straußenzucht mit noch ganz kleinen, jungen Straußen. Als wir uns Kartoffeln mit Bratheringen zum Abendessen machen, weht ein eisiger Wind am Camp. Uns friert es dermaßen, dass wir uns bald in warme Kleidung gemümmelt in unsere mitgebrachten Schlafsäcke im Zelt verkriechen.

Donnerstag, 27.09.07
Dank unserer warmen Schlafsäcke schlafen wir gut und haben die Nacht nicht gefroren. Als Steffi mitten in der Nacht raus muss zum Pinkeln ist die Zelttüre feucht und der Himmel sternenklar. Gegen 6 Uhr 30 ziehen wir mehrere Schichten dicke Kleidung im Zelt übereinander und steigen die Leiter hinunter. In der schönen Waschanlage, die in einen Felsen eingehauen ist, duschen wir erst einmal schön warm. Die Nacht war bitterkalt und die Wärme tut uns gut. Werner macht Frühstück – richtig feudal mit Spiegelei, Knäckebrot, Salami und Käse. Die frechen Vögel nähern sich uns listig und neugierig und futtern unsere Knäckebrotkrümel, setzen sich auf die Autoleiter und auf unser Handtuch, das auf dem Zaun zum Trocknen aushängt. Der Himmel ist mittlerweile strahlend blau geworden und plötzlich taucht die Sonne alles in schönstes Licht. Der warme Nescafé und das Frühstück wärmen uns von innen. Die Landschaft mit ihren Felsen, die in der Sonne rötlich schimmern, sieht aus wie eine Wildwestlandschaft. Der strahlend blaue Himmel ist überwältigend.

Keine einzige Wolke am Himmel. Eine letzte Fotografiertour um den Rastplatz und wir starten gleichzeitig mit den zwei Holländerinnen, die ebenfalls hier übernachtet haben. Wir öffnen die Gattertür, klingeln bei Frau Itzko um die leeren Eierschachteln abzugeben, verabschieden uns und fahren los. Von der Ranch bis vor zur Strasse freuen wir uns noch einmal über diese tollen Farben. In der Grassavanne begegnen wir einer Trappe und einem Oryx. Vor uns die Tiras Berge und nur ganz wenige, vereinzelte Bäume. Auf der braunen Sandstrasse geht es vorbei an vertrockneten Grasbüscheln und einem großen Drahtzaun. Kleine Berge in verschiedenen Brauntönen, Dünen und die Bergkette der Namib Wüste. Linker Hand schwarze Steinberge, davor eine große Kuhherde in der Grassavanne. Oft rätseln wir ob es Tiere sind, die wir in der Ferne sehen oder Sträucher und Bäume. Rechts liegt inmitten der menschenleeren Savanne eine Farm. Bis jetzt haben wir nur zwei schwarze Farmarbeiter gesehen, wir sind hier also ganz alleine. Ab und zu sitzt ein Falke auf einem Strommasten oder Zaun. Im trockenen Boden sind viele Mäuselöcher. Es ist überhaupt nicht langweilig hier zu fahren, denn das Landschaftsbild ist so vielseitig und abwechslungsreich und links sieht es immer anders aus als rechts. Unsere Strasse ist mal Wellblech aus Sand und sehr, sehr holprig, dann wieder festerer, steiniger Untergrund. Vereinzelt wachsen hier Köcherbäume. Wir verlassen die D707 und fahren die C14 Richtung Aus. C bedeutet auf den Strassen eine Kategorie besser zu fahren. Plötzlich sind die schönen, vielseitigen Farben weg und auf der Strasse ist wieder Wellblech und wir holpern darüber. Autos rasen an uns vorbei, überholen uns und hinterlassen große Staubwolken. Quer vor uns beginnt die Teerstrasse nach Aus. In Aus sind zwei schöne Schildkröten auf der Strasse und wir halten natürlich an und fotografieren. Aus ist klein und besteht nur aus ein paar Häusern. Eine Eisenbahnschiene, gebaut von den Deutschen, führt entlang der Strasse. Rechts an der Strasse laufen drei Strauße und links in der Savanne ein Strauß mit einem Jungen. Dann weiter gleich eine ganze Straußenschaar im Gras. Fahren, fahren und fahren. Vorbei an der Bahnhofstation Garub. Die Bahnhofstationen Richtung Lüderitz bestehen aus nur einem Ortsschild und einem überdachten Stellplatz und sonst nichts. Rechts von uns liegt die Wüste Namib. Mit unserem Auto haben wir bis jetzt 1100 km erreicht und sind nun etwa 50 km von Lüderitz entfernt auf der B4. Nun geht’s quer durch die Namib Wüste. Alles ist total karg ohne Grün. Rechts der Flughafen von Lüderitz und links die berühmte Geisterstadt Kolmanskoope. Wir halten an und suchen mit unseren Fingern im feinen Sand nach Diamantenstaub. Der ganze Boden glitzert. Ein heftiger Wind weht. In Lüderitz angekommen stoppen wir bei Lüderitz Tours & Safaris und kaufen Tickets für die morgige Ghost Town Tours. Am Camp Site in Lüderitz Shark Island direkt am Atlantik wollen wir übernachten. Am Wärterhäuschen ist ein Stopp Schild, doch niemand sitzt hier drin. Fahrend schauen wir uns auf dem Camping Platz nach einem für uns geeigneten Stellplatz für die Nacht um und machen dann eine kleine Rundfahrt durch Lüderitz. Hoch zur Kirche wo in einem Glasschaukasten deutsche Christus-Verse stehen. Lüderitz liegt direkt am Atlantik und von hier oben haben wir einen tollen Blick.

Viele bunte, hübsch herge- richtete Häus- chen, die aus deutscher Zeit stammen, zieren das Straßenbild. Die meisten Geschäfte haben deutsche Namen. Die Lesehalle und Turnhalle trägt die Aufschrift „Männer Turnverein“. Wir tanken unser Auto voll und befreien die Fensterscheiben vom Schmutz. Der schwarze Tankwart trällert ein Liedchen vor sich hin und sagt zu Werner, dass er Karel heißt. Karel Gott sei der beste tschechische Sänger und er der beste Sänger Namibias?. In Lüderitz begegnen uns viele Schwarze. Am SPAR Shop parken wir und kaufen das Wichtigste ein. Da es in Lüderitz anscheinend immer noch viele Deutsche gibt, bekommen wir bestes Vollkornbrot in Plastikboxen. Bis oben hin bepackt fahren wir zu unserem Camping Platz. Wir parken das Auto in der Nähe der Duschen, ziehen uns lange Hosen und Pulli an wegen dem starken Wind und verstauen unsere Einkäufe. Bevor wir zum Abendessen fahren, sitzen wir im Auto und blicken aufs offene Meer. Die Sonne scheint. Vom Hafen fährt gerade ein Schiff los. Zum Abendessen wollen wir in das Hotel Nest unterhalb der Kirche. Das sieht gut aus und wer weiß, welch komisches Essen wir woanders in Lüderitz bekommen. Lieber zahlen wir etwas mehr und bekommen dafür etwas Anständiges zu Essen. Das Hotel Nest liegt direkt am Meer. Mehrere Touristen-Jeeps kommen gerade hier an. Die Treppe runter geht’s ins Seafood Restaurant „Penguin“. Dort weist man uns einen schön gedeckten Tisch mit Blick aufs Meer zu. Als Vorspeise gibt’s leckeren frischen Salatteller mit Ananas und gegrillten Tintenfischen. Als Hauptspeise bestellen wir Fisch des Tages, eine Empfehlung der schwarzen Kellnerin: Kabeljaufilet mit Kartoffeln, Remouladensoße und Salat. Super lecker und die Portionen sind riesig groß. Das kommt uns gerade recht. Werner hat dazu einen lieblichen Weißwein aus Südafrika geordert. Brav essen wir alles auf. Als Nachtisch gönnen wir uns noch leckere Crepes Suzettes, die uns direkt an unserem Tisch frisch zubereitet und dann flambiert werden. Dazu gibt’s eine Kugel Vanilleeis. Mmh, das war himmlisch! Das Ganze für etwa 37 €, billiger als bei uns. Um 20 Uhr 30 sind wir zurück am Campingplatz. Die Schlafsäcke nehmen wir vorsichtshalber mal mit hoch ins Zelt zu unseren Bettdecken dazu. Werner hat erzählt, dass Lüderitz oft total im Nebel liegt und man dann gar nichts mehr sieht. Wir haben großes Glück, denn der Himmel und die Luft sind total klar. Beide stehen wir in der Männerwaschanlage und putzen uns die Zähne. Den Schlafsack brauchen wir nachts nicht, die Luft ist jetzt am Abend sogar schön lau und angenehm mild. Steffi kann lange nicht einschlafen, denn der Wind rüttelt heftig am Zelt und die „Zelttüre“ flattert laut gegen unser Zelt. Der Wind dauert die ganze Nacht an.

 

Freitag, 28.09.07
Gegen 7 Uhr stehen wir auf. Die Sonne scheint. Spätestens 9 Uhr wollen wir von hier weg, weil wir nach Kollmannskoppe fahren wollen, um die Führung mitzumachen. Steffi wäscht sich während Werner das Frühstück vorbereitet. Tisch und Stühle packen wir erst gar nicht aus, weil wir es ziemlich eilig haben und in zwei Stunden von hier wegwollen. Auf der Steinmauer sitzend essen wir unser frisch gekauftes Partyrad-Brot mit deutscher Marmelade und Salami und trinken unseren Nescafé. Eine hungrige Seemöwe macht scheue Annäherungsversuche sich ein Stückchen Brot von uns zu holen. Noch ein letzter Blick aufs Meer und wir sagen Tschüß zum Camp Shark Island. Es geht nach Kollmannskoppe, der Ghost Town und früheren Diamanten-gräberstadt. Einsam und verlassen liegt diese ehemalige Stadt inmitten der Wüste. Jede Menge Besucher warten schon auf ihre Führung. Man kann wählen zwischen einer Führung in deutscher oder in englischer Sprache.

Unsere Führerin, eine quirlige, blonde Namibianerin aus Lüderitz, erzählt uns stolz in lebendigstem Deutsch von ihren Vorfahren auf Kollmannskoppe, benannt nach dem damaligen Entdecker Kollmannskoppe. Über- schwänglich erklärt sie uns die Story von der Diaman- tenentdeckung Ende des 18. Jahrhunderts und deutet auf die Schwarz-Weiß-Fotos der damaligen Helden. Die Diamantenarbeiter haben sich hier eine ganze Stadt angelegt: Wohnhäuser, eine Bäckerei, Kegelbahn, Kranken- haus, Architektenhaus, Buchhalter- wohnhaus. Hier konnte man gut leben. Für alles war bestens vorgesorgt und so wie man uns erklärt, hatte man es sich damals hier sehr gut gehen lassen. Was heute davon übrig geblieben ist, sind nur noch die Ruinen und eingefallenen Fensterscheiben. Dünensand ist in die Häuser eingedrungen und türmt sich teilweise meterhoch auf. So besichtigen wir eingefallenes Haus für Haus und knipsen munter drauf los während uns der Wind den warmen Wüstensand ins Gesicht bläst.

Nach zweistündiger Besichtigungstour machen wir uns auf den langen Weg zum Fishriver Canyon etwa 400 km von Kollmannskoppe entfernt, zuerst auf der Teerstrasse B4. Am Straßenrand begegnen wir vielen Straußen. Noch mal kommen wir an Aus vorbei. Gestärkt mit Brot und Salami geht’s immer geradeaus auf der Teerstrasse. Die Wüste Namib liegt hinter uns. Es geht Richtung Westen.

Vereinzelt stehen Köcherbäume herum. Der Köcherbaum gehört zur Gattung der Aloen. Er wird bis zu neun Meter hoch und über einen Meter dick. Seine glatte, wachsartige Borke schützt ihn vor dem Austrocknen und macht es Schlangen unmöglich, an ihm hochzuklettern. Deshalb bauen Webervögel gerne ihre Nester in den Zweigen der Köcherbäume. In seinem Aussehen erinnert er den Betrachter an einen Kerzen- leuchter. Als Sukkulente kann der Köcherbaum große Mengen Wasser in seinem schwammigen Mark und seinen Blättern speichern, um längere Trocken- perioden zu überleben. Trotz des ausschließlichen Vorkommens in heißen Regionen, ist er nicht frostempfindlich. Ein toter, bereits ausgetrockneter Köcher- baum ist sehr leicht, er kann von einer Person ohne Mühe getragen werden. Meist wachsen sie einzeln, aber in manchen Regionen kommen sie gehäuft vor. In den ersten Jahren seines Lebens erscheint der Köcherbaum wie eine ganz normale Aloe, die nur wenige Zentimeter groß wird. Erst nach etwa 20 Jahren beginnt die Pflanze in die Höhe zu wachsen und Äste auszubilden. Sie trägt mit 20 bis 30 Jahren zum ersten Mal ihre hellgelben, bis zu 30 cm langen, verästelten Blütenstände. Blütezeit ist Juni bis Juli, im Winter auf der Südhalbkugel. Der Köcherbaum ist hauptsächlich in den Halbwüsten Namibias und im nordwestlichen Teil Südafrikas anzutreffen. Das Landschaftsbild ist nun ein ganz anderes geworden. An einem ausgetrockneten Flussbett steht ein Schild mit der Aufschrift Buchholzbrunn. Keine Menschenseele weit und breit, wir sind mutterseelenallein inmitten der weiten Natur. Hier Pferde, da weiße Schafe mit schwarzen Köpfen. Keine Berge mehr, viele Grasbüschel und Sträucher. Dann wieder hohe, braune Schotterberge. Wir befinden uns im Keetmannskoop District. Heute geht es ewig weit. Entlang an einem verlassenen Bahngleis. Ab und zu steht ein Schild am Gleis mit irgendwelchen deutschen Ortsnamen drauf. Keine einzige Siedlung weit und breit, kein einziges Haus. Wir müssen lachen, weil wir nicht glauben können, dass hier ein einziger Mensch aus dem Zug steigt, denn hier ist ja weit und breit nichts außer Natur. Wohin laufen die Menschen, die hier aus einem Zug steigen? Wir sind wirklich verdutzt und amüsieren uns köstlich darüber. Vereinzelt fahren wir über ausgetrocknete Flussbetten.

Etwa 30 km vom Fishriver Canyon entfernt, begegnen wir einem Dick-Dick, eine Miniantilope. Dann 3 schöne Springböcke in wunderschönes Licht getaucht. Nach ca. 400 km langer Fahrt kommen wir am späten Nachmittag am Camp Hobas nahe des Fishriver Canyon an. Dies soll der südlichste Punkt unserer gesamten Reise sein. Bei einer schwarzen Afrikanerin bezah- len wir unseren Stellplatz, fahren einmal um den Zeltplatz herum und halten an einem Platz mit Mülleimern und Wasserhahn an. Einige Bushcamper mit ihren Dachzeltaufbauten haben sich hier schon niedergelassen. Zelt aufbauen, Bettdecken hoch. Werner kocht Reis mit Zwiebeln, dazu essen wir Pastasalat und trinken unseren mitgebrachten Rotwein. Mmh, lecker. Wir haben Hunger. Eine große Touristengruppe kommt erst im Dunkeln an, packt neben uns aus und fängt an lauthals das Essen vorzubereiten. Unser Stellplatz hat sogar eine Sitzbank. Darauf lässt es sich hervorragend in den gigantischen südlichen Sternenhimmel blicken und zugleich eine Dose unseres Windhoek Draught Biers trinken. Unzählige leuchtende Sterne, sogar die Milchstrasse ist zu sehen. Schön! Im Waschraum des Camp gibt’s Katzenwäsche. Oben im Zelt stellen wir uns den Wecker auf 5 Uhr, weil wir morgen früh zeitig aufstehen und unbedingt das schöne Licht der aufgehenden Sonne am Fishriver Canyon sehen wollen.

Samstag, 29.09.07
20 nach 5 Uhr - Aufstehen. Werner sagt, dass unsere Zeltnachbarn gestern Abend noch ziemlich lange laut waren. Am frühen Morgen hat er sogar einen Schakal heulen gehört. Der morgendliche Sternenhimmel ist nun ein anderer als gestern Abend. Schnell Zähneputzen gemeinsam im Damenwaschraum, Zelt einpacken und los geht’s zum Canyon, dem südlichsten Punkt unserer Urlaubsreise. Wir sind die Einzigen, die den Campingplatz so früh verlassen, alle anderen schlafen noch. Es ist noch immer dunkel, als wir am Fishriver Canyon ankommen. Die Sonne geht hinter uns im Osten nur ganz langsam auf und der Canyon ist noch in dunkles Licht getaucht. Sehr zu unserer Verwunderung sind wir hier mutterseelenallein. Keiner weit und breit. Werner stellt seine Filmkamera aufs Stativ, die nun den kompletten Sonnenaufgang im Canyon filmt. Der Wind ist kalt, wir frieren und ziehen uns Hose und Pulli an. Werner hat Recht: Die aufgehende Sonne taucht den Canyon in schönes rötliches Licht. Nach und nach bekommt er die schönsten Farben durch die Sonnenstrahlen. Werner macht Frühstück auf der Steinmauer: Spiegeleier, Brot, Salami und Käse und Nescafé im Stehen. Viele schwarze Vögel mit orange roten Augen und rabenschwarzem Gefieder nähern sich unserem gedeckten „Frühstückstisch“ und picken frech Brotkrumen und Knäckebrot auf. Werner hält ihnen ein Stückchen Käse hin und sie sind so zahm, dass sie ihm sogar aus der Hand fressen. Als wir mit unserem Ei fertig sind, picken sie sogar die Reste aus der Pfanne heraus. Ein kleines Stück fahren wir am Rande des Canyon entlang, steigen noch mal aus und filmen ins Tal hinunter.

Welch ein Anblick! Wir sind überwältigt! Dann weiter an einen anderen Aussichtspunkt. Nach ausgiebiger Besichtigungstour beschließen wir nicht mehr an den Campingplatz zurück zu fahren, weil wir heute noch eine weite Strecke zurücklegen müssen. Das schmutzige Geschirr packen wir einfach so ins Auto ein und auf Duschen und Gesicht waschen verzichten wir heute gänzlich. Etwa 400 km weit wollen wir bis zur südafrikanischen Grenze. Dort haben wir vor direkt auf einem Campground neben einer Lodge zu schlafen um morgen zeitig die Grenze nach Botswana zu übertreten. Der Grenzübergang Two Rivers ist nur von 8 Uhr bis 16 Uhr offen. Wir kommen an einer Bahnstation mit dem Schild „Grabwasser“ vorbei. Vor Grünau sehen wir eine Rotschopf Trappe, die laut unserem Tierbuch wohl eher selten ist. Werner sieht eine Fuchsmanguste mit buschigem Schwanz. In Grünau tanken wir. Ab hier fahren wir wieder auf der Teerstrasse. Kleine Karasberge - große Karasberge. Richtung südafrikanischer Grenze Richtung Arorab auf der C26 entdecken wir mehrere Klippschliefer, die über die Felsen laufen und sogar die Schotterstrasse überqueren. Hier begegnen wir sogar zwei Mufflons. Plötzlich steht ein Kudu da uns schaut in unsere Richtung. Wir fahren extra ein Stück zurück und filmen wie er den Berg hinaufläuft und hinter den Büschen verschwindet. Werner filmt einen Klippschliefer, der sich völlig unbeobachtet wähnt und meint, er sei hier ganz alleine. Putzig schaut der süße, kleine Kerl Werner an und bemerkt gar nicht, dass Werner ihn filmt. In Aorab tanken wir und füllen drei Benzinkanister mit Benzin voll und zahlen 55 € für 90 Liter. Es ist 14 Uhr 30 und heiß.

 

In Rietfontein überqueren wir die Grenze nach Südafrika. Hier müssen wir kurz ein Immigration Formular ausfüllen. Die namibische Polizei lässt uns ohne weiteres ausreisen. Auch Südafrika ein paar Meter weiter, lässt uns nach kurzer Passkontrolle durch. Auf der miserablen Wellblechpiste haut’s uns die Achsen um die Ohren. Dann beginnt plötzlich beste Teerstrasse. Wer hätte das gedacht? Wieder sind wir mutterseelenallein. Keiner scheint diese Grenze freiwillig überqueren zu wollen. Es geht vorbei an trostlosen Häusern und Pferdekarren. Nach einer Weile beginnt nach der guten Teerstrasse wieder schottrige Holperpiste. Wir durchfahren eine Salzpfanne deren Boden mit einer Salzkruste überzogen ist. Kurz vor dem Mopolo Camp, wo wir heute übernachten, sind trostlose, einfachste Wellblechhütten umgeben von allerhand Abfall: Plastiktüten und Blechdosen liegen hier rum.  Wir biegen in die Zufahrt zur Mopolo Lodge ein: Eine elegante Lodge mit Pool und schöner Bar-Terrasse, gepflegter Gartenanlage und einer Tankstelle. An der Rezeption hängen Tierfelle und Hörner. Als Steffi hier nach dem Preis für einen Autostellplatz fragt, schaut die schwarze Südafrikanerin gelangweilt und lustlos drein und erklärt, dass man nur mit südafrikanischen Rand oder Visa Karte bezahlen kann. So beschließen wir hier zu bleiben und am nächsten Morgen einfach nicht zu bezahlen. Schließlich verdient die Lodge genügend an ihren Lodge Gästen und ist auf unser kleines Geld wirklich nicht angewiesen. Auf einem kleinen Rundgang durch die Campinganlage sehen wir schöne singende Pfauen, Ziegen mit Schlappohren, eine Fuchsmanguste, einen Gelbschnabeltoko und wunderschöne rote Vögel. Wir duschen uns in der für unsere Begriffe recht komfortablen Duschanlage. Bei dreifarbigen Pasta mit Tomatensoße und Windhoek Draught Bier aus der Dose genießen wir den wunderschönen Sternenhimmel.