Dienstag, 23.10.07
Sogar noch morgens hören wir die Löwen brüllen. Es ist noch nicht hell und wir hören die Wiener wegfahren. Wahrscheinlich mal wieder vor ans Wasserloch zu den Elefanten. Heute soll’s nach Kasane gehen. Nach der Dusche frühstücken wir Indianerbrot mit Erdbeermarmelade und Nescafé. Auch die Gackelhühner und Eichkätzchen kriegen was ab. Die Wiener kommen angefahren. Werner gibt ihnen die Koordinaten von den beiden Geparden. Sie erzählen uns, dass sie noch bis 11. Dezember hier bleiben und dann nach Johannesburg zurückfahren. Sie haben ein Satellitentelefon im Auto und telefonieren täglich mit ihren Kindern zu Hause. Nach dem Geschirrspülen und Zusammenpacken fahren wir noch mal hoch zu den Wienern um uns von ihnen zu verabschieden. Er erzählt uns, dass der Kölner heute Nacht den Löwen zu uns vorlaufen sehen hat. Wir überlegen uns was die Wiener wohl beruflich machen, weil sie so lange in Botswana sind und so viel Kohle haben. Sie geben uns ihre Visitenkarte mit. Später, zuhause sehen wir im Internet, dass es professionelle Tierfotografen sind. Wir fahren Richtung Kasane. Es beginnt eine recht holprige hohe Sandpiste mit Tiefsandpassagen. Die Landschaft durch die wir fahren ist sehr vielseitig und abwechslungsreich.

 

Lange Zeit fahren wir durch sehr hohen Sand und es besteht leicht Gefahr, dass man sich eingräbt. Das wäre genau das Richtige für unsere Schweizer. Da könnten sie sich einige Male gut eingraben ;-). Am Ausgangsgate muss Werner sich wieder aus dem Buch austragen. Hier am Gate steht ein Kondomautomat und davor liegen ein großer Knochenschädel von einem Büffel und andere Knochen. Ein Foto muss unbedingt hier noch gemacht werden. Weiterfahrt. Jetzt kommt ein Schild mit „Chobe Forest Reserve“. Auch hier wieder Elefanten und Elefantenspuren. Wir haben einen weiten Blick von der breiten Sandpiste auf den Chobe Forest. Es folgt eine hügelige Landschaft. Wir passieren kleinere Dörfer. In einem der Nester stehen schöne blühende Bougainville Bäume. An den Chobe River Sümpfen sehen wir weiße Löffelenten und Marabus. Hier stehen viele dichte Schirmakazien und dazwischen liegt Elefantenmist.

Ein Auto kommt uns auf dem Schotterweg entgegen und ein kleiner Stein fliegt uns schlagartig gegen die Windschutzscheibe. Zum Glück haben wir die Versicherung abgeschlossen. Nach 110 km Piste kommen wir an der Teerstrasse an. Luft rein in den Reifen und Umstellung auf 2H. Hier steht ein Schild wie viel Kilometer es nach Sambia und nach Simbabwe sind. Wir fahren weitere 60 km bis nach Kasane. Links und rechts der Straße erspähen wir Elefanten. Vor Kasane sind viele angebaute Bananenfelder und Kohl. In Kasane gehen wir zu einem Touristenoffice um uns zu erkundigen was der Eintritt in den Park kostet, doch die junge Schwarze dort hat keine Ahnung und die anderen sind gerade alle beim Mittagessen. Wir fahren weiter nach Kazalunga. Dort entdecken wir einen kleinen Reifenservice. Der Zigaretten rauchende Typ hier sagt uns dass der Reifen kaputt sei und will einen kühlen Soft Drink von uns. Er schickt uns zum modernen Maxiprest Reifendienst. Dort wird uns sachkundig ein runderneuerter Reifen für ca. 75 € montiert. Der Monteur freut sich über die Dose Bier von Werner. An der Tankstelle gibt’s Diesel erst in 30 Minuten. Das dauert uns zu lange bei 40 Grad Hitze und so fahren wir wieder zurück nach Kasane. Im Audi Craft Centre gelingt es uns endlich Botswana T-Shirts zu kaufen. Danach schnurren wir in den verschiedenen Souvenirläden dort herum Es gibt viel Kruscht und Kitsch. Wir fahren zur Chobe Safari Lodge. Ein dicker Typ erklärt uns, dass es von hier 15 km bis zum Chobe Entrance seien.

 

Wir fahren zum Chobe Entrance Gate, da wir für morgen das Camp Ihaha buchen wollen. Schon nach 5 km aber sind wir da. Von wegen 15 km! Der freundliche Offizier dort verspricht uns für morgen die Reservierung des Campground für 40 €. Das Gate ist auch wieder ab 5 Uhr 30 geöffnet. Zurück nach Kasane zum Geldwechseln ins Bureau de Change. Im Bottlestore daneben kaufen wir erstmal ein kühles Cola light, Saft und eine Flasche Rotwein Nederburg Pinotage. Daneben kauft Werner 20 Liter Trinkwasser, Brot, Äpfel und Kekse. Weiter zur Shell Tankstelle in Kasane, die leider wegen Umbauarbeiten geschlossen ist. Also reiten wir erneut nach Kazalunga an die Tankstelle wo es auch hier ein kurzes Chaos gibt. Schließlich klappt’s doch noch in der Knallhitze an Benzin zu kommen. Typen aus Sambia tanken hier gleich fässerweise. Nach 2 km endlich Ankunft in der Kubu Lodge am Camp Site direkt am Chobe River. Kubu heißt übersetzt Hippo. Werner kauft im Shop der Kubu Lodge noch ein schönes T-Shirt. Hier am Camp Site gibt es eine passable Duschanlage. Wir machen uns Nudeln mit Chilisoße und Tomaten aus der Dose und trinken Rotwein Nederburg Pinotage. Der geschwätzige, schwarze Mr. Snake kommt und sagt er beschützt uns vor thieves.

 

Mittwoch, 24.10.07
Steffi wacht auf, weil Werner nicht schlafen kann. Hähne krähen und Hunde bellen. Werner holt das Handy raus und schaut auf die Uhr: Es ist 4 Uhr 30. Die Hähne und Hunde machen ganz schön Lärm. Werner meint, bleiben wir noch ½ Stunde liegen und stehen wir dann auf. Mr. Snake, der Dieb-Bewacher ist morgens wieder da. Ohne Frühstück, nur Zähneputzen im Waschraum fahren wir zum Chobe Sedudu Entrance Gate und sind dort kurz nach 6 Uhr. Dort stehen jede Menge Jeeps mit Touris beladen aus den umliegenden Lodges. Wir fahren durchs Gate und sehen erst einmal nur kahle Bäume und Büsche ohne Blätter und ohne jegliches Grün und viel braune Erde. Plötzlich wird alles ganz grün. 

Wir denken, fahren wir doch einfach den Touri Jeeps hinterher, die werden schon wissen wo sich die meisten Tiere aufhalten und wir brauchen uns die Mühe gar nicht zu machen und zu suchen. Wir sehen Zwergbienenfresser und einige Fischadler. Wir fahren unten entlang an der Chobe River Front. Dort sind jede Menge Jeeps mit Touris beladen. Die Japsen auf den Jeeps tragen alle Mundschutz. Wir kichern, weil in Großstädten wie Tokio viel mehr Schmutz und Staub in der Luft ist als hier Staub aufgewirbelt wird beim Durchfahren der Sandpiste. Viele Elefantenherden sind am Wasser und einzelne kleinere im Gestrüpp. Wir kommen an ein Schild „Chobe Game Lodge – private Road“. An einem Picknick-Platz halten alle Jeeps an und die Touris steigen aus. Von hier hat man einen tollen Blick nach unten auf den Chobe River. Werner steigt aus und filmt Hippos im Wasser. Wir sehen ganze Vogelzüge am Himmel. Jede Menge Elefanten gibt’s zu sehen, auch ganz kleine sind dabei, die sich genüsslich im Schlamm suhlen. Viele bunte Vögel. Weiter als bis hierher fahren die Touri Jeeps nicht. Klar, die Japsen haben nun Hunger und möchten zurück ins Hotel an das Frühstücksbüffet, zwei Stunden Natur – das macht Appetit ;-) Also tuckern wir wie gewohnt ab hier alleine durch die Landschaft.

Wir gelangen an einen Sumpf, wo Werner plötzlich ein Krokodil im Wasser entdeckt. Nein, es ist doch kein Krokodil, sondern ein gewaltiger ausgewachsener Waran, der sich hier am Wasser auf dem Schilf entlang schlängelt. Auf dem gegenüberliegenden Chobe River spitzen Schlangenhalsvögel und Fischreiher auf Baumstümpfen nach Beutefischchen. Die Bäume sind hier total kahl und leer geschoren vom vielen hohen Wasser. Wir entdecken ein Impalaskelett, einen Büffelschädel mit Hörnern und einigen Knochen. Hier gibt es Büffelherden. Am Serondela Picknick Platz darf man das Auto verlassen. So frühstücken wir ganz alleine unter einem knorrigem, verzweigten Baum Hefezopf, Corned Beef, Marmelade und Kaffee. Eine Meerkatze beobachtet uns vom Baum aus immer bereit sich etwas von uns zu klauen. Oben in den Ästen liegen Reste eines Impalafells und Gefieder. Wahrscheinlich die Beute eines Leoparden. Die Kölner im roten Toyota Jeep fahren vorbei. Die Meerkatze ist ganz lieb und sie bekommt Knäckebrot von uns. Zwei schöne kleine gelbe Vögel springen von Ast zu Ast. Ein 1 Meter langer Waran schlängelt sich auf dem Baum entlang. Der Franzose aus Südafrika mit seiner Freundin aus Nebraska – die beiden, die uns zum Geparden Riss geführt hatten – tauchen auf und bemerken: „Elephants are visiting you“. Wir plaudern ein bisschen mit den beiden. Er ist Franzose und Guide in Südafrika. Wir machen gegenseitig Fotos von uns mit dem Elefanten im Hintergrund. Um 12 Uhr fahren wir weiter. Werner filmt einen Kormoran. Wir kommen an einem stinkenden Ellipsenantilopenkadaver vorbei. Jede Menge Geier stürzen sich gierig und gefräßig schreiend auf ihn. Viele Aasfliegen umgarnen den Kadaver. Das tote Tier stinkt ganz fürchterlich. Wir haben den beizenden Verwesungsgeruch in der Nase, der Gestank dringt sogar durch die geschlossenen Scheiben ins Auto. Pfui, stinkt das! Steffi animiert Werner zum Weiterfahren. Ein Jeep kommt uns entgegen und der Typ sagt zu Werner auf Englisch, dass dort vorne ein Löwe liegt. Werner sagt scherzhaft, dass der Löwe dort liegt, wo „a very bad smell“ ist. Der Typ sagt nur: „You will see an animal“.

Tatsächlich, eine stattliche, kräftige, gesund aussehende Löwin liegt auf dem Boden nur ein paar Meter von dem stinkenden Tierkadaver entfernt. Die Geier stehen regungslos ein paar Meter davon in sicherer Reichweite entfernt. Wir bleiben eine ganze Weile mit dem Auto hier stehen und beobachten die schöne Löwin. Sie blinzelt ein paar Mal zu uns rüber und blickt sich ein paar Mal um, so als ob sie auf etwas warten würde. Willig lässt sie sich von Werner filmen. An der gut 45 km langen Piste zwischen dem Chobe Gate und dem Ngoma Gate entlang der Chobe River Front führen zahlreiche lohnenswerte Loops zu den saisonal überfluteten Grasländereien am Fluss, die in der Trockenzeit einige der besten Wildbeobachtungsmöglichkeiten in ganz Afrika bieten. Der Reichtum an Wildtieren und Vögeln ist überwältigend. Die Wiesen sind grün, der Chobe River schlängelt sich idyllisch zwischen den Bäumen durch. Wir fahren nun noch ca. ½ Stunde Richtung Ihaha. Da wir noch mal ganz zurück wollen zum Water Cart Loop, beschließen wir nun umzukehren. Wir nehmen dazu eine Piste, die oberhalb der River Side verläuft. Dort sehen wir ein seltenes Rappenantilopen Männchen mit dunklem Fell und jede Menge Büffel aus nächster Nähe. Mit ihren riesigen Glupschaugen starren uns die hässlichen großen Büffel aus nächster Nähe fast regungslos an. Sie liegen hier unter den Büschen und warten auf die Dämmerung um an den Chobe River zu stapfen. Bei einer Gruppe Elefanten schleichen wir ein bisschen zu langsam vorbei, so dass uns die Elefantenkuh mit lautem Trompeten verscheucht.

 

Wir fahren zurück Richtung Sedudu Gate und sehen dabei viele Elefantenherden. Die Elefanten suhlen, baden und spritzen im Schlamm. Wieder begegnen wir dem Südafrikaner der zu uns „dead elephant“ murmelt. Aber nach dem suchen wir nun nicht. Hier auf dem Weg steht am Gebüsch ein Jeep und die Touris knipsen wie wild in eine Richtung. Aha, nun sehen wir es auch: Hier liegt eine Löwin mit Halsband und scheint sich im Schatten des Gebüschs gerade auszuruhen. An einem Tümpel stehen ca. 50 Reiher, die wie Marabus aussehen und sich Fische rauspicken. Wir fragen uns ob denn da überhaupt noch Fische drin sein können. Eine ganze Elefantenherde badet im Wasser, bewirft sich mit Schlamm und staubt sich danach voller Wonne ein. Sogar ein Krokodil schwimmt im Wasser. Wir sehen hier am späten Nachmittag wirklich viele, viele Tiere. Es lohnt sich sehr so spät noch herumzufahren. Die Abenddämmerung hat begonnen. Es ist mittlerweile 18 Uhr und eine riesige Büffelherde zieht ins Land hinein in die Ferne eine große Staubwolke hinter sich lassend. Wir wollten um diese Uhrzeit eigentlich schon längst unterwegs sein zum Ihaha Camp. Doch der große besondere Tierreichtum hier hat uns heute mal etwas langsamer vorwärts kommen lassen. Wir fahren weiter und sehen jede Menge Büffel auf der rechten Seite. Vor uns parkt ein Auto. Es sind die Italiener, die wir schon einmal unterwegs gesehen haben im Park als wir von der Geparden Beobachtung zurückkamen. Gebannt starren sie links ins Gebüsch hinein. Und siehe da dort liegt ein Leopard mit wunderschönen glänzenden Augen unter einem Busch.

Was für ein Glück wir heute haben! Einen Leoparden bekommt man nur sehr selten zu Gesicht. Er hat ein tolles glänzendes Fell und einen geschmeidigen Körper. Langsam erhebt er sich und begibt sich scheu und äußerst vorsichtig auf den Weg vor uns in Richtung Büffel, macht aber dann sofort wieder kehrt, um sich unter den nächsten Busch im Gebüsch zu legen. Er kümmert sich überhaupt nicht um uns und scheint regelrecht durch uns hindurchzublicken. Jeden-falls können wir ihn so in seiner ganzen Pracht bestens fotografieren. Bestimmt ist er auf Beutesuche und möchte sich einen Büffel von da vorne schnappen. Vielleicht wartet er bis es vollkommen dunkel ist, um sich dann sicher aus seinem Versteck zu schleichen, damit ihn auch ja kein Büffel bemerkt.

 

Werner drängt zum Weiterfahren, denn schließlich haben wir noch eine ganze Meile bis zum Ihaha Camp zu fahren. Er hat Recht, wir müssen uns ganz schön sputen. Der Weg hat schließlich wie immer viele Löcher, ist uneben und bei Dunkelheit sehen wir hier kaum etwas. Sollten wir hier in ein Loch einsinken, na dann Halleluja und gute Nacht! Wir sind überwältig von der einzigartigen Abendstimmung im Busch. Wer hätte das gedacht, dass wir am Abend so viele Tiere zu Gesicht bekommen? Wir haben heute auch viele Warzenschweine gesehen, die nicht gleich scheu vor uns davongelaufen sind wie sonst immer. Die Touri Jeeps sehen so etwas nicht. Der Himmel hat sich vom Abendlicht rot verfärbt. Auf der rechten Seite staubt die Landschaft von der Büffelherde, die ins Land einzieht. Laufend sehen wir Elefanten im Gebüsch und am Fluss. Wir müssen uns umständlich den Weg mitten durch eine große Büffelherde bahnen. Umringt von vielen Büffeln, glotzen sie uns mit ihren großen Augen an. Werner schaltet vorsichtshalber die Autolichter aus, damit die Büffel von den Scheinwerfern nicht geblendet werden und auf uns zugehen.

Die Büffel sind zwar vertraut mit Mensch und Auto, aber Scheinwerferlicht kennen sie nicht. Die Tiere können ganz schön aggressiv sein, wenn es sein muss. Aber sie weichen schön brav links und rechts zur Seite. Marabuähnliche Vögel sitzen auf Bäumen ganz oben in der Baumkrone. Auch sie verziehen sich nachts zum Schlafen an eine geschützte Stelle. Die einen flüchten also auf einen Baum und die anderen ziehen vom Chobe River weg ins weite Land hinein. Während unserer Fahrt sehen wir in der Ferne einige Blitze. 

 

 

Der Himmel hat sich dort durch den Regen und das schlechte Wetter verdunkelt. Hoffentlich kommen wir noch bei Trockenheit im Camp an, denn schließlich ist es kein Vergnügen bei Dunkelheit im Schlamm fahren zu müssen. Es ist stockdunkel, als wir im Ihaha Camp ankommen. Das Camp hat ein Tor mit einem Willkommensschild. Wir suchen unseren Reserve Stellplatz und fragen einen Typ mit Schweizer Akzent ob er weiß wo der ist oder wo wir uns sonst noch hinstellen können. Am Schild CI-7 meint Werner, wir sollten zuerst essen und danach das Zelt aufschlagen, denn dann können wir immer noch wegfahren, falls jemand kommt, der Stellplatz Nr. CI-7 gebucht hat. Während wir kochen, tauchen Elefanten unten am River auf. Sie grasen das Gelände hier ab und bewegen sich langsam auf uns zu. Es gibt zum Abendessen Gartengemüse mit Sojarisotto und dazu trinken wir den letzten Rest Rotwein Nederburg Pinotage, den wir im Bottlestore in Kasane gekauft hatten. Werner ist schon fertig mit seinem Teller als die Elefanten schon so langsam auf unserem Terrain sind und Werner auf die Autotür deutet. Wir setzen uns vorsichtshalber mal besser ins Auto und Steffi isst dort ihren Teller fertig. Die Elefantenherde trottet gemächlich am Auto vorüber. Als wir sehen, dass die Luft rein ist, setzen wir uns wieder raus. Die Elefanten ziehen weiter. Ob wir wohl diese Nacht Löwen hören werden? Es ist wieder heiß oben im Zelt und zum Glück haben wir die Moskitofenster.

Donnerstag, 25.10.07
Früh am Morgen fängt es zu regnen an. Ca. 6 Uhr 20 stehen wir auf. Der Regen hat aufgehört und die Erde ist feucht. Wir frühstücken einen leckeren Kaiserschmarrn mit Nescafé. Danach Duschen und Haare waschen. Unsere selbstgemachte Duschmatte haben wir leider wahrscheinlich im Savuti Camp liegen lassen. Um 9 Uhr verlassen wir das Ihaha Camp. Am Ausgangstor sehen wir niemand, also fährt Werner durch ohne anzuhalten. Doch der (versteckte) Wärter in seinem Häuschen haut mit seinem Locher auf den Tisch und schreit uns nach. Wir fragen uns was das soll mit dem blöden ins-Buch-ein-und-austragen. Das müssen wir doch eh am Ausgangsgate machen und die Erlaubnis zeigen. Gleich neben dem Camp sehen wir eine dünne, ca. 30 – 40 cm lange silbrige Schlange.

Ein paar Zwergmangusten spielen nur ein paar Meter vor uns. Kurz nach dem Verlassen des Camp wird der Tierreichtum weniger. Die Erde hier ist rötlich braun und die Sträucher alle trocken und ohne Grün. Wir entdecken auf ein paar Steinen in der Sonne einen etwa 2 m langen Felswaran. Dann eine große Zebraherde rechts am River, die wir schön von erhöhter Position aus filmen können. An der Ngoma Bridge reisen wir aus Botswana aus. Die schwarzen Beamten hier lassen uns Ausreiseformulare ausfüllen und wir müssen unsere Pässe vorzeigen. Werner fragt: „Do you have a pencil?“ Die Schwarze hinterm Immigration Schalter sagt gelangweilt „No“ ohne Werner anzuschauen. Werner steckt die Pässe in seine Hosentasche und sagt “I don’t have a pencil“. Sie gibt Werner einen Kugelschreiber. Warum nicht gleich so? Hier geht’s ziemlich lässig und locker zu. Keiner hat Lust zu arbeiten. Hinten an der Wand hängt ein Poster „ Kabinett Botswana 2005“ mit den Köpfen der Minister drauf. Ein paar Meter weiter kommt die Grenzbehörde für die Einreise nach Namibia in der Caprivi Region. Auch hier wieder müssen wir ein Formular ausfüllen und die Pässe vorzeigen in die ein Stempel aufgedruckt wird. Werner tankt das Auto und wir schmunzeln über zwei junge Namibianer, die von Hand ein Auto im Car Wash Center der Tankstelle waschen. Wir haben noch 56 Pula übrig und Werner kauft davon noch ein paar Kekse, Corned Beef und etwas zu trinken in einem kleinen Geschäft.

 

Vorbei am Schild „Thank you for visiting Namibia Caprivi Region“. Während unserer Fahrt auf der schnurgeraden Teerstrasse fällt uns auf, dass der Piepser am Auto nicht mehr funktioniert. Werner freut sich, dass er nun endlich kaputt ist und nicht mehr nervt. Er hat uns ab 80 km/h Geschwindigkeit gewarnt, dass wir nicht schneller fahren sollen. In Katima Mulilo haben wir den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Ab jetzt geht es nur noch südlich. Wir fahren den Caprivi Stripe auf der Teerstrasse B8 entlang. Ein Schild „Elephants – 80 km“ – keiner fährt hier 80 km! Links und rechts von uns sind die Bäume und Sträucher alle grün, weil wir hier weit nördlich sind und es hier schon mal öfter regnet. Rechts sehen wir Regenwolken über Angola. Die angolische Grenze ist in der Nähe. Am rechten Straßenrand werden hölzerne Elefanten verkauft. Die ewig lange Teerstrasse führt schnurstracks eintönig gerade aus. Manchmal halten wir am Straßenrand an Picknick Stellen unter Bäumen für eine Pause an. Wir fotografieren ein schönes hohes Zwiebelgewächs am Straßenrand und kommen schließlich am Fluss Okavango vorbei. Werner fährt zum Popa Falls Resort in Divundu. Dort steht ein vollgekiffter Schwarzer am Tor und lässt Werner wieder mal in ein Buch eintragen. Diesmal müssen wir sogar unsere Arrival Time mit eintragen. Nachdem Werner gefragt hat wie viel Uhr es ist und der Schwarze die Uhrzeit nicht wusste, sagt Werner er hat auch keine Uhr und trägt einfach 10 Uhr ein. Was spielt das schließlich für eine Rolle? Der neugierige, zugekiffte Schwarze lacht und lässt uns durch Gate fahren. An der Rezeption des Resort die übliche gewohnte Vorgehensweise: Ins Buch eintragen und das Registrierungsformular ausfüllen. Werner schreibt irgendeine beliebige Passnummer ins Buch. Wen juckt das schon? Unten am Campingplatz am Flüsschen steht nur ein Toyota Hilux und ein junger Typ bereitet gerade das Essen für die Gruppe von Leuten zu.

 

Das Fleckchen Erde ist äußerst idyllisch und natürlich. Hier lässt es sich aushalten im schönen Grün. Das Okavango Flüsschen fließt durch den Campingplatz. Ein älterer Schwarzer kommt auf uns zu und zeigt uns den Weg zu den Popa Falls. Wir müssen über Steine klettern und über schönen, ganz weißen Sand zu den Popa Falls laufen. Hier fließt der Fluss Okavango ins Okavango Delta. Kaum zu glauben, dass dieser Fluss hier das Okavango Delta bildet. Auf dem Rückweg wird Steffi beinahe von einer Kuh angegriffen, die hier nur vorbeilaufen will. Ängstlich ruft Steffi „Werner …„. Wir setzen uns auf die Holzbank am Campingplatz neben unserem Auto, trinken eine Flasche Black Label Bier, blicken auf das schöne grüne Schilf im Flüsschen vor uns, schauen uns auf dem GPS ein paar Fotos an und genehmigen uns die letzte Dose Windhoek Draught Bier. Eine ganze Ameisenkolonie befindet sich auf dem Boden vor unseren Füssen und belagert uns. Jemand hat schon einen ganzen Backpulverkreis hier ausgestreut. Irgendwie stinkt es hier komisch. Wahrscheinlich kommt der Gestank aus den Mülltonnen. Doch die sind völlig leer, also muss der komische Geruch wohl von irgendwelchen Blättern oder Früchten hier kommen. Ein KEA Auto kommt und stellt sich direkt neben den Toyota Hilux mit den 3 jungen Typen, die Kartoffeln kochen. Die beiden trinken mindestens 2 Flaschen Wein und sie sitzt leicht bekleidet und er mit nacktem Oberkörper da und sie raucht. Wissen die denn nicht, dass hier ein malariagefährdetes Gebiet ist? Wir haben heute mal keine Lust zu kochen und hinterher das Geschirr zu spülen. Wir haben eh nur noch die Reisbällchen vom Aldi und die heben wir uns besser für was anderes auf. Werner hat oben im Restaurant gefragt ob wir hier Abend essen können und erfahren, dass ab 18 Uhr geöffnet ist. Als wir uns um 18 Uhr an einen Tisch im Freien setzen, sind wir die einzigen Gäste im Restaurant. Wir schauen auf die Speisekarte und bestellen uns Game Filet und eine Flasche kühles Wasser. Man serviert uns Kudu Steak mit Pommes und Salat. Steffi hat anfangs so ihre Zweifel mit Kudu Fleisch, weil sie so was noch nie gegessen hat und Werner erklärt ihr, das sei auch nichts anderes wie Schwein und Rind bei uns und schmeckt wie unser Wildfleisch. Es schmeckt wirklich vorzüglich und lecker. Werner meint, dass unser Kudu Steak bestimmt von einer Kudu Farm stammt wo Kudus gezüchtet werden.

Freitag, 26.10.07
Steffi muss mitten in der Nacht auf die Toilette, Werner gibt ihr die Stirnschlampe mit, doch schaltet sie nicht an und ist wieder mal sehr leichtsinnig, zumal es doch hier Skorpione und Schlangen geben könnte! Wir sind die einzigen, die frühstücken, der ganze Campingplatz schläft noch. Es gibt Toastbrot, Corned Beef und Kaffee. Werner filmt einen großen Graueisvogel, der auf einem Baum sitzt und sich einen Frosch schnappt. Die Baumstämme neben uns sehen so aus, als seien sie mit Schrauben bestückt. Die zwei KEA-Deutschen sind nun auch endlich aufgestanden – sie hustet und er hängt schon wieder seinen fetten nackten Bauch heraus. Gegen 8 Uhr verlassen wir den Campingplatz. Wir tanken und Werner schenkt ein paar Kindern unsere Biskuits. Wir befinden uns ganz in der Nähe der angolischen Grenze, etwa 3 km davon entfernt. Immer geradeaus geht es auf der Teerstrasse und ab Rundu Richtung Süden. Werner hupt in regelmäßigen Abständen, damit die Kühe uns nicht ins Auto rein laufen. Wir halten am Straßenrand an, weil wir ein paar wenige strohgedeckte Hütten sehen wo Wäsche im Wind flackert und ein wunderschön orange rot blühender Baum steht. Hier haben ein paar schwarze Arbeiter auf der anderen Straßenseite blaue Arbeitsanzüge an und Helme auf und sind mit Pflanzenspritz Maschinen ausgestattet. Wenige Meter weiter sieht Werner plötzlich eine Schlange auf der Strasse liegen und dreht mit dem Auto wieder um. Tatsächlich, da liegt eine große, lange Schlange regungslos mitten auf der heißen Teerstrasse. Sofort schauen wir in unserem Buch nach um welche Schlange es sich da handelt.

Es ist eine mindestens 2 m lange Schwarze Mamba, sehr gefährlich. Sie ist am Hals ganz platt und scheint schon halbwegs tot zu sein. Wahrscheinlich wurde sie überfahren. In Rundu tanken wir wieder. Der Tankwart spricht gutes Deutsch und sagt zu Werner „Öl und Wasser ist ok, Dankeschön“. Rundu hat ein eigenes Autokennzeichen: RU und scheint ein größeres Nest zu sein. Wir sind bis jetzt die ganze Zeit am Grenzfluss zu Angola entlanggefahren und rechts geht’s weg zur angolischen Grenzstadt. Kurz nach Rundu kommt ein Stopp Schild mit einer Schranke an der wir anhalten müssen. Zum ersten Mal will eine Polizistin Werners Führerschein sehen und schreibt sich unsere Autonummer auf. Ab jetzt fahren wir Richtung Süden. Orangen liegen am Straßenrand zum Kaufen bereit. Doch es gibt weit und breit keinen Verkäufer. Holzspielzeug, Holzelefanten und Holzgiraffen werden am Straßenrand angeboten. Wir fahren nach Grootfontein. An einem Picknick Platz unterem Baum halten wir an und Werner genehmigt sich das Hot Chili Corned Beef mit Brot und Steffi trinkt eine Dose Lager Bier. Unterm Baum liegt ein großer Käfer auf dem Rücken und strampelt verzweifelt wie wild. Mit einem Ast vom Baum helfen wir dem armen Kerl wieder auf die Beine. Doch kaum steht er auf seinen Beinen, kippt er wieder auf den Rücken und fängt wieder an zu strampeln. Also wenden wir ihn wieder um und schwupp die wupp fällt er wieder auf seinen Rücken. Na, was für ein dämliches Viech! Ein letztes Mal helfen wir ihm auf die Beine. Doch vergebene Liebesmüh: Der blöde Käfer kippt sofort wieder auf seinen Rücken. Na dann halt nicht! Dann soll er in der Hitze dem Verderb geweiht sein! Werner sagt, soll ihn doch ein Vogel fressen. Da hinten ist bestimmt ein Toko, der ihn sich holt.

 

Wir schauen auf unsere Namibia Landkarte und auf Werners Internet Liste wo wir heute Nacht übernachten können. Wir beschließen in Otavi oder Otjivarongo zu nächtigen. Auf unserer Weiterfahrt beginnt nun Farmland mit Tierzäunen. Wir vertreiben uns die Zeit im Auto mit Rüdiger Hoffmann vom X-Drive. Richtung Süden wird die Landschaft immer trockener. Die Sträucher und Bäume haben keine Blätter mehr. Die letzte Stadt Rundu, durch die wir fuhren ist schon wieder kilometerweit weg von der Teerstrasse wo wir jetzt fahren. Hier ist weit und breit nichts – nur eine endlose Strasse mit einer Fata Morgana vor uns. Uns kommt es vor wie das Ende der Welt. Ein Kudu steht am Straßenrand am Zaun. Wahrscheinlich ist es von einer Farm abgehauen. Um 14 Uhr 10 sind wir in Grootfontein. Grootfontein ist die nächst größere Stadt nach Rundu. Hier stehen schöne, große blühende Bäume. Wir fahren Richtung Otavi. Um 14 Uhr 53 erreichen wir 7.000 km auf unserem Tacho und haben heute unwahrscheinlich viel Strecke auf der Teerstrasse zurückgelegt. Die ganze Zeit heute sind wir mit Klimaanlage gefahren und wenn wir anhalten, merken wir erst wie heiß es draußen ist.

 

Wir sehen plötzlich dicken Rauch am Himmel aufsteigen. Es sieht so aus als würde es die Müllverbrennungsanlage von Otavi sein. Doch dann sehen wir, dass das ganze Gras brennt und ein Flammenmeer aufsteigt. Das Feuer lodert nur so und breitet sich in Windeseile aus und das Gras und die umliegenden Sträucher und Bäume sind total schwarz verbrannt. Wir fahren dicht an den hohen Flammen, die bereits den Straßenrand erreicht haben, vorbei. In unserem Auto wird es sehr heiß. Schnell hier vorbei, dass kann gefährlich werden. In Otavi tanken wir. An der Tankstelle versuchen wir bei Air Namibia anzurufen um unseren Flug bestätigen zu lassen. Doch es kommt leider keine Verbindung zustande. Weiter geht’s Richtung Otjivarongo . Drei entgegenkommende Autos blinken auf. Ist irgendwas mit unserem Zelt? Wir schauen nach, doch alles ist in Ordnung. Weiter vorne hält ein Polizist ein Auto an. Aha, Geschwindigkeitskontrolle mit Blitzanlage. Richtung Süden gibt es immer weniger Wolken bis der Himmel schließlich ganz klar und wolkenfrei ist. 10 vor 5 kommen wir in Otjivarongo an. Bis hierher sind wir heute 700 km gefahren. Wir wollen eigentlich zum Camp Hohenfels, doch das ist noch ein ganzes Stück von Otjivarongo weg und Werner reicht’s für heute mit der langen Fahrerei. Wir suchen den Stadtcampingplatz von Otjivarongo. Er soll hier ganz in der Nähe der Krokodilfarm sein, 5 Minuten zu Fuß weg. Wir fahren zur Krokodilfarm und einmal im Kreis rum und sehen unter Bäumen den Acacia-Park.

 

Auf dem Stadtcampingplatz sind wir die einzigen Gäste. Das Waschhaus und die Toiletten sind sehr sauber und komfortabel. Noch einmal versuchen wir bei Air Namibia anzurufen doch wieder ohne Erfolg. In Walldorf konnte man unseren Flug auch nicht bestätigen. Werner erkundigt sich beim Wächter am Eingangstor nach einem Restaurant. Es gibt zwei außerhalb des Campingplatzes ganz in der Nähe. Da wir aber gelesen haben, dass an der Krokodilfarm gegenüber einmal in ein Auto eingebrochen wurde, beschließen wir besser hier zu bleiben und Werner macht lieber unsere Reisbällchen vom Aldi. Sie sind etwas schwer zuzubereiten, da sie in dem heißen Öl leicht auseinander fallen, doch sie gelingen Werner sehr gut, schmecken lecker und machen satt. Wir trinken jeder zwei Dosen Bier. Steffi hatte heute um 13 Uhr schon eine Dose Bier und jetzt gleich noch zwei. Sie ist ganz müde geworden und ihr fallen nach dem Essen beim Sitzen auf dem Stuhl schon die Augen zu. Steffi spült das Geschirr ab und Werner schüttelt die Kitchen Box aus und sortiert das Geschirr ein. Der Besitzer des Campingplatzes hat uns erzählt, dass er in den Nachrichten gesehen hätte, dass es in Deutschland 150 cm Schnee hat. Werner hat sich erkundigt um wie viel Uhr morgen früh die Krokodilfarm öffnet. Man sagt uns um 10 Uhr. Das ist Werner zu spät. Er hat diese Krokodilfarm schon einmal besichtigt und erklärt Steffi was dort zu sehen ist. Wir haben Licht am Campingplatz und sitzen bis etwa 22 Uhr draußen. Musik aus dem Dorf klingt zu unserem Campingplatz rüber. Es ist stockdunkel und die Sterne funkeln als wir in unser Zelt hochklettern. Ein letztes Mal haben wir unser Zelt mit Doom eingesprüht und uns mit Deet eingerieben, ziehen aber keine lange Kleidung mehr an. Der kleine künstliche Wasserfall hier am Campingplatz plätschert noch die ganze Nacht hindurch vor sich hin.

Samstag, 27.10.07
Wir schlafen heute ziemlich lange. Im Zelt ist es kühl und Steffi hat kalte Füße, die Werner ihr schön wärmt. Hinter unserem Zelt ist jemand mit einer Hacke zu Gange. Werner sagt im Zelt er hätte ein Kätzchen wimmern gehört. Beim Frühstück kommt der weiße Inhaber vom Camp zu uns und erkundigt sich: „Did you sleep well?“ Er sagt, dass hinter uns unterm Baum ein Kätzchen ist. Tatsächlich da sitzt ein winzig kleines, halbverhungertes, schwaches und abgemagertes Kätzchen – von der Katzenmutter ausgesetzt. Er sagt, dass er es seiner Frau bringt, die es mit Milch aufpäppeln soll. Zum Frühstück gibt’s Nescafé, Toastbrot und Corned Beef. Werner duscht während Steffi abspült. Dann duscht Steffi und wäscht sich die Haare. Ah, ist das herrlich - warmes Duschwasser! Wir genießen es. Dann verlassen wir den Campingplatz. In Otjivarongo fahren wir an vielen schönen blühenden Bäumen vorbei. Auf der Straße begegnen wir Herero Frauen in ihrer namibischen Tracht. Außerhalb der Stadt stehen sehr hohe, rötliche Termitenhügel. Wir fahren an einem Schild vorbei auf dem ein Warzenschwein abgebildet ist. Ein Typ läuft am Straßenrand an uns vorbei und hat ein totes, wahrscheinlich überfahrenes Warzenschwein im Schlepptau hinter sich schleifend. Er zeigt uns den offenen, blutigen Bauch des Schweins. Links und rechts der Strasse gibt es reichlich Lodges und Guest Farms.

 

Wir sind am Waterbergplateau angekommen. Links in der Ferne sehen wir den eigentlichen Waterberg. Wir lassen Okahandja links hinter uns und fahren nun die B1 Richtung Windhoek. Von hier sind es noch 78 km bis Windhoek. Bis hierher sind uns wieder viele deutsche Namen aufgefallen wie z.B. der Fluss Teufelsbach. In den Khomas Bergen biegt Werner rechts ab in eine Schotterpiste. Hier steht ein Schild „Düsternbrook Guest Farm – 18 km“. Auf dem Weg dorthin muss Steffi dreimal aus dem Auto aussteigen um die Tore für die Durchfahrt zu öffnen. Einmal hüpfen wir mit dem Auto über einen Steinhaufen drüber. Steffi steigt aus um zu schauen ob mit dem Reifen alles in Ordnung ist. Werner meint bei dem Reifen vorne links da würde eh schon ganz langsam die Luft rausgehen. Um 13 Uhr kommen wir in Düsternbrook an. Eine junge, schlanke, schwarze Angestellte kommt uns entgegen.

Viele hohe Kakteen stehen am Treppenaufgang zur Farm. Düsternbrook ist eine Farm, die schon seit 1912 besteht. Werner sagte desöfteren zu Steffi auf der Reise, dass sie am Ende der Reise noch Leoparden sehen werde, hat ihr aber nie gesagt wo das sein wird. Steffi konnte sich keinen Reim darauf machen und hat überlegt, was meint Werner wohl damit. Werner hat die Guest Farm bereits in Deutschland bezahlt und will Steffi nun damit eine schöne Überraschung machen. Das ist ihm gelungen! Die Farm ist wunderschön! Es ist sehr heiß, die Sonne brennt, der Himmel ist strahlend blau. Neben dem Farmhaus befindet sich ein großer Swimmingpool mit Liegestühlen. Wir parken unser Auto weiter unten am Campingplatz der Farm, stellen es dort unter schattigen Bäumen ab. Schnell schlüpfen wir in unsere Badesachen hinein und gehen hoch zum Guesthouse. Wir fotografieren die schönen hohen Kakteen, die Vogeltränke, zwei eiserne Kraniche am Treppenaufgang zur Farm und die schönen Blumentröge. Der Pool hat sauberes, kaltes Wasser. Was für eine Erfrischung – das tut gut! Wir haben es uns auf den Liegebetten unter den Palmen am Pool gemütlich gemacht. Um 15 Uhr 30 beginnt der Leopard und Cheeta View. Gemeinsam mit anderen Touris steigen wir in einen Jeep ein, der uns zu den Leoparden bringen soll. Der Jeep fährt uns an einen Zaun, öffnet das Tor und legt rohe Fleischstücke auf die Äste eines Baumes. Schon nach kurzen „Komm“ Rufen nähert sich ein Leopard scheu. Er sieht die Fleischstücke und springt am Baum hoch um sich diese zu holen. Alle sitzen gespannt im Jeep und blicken auf den Leoparden. Der Leopard wird mit noch mehr Fleischstücken belohnt und klettert auf den Baum und holt sie sich. Wir fahren weiter durch den Wildparkzoo.

Mit zwei Geparden erfolgt das gleiche Spiel. Die ganze Wildtierfütterei dauert ca. 1 Stunde. Um 17 Uhr machen wir dann noch gemeinsam mit zwei anderen Deutschen einen Game Drive in einem Jeep. Wir sehen scheue Oryxe, viele Giraffen (sogar eine noch ganz kleine ist dabei), Gnus, Zebras, Elanantilope, Klippspringer, Klipp-schliefer und Kronenducker. Der Jeepfahrer fährt mit uns im gesamten Gelände herum und erklärt welche Tiere wir gerade sehen. Wir fahren kleine Anhöhen hoch, durch ein ausgetrocknetes Flussbett durch und kommen im schönen Abendlicht an ein Wasserloch. Die Sonne blendet uns. Der ganze Game Drive dauert gute zwei Stunden und hat uns prima gefallen. Abendessen gibt es heute in der Farm, von den Köchen dort zubereitet. An der hölzernen Bar vor dem schönen Speisezimmer warten wir bis uns das Abendessen serviert wird. Inzwischen sind auch Gäste aus Sachsen eingetroffen. Er fragt im breitesten Sächsisch die Schwarze hinterm Tresen: „Ham se mal n`Röhrschn?“ Die Schwarze schaut ihn verdutzt an. Er: „Was heißt denn Strohhalm auf Englisch?“ Da er auf Sächsich „Stroh“ wie „Straw“ ausspricht versteht sie nun was er will und sagt „Straw“. Wir kichern.

 

Endlich geht’s die Treppenstufen runter zu einem schön gedeckten Tisch. Plötzlich macht es laut Platsch aus Richtung des Pools. Werner leuchtet mit seiner Stirnschlampe in den Pool hinein. Wer hätte das gedacht? Ein ausgewachsenes Stachelschwein ist in den Pool gefallen und paddelt ganz verzweifelt immer im Kreis herum. Die Gäste versammeln sich neugierig um den Pool herum. Der deutsche Besitzer der Farm bringt geschwind ein Netz herbei und er und Werner versuchen es mit dem Netz aus dem Wasser zu hieven. Das ist gar nicht so leicht. Das Stachelschwein wiegt ca. 15 kg und ist aufgeregt und hat Angst. Es schießt dem Besitzer vor lauter Aufregung noch schnell einen Stachel in den Fuß. Nach einigen Runden im Pool, gelingt es der Rettungsmannschaft schließlich das große Tier aus dem Wasser zu holen. Platsch macht es und es liegt schon wieder drin. Das gleiche Spiel beginnt von vorn bis das schwere Stachelschwein schließlich aus dem Pool gerettet ist. Nun können wir uns auf das Abendessen bei schön gedecktem Tisch mit Kerzenlicht konzentrieren. Alle Farmgäste haben sich um den großen Tisch versammelt. Es gibt ein typisch deutsches 3-Gänge-Menü. Alle bekommen einen Appetizer serviert. Danach gibt’s Rinderbraten mit Spätzle und Brokkoli und Salat. Eine besserwisserische, blonde deutsche Touristin hat sich gleich neben den deutschen Farmbesitzer gesetzt und bezirzt ihn mit blöden Fragen. Wir unterhalten uns lieber mit unseren französischen Tischnachbarn, die uns neugierig und interessiert von unseren Botswana Erlebnissen zuhören als mit den langweiligen Österreichern, die auch mit am Tisch sitzen.

Sonntag, 28.10.07
Morgens weckt uns der Vogelradau und unsere kalten Füße. Auf der Terrasse des Farmhauses gibt es ein opulentes Frühstück. Wir setzen uns zu den Franzosen an den hübsch gedeckten Frühstückstisch und haben eine berauschende Aussicht auf die Landschaft. Allerlei Köstlichkeiten sind auf einem großen Tisch im Wohnzimmer des Farmhauses für die Gäste hergerichtet. Satt und zufrieden gönnen wir uns einen ausgiebigen Poolbesuch mit anschließendem Sonnenbrand. Wir angeln uns noch 2 lange Stacheln von dem Stachelschwein gestern aus dem Pool. Unten am Campingplatz steht ein großer Unimog mit Starnberger Kennzeichen mit vier jungen Leuten neben unserem Auto. Gegen 12 Uhr 30 machen wir uns vom Acker. Wieder ist es heiß ohne Ende. Wir fahren die 18 km wieder zurück bis zur Teerstrasse vor. Kurz nach Verlassen der Farm interviewt Werner Steffi und fragt ob es ihr denn auf unserer Urlaubsreise gefallen hätte. Steffi bricht sofort in Schluchzen und Tränen aus, weil sie so überwältigt war von den beeindruckenden Erlebnissen und den Schönheiten von Natur und Tierwelt. Sie möchte am liebsten gar nicht nach Hause fliegen und hat jetzt schon Heimweh nach Botswana und Namibia. Nur zu gut hätte sie es noch einige Tage hier ausgehalten. Wir drehen uns noch mal wehmütig um in Richtung Düsternbrook. Schön war’s! Wir sind begeistert von Botswana und Namibia!

 

Wieder sind wir auf der Teerstrasse vorn und nach etwa 20 km Fahrt hält uns ein Polizeiposten an. Wir sollen 650 Namibian Dollar, das sind ungefähr 70 Euro, an die zwei Polizisten abdrücken, weil wir ohne Gurt gefahren sind. Wir sagen wir fahren zum Flughafen und haben kein Geld mehr. Einer der zwei Typen geht zu Steffis Beifahrerseite hinüber, damit der andere nicht mitbekommt, was er sagt und meint, okay, dann will er nur Geld for Food haben. Er bekommt 40 NAD von uns und verschwindet sofort damit. Windhoek hat sich mittlerweile für uns zur modernen Großstadt gewandelt. Nach fast 5 Wochen Buschaufenthalt kommt uns die Hauptstadt Namibias riesig und modern vor. An einer Tankstelle tanken wir unser Auto voll. Wir fahren zu Asco Car Hire um unser Mietauto abzugeben und packen dort unser gesamtes Auto aus. In einem großen Müllsack verschwindet all das, was wir nicht mehr benötigen und mit nach Hause nehmen. Ein Angestellter inspiziert unser Auto auf irgendwelche vorhandenen Schäden. Dank der abgeschlossenen Vollversicherung sind uns der große Steinschlag auf der Windschutzscheibe und die Kratzer am Auto schnurzegal. Wir werden gemeinsam mit ein paar anderen Touristen zum Flughafen gebracht um dort noch 5 Stunden bis zu unserem Abflug rum zu sitzen. Klasse war’s!

 

Goodbye Namibia und Botswana!

Heia, Safari

1. Wie oft sind wir geschritten
Auf schmalem Negerpfad,
Wohl durch der Wüste Mitten,
Wenn früh der Morgen naht.
Wie lauschten wir dem Klange,
Dem altvertrauten Sange
Der Träger und Askari:
Heia, heia, Safari.

 

2. Steil über Berg und Klüfte,
Durch tiefe Urwaldnacht,
Wo schwül und feucht die Lüfte
Und nie die Sonne lacht.
Durch Steppengräserwogen
Sind wir hindurchgezogen
Mit Trägern und Askari:
Heia, heia, Safari.

 

3. Und saßen wir am Feuer
Des Nachts wohl vor dem Zelt,
Lag wie in stiller Feier
Um uns die nächt'ge Welt.
Und über dunkle Hänge
Tönt es wie ferne Klänge
Von Trägern und Askari:
Heia, heia, Safari.

 

4. Tret ich die letzte Reise,
Die große Fahrt einst an,
Auf, singt mir diese Weise
Statt Trauerliedern dann.
Daß meinem Jägerohre,
Dort vor dem Himmelstore,
Es klingt ein Halali:
Heia, heia, Safari.