Montag, 15.10.07
Um 5 Uhr 30 stehen wir auf. Beim Verlassen des Audi Camp begegnen wir vielen schwarzen Kindern in Schuluniform – Bordeauxfarben mit weißer Bluse bzw. Hemd und Krawatte. Werner parkt am Airportparkplatz in Maun. Im „Bon Arrivée“ Airport Kaffee warten wir bei Bohnenkaffee auf unseren Abflug ins Okavango Delta. Schnell noch eine SMS an zu Hause. Am Flugplatz warten wir noch kurz auf Familie Vogel, die wohl mit uns mitfliegen soll und doch nicht kommt. Schon geht’s los mit einer kleinen rot weißen Cessna. Schnell unser Gepäck in den Laderaum hinein und Abflug. Werner und Steffi sitzen ganz alleine mit dem südafrikanischen Piloten Roy im Flugzeug. Werner vorne neben dem Piloten und Steffi hinten. Ein 20-minütiger kurzer Flug übers Delta beginnt.

Von oben sehen wir kaum Tiere. Der Okavango ist 1.430 km lang und ist die größte Oase der Welt. Auf einer Fläche von 4.500 km² ist das große Binnendelta ganzjährig mit Wasser versorgt. Tausende von Inseln bieten Wildtieren einen Lebensraum. Fast das gesamte Spektrum der Tierwelt des südlichen Afrika ist im Okavango Delta vertreten. Die einzigartige Unversehrtheit des Wasserparadieses inmitten der Sandlandschaft macht das Okavango Delta zu einer der letzten großen Naturlandschaften der Welt. Von den geschätzten 11 Milliarden Kubikmetern Wasser, die der Okavango jedes Jahr transportiert, erreichen nur etwa 3% Maun am Ende des Deltas, 95% verdunsten und 2% versickern im Sand. Kaum eingestiegen in die Cessna, landen wir auch schon auf der eigens fürs Oddball Camp geschaffenen kleinen Landepiste. Wir sind da. Mitten im Okavango Delta. Wir haben für drei Tage und Nächte das Oddball Camp gebucht. Jack, der südafrikanische Inhaber mit seiner Frau Eve und T.K,, der für diese drei Tage unser Führer sein soll, begrüßen uns.

Das Camp ist liebevoll hergerichtet und gefällt uns. Ein hölzernes Windspiel tönt leise im Wind. Eve zeigt uns unser Zelt. Es ist das letzte Zelt ganz am Rand inmitten des Dschungels. Alle Zelte stehen nebeneinander und sind auf Holstelzen gebaut. Zwei Matratzen mit blütenweißer Bettwäsche und frische Blumen in unsere Handtücher eingewickelt, befinden sich im Zelt. Vor dem Zelteingang ist eine kleine Aussichtsplattform aus Holz mit kleinen Holzschemelchen.

Die Open-Air Waschbecken, Duschen und Toiletten des Camp befinden sich hinter den Zelten in freier Natur und sind alle aus Bambusrohr und Holz gebaut. Es gibt Roibusch Tee gratis soviel man will. Im Essensraum hängen an der Wand typische Buschmanns Teller aus geflochtenem Bast in verschiedenen Motiven. Wir machen unsere erste Begegnung mit einem stattlichen Elefanten mitten im Camp. Er frisst sich von der Küche bis zur Bar vor, hat überhaupt keine Scheu vor uns und wir sind ihm ganz nah. Werner ist die Stufen zur Aussichtsplattform des Camp hoch und filmt von oben und Steffi steht unten an der Bar. Alle beobachten neugierig den gefräßigen Elefanten.

Nach der Aufregung machen wir uns, mit einer kleinen Mineral- wasserflasche in der Hand, auf zu unserer ersten Mokorotour gemeinsam mit unserem schwarzen Führer T.K. Er lenkt das Einbaumboot, das sogenannte Mokoro, mit einer hölzernen Stake durch schöne Wasserlilien durchs Okavango Wasser und erzählt uns, dass er sein Boot aus dem Holz des Sausage Tree (Leberwurstbaum) selber gemacht hat.

Gegenüber unseres Camp steigen wir im Busch aus und T.K. erklärt uns die Busch Regeln: Anweisungen, wie wir uns im Busch verhalten sollen. Wenn sich uns ein Löwe nähert, dann sollen wir still stehen bleiben, uns nicht bewegen und nicht davon rennen. Wie vertrauensvoll und beruhigend! Unser erster Walk durch den Busch beginnt. Alles zu Fuß. T.K. hat nicht einmal eine Knarre. Wir können uns gut vorstellen, dass es vor Schlangen nur so wimmelt. Zum Glück haben wir unsere Stiefel an. Es ist heiß, die Zikaden zirpen im trockenen hohen Gras. Es riecht regelrecht nach Löwe im Busch. Wir sehen Impalas, viele umgestürzte Bäume, Papyrus und Pampasgras, Tierspuren und viel Tierkot, Fischadler und sogar eine Schlange. Es riecht wie im Zoo. Das trockene Laub knarrt beim Auftreten. Zwei Vögel verteidigen oben auf einem Baum mit lautem Ruf ihr Revier. Wir sehen viele Palmen, wenden unsere Blicke wachsam nach links und rechts und stapfen unserem Führer hinterher, der mit Fernglas bewaffnet immer auf der Hut uns voranschreitet. Für die Raubkatzen scheint es jetzt viel zu heiß zu sein. Um diese Tageszeit liegen sie bestimmt im Schatten unter Bäumen oder Gestrüpp und schlafen. Wahrscheinlich hören sie uns auch durch den Busch gehen oder riechen uns und halten sich im Hintergrund versteckt. T.K. rudert uns zurück ins Camp. Viel zu heiß um jetzt noch im Busch rumzulaufen.

 

Verschwitzt und müde von der Hitze ruhen wir uns in einem Sessel aus und warten auf das Mittagessen im Camp. Über uns an der Ecke hängen jede Menge ägyptische Flughunde und schlafen. Ein deutsches und holländisches Ehepaar kommt mit seinem Führer und vielem Gepäck im Mokoro Boot angeschippert. Marius und Adelheid und Frank und Anna-Maria kommen vom Camp Trip zurück. Sie waren drei Tage lang im Busch und waren hautnah an den Tieren dran. Adelheid erzählt uns, dass ihr die Konfrontation mit den Tieren zu viel gewesen sei und sie Angst hätte. Offensichtlich haben sie auch Löwen auf ihrem Ausflug gesehen. Zum Mittagessen im Camp gibt es eine Art Lasagne und Salat mit Semmeln. Nachdem wir gut gespeist haben, unternehmen wir nachmittags mit unserem Führer einen zweiten Ausflug in den Busch. Unser Guide hat jetzt nur noch dünne Flip-Flops an. Na der traut sich was! Werner entdeckt zwei Giraffen ganz in der Nähe von uns. Auch jetzt am Nachmittag ist der Busch wieder in schönes Sonnenlicht getaucht. Wir stapfen einige Stunden herum, immer auf der Jagd nach Großkatzen. Aber erneut finden wir lediglich den Kot davon. Es ist heiß im Busch. Vereinzelt stehen Antilopen im Schatten der Büsche. Unter einem Baum liegt ein Giraffenskelett. Die Hyänen haben die ganz großen Knochen liegen lassen, da diese sehr schwer sind. Auch der Schädel liegt noch da. Wir heben ihn auf. Er ist massiv und schwer. Sogar die Hörner sind aus Knochen. Zurück im Camp trinken wir jede Menge Roibuschtee und warten mit den anderen aufs opulente Abendessen.

Dienstag, 16.10.07
Mehrere Hippos (Nilpferde) hören wir morgens an unserem Zelt brüllen. Wir haben den Wecker auf 5 Uhr 45 gestellt, weil wir um 6 Uhr 30 mit unserem Führer für einen Busch Spaziergang verabredet sind. Mit einer großen Kühlbox bewappnet rudert er uns ein Stück über den Okavango. Fast geräuschlos gleitet das Einbaum Mokoro durch das hohe Schilf. So nähern wir uns fast unbemerkt einem Eisvogel. Auf der Insel angekommen, wollen wir zuerst einen zweistündigen Spaziergang durch den Busch unternehmen und um 10 Uhr gibt’s dann hier an der Bootsanlegestelle unser Frühstück Picknick.

Abermals begegnen wir vielen Impalas. Wir sehen Mangosteenbäume, die irgendwann einmal voller roter Früchte sein werden. Die Bäume sind dann über und über in rot und leuchten in roter Farbe zwischen dem Grün der Bäume hervor. Schlagartig bleibt T.K. stehen: Nur einen Meter vor ihm flüchtet eine kleine schwarze Schlange am Boden vor uns. Oben im Baum hängt ein Tiergerippe, die Beute eines Geparden. So staksen wir mit T.K. morgens durch den Busch in der Hoffnung einmal Wildkatzen zu Gesicht zu bekommen. Unser Führer macht uns auf herum liegenden Hyänenkot aufmerksam und lehrt uns, dass dieser enorm viel Kalzium enthält. Er erklärt uns den Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Giraffenkot. Nach zwei Stunden Busch Spaziergang setzen wir uns an einen Baum neben unserem Boot am Wasser und machen unser Picknick. T.K. stellt die mitgebrachten Hockerchen auf, wir nehmen Platz und es gibt ein feudales, opulentes Busch Frühstück mit allem Pi-Pa-Po: Hart gekochte Eier, gebratene Würstchen, Feigenmarmelade, Butterstückchen, Toast, Orangen, Fruchtgetränke in Dosen, Müsli mit Bananenstückchen, Joghurt und gebackene Maistortillas. T.K. erklärt uns, wenn ein Elefant kommt, dann müssen wir ihm den Weg frei machen, sonst wird er aggressiv. Er erzählt uns eine Story von einer Touristen Familie mit Kindern und 11 Löwen, wobei sich eines der Kinder von den Eltern los riss und den Löwen regelrecht in die Arme gelaufen sein muss.

 

So eine Schauermärchen Story hat wohl jeder Buschführer für seine Touris auf Lager. Wir bemerken zwei seltene Wasserantilopen und Kormorane. Wasserantilopen sind die bevorzugte Nahrung von Python Schlangen, erzählt uns T.K. Nachdem wir ausgiebig gepicknickt und uns im Schatten unter dem großen Baum ausgeruht haben, rudert uns T.K. wieder ins Camp zurück. Um die Mittagszeit ist es immer sehr heiß, fast kein Wind bläst und wir hängen verschwitzt im Camp rum und beobachten die Fledermäuse an der Decke. Jede Menge hängen da oben mit ihren Köpfen nach unten. Gegen 14 Uhr 30 gibt es Mittagessen: Eissalat, Pizzakuchen und Pizza Stücke. Um 16 Uhr fahren wir mit einem Mokoro gemeinsam mit Marius und zwei Führern durch hohes Gras und scharfes Schilf am Hippo Pool vorbei wo wir zwei junge und zwei alte Hippos im Wasser sehen. Die Guides haben gehörigen Respekt vor den Hippos. Hippos sind unter Wasser blitzschnell und können auch an Land 50 km/h schnell werden. Wenn so ein Vieh mit 3.000 kg auf einen zukommt dann war’s das. Im Busch sehen wir wie zwei schöne Eulen im Baum sitzen und sich von Baum zu Baum mit Rufen verständigen. Ein paar Meter weiter flüchten zwei Warzenschweine vor uns. Dieser Marius quatscht andauernd und laut und rennt Werner ständig vor die Filmaufnahmen. Mit seinem Gequatsche verjagt er jedes Tier.

 

Wieder zurück im Camp duschen wir schön kalt. Wie immer schmieren wir uns mit unserem Deet ein und sprühen unser Zelt mit der mitgebrachten Dose Doom aus. Um 19 Uhr 30 gibt es Abendessen: Zwiebelsuppe und Semmel, dann Fisch, Hähnchen, Bohnen, Karotten, Kartoffelauflauf, Eggplant mit Hackfleisch, und eine Flasche Nederburg Lyrik Weißwein. Werner erklärt Adelheid wie ein Allradantrieb funktioniert. Nach dem Abendessen setzen wir uns noch ein Weilchen ans knisternde Lagerfeuer und trinken durstig Wasser. Ab und zu hören wir ein Hippo brüllen. Um unsere Zelte herum wurde fein säuberlich gerecht. Heute Nacht ist es angenehm kühl im Zelt. Wie gut das tut!

Mittwoch, 17.10.07
Steffi wacht am frühen Morgen im Zelt auf. Es ist noch stockdunkel und sternenklar. Sie hört wie ein Elefant ganz in der Nähe des Zeltes im Gestrüpp raschelt. Steffi richtet sich auf und sieht wie ein Elefant an Werners Seite 2 Meter am Zelt Richtung Camp vorbeiläuft. Werner schläft, sieht und hört nichts. An diesem Morgen hören wir von unserem Zelt aus nur ein Hippo brüllen. Wir waschen uns gerade am Waschbecken und sehen einen Elefanten ins Camp auf uns zukommen. Genüsslich frisst er die Blätter von Bäumen und Gebüsch. Werner verzieht sich in weiser Vorsicht besser auf die Zeltplattform der beiden jungen Ami Touris und Steffi bleibt mutig und überhaupt nicht ängstlich am Waschbecken stehen. Unsere englische Zeltnachbarin äugt ängstlich von ihrem Zelt hervor und deutet Steffi zu ihr hochzukommen.

Der Elefant frisst sich regelrecht durchs Camp. Steffi geht vor ans andere Waschbecken, wo ein Spiegel hängt und von dort kommt ein zweiter Elefant aus dem Busch. Werner und die Engländerin haben sich inzwischen in der Toilette vor dem herannahenden zweiten Elefanten versteckt. Während dieser Elefant nun hinter der Toilette frisst, bleibt Steffi am Waschbecken stehen bis der Elefant sie schließlich sieht und wild wird und böse mit seinen Ohren wackelt. Mit einem Satz zieht Werner Steffi in die Toilette und schimpft, dass sie keinen Respekt vor dem Tier hat. So sitzen wir 3 auf dem winzig kleinen Toilettenboden und hoffen, dass der Elefant gnädig ist und die Toilette jetzt nicht umrennt. Zum Glück fressen sich die beiden Elefanten fröhlich durchs Camp bis zur Rezeption vor. Erst nachdem wir sicher sind, dass beide Elefanten weit genug weg sind, trauen wir uns aus der Toilette raus, zurück in die Lodge Bar. Unser Führer ist froh uns gesund wiederzusehen und fährt uns mit dem Mokoro vor dem Frühstück noch mal raus in den Busch. Ein leichter, angenehmer Wind weht und das Schilf im Delta bewegt sich sanft hin und her. Eine Schar Impalas vor uns im Busch blickt wie angewurzelt in eine Richtung. Ganz langsam bewegen wir uns auf sie zu, doch sie blicken immer noch in die eine Richtung. Anscheinend gibt es hier irgendeine Gefahr für sie. Wir können jedoch nichts entdecken. Unser Führer deutet auf einen vertrockneten Baum in der Ferne. Dort stehen zwei Giraffen und Zebras fast nur mit dem Fernglas erkennbar. Dann springt ein Warzenschwein vor uns im Gestrüpp davon. T.K. läuft mit uns durch hohes, grünes Grasland. Das würden wir uns alleine nie trauen, schon alleine wegen der vielen Giftschlangen. Wir sehen viele vertrocknete, total kahl gefressene Bäume. Alles das Werk von Elefanten. Dann entdecken wir auf dem Boden die Beute einer Raubkatze: Reste eines ausgespuckten Impalafells, einen Impalahuf und Knochenreste.

 

Im Morgenlicht ist der ganze Busch wieder in schönes Licht getaucht. Wir hören ein Motorflugzeug am Himmel. Es sind Adelheid und Marius, die einen ½ -stündigen Rundflug über den Busch gebucht haben. Langsam machen wir uns auf den Weg zurück ins Camp. T.K. muss dabei eine breitere Stelle des Flusses mit uns überqueren. Das ist immer eine gefährliche Sache, da dort der Fluss tiefer und dunkler ist und man dadurch nicht erkennen kann was unten auf dem Grund so los ist. Heftig und unerwartet hören wir ganz nahe neben unserem Mokoro ein Hippo laut und wild schnauben. Es war unter Wasser getaucht und wir haben es nicht gesehen. Der Führer schreit nur noch aufgeregt und laut „Hippo!“. In Windeseile stößt T.K. das Mokoro mit der langen Stange ganz schnell weg. „Hippos are very, very aggressive“, sagt er zu uns und man sieht das Weiße in seinen Augen. Nichts wie weg! Hier ins Wasser zu fallen wäre primär wegen des Hippos nicht empfehlenswert, sekundär aber auch wegen der vereinzelt im Okavango Delta auftretenden Bilharziose. Wieder zurück im Camp gibt es ein feudales Frühstück mit Cornflakes, Joghurt, baked beans, Spiegelei, Tomaten, Würstchen, Bacon und 2 Scheiben Toast. Wir unterhalten uns mit dem neuen, zukünftigen jungen Verwalter des Camp. Er ist sehr angetan von Werners Erzählungen über die vielen Reisen und hört gespannt und interessiert zu.

 

Wir erfahren, dass heute um 16 Uhr 45 unser Flieger zurück nach Maun geht. T.K. wird mit uns zurückfliegen. Wir haben gehört und gelernt, dass im Busch alles Glücksache ist, was man sieht. Es gibt im Busch viele, viele Löwen, doch die liegen zumeist im Schatten im hohen Gras ausgestreckt, so dass man sie nicht sieht. Wer weiß, an wie vielen Löwen wir im Okavango vorbeigelaufen sind, ohne dass wir sie gesehen haben. In der Nacht streunen die Wildkätzchen natürlich gerne herum, aber da sind wir (zum Glück) im Camp. Nach dem Frühstück steht die Luft still, es wird wieder dämpfig und heiß. Adelheid und Marius erzählen uns, dass sie einige Elefanten und Giraffen vom Flugzeug aus gesehen hätten. Vor unserem Abflug heute Nachmittag sitzen wir noch eine Weile auf der Aussichtsplattform des Camp und hören um uns herum schönes Vogelgezwitscher. Gegenüber sehen wir Paviane im Busch laufen. Um 13 Uhr 45 fliegen Marius und Adelheid ab und wir filmen die riesige Staubwolke, die ihre Cessna auf der Rollbahn hinterlässt. An der Rezeption schauen wir uns noch ein schauerliches und Angst einflößendes Schlangenbuch „Snakes und Snake Bites“ an. Werner bezahlt unseren Getränkeverzehr bei Eve bevor wir uns vom Oddball Camp verabschieden. Die beiden neuen Verwalter des Camp begleiten uns auf die Abflugpiste. Tschüß Okavango! Wunderschön war’s! Unser Cessna Pilot heißt Blair und kommt aus Neuseeland. T.K. mit Frau und kleiner Tochter fliegen mit uns gemeinsam zurück nach Maun. Sein Onkel ist gestorben und er muss auf die Beerdigung.

 

Um 16 Uhr 41 fliegen wir ab. Steffi sitzt wieder hinter dem Pilot und Werner und blickt zurück. Noch lange sieht sie die Staubwolke, die das Flugzeug hinterlässt und vom Abschiedsschmerz gepackt, fängt sie leise an zu weinen. Der Rückflug zurück nach Maun dauert kurze 20 Minuten. Von oben filmen wir Elefanten und Zebras. Am Flughafen in Maun will T.K. ein Stück mit uns mitfahren, doch wir haben zuviel Gepäck im Auto und keinen Platz für weitere Leute. Unser Auto ist noch da am Parkplatz, wo Werner es abgestellt hat, welch ein Glück :-). An der Windschutzscheibe finden wir einen handgeschriebenen Zettel hinter den Scheibenwischer geklemmt. Eine nette Überraschung: Die Schweizer waren hier am Parkplatz, haben unser Auto wieder erkannt und haben uns eine liebe Nachricht hinterlassen. Wir öffnen den Kühlschrank unseres Autos und oh je, sehen, dass der Weichkäse völlig davongelaufen und schimmlig ist. Noch so einiges anderes Zeugs ist in der Hitze ohne Kühlung ungenießbar geworden. Pfui Teufel! Da heißt’s nur in den nächsten Abfalleimer. Wir wollen einen zweiten Versuch machen und uns ein T-Shirt in dem großen T-Shirt Geschäft an der Hauptstrasse kaufen. Doch leider wieder zu. An Rileys Tankstelle wird getankt, zwei Reservekanister voll gemacht und Autoscheiben geputzt. Im großen Supermarkt Shoprite kauft Werner geschwind noch Zahnpasta, Zahnbürste und Apfel ein. Wieder fahren wir zum Audi Camp, wo wir noch einmal übernachten wollen. Dort heißt es schnell duschen und Haare waschen. Erneut gibt es ein superleckeres Abendessen im Camp Restaurant: Chateaubriand mit Sauce, Kartoffeln und Gemüse und zwei Gläser Nederburg Baron Rotwein. Werner gönnt sich zum Nachtisch noch eine leckere Waffel mit Sahne, Pecannüssen und Maple Sirup. Neben unserem Stellplatz im Camp stehen auf der rechten Seite auch ein deutsches Pärchen und links von uns eine kleine, dicke Japanerin und ein kräftiger Mann gut gekleidet mit ihrem sauberen Jeep. Negermusik und Werners Schluckauf begleiten uns heute in den Schlaf.

Donnerstag, 18.10.07
Werner erzählt Steffi lachend, dass unsere Nachbarn, die dicke Japanerin mit ihrem Begleiter heute Nacht aus ihrem Dachzelt, das runter gekracht ist, gefallen sind. Werner hat nur ein Mordsgeschrei gehört. Tatsächlich, der High Lift Jack steht unter deren Autoleiter um das Dachzelt nun abzustützen. Zum Frühstück gönnen wir uns zum Abschied im Camp ein Full Breakfast mit Bohnenkaffee, Müsli, Obstbrei, Joghurt, Toast, Butter, Marmelade, Käse, Schinken, Muffins, kleine Pfannkuchen, fried eggs, Bacon, Tomate, Kartoffel und Würstchen. Gut gestärkt und satt machen wir uns auf den Weg nach Xakanaxa. Eine Sandpiste erwartet uns schließlich wieder und unser alt bewährtes Spiel beginnt: 4 High rein und Luft raus aus dem Reifen. Um 9 Uhr 20 sind wir am Mawana Veterinary Check Point, wo wir uns in ein Buch eintragen müssen, damit die Schranke für uns aufgeht. Es beginnt nun eine sandige Schotterpiste. Am Eingangshäuschen zum Moremi Wild Life Reservat zahlt Werner fast 100 € für die drei Tage, die wir gebucht haben.

 

Das 4.872 km² große Moremi Wildlife Reservat gilt als eines der schönsten und abwechslungsreichsten Schutzgebiete auf dem schwarzen Kontinent. Nur der relativ trockene Ostteil ist durch dauerhaft befahrbare Pisten erschlossen, der Westteil ist dem Okavango Delta zugehörig. Gleich am Eingangsbereich stehen zwei Giraffen. Geier sitzen auf Bäumen und scheinen nach Beute Ausschau zu halten. Wir entdecken viele Impalas. Eine ganze Zebraherde mit Fohlen läuft zum Wasser des Okavango und trinkt. Wir fahren zurück, um sie zu filmen. Da sehen wir vier Kuduböcke unter Bäumen im Gebüsch stehen. Als sie uns beim Filmen bemerken, laufen sie ins Dickicht des Gestrüpps und dann auch zum Wasser vor um zu saufen. Hier in dieser Landschaft haben Elefanten ihr Werk getan: Hunderte Mopane Bäume sind komplett zerstört und leer gefressen. Links und rechts der Piste trotten Elefanten. Wir fahren durch viel Wald mit dichtem Baumbestand und durch viel Grün mit hohem rot gelben Gras. Es ist unglaublich heiß. Unser GPS Track weist uns auf einen Weg, wo ein Schild steht, dass er sehr schwer zu befahren sei, „especially when it is wet“. Wir entdecken einen großen See in dem jede Menge Hippos schwimmen.

 

Werner klettert geschwind hoch aufs Autodach und filmt sie. Steffi steigt mit dem Fernglas bewappnet auch hoch aufs Dach. Eine ganze Weile beobachten wir das Schnauben und Geschimpfe der Hippos. Wehe dem, der in das Revier eines anderen eindringt. Das gibt Ärger. Steffi wird es von der Hitze ganz schlecht und schwindlig. Der Wind bläst heiße Luft wie aus einem Föhn. Es ist brütend heiß und kaum auszuhalten. Wir versuchen mit dem Fernglas von hier oben aus irgendwelche Löwen zu erspähen, doch weit und breit kein einziger. Selbst den Hippos ist es zu heiß, kein einziger ist an Land, alle halten sich nur im Wasser auf. Steffi steigt vom Autodach wieder runter - es ist ihr einfach zu heiß - und reicht Werner das Stativ zum Filmen hoch. Steffi ist ganz übel von der Hitze. Endlich fahren wir mit Klimaanlage weiter. Eine einzelne Kuhantilope unter einem Leberwurstbaum richtet den Blick auf uns. Zwei schöne Störche stehen im Schilf und wir lesen später in unserem Buch nach, dass es sich um seltene Klunkerkraniche handelt. In einem Wäldchen sehen wir im Nachmittagsschatten am Wasser weibliche Wasserböcke mit Pavianen und eine Art Meerkatze. Ein Affe sitzt auf einem Baumstamm, der quer über dem Weg liegt. Wir umfahren ihn und sehen auch noch Zebras am Wasser. Wir begegnen unterwegs auf unserer Fahrt keinem einzigen Auto. Kurz vor dem Xakanaxa Camp hören wir ein Geräusch aus einem Busch, das so klingt wie das Brüllen eines Löwen. Schließlich sind wir im Xakanaxa Camp angekommen.

 

Ohne GPS wären wir niemals hier angelangt so viele Wege und Pfade führen hierhin und dorthin. Viele Paviane sitzen vor unserem Camp und plündern die Mülltonne. Blechdosen und Abfall liegen um die Mülltonne verteilt herum. Jetzt nur noch Stellplatz Nr. 7 finden, oh je - Platz Nr. 7 ist genau da, wo die vielen Paviane rum rennen und nach Essbarem suchen. Da wollen wir das Auto auf gar keinen Fall abstellen und fahren zu Stellplatz MXR, das ist ein Reserveplatz. Steffi schaut sich zuallererst das Waschhaus an. Es ist total heruntergekommen und dunkel. Steffi findet es ekelerregend. Unter diese Dusche würde sie sich keinesfalls stellen. Und das Klo erst: Igitt – igitt! Der Spülkasten ist ohne Deckel und die dreckige Klobürste liegt auf dem Boden daneben. Steffi setzt sich lieber hinter einen Baumstamm beim Auto und schaufelt mit dem Spaten alles zu.

Ein anderes Auto kommt und die Leutchen meinen ihnen gehöre der MXR-Stellplatz. Werner erklärt ihnen, dass man den MXR gar nicht buchen kann (was gar nicht stimmt ;-) und weiter vorne wären auch noch ein paar Reserveplätze. Darauf ziehen sie ab. Wir wollen uns die Hände waschen und Werner zieht eine Brauchwasser Plastikflasche hervor: Pfui, da schwimmen große Dreckstückchen und Keime und Bakterien drin herum. Mit diesem Wasser vom Audi Camp haben wir uns also geduscht. Igitt! Werner macht uns einen Kaffee und kippt vorsichtshalber Mikropur in den Brauchwasserkanister. Steffi hat allmählich das Gefühl, dass wir hier so langsam im Dreck verkrusten. Werner filmt einen roten Bienenfresser. Die frechen Gackelhühner gibt es natürlich auch hier wieder. Man braucht sich eigentlich nur hinzusetzen und sich nicht zu bewegen, schon sieht man jede Menge. Ein kleines Eichhörnchen turnt herum. Um uns herum ertönt viel schönes Vogelgezwitscher. Die heutige Fahrt hierher war sehr anstrengend, brütend heiß mit vielen unwegsamen Pfaden. Hier muss es von Löwen doch nur so wimmeln, denn es gibt jede Menge hohes Gras, schattenspendende Bäume und weite Flächen um Beute zu erspähen. Der Wächter sagte uns, dass Xakanaxa die katzenreichste Gegend im Moremi sei. In der späten Nachmittagssonne sitzen wir auf unseren Stühlen. 

Wir sehen wunderschöne Farben in tolles Sonnenlicht getaucht. Impalas in Reih und Glied laufen schön brav hintereinander her an unserem Auto vorbei. Hinter uns weizengelbes, rötliches hohes Gras über das Reiher fliegen. In dieses etwa 3 m hohe Gras laufen wir auf keinen Fall. Heute haben wir sogar einen Grauschnabeltoko gesehen, von dem wir erst dachten es sei ein Nashornvogel. Zum Abendessen empfiehlt der Küchenchef heute: Chili con Carne vom Därr und eine Dose Windhoek Lager. Während des Essens wirkt das Doom ein, das wir im Zelt gegen die Mücken ausgesprüht haben. Bei Anbruch der Dunkelheit macht Werner ein Lagerfeuer an. Wir sitzen gemütlich mit einer Dose Lion Bier davor, schauen hinein, machen Fotos und freuen uns Feierabend zu haben.

Freitag, 19.10.07
Wir sehen vom Zelt aus die Sonne als roten Feuerball vor uns aufgehen. Hunderte Vögel fangen an laut zu zwitschern. Unsere Nachbarn sind bereits vor Sonnenaufgang losgefahren. Werner sagt, er hätte nachts hier weit entfernt einen Löwen brüllen hören. Zum Frühstück gibt’s Därr Müsli mit Äpfel und Rosinen und einen Nescafé. Es kommt ein Gackelhuhn herbeigelaufen, doch es will Werners Müslitüte nicht – verwöhnter Fratz! Schnell abspülen und dann vor zum Waschhaus und Zähne putzen und Gesicht waschen. Notdürftig putzen wir mit Klopapier die Vorderscheibe unseres Autos. Heute wollen wir nur umherfahren und auf Tierbeobachtung gehen. Als wir aus dem Camp raus fahren, stehen da gleich 3 Elefanten vor uns. Ein größerer frisst trockene Zweige vom Baum und zwei junge rangeln dahinter miteinander. Werner hält das Auto an, damit wir den Elefanten nicht den Weg versperren. Wir sehen viele Blaustare und kommen an vielen von Elefanten total kahl gefressenen Bäumen vorbei. Fahren wilde, enge, schier unpassierbare, sehr sandige Pfade, wo kein Mensch ist. Uns haut’s im Auto nur so hin und her. Sehen Feuer und große, abgebrannte Grasflächen wo überall neues junges grünes Gras wächst. Wir entdecken grasende Zebras und eine Wasserantilope. Wir fahren und fahren in der Hitze im Kreis in ein Sumpfgebiet und sehen dort nichts Besonderes. Ab und zu begegnen wir einem Warzenschwein, das aber sofort im Dickicht verschwindet. Wir fahren über die Third Bridge. Die Third Bridge ist eine wackelige Holzbrücke, die aus losen Holzpflöcken besteht. Beim Überqueren wackelt die niedere Brücke und das darunterliegende Wasser läuft über die Brücke. Wir kommen wieder an die Stelle von gestern mit dem Schild „Schwieriger Weg, especially when wet“. Dort wo gestern im Schilf die Klunkerkraniche standen, steht heute auch wieder einer und daneben eine Wasserantilope. Werner will die Antilope filmen, doch sie zeigt uns nur ihr Hinterteil.

 

Weiter vorne überqueren gerade an die 80 Elefanten groß und klein den Weg. Also nichts wie vor zum großen Wasserloch. Dort spielen all diese Elefanten und spritzen mit dem Wasser. Zwei ganz süße kleine Babyelefanten wühlen wie Erwachsene mit ihren Beinchen im Schlamm, suhlen sich darin und spritzen sich nass. Das Spiel mit Wasser und Schlamm scheint ihnen allen sichtlich Freude zu machen. Nach 30 Minuten fahren wir weiter. An der Stelle am Wasserloch im Wäldchen wo gestern die vielen weiblichen Wasserböcke standen, parken wir unser Auto und hören die mitgebrachte CD von Günter Grünwald. Hier steht ein Graureiher total unbeweglich und rührt sich nicht vom Fleck. Rasch kommen hier ein paar Zebras aus dem Gebüsch ans Wasserloch. Sie sind sehr durstig. Ein junges Zebra scheint mit der Mutter Fangen zu spielen und rennt um einen Baum. Wir fahren weiter an die Stelle wo gestern die vielen Affen im Wäldchen waren und stellen uns dort ein bisschen in den Schatten. Heute sehen wir hier kein einziges Tier. Ein alter, roter Toyota Jeep mit einem Kölner Nummernschild gesellt sich gemächlich zu uns. Wir fahren zurück an unser Camp Site, weil uns die Hitze schlaucht und wir kaum Tiere sehen. Am Xakanaxa Camp duschen wir erst mal, trinken einen Kaffee und lesen im Reiseführer. Heiß, heiß, heiß. Das tut auch mal sehr gut, einfach nur dazusitzen und nicht herum zu fahren und nach Tieren Ausschau zu halten. Hier am Xakanaxa Camp sind viele Touris. Bei einem tollen Sonnenuntergang gibt’s zum Abendessen Gartengemüse mit Sojarisotto und Reis und eine Dose Lion Bier. Nach dem Abendessen sehen wir am Camp einen Grauschnabeltoko, fünf Bienenfresser und junge Giraffen. Als es dunkel ist, hören wir Hippos schnauben. Vor uns haben sich die Leute ein Lagerfeuer und ein Flutlicht angemacht, als sie von ihrer Abendbeobachtungstour zurückkehren. Die Zikaden geben laute Geräusche von sich. Wir haben uns gemütlich eine Kerze angemacht und sagen uns, dass wir heute so richtige „Leoparden-wege“ gefahren sind: Weite Flächen zum Jagen und Verstecken im Unterholz in einer wilden, einsamen Gegend. Heute haben uns bestimmt hunderte von Tieraugen beobachtet und uns würde es wirklich interessieren an wie vielen Löwen und Wildkatzen wir vorbeigefahren sind. Morgen früh jedenfalls wollen wir zeitig aufstehen und Tiere sehen, weil man tagsüber bei der Hitze ja nicht so viel sieht. Wir stellen uns das Handy also auf 5 Uhr 45.

Samstag, 20.10.07
Wir sind wach bevor der Handy Wecker klingelt. Werner hat nachts wieder einen Löwen etwa 200 m entfernt brüllen gehört. Die rote Sonnenkugel scheint zu unserem Zelt herein. Schnell raus aus dem Dachzelt und Zelt zusammenpacken. Dabei geht uns der Reißverschluss vom Zelt kaputt. Notdürftig halten wir das Zelt mit dem Därr Riemen zusammen. Punkt 6 Uhr fahren wir ohne Zähne putzen, waschen und Frühstück von hier weg. Wir entdecken einen Grauschnabeltoko. Heute wollen wir zum North Gate fahren, dem nördlichen Ausgang aus dem Moremi NP heraus. Als von einer breiten Piste links ein Weg abgeht, beschließen wir den einfach zu fahren. Irgendwo hin wird er uns schon bringen. Der Pfad wird immer schmaler. Vollkommen unerwartet steht in einem schönen Wäldchen hinter einer 90 Grad Rechtskurve eine ganze Herde Hyänenhunde vor uns am sumpfigen Wasser. Später lesen wir in unserem Tierbuch nach, dass Hyänenhunde äußerst selten zu sehen sind und es kaum noch welche auf der Erde gibt. Zwei Kudus liegen hier in der Nähe im Gebüsch und daneben grast ein Impala. Wir dachten, auf diesem Pfad vielleicht zum North Gate zu kommen, aber uns wird der Weg dorthin durch viel Wasser im Wald versperrt. Hier meinen wir beide Löwengebrüll vernommen zu haben.

Wir fotografieren eine schöne Schlangenlilie. Eine hübsche Nilgans steht im Sumpf. Dann zwei prächtige große Sattelstörche. Blatthühnchen. Es wird sumpfiger und schlammig. Irgendwann müssen wir umkehren und doch zurück zur breiten Piste – war aber ein sehr lohnender Ausflug. Die bereits Piste bleibt nicht allzu lange so breit. Bald kurven wir durch dichteres Gestrüpp. So kommen wir bis zu einem Hippo Pool mit etwa 15 Hippos. Dort gibt es einen Hochstand um die Hippos zu beobachten. Wir klettern hoch und beobachten fasziniert eine zeitlang diese aggressiven Tierchen. Danach fahren wir weiter zum North Gate allerdings auf einer anderen Route als geplant, da das viele Wasser im Wald uns den Weg versperrt hat. Warzenschweine kreuzen ab und an unsere Piste. Eine Wasserdurchfahrt drückt das Auto einen Meter tief in den Schlamm. Wieder kommen wir am Xakanaxa Air Stripe vorbei. Eine Elefantenherde steht plötzlich vor uns und wir überlegen ob sie unseren Weg benutzen wollen und wir zur Seite fahren sollen. Werner fährt ein Stückchen zur Seite und als die Bullen aus dem Dickicht kommen, kreuzen die Elefanten alle den Weg vor uns. An einer offenen Fläche stehen Gnus, Halbmondantilopen und Impalas und grasen. Nochmal ein Sattelstorch. Wir müssen zugeben, dass wir heute in 6 – 7 Stunden mehr gesehen haben, als wir sonst in 3 Tagen zu Gesicht bekommen. Es hat sich auf alle Fälle sehr gelohnt früh aufzustehen und auf morgendliche Tierbeobachtung zu gehen und so besondere und seltene Tiere zu sehen! Am Camp North Gate führt eine etwa 50 m lange Holzbrücke mit Holzbalken über den Khwai River. Gleich davor geht’s rechts rein in das North Gate Camp. Jede Menge Paviane und Meerkatzen belagern uns dort am Camp. Um 12 Uhr 30 gibt’s Frühstück: Leckeres Rührei mit Zwiebeln vom Därr und Nescafé.

 

Die vielen Affen hier sind lästig und aufdringlich und versuchen dauernd uns etwas zu klauen. Einer hat sich sogar ans offene Autofenster herangeschlichen und versucht dort etwas herauszuklauen. Werner wirft mit einem Becher nach ihm um ihn zu verscheuchen. Die Affen klettern auf die Bäume und ab und zu fällt auch mal etwas runter um uns herum auf den Boden… Wir haben hier Stellplatz Nr. 7, aber nirgendwo sind Nummern angeschrieben. Wir stellen uns also einfach dort hin, wo es für uns am besten erscheint. Hier ist auch gleich ein Wasserhahn – praktisch. Unser Nachbar, ein Südafrikaner, der merkt, dass die Affen lästig sind, kommt sogleich mit einer Steinschleuder zu uns rüber, um die Biester zu verjagen. Aber auch er und seine Touris werden von den Affen beklaut, als sie für kurze Zeit ihren gedeckten Tisch verlassen. Auf der gegenüberliegenden Seite unseres Camp Sites springen junge Afrikaner ins Wasser. Der Südafrikaner, der für drei Touris hier als Tourenführer unterwegs ist, erzählt Werner, dass es großes Glück und eine ausgesprochene Seltenheit sei, dass wir heute Hyänenhunde gesehen haben. Er selbst hat schon lange keine mehr entdeckt. Nach dem Rührei duschen wir in der heruntergekommenen Dusche. Gegenüber ist ein Safari Jeep mit schwarzem Fahrer, schwarzem Guide und Touris. Das Duschwasser tut uns gut, aber sofort schwitzen wir wieder. Wir laufen über die Khwai Brücke zum North Gate rüber und fragen am Gate, wann sie morgen früh öffnen. Man sagt uns um 5 Uhr 30. Wir erkunden hier am Gate ein bisschen die Gegend und laufen zum Platz, wo die schwarzen jungen Leute heute ins Wasser gesprungen sind. Dann wieder zurück über die Holzbrücke. Wir sehen plötzlich ein einzelnes Hippo im Khwai River schwimmen. Eine deutsche Touristin, die ganz alleine mit ihrem Jeep hier auf Safari ist, zeigt uns ihre Löwenfotos während wir das Hippo beobachten.

Endlich verlässt das Hippo den Fluss und grast ein wenig an Land. Werner gelingt es das Hippo von allen Seiten zu filmen. Das fette Hippo schaut zu uns rüber. Während wir zur Brücke vorlaufen, um das Hippo zu verfolgen, ruft Werner den übrigen Touris hier zu „A Hippo“. Werner läuft noch mal auf die Khwai Brücke und ist genau in dem Moment da, als das Hippo unten durch schwimmt und dabei die Holzbalken zum Schwanken bringt. Wir bauen unser Zelt auf, sprühen Doom ins Zeltinnere und essen Abend: Huhn in Curryrahm und hinterher eine Dose Lion Bier. Die Kerze ist an und die vielen Fliegen und Mücken umschwirren uns trotz Deet auf der Haut. Das Hippo grunzt zufrieden auf der gegenüberliegenden Flußseite. Heute war unser Glückstag, weil wir so viel Neues und Seltenes gesehen haben. Im Zelt ist es brütend heiß und Werner hat die Moskitonetze der Fenster aufgemacht damit etwas Luft ins Zelt kommt.

Sonntag, 21.10.07

 

Wir stehen früh mit der aufgehenden Sonne auf. Heute geht’s nach Savuti. Wir packen unser Zelt zusammen und putzen uns am Wasserhahn gegenüber von unserem Auto die Zähne. Ohne Frühstück fahren wir los. Zum Glück sind so früh morgens noch keine lästigen Affen da. Es geht über die wacklige Khwai Bridge durchs North Gate zum Auschecken. Wir fahren zuerst zum versteckten, aber zum Glück bereits in Deutschland auf unserem GPS eingespeicherten Saguni Hippo Pool. Die Stimmung dort ist toll: Etwa 10 Hippos schwimmen im Wasser, grunzen zufrieden vor sich hin und das morgendliche Sonnenlicht wirft tolle Farben auf die Landschaft. Der Himmel ist bewölkt und hat sich langsam dunkelblau verfärbt. Allmählich schwindet die Sonne. Es herrscht tolle Gewitterstimmung. Vielleicht kommt sogar Regen? Wir steigen aufs Autodach von wo aus wir einen klasse Blick über das Hippo Pool haben und filmen die Szene. Wir entdecken ein paar Büffel beim Gras fressen. Weiter geht’s auf einer kleinen Piste wo wir an ein hölzernes Wegweisungsschild „Savuti, Kasane, Seronga“ gelangen. Plötzlich hören wir beim Fahren einen lauten Knacks an unserem Auto.

Oh je! Hoffentlich ist nichts gebrochen! Später hören wir dann ein schepperndes Geräusch an unserem Auto. Von hinten im Laderaum kommt dieses Geräusch jedenfalls nicht. Wir steigen aus um nachzusehen. Steffi bemerkt, dass hinten links der Hinterreifen im Sand eingesunken ist. Der Reifen ist kaputt. Oh Schreck! Werner legt den Wagenheber unters Auto. Leider verbiegt sich das rachitische Teil. Werner kniet im Sand, tut sein Möglichstes um den Wagenheber wieder in Form zu bringen und wird dabei ganz schön sandig und schmutzig. Der Wagenheber hilft uns leider nicht viel denn er hat sich massiv verbogen, das wär’s also jetzt! Werner holt unseren mitgebrachten Ballonwagen- heber raus, pumpt ihn auf und legt ihn unters Auto. Es gelingt ihm so nach und nach den kaputten Reifen abzumontieren. Zum Glück hat Werner die beiden Schrauben wieder angezogen sonst wäre das Rad von der Felge abgerissen. Werner legt sich unters Auto und montiert den neuen Reifen. So, der neue Reifen ist nun drauf und der alte, kaputte hängt nun dort, wo der neue hing. Geschafft, die Panne ist behoben. Zufrieden mit sich und seiner Arbeit putzt sich Werner erst einmal seine schwarz gewordenen Hände ab. Steffi ist sichtlich stolz auf Werners Werk! Die ganze Montage hat doch nun immerhin einige Zeit beansprucht. Aber welch ein Glück hatten wir, dass uns das Ganze auf einem relativ guten und breiten Pfad passiert ist und nicht irgendwo mitten im unwegsamen Busch inmitten von Löwen …

 

Wir fahren weiter. Werner filmt einen schönen Schlangenhalsvogel, der auf einem Baumstamm am Khwai River sitzt und seine Flügel spreizt. Weiter vorn am Khwai River sind schwarze Vögel mit rotem Kopf und langem Schnabel, etwa 1 m hoch, ähnlich wie Marabus. Wir sehen Enten, die wie Witwenenten aussehen und einen Schieferreiher, der gerade beim Fischen ist und seine Flügel wie einen Schirm um sich aufgespannt hat. Am Eingangsschild vom Chobe Nationalpark halten wir an und frühstücken erst einmal im Stehen ohne Tisch und Stühle auszupacken: Schweizer Müsli vom Därr und Nescafé. Zebras beobachten uns von beiden Seiten neugierig und weiter weg stehen Elefanten und fressen. Sollten die auf uns zukommen, dann packen wir schnell zusammen. Da tuckern schon wieder die Kölnern in ihrem alten, roten Toyota vorbei. Sie fotografieren die Elefanten und scheinen die schönen Vögel hier gar nicht wahrzunehmen, weil sie sich wohl nur für Großwild interessieren. Am ersten großen Wassersee, den der Khwai River hier bildet, sind jede Menge Elefanten im Wasser. Wir stellen uns mit dem Auto etwa 50 m neben die Kölner und schauen den Elefanten zu. Der Kölner fährt weiter und ein Elefantenbulle kommt heftig mit den Ohren wackelnd auf uns zu und warnt uns. Aha, die Elefanten wollen wohl alle hier durch wo wir stehen. Okay Jungs, wir räumen euch den Weg! Nachdem der Elefantenbulle jetzt trompetet legt Werner eiligst den Rückwärtsgang ein. Die Elefanten halten sich ein wenig außerhalb des Wassers auf und gehen dann wieder ins Wasser zurück. Ein stattlicher Elefantenbulle nähert sich der Elefantenherde im Wasser und greift den Herdenbullen an. Sie stehen sich Kopf an Kopf gegenüber und das Rangeln und die Revierverteidigung beginnen. Der Angegriffene bewegt sich auf unser Auto zu und wackelt dabei mit seinen Ohren. Nun aber besser ganz weg von hier bevor die Lage für uns gefährlich wird. Wir gelangen an eine Kreuzung mit dem Schild „Savuti Sand“ nach links oder „Savuti Sumpf“ nach rechts. Wir nehmen den Weg mit Sand.

Nun beginnen lang dauernde tiefe Feinsandpassagen, die teilweise sehr eng sind. Wir flitzen durch tiefe Löcher, beinahe unvorstellbar wenn es Wasser hat. Wir passieren einen langen, dichten Laubwald. In der Ferne tauchen Steinberge auf. In Savuti angekommen suchen wir das Savuti Camp Site und fahren einem Jeep hinterher um es zu finden. Nach einer Weile Suche finden wir schließlich das große Eingangstor zum Camping Platz. Wir haben Stellplatz Nr. 7 und diesmal ist auch ein großes sichtbares Schild mit der Nummer am Baum befestigt. Dort angekommen, werden erst einmal die Koffer mit frischer Wäsche ausgepackt. Aha, die Kölner sind auch wieder da. Werner setzt sich gemütlich auf den Stuhl und knabbert einen Keks und Steffi schnappt sich das Geschirr und spült es an der Spüle ab. Werner duscht in der Waschanlage des Camps und erzählt Steffi, dass er hier am Auto eine schlafende Manguste gefilmt hat. Am späten Nachmittag fahren wir eine Runde bei tollem Licht: Der Himmel ist strahlend hellblau und zeigt weiße Wölkchen wie bei einem Postkartenmotiv. Werners Kamera hat wohl zu viel Hitze abbekommen und macht plötzlich eigenartige Farbaufnahmen. Wir kommen an ein großes Wasserloch, das ausschließlich von Elefantenbullen umringt ist, etwa 30 große Bullen. Hier begegnen wir auch wieder dem Wiener Ehepaar. Das Wasserloch sieht aus als gäbe es kein Wasser drin, aber in drei Meter tiefe scheint doch noch ein Rest zu sein. Die Wiener, die zweimal im Jahr hier sind, erzählen uns, dass dies das einzige Wasserloch in Savuti ist. Wir fahren zurück zum Campingplatz, der mittlerweile gut voll ist. Steffi will duschen, doch es gibt kein Licht in der Dusche, also gibt’s halt nur eine Katzenwäsche. Zum Abendessen gibt’s Kartoffeltopf mit Tofu vom Därr. Werner macht ein Lagerfeuer an und wir sitzen eine Weile mit einem Bier draußen und schauen ins Feuer. Über uns leuchtet der Sternenhimmel und ringsum vereinzelte Lagerfeuer der Touris. Der Mond strahlt hell vom Himmel. Oben im Zelt hat Werner alle Mückenfenster nach oben gerollt, so dass Luft ins Zelt kommt. Im Camp ertönt Generatorengeräusch als käme ein Hubschrauber. Wir haben uns bereits hoch ins Zelt verkrümelt. Unten hören wir wie ein Schakal um unser Auto schleicht und schnüffelt. Jedenfalls sieht seine Silhouette vom Zelt aus so aus wie ein Schakal. Wir hören seit langem mal wieder Hape Kerkeling und Steffi pennt dabei wieder ein. Knister, knister, raschel, raschel. Was ist das denn?

 

Wir halten beide den Atem an. Da sehen wir einen riesigen Elefantenbullen einen Meter an unserem Zelt vorbeilaufen und auf die winzige Pfütze neben dem Grill zugehen. Aber an dieser Trinkstelle gibt es kein Wasser mehr. Vielleicht hat man den Wasserhahn wegen der Zerstörungswut schon abmontiert oder die Fantis haben ihn abgerissen. Wir hören wie der Elefant an unseren Stühlen und Tisch schnuppert. Vermutlich sucht er nach Wasser- und Essensresten, die wir hinterlassen haben. Der Elefant schaut geradezu mitten ins Zelt hinein. Auge um Auge. Bestimmt sieht er uns oder riecht uns. Dann kratzt er genüsslich an der Rinde vom Baum neben unserem Auto sein Hinterteil, seinen Körper und schließlich seinen Rüssel. Schrubb, schrubb, kratz, kratz ertönt es vom Baum neben uns. Wir grinsen uns an und müssen kichern. Nach einem Viertelstündchen verschwindet er wieder ins Gebüsch von wo er gekommen ist. Werner hat sich schon auf die Seite gelegt um endlich zu schlafen. Aus der Ferne ertönt Elefantengebrüll. Steffi wird es immer mulmiger und Angst und Bange. Savuti ist ja bekannt wegen den vielen herumstreunenden Löwen. Sie liegt im Zelt und tut kein Auge zu. Durch die geöffneten Fenster sieht sie durchs Fliegengitter die Umrisse und Schatten von Bäumen und Gebüsch. Was ist wenn uns ein Löwe im Zelt liegen sieht? Wie leichtsinnig von Werner die Fensterchen vom Zelt nach oben zu rollen, so dass uns jedes Tier sehen kann, denkt Steffi. Werners nackte Füße schauen auch noch unter der Zudecke hervor. Der arme Werner wird von Steffi noch ein paar Mal geweckt, weil sie ein Tier ums Auto schleichen hört und Geknister. Schließlich schlafen wir beide ein und Steffi träumt gerade als Werner sie weckt und sagt, dass Löwengebrüll zu hören ist. Ja! Ein Löwe brüllt.

Montag, 22.10.07
Wir hören uns das Löwengebrüll an und stehen bei Dämmerung auf. Ein Auto hören wir schon wegfahren. Der gesamte Campingplatz ist bereits auf den Beinen, alle wissen, dass man hier früh aufstehen muss um etwas zu sehen. Die Rinde vom Elefantenkratzbaum neben unserem Auto ist schon total weggescheuert. Kein Wunder, dass die Parkwächter Drahtgeflechte um den Baumstamm herum angebracht haben, damit die Elefanten die Bäume nicht völlig zerstören. Ohne waschen und frühstücken fahren wir gleich ans große Wasserloch vor. Am Wasserloch sind schon alle da, die wir kennen: Die Wiener und die alleinreisende deutsche Frau vom North Gate. Wieder sind hier viele Elefanten. Werner sagt scherzhaft zum Wiener: „Ich kenne schon alle Autos, die hier stehen. Da vorne kommt der Kölner mit seinem roten Toyota“. Ein durstiger Schakal treibt sich scheu ums Wasserloch herum, doch die vielen Elefanten lassen ihm keine Chance ans Wasser heranzukommen. Zwischen den Elefanten tummeln sich jede Menge Tauben, die auch etwas vom Wasser ergattern wollen. Die Elefanten schubsen sich gegenseitig. Mit Getöse trompeten die Elefanten und zeigen so ihren Ärger, wenn sie von anderen Elefanten verdrängt werden. Touri Lkws vor uns und hinter uns. Die Kameras klicken. Ein paar vorbeifahrende Schwarze schütteln nur den Kopf und denken sich jeden Tag immer die gleichen Elefanten nur mit ein paar anderen Touris.

 

Hier gibt es einfach zu viele Elefanten am Wasserloch, da traut sich nicht einmal ein Löwe ran. Eine ca. 1 ½ stündige Löwenpirschfahrt beginnt den Savuti Chanel entlang. Dann und wann kommt ein Elefant aus dem Gebüsch gelaufen. Das müsste hier doch die beste Katzengegend sein. Eigentlich ideal für Löwen und Leoparden. Genauso ideal wie am Xakanaxa als wir durch die verbrannte, schwarze Gegend gefahren sind. Wir kommen am Elephant Savute Camp, einem Luxus Camp vorbei. Werner filmt zwei Gelbschnabeltokos auf einem Baum. Wir entdecken viele schöne schwarz weiße Vögel mit langem schwarzen Schwanz auf einem kahlen, kargen Baum. Zwei Blaustare und die zwei Tokos gesellen sich dazu. Wir bleiben ein Weilchen an einer kleinen Anhöhe stehen wo man einen guten Überblick über die weite Landschaft hat. Vielleicht sehen wir hier Wildkatzen. Doch nichts. Nur ein Elefant, viele schöne Vögel und ein Gnu. Wir fahren weiter und vor uns liegt quer ein umgekippter Baumstamm, den Werner umfährt. Das wäre die Strecke nach Linyanti. Doch Linyanti haben wir uns nicht vorgenommen und so kehren wir um und fahren die gleiche Strecke zurück. Wir sehen hier viele „Tulpengewächse“ ohne Blüten und Werner meint, dass es hier in 1 – 2 Monaten schön blühen würde. Wieder am großen Wasserloch bietet sich uns dieselbe Situation wieder: Jede Menge Elefanten. Zwei alte, deutsche Feuerwehrautos stehen hier am Wasserloch. Am Eingang zu unserem Campingplatz behaupten ein paar junge Deutsche sie hätten gestern einen Leoparden bei den Buschmannszeichnungen am Hügel gesehen. Wir essen Knäckebrot mit Erdbeermarmelade und trinken Nescafé.

 

Ein Elefant latscht um unseren Tisch herum. Wir ziehen uns ins Auto zurück. Doch der Elefant hat kein Interesse an Marmeladenbroten und marschiert weiter. Es ist 11 Uhr und so heiß, dass der Sand unter den Füssen brennt. Unser Lagerfeuer von gestern Abend glimmt noch immer leicht vor sich hin. Wir parken unser Auto nahe der Waschanlage unter einem Baum wo kein Schild ist, denn wir wollen heute Nacht nicht schon wieder von Elefanten überrascht werden. Es ist brütend heiß. Steffi spült das Geschirr ab, duscht und wäscht sich die Haare. In der Duschanlage kommt nur ein heftiger dicker Strahl und die Toilette hat keine Spülung. Dann marschiert Werner zur Dusche. Wir sitzen unterm Baum auf unseren Stühlen und es hat mindestens 40 Grad. Der Wind ist heiß wie ein Föhn. Am Baum über uns picken schwarze Vögel mit krummen roten Schnäbeln an der Rinde. In unserem Buch entdecken wir, dass es sich um Grünbaumhopfe handelt. Um 14 Uhr machen wir uns auf eine Nachmittagstour. Das Duschen hat uns wenigstens ein klein bisschen gut getan bei der Affenhitze. Wir fahren zum Tsonhxwaa Hill. Heir sind große Felsen und wir finden, dass dies beste Leopardengegend sein müsste, weil die Leoparden hier gut klettern können. Wir wollen uns hier die Buschmann-zeichnungen ansehen. Werner schnappt sich einen kleinen Ast und schlägt auf den Boden um Schlangen im Dickicht zu vertreiben. Wir entdecken ein kleines Schild „Paintings“. Werner klettert die Höhle hoch, doch er entdeckt keine Felszeichnungen. Wir suchen einen anderen Weg. Schließlich entdecken wir die roten Felszeichnungen.

Richtung Savuti Marshes kommen wir an einem gewaltigen Baobab voller grüner Blätter vorbei. Dann geht es auf einem anderen Pfad zurück Richtung Norden. Zufällig entdecken wir noch ein Wasserloch. Von wegen „…das einzige Wasserloch…“. Hier stehen natürlich wieder jede Menge Elefanten. Daneben ein Jeep mit einem englischsprachigen Touri und ein Jeep mit mehreren Touris oben drauf. Der Touri erzählt uns, dass nicht weit von hier zwei Geparde liegen würden und ob wir die denn gesehen hätten. Er gibt Werner die Koordinaten, wo die Tiere sich befinden. Wir wollen unsere Suche nach den Geparden schon fast aufgeben, weil der Typ Werner die falschen Koordinaten gegeben hat und wir die Tiere nicht finden. Da kommt er angefahren und sagt, dass nicht er, sondern der schwarze Touri Jeepfahrer gesehen hat, dass die 2 Geparde einen Strauss gerissen haben. Er selbst weiß auch nicht wo die Kätzchen sind. So starten wir jetzt gemeinsam die Suche nach den Geparden, er auf einer linken Piste, wir auf einer rechten. Er winkt uns und deutet in die Ferne auf einen Busch. Wir fahren zu ihm auf die linke Piste. „Da liegen sie“, sagt er. Wo denn? Wir sehen sie nicht. Aha, nach genauerem Hinsehen mit unserem Fernglas entdecken auch wir nun die beiden Geparde wie sie gut getarnt unter einem Busch im Gras liegen. Neben ihnen liegt der tote Straußenvogel. Mit unserem Fernglas können wir die gesamte Szene gut beobachten. Ein Gepard steht nun auf und frisst am Strauß. Dann legt er sich hinter einen anderen Busch im Gras und macht zufrieden die Augen zu. Der andere Gepard hechelt, er scheint noch von der Jagd erschöpft zu sein. Was für ein großes Glück wir haben Geparde beim Riss zu sehen!

Der hechelnde Gepard steht auf und wir sehen ihn in seiner vollen Größe wie er am Strauß frisst. Durchs Fernglas sehen wir, dass er viele schwarze Straußenfedern im Maul hat und diese ausspuckt. Der Touri Jeep, der die Geparde zuerst entdeckt hat, kommt ange- fahren und fährt ganz nah an die beiden Geparde heran, damit die Touris diese fotografieren können. Auch der englischsprachige Typ, der uns die Geparde gezeigt hat, fährt nahe mit seinem Jeep an die Tiere heran. Na, wenn die das alle machen, dann machen wir das auch! Wir bedanken uns bei dem Typ für den tollen Geheimtipp und fahren nah an die beiden Geparde heran, so dass wir auch bestens aus der Nähe filmen können. Nun sehen wir auch die stattliche Größe der Geparde und wie schlank, knöchern und graziös sie sind. In ihren Flanken klebt das Blut vom Strauss.

 

Na der heutige Tag hat sich ja sehr gelohnt! Wir fahren zurück zum Camp. Es ist bereits nach 17 Uhr. Unterwegs sehen wir zwei Giraffen am Baum fressen. Ein italienischer Tourist, dem wir begegnen, fragt uns, ob wir etwas Interessantes gesehen hätten und Werner gibt ihm die Koordinaten der beiden Geparde. Zurück in unserem Camp heißt es schnell Zelt aufbauen, Betten rein und mit Doom aussprühen. Zum Abendessen gibt es Därr Reispfanne nach Balkan Art und danach Mousse Chocolat. Leckerst. Schmeckt sehr gut. Werner gelingt das Mousse diesmal ausgezeichnet. Plötzlich kommt ein Safari Lkw angefahren und einer schreit „Lions, lions“. Zuvor schon haben wir hier im Camp einen Löwen brüllen gehört. Die Wiener kommen angefahren und sagen zu uns, dass sie dort, wo wir jetzt mit unserem Auto stehen, auch schon zweimal mit ihrem Jeep gestanden seien. Auch sie warnen uns vor den Löwen und parken etwas oberhalb von uns und machen ein Lagerfeuer an. Die beiden deutschen Touris neben uns kümmert der Löwe im Camp wohl überhaupt nicht. Sie liest in einem Buch und er zündet ein Feuer an. Wir krabbeln besser hoch ins Zelt. Steffi muss dringend und buddelt sich ein Loch, schaufelt es aber gleich wieder zu vor lauter Scheu vor den Leuten und aus Angst, dass der Löwe sich nähert. Von mehreren Seiten hören wir die Löwen im Camp brüllen.

 

Es sind wohl zwei Löwen, die sich hier in unserem Camp herum treiben. Einer brüllt ganz nah. Nach einer Stunde weckt mich Werner, weil ein Elefant mal wieder nah an uns vorbei marschiert und ein Löwe ganz in der Nähe der Waschanlage brüllt. Wow – toll! Dieser nächtliche Besuch mit Löwen und Elefanten hier im Savuti Camp hat schon was!