Sonntag, 30.09.07
Um 8 Uhr 40 machen wir uns von der noblen Lodge vom Acker. Werner macht zum ersten Mal das Navi an. Er hat sich zuhause bereits Monate vorher eine umfangreiche Sammlung von GPS Tracks aus dem Internet gekauft. Diese Tracks hat er nach eigenen Vorstellungen in Etappen eingeteilt und damit das Navi gefüttert. Es gibt von der Wildnis Botswanas keine Navi-Karten, die man z.B. von Deutschland her kennt. Das heißt, es existiert auf dem Navi kein Hintergrund mit aufgezeichneten Strassen oder Wegen, die man entlang fahren kann. Das einzige nachdem man sich richten kann ist der Track, eine lila Linie nach der man fahren sollte, wenn man am Ziel des Tracks ankommen möchte. Sobald man diese Linie mit dem Fahrzeug verlässt zeigt ein Pfeil im Navi wo sich die Linie befindet (links oder rechts). Ansonsten hat das Navi einen eingebauten elektronischen Kompass den man auch zur Navigation verwenden kann.

 

In Two Rivers (Twee Rivieren) reisen wir aus Südafrika aus und reisen nach den üblichen Grenzformalitäten in Bockspitz in Botswana ein. Der südafrikanische schwarze Polizeibeamte schaut sich unser Auto an und lässt uns durch. Auf botswanischer Seite schaut man unser Auto überhaupt nicht durch. Werner hat vor dem Grenzübertritt vorsichtshalber unsere Wurst wegen der Kontrolle auf Maul- und Klauenseuche im Auto versteckt. Unsere Namen, Passnummer und Autokennzeichen tragen wir in ein großes Buch ein. An den Wänden der botswanischen Grenzkontrolle hängen Fotos von den botswanischen Ministern. Draußen sind allerhand Tierhörner an die Wand gelehnt. Jetzt möchte man auch unsere erste Campground Buchung sehen.

 

Alle Campgrounds in den Nationalparks haben wir vor über einem Jahr bei der botswanischen Wildschutzbehörde DWNP (Department of Wildlife and National Parks) vorausgebucht. Dies musste per Fax geschehen, wurde vom DWNP bestätigt und musste sofort im Voraus bezahlt werden. Kann man den original Buchungsbeleg am Eingangsgate nicht vorzeigen, wird es schwierig. Falls der Nationalpark ausgebucht ist, wird man einfach abgewiesen. Da es oft gar keine anderen Wege gibt als die durch die Nationalparks, wäre das dann das Ende der Reise. Wir sind froh, dass wir alle unsere gewünschten Buchungen in der Tasche haben, auch da nur eine begrenzte Anzahl von Fahrzeugen täglich in die Parks dürfen. Wir wollen alle großen Nationalparks Botswanas durchqueren und auch in abgeschiedenste Gebiete vordringen - auf uns allein gestellt, ohne fremde Hilfe.

 

Somit sind wir nun im ehemaligen Gemsbock-Park, der nun Kgaladi Transfrontier National Park (KTNP) heißt. Der KTNP ist ein durch die Zusammenlegung des Kalahari Gemsbok National Park/Südafrika und des Gemsbok Nationalpark/Botswana entstandenes Naturschutzgebiet in der Kalahariwüste mit einer Fläche von über 3,6 Millionen Hektar. Der faszinierende KTNP stellt eines der eindrucksvollsten Reiseziele im südlichen Afrika dar. Es leben 22 Schlangenarten im Park, die meisten sind giftig. Die Vogelwelt umfasst mehr als 240 Arten, darunter 40 verschiedene Greifvogelarten. Die Zahl der im Park lebenden Raubtiere wird auf 200 Löwen, 180 braune Hyänen, 100 Leoparden, 60 Geparde und 80 Tüpfelhyänen geschätzt. Wie in den meisten Nationalparks Botswanas ist die Infrastruktur für den Tourismus im Nationalpark minimal. Wer nicht als Selbstversorger mit Zelt oder Camper unterwegs ist, kann die Nationalparks nur mit organisierten Touren besuchen. Kaum haben wir die botswanische Grenze übertreten, sehen wir im Park die ersten Löwen schlafend im Schatten unter Bäumen liegen.

Das gibt’s doch nicht! Unsere ersten Löwen! Steffi meint ganz überwältigt das geht jetzt immer so weiter mit den Löwen hier in Botswana. Oryxe, Strauße, Springböcke, Gnuherden, Sekretäre: Alles vom Auto aus nahe dem Sandweg auf dem wir fahren. Unterwegs sehen wir mehrere Riesengeier. Dieser Park ist ganz gut besucht. Mehrere Jeeps begegnen uns. Wir fahren zum Camp Rooiputs, denn Werner beschließt, heute nicht mehr den langen Weg bis zum Polentswa Camp zu fahren. Am Schild Rooiputs Camp Site steht „Only 4 x 4 wheel“, dort biegen wir ein. Gleich begegnen uns die ersten Schwierigkeiten im Sand. Wir steigen aus dem Auto aus und Werner verringert erstmal den Reifendruck. Wir haben nicht für dieses Camp bezahlt und fragen uns, ob hier wohl kontrolliert wird. Da es eigentlich noch zu früh ist um hier zu bleiben, fahren wir vom Camp wieder weg um noch ein paar Kilometer zu machen. Beim Weiterfahren sehen wir am Wegesrand vereinzelt Tierskelette liegen. Die Landschaft ist typisch für Botswana: leichte Wölkchen am Himmel und Halbwüste mit knorrigen Bäumen und vertrockneten Ästen, trockenem braunen Sandboden und Grassteppe. Das GPS funktioniert ausgezeichnet. Mindestens 35 Grad hat es hier. Die erste Riesentrappe. Termitenhügel hier und da.

Vier stattliche Oryxe und jedes liegt unter einem eigenen Baum. Beim Schild „Tierkopp + Viewpoint“ gesellen sich mehrere Strauße, Oryxe und eine Elanantilope, die größte Antilope Afrikas. Etliche Gnus springen scheu vor uns weg. Ein Scha- brakenschakal schnurt vorbei. Wir beschließen doch nicht zum Rooiputs Camp zurückzufahren, sondern hier auf dem Rastplatz auf der kleinen Anhöhe zu bleiben. Schließlich haben wir hier alles: Einen Rastplatz mit großem Schirm und Holztisch und Holzbänke und ein Dusch- und Klohäuschen mit Wasser. Hier steht zwar ein Schild „Attention, wild animals - parking on your own risk“, doch das soll uns nicht abschrecken. Hier kommt wahrscheinlich eh niemand und kontrolliert ob wir hier nächtigen. Gegenüber dem Rast- platz steht ein kleine, einfache Hütte, was wohl eine Art Gemsbock Park „Heimatmuseum“ sein soll: Ein Ehebett, ein Holztisch und Holzstühle sind in einem winzigen Räumchen ausgestellt. Wir setzen uns unter einen der fünf überdachten Holzsitzplätze und trinken ein schön gekühltes Windhoek Draught Dosenbier.

Steffi schaut sich ängstlich um, ob nicht doch irgendwo ein Löwe lauert und hat ganz schön Muffesausen. Wir sind hier nicht alleine, denn noch zwei Autos kommen und machen Rast. Der Punkt hier heißt Auchterlonie. Steffis Befürchtung, dass Löwen kommen, ist längst verflogen, als wir eine ganze Weile hier sitzen. Eine freche Krähe kommt nahe an uns heran und sucht nach Essbarem. Als wir das Schild mit „wild animals“ aufnehmen, sehen wir unten links ein großes Wasserloch, an dem jede Menge Gnus stehen. Das ist uns nun doch zu heikel um hier die Nacht zu verbringen. Erstens gibt es da unten Trinkwasser und zweitens jede Menge Beute für Löwen und da wollen wir nicht auch noch dazu gehören. Also fahren wir weiter Richtung Norden in der Hoffnung, dass wir unterwegs irgendwo eine geeignete Stelle finden, wo wir uns einfach so mit dem Auto hinstellen und schlafen können. Unterwegs sehen wir einen schlafenden Uhu im Baum sitzen. Jetzt bei Abend ist die Landschaft in wunderschönes Licht getaucht. Hier ein Schild: Vaal Pan. Eine Pfanne, wo ein Schakal gerade an einem Skelett knabbert. Es lohnt sich sehr nach 17 Uhr 30 noch durch den Park zu fahren, weil man die Vögel und Natur so schön in tollem Licht sieht. Doch wir haben noch nicht gegessen und noch keinen geeigneten Stellplatz gefunden. Der Weg ist ganz gut geschottert, doch wir finden keinen Platz wo wir uns mit dem Auto hinstellen können, ohne dass uns jemand sieht. Schließlich stoppen wir in einer Mulde, weil wir glauben das passt ganz gut. Auf der Laderampe unseres Autos sitzend gibt es schnelles Essen mit kalter Küche: Jeder die Hälfte des mitgebrachten Rote Rüben Glases. Schnell noch Zähneputzen und einfache Katzenwäsche bei untergehender Sonne. Es ist ca. 19 Uhr 30. Jetzt aber schnell hoch ins Zelt. Die vielen Zikaden um uns herum singen laut und vielstimmig ihr Abendlied. Der Sonnenuntergang so ganz allein in der wilden, weiten Natur ist herrlich und wunderschön anzuschauen. Für Steffi ist es die erste Nacht in freier Wildbahn. Während die Zikaden die ganze Nacht laut ihr Lied singen, schläft Steffi vor lauter Angst vor Löwen und „Wilderern“, die uns im Zelt überfallen, kaum.

Montag, 01.10.07
Der Wecker piepst um 6 Uhr 30. Ungefähr um 7 Uhr krabbeln wir aus unserem Zelt, sehen aber keine Tierspuren ums Auto herum. Schnell putzen wir unsere Zähne und gleich geht’s los, gegen die Sonne, die uns blendet. Nach einigen Kilometern schauen wir links auf eine Wasserstelle. Außer einer Eland Antilope sind kaum Tiere um diese Zeit unterwegs. Weiter schaukeln wir auf holpriger Sandpiste, vor uns der Mond. Die Sonne steht am höchsten Sonnenstand im Norden. Hier auf der Südhalbkugel ist alles genau anders rum. An einem Wasserloch stehen viele Gnus beim Saufen. Ein Schakal steht daneben, will auch saufen, traut sich aber nicht. Er legt sich erst mal ins Gras und wartet bis die Herde weg ist und säuft dann ganz lange. Wir fahren nach Nossob, ein kleiner Campground mit Tankstelle und kleinem Shop mitten im Naturschutzpark. Im Umkreis von vielen hundert Kilometern die einzige Stelle wo man Lebensmittel bekommt.

Kurz vor Nossob huscht eine ca. 2,50 m lange gelb grüne Kapkobra über den sandigen Weg und schlängelt sich durchs Gras. Das Gift der Kapkobra gilt als ebenso gefährlich wie das der Schwarzen Mamba. Es führt bei Beutetieren binnen weniger Minuten zum Tode. Auch für den Menschen ist dieses Gift extrem gefährlich. Ohne rasche Hilfe führt das Gift zum Tode. Erste Symptome nach einem Biss sind Sprachstörungen, Schluckbeschwerden und hängende Augenlider. Neben Herzkreislaufstörungen treten fortschreitende Lähmungen auf, die auch die Atmungsmuskulatur betreffen und dadurch zum Tod durch Erstickung führen. Wenn die Schlange nicht ihr gesamtes Gift einspritzen kann führt es zum Absterben des Gewebes um den Biss herum. Schnell dreht Steffi die Fensterscheibe hoch. Diese Schlange ist hochgiftig. Später lesen wir in unserem mitgebrachten Buch, dass nach dem Biss dieser Schlange der Tod in ca. 15 Minuten eintritt. Sie treibt sich ganz schön nah an einer von Menschen besiedelten Gegend herum... Der kleine Shop in Nossob hat leider schon zu. Aber wir sind gut versorgt und frühstücken hier am Campground bevor wir weiter fahren nach Marie Se Draii. Der Weg hier führt einmal im Kreis herum in einer Rundtour von 18 km. Was wir hier sehen sind drei Geier auf einem Baum, wieder mal Oryxe und Gnus. Wir fahren zurück nach Nossob, tanken dort, füllen sicherheitshalber den Wasserkanister auf, weil wir nicht sicher sind, ob es in Polentswa Wasser gibt und schauen uns das Wärterhäuschen mit den Tierfotos an. Der Shop ist jetzt geöffnet und Werner kauft Lammfleisch für unser heutiges Abendessen. Danach machen wir uns auf die Fahrt zum Polentswa Camp. Unterwegs sind viele Wasserlöcher an denen Gnus stehen und auch Wasserlöcher ohne Tiere, weil es jetzt in der Mittagshitze viel zu heiß ist. Wir wechseln im Auto zwischen Klimaanlage und Fenster auf und Fenster zu, weil wir schwitzen ohne Ende. Wenn die Gnus davonrennen, hinterlassen sie eine enorme Staubwolke.

Unerwartet treffen wir an eine Stelle an der ungefähr 50 große Geier an einem toten Gnu herumknabbern und dabei wild und zischend fauchen. Einige Geier sitzen auf den umliegenden Bäumen und warten darauf, sich auch auf das tote Tier stürzen zu können. Am Polentswa Camp ange- kommen sehen wir, dass es drei Stellplätze gibt, mit jeweils einer „Toilette und Dusche“. Alles jedoch ohne Wasser. Wenn man hier kein Wasser dabei hat Pech! Wir sind die Einzigen hier am Camp. Es bläst ein heftiger, heißer Wüstenwind. Aus Richtung Namibia ziehen viele dunkle Wolken auf. Vereinzelt blitzt es sogar. Es wird schlagartig kühler, windiger und dunkler und ein Gewitter zieht über Namibia auf. Werner filmt den Horizont in der Ferne. Die Farben sehen jetzt toll aus. Das Duschen mit unserer Ortlieb-Dusche lassen wir lieber bleiben. Plötzlich ist der Regen auch bei uns und ein Unwetter naht. Schnell hüpfen wir in unser Auto und schauen dem Spektakel vom Auto aus zu. Der Wind bläst leider unsere Weinflasche, die wir uns zum Abendessen gönnen wollten, vom Tisch. Nach dem Regen ist unser Auto schön dreckig vom feuchten Sand. Hinten am Horizont treiben heftige Staubwolken gegen den Himmel. Tisch und Stühle sind nass vom Regen, der Rotwein ist im Eimer, doch Werner entschädigt uns mit leckerem Lammkotelett mit Zwiebeln und Kartoffeln. Als die Zikaden, wie jeden Abend, zu zirpen beginnen, wissen wir es ist Zeit ins Dachzelt zu verschwinden. Oben im Zelt machen wir noch unseren X-Drive an und lassen uns von Hape Kerkelings Jakobsweg in den Schlaf lullen. Nachts ist es kühl und ein heftiger Wind weht. Gute Nacht!

Dienstag, 02.10.07
Die ganze Nacht bläst starker Wind, der laut gegen unser Zelt schlug. Als wir am Morgen aus unserem Dachzelt krabbeln, ist die Natur in ein braun graues Licht vom Regen des Vortags getaucht. Der Himmel ist bewölkt und die Luft frisch und kühl. Wir frühstücken unterm Holzdach des Polentswa Camp und sind mutterseelenallein. Es wird Zeit, dass wir uns mal duschen und unsere erste Ortlieb-Freiluftdusche ausprobieren. Steffi ziert sich anfangs noch etwas in der Befürchtung, dass das eingefüllte Wasser für sie für Haar- und Körperwäsche nicht ausreicht. Nach etwas Murren macht Werner es ihr vor und siehe da zum großen Erstaunen von Steffi klappt dies doch tatsächlich hervorragend! Aber wie funktioniert’s wenn man mal muss in freier Natur? Werner gräbt Steffi mit dem großen Spaten ein Loch, zugraben darf sie es danach selbst...

 

Ein Schakal, der hungrig und durstig ist, äugt scheu um unseren Stellplatz. Er gibt nicht auf und spekuliert auf unser Duschwasser. Werner stellt ihm Wasser in einem Schälchen hin. Nach einigem Hin und Her traut er sich heran und trinkt. Wir fahren zum Grootsbraak Wasserloch ganz in der Nähe unseres Camps. Die Kulisse bilden jede Menge Springböcke. Sie sind nicht scheu und blicken uns an, als wir mit unserer Fotokamera klicken. Einige kämpfen mit ihren Hörnern, andere springen sehr schnell und machen riesige Luftsprünge wie Kängurus. Dann kommt eine ganze Herde Gnus und sogar einige Junge sind dabei. Sie suhlen sich im Schlamm und saufen am Wasserloch, das langsam vor sich hintröpfelt und wirbeln jede Menge Staub auf, wenn sie sich bewegen. Die großen Gnus verjagen die Springböcke vom Wasserloch. Nach etwa 1 ½ Stunden verlassen wir dieses Wasserloch und fahren weiter. Drei Strauße stehen an einer Schlamm-Wasserpfütze, die der Regen am Vortag hinterlassen hat. Beim Wasserloch mit Schild „Lijaarschrai“ stehen unter einem Baum rote Kuhantilopen. An einem Baum im Schatten ruhen sich Gnus aus und weiter weg laufen viele Springböcke. Es ist 12 Uhr und die Luft angenehm klar und erfrischt vom Regen gestern. Termitenhügel säumen den Wegesrand. Werner sagt in Nord-Namibia gäbe es viel, viel größere davon. Wieder rote Kuhantilopen. Auf einem Baum sitzt ein Schwarzrückenfalke. Er ist ganz grau und wenn er fliegt, ganz weiß. Es ist nun 13 Uhr und heiß geworden. Die Sonne heizt uns auf. Viele vertrocknete Bäume und heruntergefallene Äste. Immer wieder begegnen wir Schwarzrückenfalken. Weit und breit keine Menschenseele. Nur wir beide ganz allein.

 

Schließlich sind wir in Unions End: Hier ist die Grenze zwischen Botswana, Namibia und Südafrika. Lediglich ein großer Drahtzaun, der das gesamte trockene Gelände hier umsäumt, deutet darauf hin, dass der „Grenzübergang“ geschlossen ist. Welch gottverlassene Gegend, denken wir und hier möchte man nicht tot über dem Zaun hängen, scherzen wir. Eine kleine Landkarte hinter Glas unter einer Holztafel erklärt wo wir uns hier befinden. Dort liegt ein Gästebuch, in das uns Werner scherzhaft auf bayerisch verewigt. In dieses Buch hat sich heute am 2.10. noch jemand anders eingetragen als wir. Hauptsächlich aber haben sich hier Südafrikaner verewigt. Nur ein anderes deutsches Paar hat sich noch eingetragen. Die GPS-Koordinaten von Unions End auf der Landkarte hier müssen zur Erinnerung auch noch fotografiert werden. Auf einem hohen Baum sehen wir zwei Gelbschnabeltokos in der Sonne sitzen. Wir machen uns auf den Weg zurück Richtung Polentswa Camp. Auf dem gesamten Rückweg sehen wir fast keine Tiere. Es ist viel zu heiß jetzt und alle Tiere haben sich in den Schatten verzogen. Kein einziges Auto kommt uns entgegen. Hier bietet es sich an Steffi mal mit dem Auto fahren zu lassen um zu üben, wie man 2H (= normal) und 4H (= Allradbetrieb) einstellt. Während Werner gut erklärt was zu tun ist, fährt Steffi ein kleines Stück ganz zaghaft durch den Sand, um das Auto ja nicht aus der Spur zu bringen. Auf den meisten Pisten ist es gefährlich den Lauf des Wagens mit übertriebenen Lenkbewegungen beeinflussen zu wollen. Auf ausgefahrenen Wegen und Sandpisten sucht sich das Fahrzeug nahezu automatisch seinen Weg. Erfordert ganz schön Konzentration, wenn man so etwas noch nie gefahren ist. Steffi überlässt das Steuer viel lieber wieder Werner und hofft, dass sie dieses Auto niemals während der Urlaubsreise im Sand fahren muss. In der Nähe unseres Polentswa Camp fotografieren wir ein Steingrab mit Holzkreuz.

 

Am Camp angelangt begegnen wir wieder unserem Schakal von heute früh. Scheu streunt er wieder um uns herum. Auch die „Hauseidechse“ von heute früh und gestern ist wieder da. Vom Herumfahren in der Hitze sind wir ganz schön geschafft und gönnen uns erst mal Nescafé und Keks. Unser Abendessen besteht aus leckerem Kartoffel-Gemüse-Tofu-Topf vom Därr. Praktisch – nur mit gekochtem Wasser übergießen, umrühren und zehn Minuten ziehen lassen – fertig! Wir sitzen in unseren Campingstühlen und blicken auf die schöne abendliche Landschaft und sehen unter der roten Abendsonne eine Gnuherde vor unserem Camp vorbeiziehen. So genießen wir diese Stille und wunderschöne, einsame Natur und sind sichtlich gerührt von diesem friedlichen Anblick. Um 18 Uhr 45 Sonnenuntergang und Zähneputzen. In der Abenddämmerung sehen wir unerwartet vier große Tiere ein paar hundert Meter vor uns stehen: Löwen? Werner meint zu Steffi: So ein kleines Weseleben wie du ist gleich gefressen. Das Fernglas bringt Klarheit: Es sind rote Kuhantilopen. Jetzt aber ab ins Zelt! Hape Kerkeling wiegt uns wieder mal in den Schlaf. Diese Nacht ist es total windstill und ruhig. Keine einzige Zikade zirpt heute, komisch…

Mittwoch, 03.10.07
Ohne Frühstück und ohne uns zu waschen, fahren wir um 7 Uhr 30 vom Polentswa Camp los. Die Gnus und Springböcke sind wieder an demselben Wasserloch vom Vortag. Steffi sieht in Fahrtrichtung links auf ihrer Seite plötzlich ein größeres Tier in der trockenen Savanne laufen und vermutet einen Gepard. Werner fährt zurück und tatsächlich, es ist ein Gepard, der sich langsam bewegt. Als er uns sieht, rennt er über unseren Weg und verschwindet im Gestrüpp. Was für ein schönes Tier - wir sind verzückt! Unser erster Gepard! Wir fahren weiter und vor uns steht unerwartet ein Jeep aus Südafrika. Da kommt schon wieder ein Gepard über unsere Strasse. Er bleibt eine Weile auf der rechten Seite stehen und blickt über seine Schulter in unsere Richtung, so als erwarte er noch einen Gepard und wedelt mit dem Schwanz. Werner erklärt dem Südafrikaner, dass wir vorhin auch schon einen Gepard gesehen haben und der Südafrikaner meint zu uns, dass weiter vorne zwei Löwen seien. Weiter geht’s. Leider sind die Löwen schon verschwunden, nur noch ein paar Riesentrappen trappen hier herum. Im Nossob Camp duscht Steffi und wäscht sich die Haare, während Werner das Frühstück macht. Ah, das ist eine ordentliche Duschanlage, in der man sich gründlich waschen kann. Ein Kardinalspechtpärchen hämmert und klopft fleißig und ausdauernd ein Loch in den Baum während wir uns leckere Scheibchen Oryx Geräuchertes von Anke Itzko schmecken lassen. Wir füllen uns noch etwas seifiges Brauchwasser in unseren Kanister. Um ca. 12 Uhr 30 nachdem Werner auch geduscht hat, fahren wir weiter zum Motopi 1 Camp.

 

Es geht über sehr schwer passierbare Sanddünenpisten. Werner braucht hier 4-Low um überhaupt vorwärtszukommen. Erst nach ein paar Mal Anlauf nehmen gelingt es uns über eine etwa 15 m hohe Düne zu kommen. Das Auto ist ideal um diese schwierige Piste aus Sand zu befahren. Es hat zuschaltbaren Allradantrieb mit Freilaufnaben. Diese müssen für das Fahren auf festem Untergrund und für höhere Geschwindigkeit wieder vom Antrieb entkoppelt werden, sowie zwei Allradübersetzungen 4WD High und 4WD Low. Low eignet sich zum Herauswühlen und zum Fahren in schwerem Terrain (extreme Steigung, Schlamm). Die Differentialsperre kann dabei auch sehr hilfreich sein. Besonders auf langen, tiefen Sandpassagen ist es entscheidend, dass man bereits vorher die optimale Übersetzung gefunden hat, mit der man die Passage unter Aufrechterhaltung einer Mindestdrehzahl meistern kann, ohne erneut schalten zu müssen, was häufig mit dem Festfahren endet. Wird ein Zurückschalten erforderlich, sollte dies möglichst schnell und reibungsarm erfolgen, um einen größeren Geschwindigkeitsverlust zu vermeiden, sollte andererseits aber auch nicht durch übertriebene Beschleunigung zum Durchdrehen der Räder führen. Kurzum, es muss alles geschmeidig ineinander übergehen. Diese Dünenüberquerungen bilden den Auftakt des 150 km langen Mabuasehube Wilderness Trial, der erst 2001 eröffnet wurde. Er führt durch einen reizvollen Abschnitt des Parks mit ausgedehnten Dünenformationen. Auf dem zweitägigen Trial ist eine Übernachtung im eigenen Zelt an der Mosomane Pan vorgeschrieben. In den roten Sanddünen sehen wir noch eine Kobra, diesmal eine kleine.

Viele Kronenducker beäugen uns neugierig. Hier in der Hitze gibt es kein einziges Wasser- loch weit und breit. Die Natur wechselt in Baumsavanne mit vielen unterschiedlichen Bäumen. Ein Wechsel von niedrigem in hochwüchsiges Gras – mal weizengelb, mal mintgrün. Rauf, runter – hoppelig. Für 90 km brauchen wir vier Stunden. Nur ein Auto begegnet uns unterwegs. Hin und wieder brauchen wir zwei Anläufe für eine Düne. KWAH – keine Wolke am Himmel, der strahlend blau ist. Wir halten an um uns eine neue Wasserflasche aus dem Kofferraum zu holen. Oh je, eine fünf Liter Wasserflasche läuft von dem Gehoppele im Auto schon aus und so trinken wir im Stehen in der Hitze drei Liter auf einen Schlag. Viele Kameldornfrüchte wachsen am Boden. Ein Wiedehopf stakst auf Futtersuche herum. Das GPS zeigt plötzlich an „Hartbee horn in tree“ und wir fragen uns, was und wo das wohl ist. Weit und breit kein einziges Schild. Hätten wir irgendwo abbiegen müssen? Aber selbst wenn hier ein Schild wäre, wäre es nur ein verwittertes, simples Holzschild, das eh nur in die verkehrte Richtung weist. Aber das GPS hat uns den richtigen Weg gewiesen und es stimmt so wie wir fahren. Nach 95 km Fahrt durch größte Hitze kommen wir schließlich an unseren „Campingplatz“. Er besteht aus einem einfachen Holzschild, liegt wieder mitten im Sand im Nirgendwo. Hinter dem Schild befindet sich ein großer Baum. Auch dieser doch so rudimentäre „Campingplatz“ ist immerhin von Deutschland aus buchbar. Heute essen wir Huhn in Curryrahm vom Därr und trinken ein Windhoek Draught Bier. In der Natur schmeckt alles doppelt so gut. Werner macht noch das Brot vom Därr und so sitzen wir auf unseren Stühlen und schauen den zwei Gelbschnabeltokos zu, die auf dem Baum gegenüber sitzen und die Kerne vom Baum fressen. Einer von ihnen fliegt fast auf Werners Kamera. Am Abend herrscht hier tolles Licht und schöne Vögel sitzen in den Bäumen. Es kommt noch ein Jeep angefahren und hält an unserem Camp Site, ein südafrikanisches Ehepaar mit einem KEA. Nie hätten wir gedacht, dass hier noch jemand anders zum Übernachten herkommt.

Zum Glück stellen sie sich etwas weiter weg von uns. Bei Einbruch der Dämmerung hüpfen freche wachtelähnliche Vögel mit rotem Schnabel, roten Füssen und gepunktetem grauen Gefieder vor uns herum. Werner füttert sie mit Kekskrümeln. Er nimmt das Geräusch der vielen zirpenden Zikaden um uns herum auf unserem X-Drive auf. Wir fragen uns, ob die Zikaden temperaturabhängig zirpen, denn gestern Nacht war es mucksmäuschenstill. Diesen Abend bleiben wir ziemlich lange draußen auf unseren beiden Campingstühlen sitzen und horchen den Zikaden zu.

Donnerstag, 04.10.07
Werner versucht das Därr Futter aus dem großen Müllsack, der von der ausgelaufenen Wasserflasche schon ganz nass und dreckig ist, zu trocknen. Alles ist schon ziemlich staubig und sandig. Verzweifelt schüttelt Steffi die ein wenig eingesandeten Bettlaken aus. Ihre Hygienevorschriften sind schon lange nicht mehr erfüllt und gelangen nun an die Grenzen ihrer erträglichen Duldsamkeit. Sie putzt sich die Zähne und ärgert sich schimpfend und missgelaunt über die Zahnpasta an ihren Fingern, will aber gleichzeitig Trinkwasser sparen und es nicht zum Saubermachen der Hände und Mund verwenden. Hier merken wir, dass so eine Reise auch mit Strapazen  verbunden ist. Am Anfang unserer Strecke zur Mabuasehube Sektion sind viele kleine pyramidenförmig angehäufte Erdhügelchen. Bestimmt von Wühlmäusen. Außer Kronenducker, Oryx und Raubvögeln sind hier kaum Tiere zu sehen. Hohes weizengelbes Gras umgibt uns und es ist heiß ohne Ende. Zum Glück haben wir die Klimaanlage. Rote und weiße Sandpisten wechseln sich ab und manchmal durchqueren wir trockenste Salzpfannen. Die Mabuasehube Sektion bietet sechs ausgewiesene Campingareale am Rande von Pfannen. 10 km vor unserem Mpayathutlwa Camp kämpfen wir uns durch tieferen Sand. Das Camp hier am Rande der Pfanne hat sogar Wasser und eine ganz passable Freiluftdusche. Das Klo aber lassen wir besser sein. Es ist hier sehr, sehr heiß und windig. Der Sand ist rot und tief. Wir versuchen Tisch und Stühle unter dem Holzdach des Camps einigermaßen in den Schatten zu stellen.

Die vielen Borstenhörnchen hier nähern sich uns hungrig und frech. Als wir sie mit unseren Reiscrackern, Rosinen und Nüssen füttern, machen sie Männchen und betteln uns regelrecht an. Sie klettern auf unsere Stiefel und fressen uns vom Schuh. Während wir etwas trinken und ein paar Nüsschen knabbern schauen wir in unserem Buch nach was das für Bäume vor uns sind. Da hier eine Mülltonne steht sind umherschwirrenden die Fliegen äusserst lästig. Der Wind und die Tiere haben den Müll aus der Tonne schön um uns herum verstreut. Zwei Raben machen sich an der Mülltonne zu Gange. Ein einzelner Jeep fährt an uns vorbei. Er kurvt auf die Pfanne hinaus um dort zu fotografieren. Aber da draußen spaziert lediglich ein einzelner Strauß herum. Nach dem Snack laufen wir auf die Pfanne hinaus, trampelnd und aufstampfend um irgendwelche vermeintlichen Schlangen zu vertreiben. Bei unserem Spaziergang nähert sich uns scheu ein Oryx in winzigen Schritten.

Die Erde unter unseren Füssen ist staubtrocken und von einer Salzkruste übersät. Am späten Nachmittag begegnen wir hier an unserem Camp dem deutschen Pärchen wieder, das schon am Fish River Canyon unsere Zeltnachbarn waren. Sie erzählt uns, dass sie schon vier Skorpione gesehen hätten. Nach kurzem Ratsch fahren sie weiter und wir bereiten das Abendessen zu: Reisgericht mit Rosinen drin und eine Dose Windhoek Lager. Um 19 Uhr 30 erst kraxeln wir hoch ins Zeltbett. Nachts ist es absolut lautlos, kein einziges Geräusch. Nicht mal Zikaden. Kein bisschen Wind. Hier gibt es nachts im Sand bestimmt Skorpione. Die vielen Borstenhörnchen verkriechen sich nachts auch in ihre Erdbauten um nicht gefressen zu werden.

Freitag, 05.10.07
Als wir morgens aus dem Bett kraxeln, ist es stark bewölkt und angenehm kühl. Das tut gut. Werner sagt, dass er nachts Hyänen und Schakale gehört hat. Während unseres Frühstücks schauen wir auf die Pfanne hinaus. Eine Gnuherde zieht vorüber. Nach Duschen und Haare waschen in der Holzfreiluftdusche

spülen wir unser Geschirr in der danebenliegenden Spüle mit fließendem Wasser ab. Fließendes Wasser, das ist für uns ja reinster Luxus! Den gelben, kaputten Plastik- müllsack mit unserem Müll, werfen wir hier doch lieber in die Mülltonne. Um 9 Uhr 30 fahren wir auf die Pfanne hinaus. Ein Wiener Ehepaar in einem komfortablen Toyota-Jeep steht dort am Wasserloch. Er fotografiert mit einem riesigen Objektiv die drei Warzenschweine, die die trockenen Grasbüschel hier fressen. Weiter hinten stehen Gnus und fressen. Er erzählt uns, dass sie heute früh in der Bosoboyolo Pan Löwen brüllen gehört haben. Wir verabschieden uns, noch nicht ahnend, dass sich unsere Wege auf dieser Reise noch öfter kreuzen werden.

Auf dem Weg zur Bosoboyolo Pan passieren wir eine enge, sehr rot sandige Strecke mit wunderschön gelb blühenden Sträuchern mit vielen hellen Schmetterlingen dran. Heute wollen wir die meisten Pfannen in der Mabuasehube Sektion abklappern. In der Monamodi Pan sitzt ein Falke am Wasserloch. Unser GPS erweist uns hier jedenfalls beste Dienste, es ist unerlässlich! Ohne GPS wäre man hier hoffnungslos verloren, weil die wenigen richtungweisenden Schilder oft nicht eindeutig sind oder auch gerne mal in die falsche Richtung zeigen. Überall hohe, weizengelbe Grasbüschel, Bäume und Sträucher. Der Pfad ist eng und sandig. Die Sonne ist hinter bewölktem Himmel verschwunden. Eigentlich ist dies die typische Gegend für Löwen, doch aufgrund des hohen Grases haben wir keine Chance sie zu entdecken. Die Bosoboyolo Pan ist riesig groß. Zwei Strauße rennen hier vor uns über den Pfad. Hier am Camp steht wieder der Toyota der Wiener. Rechts auf der Pfanne sucht eine Springbockherde nach Fressbarem. Unter einem Baum entdecken wir eine Gackeltrappe. Die Temperatur wechselt heute zwischen kühl und heiß.

Wieder sind wir an der gleichen steinigen Stelle wie gestern bei der Ankunft in unserem Camp an der Mpaathutlwa Salzpfanne. Hier sitzt links auf einem Baum ein schöner Milan. An dem Wasserloch von heute früh sehen wir weiter hinten immer noch die gleiche Gnu Herde von heute früh. Wir fahren dran vorbei, Richtung Mabuasehube Pan. Von dort weiter zur Lesoloagholo Pan.

Unterwegs sehen wir den Riesenkadaver einer Elanantilope mitten auf unserem Weg liegen. Nur noch Skelett und Fell sind übrig. Weiter auf unserem Pfad filmt Werner wie Mulle die Erde aus ihrem Gang nach oben ins Freie an die Oberfläche schaufeln. Eine überhaupt nicht scheue Gackeltrappe mit rotem Schnabel und schönem Gefieder stolziert singend im Gras. Endlich konnten wir mal eine Gackeltrappe fotografieren und filmen. Zweimal begegnen wir südafrikanischen Touris, die uns fragen, ob wir irgendwelche Tiere gesehen hätten. Der Himmel wechselt am späten Nachmittag zwischen hellblau und grau bewölkt. Diesmal sind wir mit zwei Ehepaaren aus Südafrika am Stellplatz des Mabuasehube Camp No. 4. Anscheinend hat die Parkverwaltung diesen Platz zweimal bebucht. Aber das macht nichts – der Platz ist groß genug. Um uns herum sind noch einige andere Camps (No. 1 bis No. 3). Es ist ganz schön windig und bewölkt. Das tut endlich mal gut. Werner macht leckeres Därr Gemüse-Soja-Rissotto und rührt als Nachtisch noch ein Därr Mousse Chocolat an. Die zwei Gelbschnabeltokos hier am Camp über uns im Baum, haben wir mit unserer Anwesenheit wohl vertrieben. Eine große Gnu Herde kommt am Abend langsam von der land-schaftlich reizvollen Mabuasehube Pan auf uns zu. Das Leittier geht voraus und alle anderen Gnus folgen Staub aufwirbelnd schön brav hintereinander langsam nach. Sie überqueren die Piste und grasen auf unserer Seite. Ein Gnu steht weit weg von der Herde und glotzt uns an. Heute haben wir eine schöne Tour um die gesamte Mabuasehube Sektion mit ihren vielen Pfannen gemacht. Die Südafrikaner bei uns im Camp sagen, dass zu 60% Regenwahrscheinlichkeit besteht. Ganz eng sitzen wir an unserem Auto um vom Wind geschützt zu sein. Das hilft. Unsere Kerze geht sofort aus. Werner rührt in seiner Schüssel Mousse Chocolat und wir schauen in unserem Buch nach welche Pflanzen und Tiere wir heute gesehen haben. Die große Gnu Herde ist wieder auf die andere Seite zum Grasen gewandert. Die Mabuasehube Pan hat in der Mitte ihrer Fläche kein Gras, nichts wächst hier, nur trockene, braune Erde. Wir schlabbern leckeres Mousse gemeinsam aus dem Topf. Nachts bläst und rüttelt ein heftiger Wind an unserem Zelt und wir wachen oft auf.

Samstag, 06.10.07
Als wir aufstehen, weht ein kalter, heftiger Wind. Zum Frühstück verziehen wir uns hinters Auto um vom Wind besser geschützt zu sein. Weil uns das Wasser vom Wind ins Gesicht geweht wird, putzen wir uns nur die Zähne und verzichten aufs Gesicht waschen. Der Wind ist so unangenehm, dass wir uns bald von den Südafrikanern verabschieden und weiterfahren. Schon wird es wieder heiß, als wir Richtung Ausgang zum Gate der Mabuasehube Sektion fahren. Unterwegs begegnen wir Oryx Antilopen, die vor uns davon rennen. Dabei hinterlassen sie eine Staubwolke unter ihren Füssen. Am Ausgang der Mabuasehube Sektion befindet sich ein Camp mit einer großen Waschanlage. Bei der Stopp Schranke halten wir an, Werner steigt aus, doch weit und breit ist niemand. Werner hebt die Schranke einfach hoch und wir fahren unter ihr durch. Tschüss Kgalagadi Transfrontier Nationalpark! Eine lange Fahrt nach Kang auf Tiefsandpassagen beginnt nun. Wir fahren auf einer sehr schlechten Sandpiste. Diese Piste ist nur mit höherer Geschwindigkeit zu bewältigen. Wird das Auto zu langsam gräbt es sich im Sand ein. Werner drückt auf die Tube und so müssen wir jetzt ca. 180 km lang Richtung Norden zu vier kleinen Kalahari Dörfern reiten. Es ist heiß, heiß, heiß und die Klimaanlage im Auto bläst ohne Unterlass. Es gibt keinerlei Hinweis- und Ortsschilder wo man abbiegen muss und ohne GPS wäre es total chancen- und aussichtslos! Die tiefe Sandpiste führt am Gemsbock Park dutzende von Kilometern entlang. Der Gemsbock Park ist nicht einmal eingezäunt. Die Strecke ist nur mit äußerster Konzentration und Vorsicht zu befahren, denn man muss aufpassen, dass das Auto nicht aus der sandigen Spur springt. Eine ganze Weile fahren wir auf der rechten Seite, da dort die Fahrspur besser erkennbar ist. In der Mitte der zwei Fahrbahnpisten liegt viel hoher Sand, der es uns erschwert so langsam wieder auf unsere linke Spur rüber zu kommen. Manchmal graben sich unsere Reifen in den tiefen Sand ein. Ein Allradfahrzeug ist hier absolut notwendig! Mit einemmal führt die Sandpiste geradeaus und nach rechts weg. Hier ist aber kein Schild wohin es geht. Unser GPS sagt glücklicherweise rechts abbiegen. Dies ist auch das nördliche Ende des Nationalparks. Ab jetzt geht es ca. 100 km geradeaus auf der Sandpiste nach Hukuntsi. Es ist immer noch heiß ohne Ende. Wir haben Durst und unser Trinkwasser schmeckt schrecklich – wie Bohrwasser. Das Desinfektionsmittel, das wir sicherheits-halber ins Wasser haben, schmeckt scheußlich. Ab und zu springen Kronenducker an uns vorbei. Die scheint es hier auch außerhalb des Parks zu geben. Zweimal sehen wir einen großen Tierkadaver auf unserer Fahrstrecke liegen.

Nach der Hälfte der Strecke müssen wir anhalten um Benzin aus unserem Ersatzkanister ins Auto zu füllen. Wir sind ganz allein auf dieser wilden gottverlassenen Strecke – kein Mensch und kein Auto. Falls hier etwas passiert schaut es schlecht aus, denn diese Strecke ist so gut wie gar nicht befahren - es kann durchaus vorkommen, dass hier mehrere Tage kein Mensch vorbei kommt.

 

Irgendwo schaffen wir es schließlich wieder auf die richtige Fahrseite der Sandpiste zu gelangen. Irgendwann erreicht unser Tachometer die 3.000 km Marke. Im Niemandsland gönnen wir uns einen kurzen Zwischenstopp und futtern gemeinsam die gekaufte Dose Sauerkraut. Das hat wenigstens Vitamine und ist dank Kühlschrank schön kühl und saftig. Nach langer Fahrt erreichen wir Lokgwabe, eines der vier Kalahari Dörfer. In Hukuntsi gibt es endlich wieder eine super gute Teerstrasse. Wir suchen die Tankstelle in Hukuntsi auf, um Luft in den Reifen zu lassen. Doch dieses gottverdammte Nest mit seiner Tanke hat nicht mal Pressluft zu bieten. Also muss der gemietete Kompressor raus und die Reifen werden damit aufgepumpt. Wir haben Durst, doch die Tankstelle bietet kein Wasser, sondern nur so eine süße Pseudo-Bananenmilch und lauwarme Cola. Deshalb geht’s halb durstig weiter die 100 km Teerstrasse nach Kang. Kang bietet mehrere Tankstellen, einen Campground und einen passablen Markt wo es endlich kühles Mineralwasser in Hülle und Fülle gibt. Die Zivilisation hat uns halbwegs wieder! Wir suchen einen geeigneten Stellplatz fürs Auto, der einigermaßen windgeschützt erscheint. Gleich gegenüber der Waschanlage parken wir unser Auto. Hier wollen wir bleiben. Werner versucht verzweifelt die mitgebrachte Dachplane aufzubauen, damit wir gegen den Wind geschützt sind, der uns den ganzen Sand ins Gesicht bläst. Doch vergeblich – ohne Erfolg! Der Wind ist zu stark und die Plane flattert so stark im Wind, dass sie uns nichts nützt und keinen Schutz bietet. Der Kalahari Wind und der Sand finden Zugang in alle Körperöffnungen. Der Sand weht von der Strasse zu uns rüber ins Gesicht.

 

Im Schutz unseres windgeschützten Autos ziehen wir uns erstmal 3 x 1,5 Liter Wasser rein. Danach sind die Lippen immer noch krustig vom wenigen Trinken heute. Vor uns hüpft ein hübscher Wiedehopf im Sand. Schließlich bauen wir unser Dachzelt auf und duschen uns in der Waschanlage des Camp. Dann gönnen wir uns im Restaurant vom Kang Ultra Stop ein leckeres Abendessen: Dosenbier St. Louis, das ein lokales Light Bier mit 3,5% Vol. ist. Aha, wir stellen beim Bestellen unseres Abendessens fest, dass Kopf nach oben nicken bei unserer schwarzen Kellnerin so viel wie „ja“ bedeutet. Werner bestellt sich ein T-Bone Steak mit Samp und Steffi ein Filet mit Pap. Dazu eine Soße mit Kartoffeln drin. Wir fragen die Kellnerin was Samp und Pap ist, worauf sie uns eine Platte bringt und uns Samp und Pap zeigt. Samp ist ein dicker Brei aus verschiedenen Körnern und Hülsenfrüchten. Pap ist Maisbrei aus mehr oder weniger fein gemahlenem Maismehl und eines der Grundnahrungsmittel in Südafrika. Zum Frühstück wird er gerne mit Milch, Butter und Zucker gegessen. Zum Mittag- oder Abendessen wird er entweder mit einer Zwiebel- und Tomatensoße bereichert, oder mit schmackhaften Eintopfsaucen. Es sind Riesenportionen und es schmeckt uns lecker. Die Gewürze sind für unsere Gaumen recht gewöhnungsbedürftig, doch es schmeckt ausgezeichnet. Pudding of the day als Dessert gibt es nicht mehr. Bei Müslischokoriegel sitzen wir noch auf unseren Campingstühlen und betrachten den schönen Sternenhimmel. Eine kleine SMS über 12.000 km an Steffis Mutter hin und zurück klärt darüber auf, dass auf der nördlichen und auf der südlichen Weltkugel alles in Ordnung ist.