31. August 2008:
Er tut es tatsächlich, dieser Wecker: Um 4 Uhr 45 legt er los. Kleine Katzenwäsche, da es in einer halben Stunde zum Taj Mahal gehen soll. Billow steht bereits vor der Hoteltüre und wartet. Es funkeln noch die Sterne als wir losfahren. Bis zum Taj Mahal sind es nur 3 Kilometer. Nach 1,5 Kilometer müssen wir aussteigen. Um das Taj Mahal wurde eine „Green Area“ geschaffen in der keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor betrieben werden dürfen. Es stehen Elektrobusse bereit. Wir steigen in den Bus und warten. Vor dem Bus rufen uns die Fahrradrikschafahrer entgegen, dass der Bus erst in 20 Minuten abfährt und dass soeben die Sonne aufgeht und das Taj Mahal jetzt am schönsten sei. Eine Amerikanerin mit einem indischen Reiseführer im Schlepp betritt auch den Bus. Lautstark animiert er den Busfahrer jetzt loszufahren. Dieser tut sogleich wie ihm befohlen. Nach einem Kilometer lässt er uns aussteigen, den Rest müssen wir nun zu Fuß gehen. Am Ticketschalter hat sich bereits eine kleine Menschenschlange gebildet. 20 Touris waren bereits vor uns da. Der Eintritt ist gesalzen: 750 Rupien für Ausländer und nur 20 Rupien für Inder. Um 6 Uhr kommt Leben auf im Ticketschalter und auch davor, da sich zwei indische Guides erfolgreich vorgedrängelt haben. Das gefällt allen anderen gar nicht. Wo ist nur die englische Erziehung geblieben? Mit den Tickets in der Hand müssen wir eine Körperkontrolle passieren. Keinerlei spitze Gegenstände sind hier erlaubt. Man sieht’s nicht so gerne, wenn ich „Steffi“ in das Taj Mahal eingraviere ;-). Wegen eingegangener Bombendrohungen haben die indischen Behörden die Sicherheitsvorkehrungen im Jahr 2006 verstärkt. Das Gelände des Taj Mahal kann nur noch durch Sicherheitsschleusen betreten werden. Die Mitnahme von Flüssigkeiten, ausgenommen Trinkwasser, ist Besuchern nicht erlaubt. Das Baudenkmal wird von Soldaten rund um die Uhr bewacht. In seinem Umkreis wurde ein Flugverbot erlassen.

 

Durch einen hohen Torbogen hindurch fällt der erste Blick auf das Taj Mahal – ein wunderschöner Anblick. Es ist strahlend weiß in das frühmorgendliche Licht getaucht und der 18 Hektar große Garten mit seinen Zypressen und Teichen stellt eine Vision des göttlichen Paradieses auf Erden dar. Das 58 m hohe  und 56 m breite  Grabmal aus Marmor  wurde vom indischen Großmogul Shah Jahan 1651 in 17 Jahren Bauzeit auf einer 100 m × 100 m großen Marmorplattform errichtet. Untröstlich über den Tod seiner Lieblingsfrau Mumtaz Mahal, die bei der Geburt ihres 14. Kindes starb, ließ er einen Prunkbau aus rotem Sandstein und Marmor errichten. Um den "zu Stein gewordenen Seufzer" zu verwirklichen, wurden die geschicktesten Handwerker aufgeboten. Sie schufen das Mausoleum mit seinen 22 Kuppeln, mit den 40m hohen Minaretten an den vier Ecken der Umfassungsmauer. Beteiligt waren über 20.000 Handwerker aus ganz Süd- und Zentralasien und verschiedene Architekten, unter anderem der Perser Abu Fazel. Die persische Architektur geht auf ihn zurück. Gekonnt verschmolz er sie mit indischen Elementen zu einem harmonischen Meisterwerk. Die vier um das Hauptgebäude herum angeordneten Minarette sind leicht geneigt, damit sie im Falle eines Erdbebens vom Hauptgebäude weg stürzen. Leider sind Filmaufnahmen vom Taj Mahal verboten, aber Werner gelingt es den vielen Kontrolleuren auf dem Gelände zu versichern, dass seine Kamera ausschließlich Fotos macht ;-). Die Sonne steigt höher und höher und so verändert sich laufend die Farbe des Taj Mahals. An der berühmten Bank müssen wir natürlich auch ein paar Aufnahmen von uns machen. Unaufhörlich füllt sich der Garten mit Menschen. Ein älterer Inder ist so nett und versucht Steffi zu zeigen von wo aus sie die besten Fotos machen kann. Geschwind hält er ihr die Hand hin, für diesen tollen Tipp hat er sich aber jetzt ein dickes Bakschisch verdient, meint er. Blöd nur, dass Steffi nicht eine Rupie hat und Werner macht den Geldbeutel für so etwas nicht auf. Das Mausoleum, das Herzstück des Taj Mahal, ist reich verziert mit feinen Marmorornamenten, Edelsteinen und Halbedelsteinen, könnten wir da nicht einen mitnehmen?

Nach fast drei Stunden haben wir alles ausgiebig besichtigt. Vor dem Taj Mahal gibt es natürlich diverse Souvenirshops. Steffi sieht sich nach einem kleinen Taj Mahal zum Mitnehmen um, aber es ist nur Schund hier zu finden. Die Händler, die 1.000 Rikschafahrer und die Postkarten verkaufenden Kinder sind entsprechend lästig, so verlieren wir schnell die Lust etwas zu kaufen. Ein Elektrobus fährt uns vor der Nase davon und wir beschließen gleich den Kilometer bis zum Auto zu laufen. Im Hotel angekommen frühstücken wir reichlich mit allem Schnicki-Schnacki. Um 10 Uhr 30 fährt uns Billow zum Roten Fort. Auch hier ärgern wir uns über die hohen Eintrittspreise. Ingesamt geben wir heute mehr als 40 Euro für Eintrittsgelder aus, viel zu viel für indische Verhältnisse. Das Rote Fort ist eine Festungs- und Palastanlage aus der Epoche der Mogulkaiser und diente im 16. und 17. Jahrhundert als Residenz der Moguln. Es liegt am Ufer der Yamuna, etwa 2,5 Kilometer vom Taj Mahal entfernt. Der Bau des Forts wurde 1565 unter Akbar dem Großen aufgenommen und unter seinen Nachfolgern, vor allem unter Shah Jahan, in der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erweitert. Während Akbar vorwiegend in rotem Sandstein mit Marmoreinlagen bauen ließ, bevorzugte Shah Jahan weißen Marmor mit Verzierungen aus Gold und Halbedelsteinen als Baumaterial. Nach seiner Machtergreifung 1658 stellte Aurangzeb seinen Vater Shah Jahan im Roten Fort unter Hausarrest, wo dieser 1666 auch starb. 8 Jahre schmachtete er eingesperrt mit Blick auf das Taj Mahal, dem Mausoleum seiner Lieblingsfrau. Weiter geht es mit Billow nach Sikandra, dem Mausoleum des Mogulkaisers Akbars, zehn Kilometer nördlich von Agra. Die vier Ecken des Mausoleums werden von strahlend weißen Minaretten gekrönt, Marmor als Kontrast zum roten Sandstein. Drei Jahre vor seinem Tod hatte der Kaiser bereits die gewaltige Anlage in Auftrag gegeben. Durch das große Tor betreten wir die Anlage. „Hier ist der Garten Eden, betritt ihn, um darin ewig zu weilen"- lautet die Inschrift. Das Wort Paradies ist eine Übersetzung des alten persischen Wortes pairidaeza, mit der Bedeutung „ummauerter Garten". Und tatsächlich: Im ausgedehnten, gartenartigen Innenhof laufen Antilopen frei herum und Kokosnüsse fallen von den Palmen. Die Moguln brachten ihren Glauben vom Fortleben auf Erden dadurch zum Ausdruck, dass sie ihre berühmten Toten in von Parkanlagen umgebenen Mausoleen beisetzten. Die riesige Gartenanlage ist von Wasserläufen durchzogen. Die sterblichen Überreste Akbars befinden sich im untersten Geschoss. Sein Sarkophag ist mit einer einfachen weißen Marmorplatte abgedeckt.

 

Es ist inzwischen früher Nachmittag und brütend heiß. Beim Ausgang entdecken wir Inder die sich mit gefiltertem Wasser erfrischen, das aus mehreren Wasserhähnen läuft. Bei der Hitze gerade das Richtige, auch für uns. Im Auto läuft die Klimaanlage auf vollen Touren. Auf einer Brücke überqueren wir den Yamuna Fluss und gelangen zum weißen Marmor Grab des Itimad-ud-Daulah, auch Baby Taj Mahal genannt. Es stellt, obwohl weniger prachtvoll und bekannt als das weltberühmte Taj Mahal, zweifellos ein Kleinod der Mogulkunst des 17. Jahrhunderts dar. Der exquisite Grabbau wurde im Auftrag der Kaiserin Nur Jahan für ihre Eltern errichtet und 1628 vollendet. Der aus Persien stammende Vater der Kaiserin, wurde ausgezeichnet mit dem Ehrentitel Itimad-ud-Daulah, "Stütze des Staates". Als Vorläufer des Taj Mahal weist das Mausoleum eine Reihe architektonischer und dekorativer Besonderheiten auf: die Verkleidung der gesamten Oberfläche des Gebäudes mit weißem Marmor, die Ecktürme in Gestalt von Minaretten, der Reichtum an Halbedelstein-Inkrustationen sowie die Vorliebe für florale Motive. Werner hat das vor einigen Jahren schon mal besichtigt. Leider hat sich der Zustand des Mausoleums inzwischen drastisch verschlechtert. Im Inneren des Gebäudes brühten nun sogar Tauben. Hoffentlich wird bald mit Renovierungen begonnen. Müsste ja eigentlich von den horrenden Eintrittsgebühren zu machen sein. Den Rückweg treten wir über die alte Einbahn Eisenbrücke an. Es wimmelt vor Radfahrern und Fußgängern. Nicht weit weg von unserem Hotel sehen wir das Restaurant Only, laut Führer ein besseres Restaurant. Wir nehmen uns vor dort heute Abend essen zu gehen. Da es nicht weit ist, sagen wir Billow er braucht uns nicht dorthin zu fahren heute Abend.

 

Nachmittags wechseln wir das Zimmer von der lauten Straßenseite in den ruhigeren Innenhof. Dort befindet sich auch der große Pool des Hotels an dem wir den Nachmittag verbringen. Der Garten wird von vielen Papageien und anderen Vögeln angeflogen, auch Streifenhörnchen rennen einem hier über die Füße. Auf dem Rückweg zum Zimmer sieht Steffi einen schönen Schal, das wäre ein schönes Geschenk für Ihre Mutter. Nachdem Sie ein schönes Exemplar ausgesucht hat, beginnen erste Verhandlungen. Viel zu teuer, mal sehen, vielleicht ist er ja morgen etwas günstiger ;-) Um 19 Uhr 15 machen wir uns auf dem Weg zum Restaurant. Vor dem Hotel wartet Billow auf uns. Wieso das? Wir haben ihm doch gesagt, dass wir ihn heute nicht mehr brauchen, da wir zu Fuß zum Restaurant gehen. Er spricht schlecht Englisch, versteht noch viel schlechter und hat uns wohl nicht verstanden. Deshalb hat er sicherheitshalber auf uns gewartet. Na ja, er möchte wohl die Sache aus Jaipur relativieren mit dieser Aktion. Im Restaurant angekommen bestellt Steffi eine Lassi, Werner traut sich auch mal eine Bananen-Lassi zu probieren. Werner isst heute Murgh Butter, also eingelegtes Hühnchen in leicht scharfer Soße und Steffi Malai Kofta, das sind Hüttenkäsebällchen in würziger Soße. Die viele Soße tunken wir mit Garlik-Naan auf. Während des Essens unterhält uns ein zwei Mann Orchester: Ein Geigenspieler, der nicht Geige spielen kann und ein Trommler, der zwar gut Geige spielen kann aber leider die meiste Zeit schlecht trommelt. Die beiden spielen nicht gut aber dafür um so lauter. Deshalb flüchten wir nach dem Essen schnell und machen uns zu Fuß auf den Heimweg. Das Restaurant liegt direkt an einem Kreisverkehr von dem sechs Straßen weg gehen. Wir rätseln: Welche war denn die zum Hotel? Da kein Mensch zum Fragen unterwegs ist beschließen wir die da drüben zu nehmen. Nach 10 Minuten bemerken wir unseren Irrtum und kehren um. Am Kreisverkehr fragen wir einen Inder. Nach 10 Minuten sind wir am Hotel, ein netter Verdauungsspaziergang für unsere vollen Bäuche.

 

1. September 2008:
Da wir den dunklen Vorhang des Hotels ganz zugezogen haben, pennen wir bis 9 Uhr. Schnell, schnell Zähneputzen und ab zum Frühstück. Gleich ein Omelett bestellt mit Gemüse, Zwiebeln und frischen Kräutern. Um 10 Uhr verlassen wir den Frühstücksraum, bevor uns die Ober rausschmeißen. Erneut schauen wir zum Laden mit den schönen Schals. Man erkennt uns natürlich gleich wieder. Postwendend liegt das schöne Stück von gestern auf dem Tisch. Steffi handelt wie ein Weltmeister. Auf witzige Art geht sie nur in kleinen Schritten nach oben, so dass der Verkäufer auch eine Chance hat in großen Schritten nach unten zu gehen. Jetzt hat sie das perfekt drauf. Die Attraktion des heutigen Vormittags: der Hotelpool. Um 13 Uhr packen wir unser Gepäck zusammen und stellen es in einem bewachten Teil des Foyers ab. Um 14 Uhr bestellen wir einen schwarzen, starken Kaffee. Uns treibts die Augen raus, so stark ist er. Wir haben heute einen langen Tag und da möchten wir wach und fit bleiben. Noch einige Stunden entspannen wir in der Hitze unter den schattigen Bäumen am Pool. Zur vereinbarten Zeit, um 16 Uhr, verlassen wir das Clark Shiraz Hotel. Billow wartet bereits. Er schaut reichlich bleich aus. Wir lassen uns in den Metab Garten fahren, der auf der anderen Seite des Flusses gegenüber des Taj Mahal liegt. Der Garten wurde etwa vor zwei Jahren angelegt. Man hat dort eine sehr schöne Aussicht auf das Taj Mahal von hinten. Der Fluss hat Hochwasser, da anscheinend der Monsun immer noch erheblich Wasser aus dem Himalaja trägt. So bekommen wir noch ein paar nette Spiegelungsfotos. Am Ufer laufen Reiher auf Beutesuche auf und ab. Im Garten gibt es fette, blühende Hibiskussträucher.

 

Eine Frau ist gerade dabei eine andere zu lausen. Na, die beiden sind doch genau die richtigen Empfänger für ein mitgebrachtes Shampoo. Sie freuen sich. Mit dem Auto geht’s rein in die Stadt, vorbei an Slums: Zeltplanen aus alten Stofffetzen und Plastikplanen inmitten eines schlammigen Geländes, ab und zu ein Bretterverschlag. Im Müll spielen die Kinder. Werner war vor einigen Jahren schon mal hier. Es hat sich überhaupt nichts verändert. Wer hier geboren wird, hat keine Chance. Inzwischen ist es 18 Uhr. Billow bringt uns zum Restaurant Only, in dem wir ja gestern bereits waren. Wir lehnen ab – die beiden Musiker sollen heute mal ohne uns ihren Krach machen. Als wir ihm erklären, dass er uns in ein anderes Restaurant fahren soll schnauft er. Er weiß nichts anderes und sagt es gibt kein anderes Restaurant hier in Agra. Ein lustiger Bursche, 1.5 Millionen Einwohner und nur ein Restaurant ;-). Wir haben eine Liste mit Hotels und Restaurants im Gepäck und bitten ihn zu halten, damit wir diese heraus nehmen können. Plötzlich meint er, ihm ist jetzt doch noch ein anderes Restaurant eingefallen. Am Ende einer etwas besseren Einkaufsstraße liegt das Pyra Restaurant. Ein dicker Ober mit einem gewaltigen Bauch begrüßt uns herzlich. Wir lassen uns mit allem sehr viel Zeit, denn erst um 21 Uhr müssen wir los zum Nachtzug. Das heißt, die nächsten drei Stunden nur essen und trinken. Wir möchten gerne ein Bier haben, aber er hat nur Kingfisher Beer, das schmeckt wässrig. Nachdem wir nun doch schon einige Wochen in Indien sind kennen wir genau unsere bevorzugten Biermarken: Black Label oder Foster. Der bauchige Ober schickt einen schmächtigen Jungen mit dem Fahrrad los um uns das Bier zu besorgen, toller Service!

 

Um 20 Uhr 40 verlassen wir das Restaurant, draußen ist es jetzt natürlich dunkel. Vor dem Restaurant sitzt auf einem Stuhl unser Fahrer und schaut uns gequält an. Ihm ist ziemlich schlecht. Komisch, wir haben doch in dem Restaurant gegessen, nicht er ;-). Nach 15 Minuten Fahrt halten wir an, um unseren lokalen Führer aufzunehmen. Gemeinsam mit ihm starten wir die Fahrt zum Bahnhof von Agra, der sich 40 Kilometer entfernt in einem kleinen Nest befindet. Dort soll um 23 Uhr 30 unser Nachtzug starten. Der lokale Führer sagt uns, dass er letzte Woche Touristen zum Nachtzug brachte. Leider hatte der Zug über 5 Stunden Verspätung. Bestimmt toll sich die Nacht auf einem indischen Bahnsteig um die Ohren zu hauen. Unterwegs hält Billow einige Male an. Er steigt aus und muss sich übergeben. Hat wohl etwas Falsches gegessen oder getrunken. Auch die Einheimischen erwischt es manchmal. Wir fahren durch das kleine Nest Tundal und suchen einen Doktor für Billow. Die beiden fragen ein paar Leute und so halten wir bei einem Doktor an. Die Praxis sieht aus wie eine offene Doppelgarage. Auf verdreckten Bettgestellen liegen Patienten am Tropf. Die meisten sehen noch viel schlechter aus als Billow. Vielleicht ist es sein Glück, dass der Doktor gerade nicht da ist. Billow sucht sich eine Seitengasse und übergibt sich dort erneut. Nach drei solchen Zwangspausen schafft er es doch noch bis zum Bahnhof. Er ist bestimmt froh uns los zu sein.

 

Schon steht ein Träger bereit, der unser Gepäck zum Bahnsteig bringen wird. Auf indischen Bahnhöfen sind Träger unerlässlich. Erstens schaffen sie es massenhaft Gepäck zu tragen, zweitens kennen sie genau den Bahnsteig an dem der Zug losfährt und sogar noch genau die Stelle an der das Abteil liegt, das man gebucht hat. Ein etwa 60 jähriger, schmächtiger Bursche mit dünnen Beinen schnappt sich unser Gepäck. Den schweren Koffer hat er auf dem Kopf, darauf noch die vollbepackte lila Tasche und die rote Tasche schleift er so noch mit. Ingesamt trägt er bestimmt an die 50 kg. Wie schafft er das bloß? Es geht steile Treppen nach oben um die Bahngleise zu überqueren. Der ganze Bahnhof ist spärlich beleuchtet. Unendliche Durchsagen in Hindi dröhnen aus den aufgehängten Lautsprechern. Wir sind 1,5 Stunden zu früh und müssen nun warten. Der Bahnsteig ist sehr dreckig. Sitzbänke gibt es keine. Es liegt eine Gepäckkarre herum auf die wir uns setzen, 10 Meter vom Klo entfernt. Die Wand im Klo hat ein Loch, dort scheint ein Rattennest zu sein.

 

Die Ratten sind lästig, bis auf einen Meter trauen sie sich an uns heran. Wir versuchen sie wegzuscheuchen, aber das hindert sie nicht sich gleich darauf wieder anzuschleichen. Fette Kakerlaken huschen ebenfalls über den Bahnsteig. Eine läuft direkt über Steffis Füße. Steffi quietscht dementsprechend. Wir unterhalten uns ein wenig mit dem lokalen Führer. Er fragt uns, ob das Leben in Deutschland ähnlich oder ganz anders ist, als das in Indien. Na ja, die Bahnsteige sind hier und da etwas besser. Eine Gruppe Menschen bleibt neben uns stehen und glotzt uns an. Unser Führer fragt was los ist. Sie sagen, sie kommen vom Land und haben noch nie Europäer gesehen. Wir sind also die Attraktion. Der Gepäckträger kommt mit der Nachricht daher, dass unser Zug pünktlich ankommen soll. Prima! Fünf Stunden Verspätung auf diesem Bahnsteig, wir mögens uns gar nicht erst vorstellen.

Um 23 Uhr 25 rollt unser Zug ein. Wir steigen ein, der Gepäckträger bringt uns die Koffer und Taschen ins Abteil und bekommt jetzt sein Geld. Schnell verstauen wir unser Gepäck im Abteil. Wir haben natürlich 1. Klasse gebucht und deshalb ein Abteil, das man von innen zusperren kann. Steffis Interesse gilt dem Klo. Links am Wagonende gibt es ein Plumpsklo, das schaut schrecklich aus. Rechts gibt’s noch eins, aber das schaut auch nicht besser aus. Der Zug ist schon lange unterwegs und die Klos werden nur bei der Abfahrt des Zugs gereinigt. Auf nähere Beschreibung der Klos verzichten wir an dieser Stelle. Auf alle Fälle führt dieser Anblick bei Steffi zu einer Krise mit Heulkrampf. Erst die Ratten und die Kakerlaken und jetzt auch noch das. Sie muss aber unbedingt. Werner lässt sich überreden das Gepäck unbeaufsichtigt im Abteil zu lassen während er mit Steffi zum Klo geht. Dort hält er ihr die Türe auf und bewacht diese, bis Steffi ihr Geschäftchen erledigt hat. Steffi predigt, dass sie nie mehr wieder nach Asien fährt. Zurück im Abteil stopft Werner die Klimaanlage mit Dreckwäsche zu, damit wir morgen nicht als Eiszapfen aufwachen. Werner pfeift sich eine halbe Schlaftablette rein um das Geratter des Zuges zu ertragen. Leider ist unsere Wasserflasche verloren gegangen, so muss er die Schlaftablette mit Underberg nehmen. Steffi nimmt auch noch einen. Um 0 Uhr 40 machen wir die Äuglein zu.

2. September 2008:
Werner beamt es dank Schlaftablette bald weg. Steffi denkt die ganze Nacht: „Oh je, hoffentlich muss ich nicht noch mal auf dieses Drecksklo“. Irgendwann schläft sie dann doch ein. Um 7 Uhr klingelt der Handywecker. Ein paar Minuten danach klopft es an unserer Türe: „Next stop Mughal Sarai - ten minutes“. Dort müssen wir aussteigen, denn das ist der Bahnhof von Varansi. Auch Varanasi’s Bahnhof liegt weit außerhalb der Stadt. Um 7 Uhr 15 kommen wir an, öffnen die Türe und schon steht jemand da mit einem Stück Papier, auf dem steht „Stefanie“. Schön mit Steffi zu reisen, sie ist eben Welt bekannt ;-). Unser Zug ist 30 Minuten zu früh da, trotzdem holt uns schon jemand ab, Klasse! Daran sieht man aber auch, dass es schon Sinn macht eine Stunde vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof zu sein, die Züge fahren wie sie wollen. Noch einmal wird unser schweres Gepäck auf den Kopf eines Trägers verstaut. Es ist schwül-heiß, es hat bestimmt 35 Grad und über 90% Luftfeuchtigkeit, jetzt schon um halb acht. Vor dem Bahnhof wartet unser Fahrer, Lalan, mit einem Hindustan Ambassador. Ab jetzt wird’s also nostalgisch. Selbst nach indischen Maßstäben ist der seit 50 Jahren von Hindustan Motors produzierte Ambassador ein hoffnungslos veraltetes Auto, aber eben unzerstörbar. Wir nehmen hinten Platz und tuckern los. Ein halbe Stunde später überqueren wir auf einer großen Brücke den Ganges, rechts fällt der Blick auf Varansi, dem früheren Benares. Die älteste, ununterbrochen bewohnte Stadt der Welt, sie ist weit über 3.000 Jahre alt. Gleich nach der Brücke biegt links ein Wegelchen ab, das ist die Ausfahrt zur Stadt.

 

Noch 15 Minuten auf holpriger Straße und schon sind wir am Hotel Palace on Ganges. Klingt großartig ist aber ein gutes Mittelklassehotel am südlichen Ende der Ghats. Ghats sind Treppen, die vom steilen Ufer bis in den Ganges reichen. In Varanasi gibt es insgesamt 84 Ghats. Drei der Ghats sind für die Leichenverbrennung reserviert. An den anderen Ghats wird gebadet, gebetet, gewaschen. Varanasi ist der heilige Ort, an welchem Shiva die Bitten der Gläubigen hört, das religiöse Zentrum aller Hindus. Die Stadt Shivas ist eine Stadt der Tempel und Klöster: 1.500 große und kleine Tempel gibt es hier. In der Stadt leben 40.000 Mönche und Brahmanen, die Pilger aus dem ganzen Land betreuen. Das Tor zur Ewigkeit für alle gläubigen Hindus, die Grenze zwischen den Dimensionen. Denn Shiva wusch sich hier einst rein von seiner Schuld, die er mit einem Mord an zwei Brahmanen auf sich geladen hatte. Wer hier stirbt, so heißt es, entkommt dem Rad der Wiedergeburt. So reisen viele Hindus aus ganz Indien am Ende ihres Lebens hier her. Hier wollen sie sterben. Doch hier zu sterben und verbrannt zu werden ist teuer. Je höher die Kaste eines Hindu, desto teurer. Außerdem wird eine Leiche nur dann dem Scheiterhaufen übergeben, wenn der Verstorbene gesund war. Kranke Menschen, so glauben die Hindus, wurden schon von den Göttern geholt, ebenso Kinder unter 4 Jahren. Ca. 200 bis 300 Leichen werden täglich rund um die Uhr verbrannt. Die Asche wird nach der Verbrennung dem Ganges übergeben. Doch nicht immer werden wirklich alle Leichenteile verbrannt bevor die verkohlten Reste dem Wasser übergeben werden. Die nächste Leiche wartet schon. Stirbt ein Sadhu, also ein heiliger Mann, wird dieser direkt, ohne Verbrennung, dem Fluss übergeben. Und der Ganges schluckt und schluckt. Auch wir schlucken, Tee auf der Dachterrasse des Hotels mit Blick über das Assi-Ghat, an dem ein paar Menschen baden und einige Wasserbüffel herum stehen. Die vielen Schwermetalle lassen ein Bad im Ganges keinesfalls ratsam erscheinen. Dazu kommen die menschlichen Ausscheidungen und die ungeklärten Abwässer weiter flussaufwärts gelegener Fabriken. Aber für die Menschen hier ist das Wasser des Ganges heilig. Wir starten unseren Spaziergang die Ghats entlang. In einem Laden quatscht uns ein Typ an: „Change money“? Er bietet uns einen guten Kurs und so wechseln 100 US$ den Besitzer. Steile Stufen klettern wir hoch bis zu einem Tempel. Dahinter suchen wir den Weg zum nächsten Ghat, denn man kann nicht immer direkt von Ghat zu Ghat laufen. Wir schlendern vorbei am Lolarka Kund, einem über steile Stufen erreichbaren, 15 m tiefer gelegenen Teich. Eine der ältesten Stätten Varanasis. Über enge Gassen kommen wir zum Tulsidas Ghat.

Eine Herde Wasser- büffel erfreut sich soeben beim ausgiebigen Baden. Wir gehen die Treppen nach unten um zu fotogra- fieren. Von rechts kommen einige Wasserbüffel ange- schlichen. Steffi bekommt es mit der Angst zu tun, macht sich klein und fängt an vor ihm wegzu- rennen. Die Viecher sind zwar eigentlich ganz friedlich und saublöd, aber wenn man vor ihnen wegläuft nutzen sie das natürlich schamlos aus.  Werner geht energisch dazwischen: Er schreit „Hoooh“, stampft mit dem Fuß auf und schwenkt die zwei Liter Wasserflasche vor dem Schädel des Büffels. Das beeindruckt ihn doch und so gibt er seinen Plan, Steffi niedertrampeln zu wollen, schnell auf. Jetzt ist es Mittag und heiß ohne Ende, unsere T-Shirts sind klatschnass. Wir brauchen neues Mineralwasser, also stapfen wir in die Altstadt, vorbei an einem farbenprächtigen, südindischen Tempel und an einer Musikgruppe, die Balla-Balla Musik spielt. Dann wollen wir erneut runter an die Ghats. Vorbei an massenweise gestapeltem Holz, das hier gespalten und zerkleinert wird, landen wir beim Harichandra Ghat, eines der Krematorien. Normalerweise liegen Verbrennungsstätten verborgen am Stadtrand, nicht so in Varanasi. Sogar ein Gebäude für die elektrische Verbrennung steht hier am Gangesufer. Der Fortschritt lässt sich auch hier nicht aufhalten. Aber das elektrische Krematorium, in denen Einäscherungen ein Zehntel des Preises einer traditionellen Verbrennung kosten, wird von vielen Pilgern gemieden. Sie befürchten, in dem modernen Betonbau würde die Seele nicht erlöst, sondern verdammt.

 

Von hinten hören wir halb singende, halb betende Träger, die auf einer Bahre eine in einem Leinentuch verpackte Leiche, geschmückt mit Goldfolie und orangefarbenen Ringelblumen, zum Ganges tragen. Dort werden die Füße des Leichnams in das heilige Wasser getaucht. Wir trauen uns bis an den oberen Rand des Ghats heran. Nun sind wir etwa 10 m oberhalb der brennenden Leichen. Unten raucht es, fünf Leichname brennen. Zwei neue wurden soeben hergetragen und werden mit Holz überhäuft. Oben kommt Brandbeschleuniger drauf und dann werden sie angezündet. Bei einem Leichnam schaut der Kopf heraus und das Fleisch um die Rippen brutzelt. Für uns ist es logisch hier keine Aufnahmen mehr zu machen. Ein junger Typ quatscht uns an. Er führt uns zu einem kleinen Tempelchen an den wir uns stellen sollen. Wir sehen ehrfürchtig zu. Der Rauch steigt bis zu uns hoch. Inzwischen hat sich ein anderer Typ an uns herangemacht und quatscht uns an. Es ist immer das gleiche. Erst verstricken sie einen in ein lockeres Gespräch, werden dann aber sehr aufdringlich. Wir reden nur das Notwendigste, da wir den Augenblick nicht passend finden um hier zu quatschen. Er meint, er sei hier der Tempelwächter und er möchte, dass wir den Ort dementsprechend respektieren. Was das heißt sagt er uns aber nicht. Er quatscht und quatscht. Aber lauter Zeug das uns nicht interessiert: Wo wir herkommen, was wir machen, wo wir hingehen usw. Wir haben keine Lust uns weiter mit ihm zu unterhalten und sagen ihm, dass wir etwas Ruhe haben möchten und den Ort auf uns wirken lassen möchten. Werner sagt zu Steffi auf Deutsch, sie soll einfach nicht mehr mit ihm sprechen. Nicht mehr zu sprechen ist für ihn respektlos, ihm und auch "seinem" Tempel gegenüber. Er sagt, wenn wir nicht mit ihm reden sind wir respektlos und sollen verschwinden. Warum sagt er uns nicht einfach was er möchte? Unser Geld. Aber er möchte das anscheinend nicht aussprechen, da von unten die Leute argwöhnisch beobachten was er da oben so treibt. Als er merkt, dass wir nicht mehr sprechen möchten wird er sauer und sehr ärgerlich. Er stupst uns mehrmals an, zischt dabei „I don’t like Germans“ und dass wir verschwinden sollen. Werner warnt ihn, er soll ihn nicht stupsen. Darauf hin wird er noch handgreiflicher.

 

Er packt Steffi und zieht sie. Werner geht dazwischen und warnt ihn erneut, er soll uns nicht anfassen. Darauf packt er auch Werner und schubst ihn. Dazu schreit er, wir sollen jetzt verschwinden. Werner warnt ihn erneut, er soll ihn nicht noch mal schubsen, sonst würde er sehen was dann passiert. Steffi ist die Sache inzwischen zu mulmig, sie hat Angst vor dem rabiaten Kerl. Das ermutigt den Typen jetzt noch massiver zu werden. Er stößt Werner mit seinen beiden Armen und schreit ihn dabei an. Werner warnt ihn darauf hin das vierte Mal und sagt dann zu Steffi, dass wir jetzt besser gehen. Wir haben die Schnauze voll von so einem aggressiven Kerl und treten den Rückweg an. Der Weg bietet nur für eine Person Platz, deshalb geht Steffi voraus. Werner dreht dem Typen den Rücken zu und geht Steffi hinterher. Da kommt der Typ auf die Idee Werner von hinten mit der Faust voll eine in die Rippen zu schlagen. Jetzt reicht’s. Reflexartig dreht er sich um und schlägt mit einer kraftvollen rechten Geraden dem Typen eine auf die Nase. Damit hat er nicht gerechnet, jedoch nach vier Warnungen hätte er das wohl besser tun sollen. Erst hält er sich die blutende Nase, dann versucht er es noch mal Akustisch. Werner sagt ihm er soll ruhig kommen, dann kriegt er zur Abwechslung eine auf’s Auge. Aber er hat wohl genug. Wir gehen bis zu den Holzhaufen und warten dort ein wenig. Werner möchte sehen, ob der Typ andere animiert uns zu folgen. Nach ein paar Minuten sind wir sicher, dass uns niemand folgt und machen uns auf den Rückweg zum Hotel. Dabei rinnt uns der Schweiß nur so herunter, jetzt hat es bestimmt an die 40 Grad. Steffi hat heute Morgen eines grünes T-Shirt angezogen, das ist jetzt weiß-grün, Werners blaues ist jetzt weiß-blau. Sie schauen aus wie Batikhemden. Im Hotelzimmer angekommen gibt’s eine schöne Dusche, der Miefquirl rattert mit voller Leistung.

 

Um 15 Uhr 15 holt uns Lalan ab zu einer Tour auf der wir sehen, dass Varanasi durchaus modernere Stadtteile hat. Es geht in den Süden der Stadt. Im Barat Kala Bhawan Museum der Benares Hindu Universität bewundern wir die reiche Sammlung von wertvollen und seltenen historischen Artefakten, Statuen, Bildern, Gemälden und Handschriften. Hier bekommt man einen Überblick über die antike Stadt Varanasi. In der Nähe des Museums befindet sich auch der Shiva Tempel Vishwanath Mandir. Im Hauptraum dieses Tempels ist soeben ein fettleibiger Brahmane mit rituellen Waschungen eines Phallussymbols, dem sogenannten Lingam, beschäftigt. Nachdem der Brahmane fertig ist schütten dicke Inderinnen aus silbernen Kännchen Milch darüber und stülpen Blumenkränze darüber. Was das wohl heißen mag ;-) ? Leider darf man auch hier keine Aufnahmen machen. Im Tempelgarten fotografieren wir gerade den Wächter und Schwellenhüter des Tempels, Nandi, das Reittier Shivas, als plötzlich Hanjörg hinter uns steht. Kichernd tauschen wir unsere Erlebnisse aus. Er lädt uns ein heute Abend in sein Guesthouse zu kommen, mal sehen ob wir dazu Lust haben. Hanjörg ist immer auf der Suche nach Leuten, die mit ihm Bier oder Whisky trinken. Steffi möchte jetzt zur Dasaswamedh Road fahren. Lalan telefoniert per Handy und so empfängt uns an der choatischten Kreuzung von Varanasi der herbeigerufene Typ. Gemeinsam mit ihm und einigen tausend anderen Menschen gehen wir  runter zur Dasaswamedh Ghat. Hier ist richtig was los. Jede Menge Menschen sitzen auf der Treppe und im Wasser des Ganges tummeln sich alt und jung. Die Kinder baden, die Alten führen rituelle Waschungen durch und rezitieren dazu Mantras.

 

Aus Lotusblättern geflochtene Schalen tragen kleine Kerzchen, die von hier auf die Reise in den Ganges geschickt werden. Der Typ möchte uns animieren mit einem Boot am Ufer des Ganges entlang zu fahren. Der Bootsführer steht auch bereits neben uns. Steffi ist begeistert, sie würde gerne rüber fahren zur nächsten Ghat, der Manikarnika Ghat, das größte Krematorium Varanasis. Werner bremst sie, da es in 15 Minuten dunkel ist. Er möchte nicht im Dunkeln hier herum stapfen. Varanasi ist nachts absolut unbeleuchtet. Auch die Fahrzeuge, die dann herum fahren haben meist kein Licht, ganz zu schweigen von den Löchern und den Wasserbüffeln, die plötzlich vor einem stehen. Steffi ist leicht säuerlich, aber Werner setzt sich durch. Wir genießen noch fünf Minuten die Szenerie hier am Ghat und marschieren zurück zum Auto. Dort angekommen ist es bereits vollkommen dunkel. Im Hotel gibt’s schon wieder eine Dusche. Ungefähr 300 m vom Hotel haben wir ein Restaurant gesehen, da gehen wir hin. Das Restaurant hat eine offene Küche. Das ewige indische Essen hängt uns schön langsam zum Hals raus deshalb essen wir sehr leckere Pizza zum Spottpreis. Hinterher stolpern wir zurück zum Hotel. Es ist stockfinster. Werner setzt seine Stirnlampe auf, Steffi flüchtet vor den Wasserbüffeln ;-). Danach die letzte Dusche des heutigen Tages. Warum kann man eigentlich nicht unter der Dusche schlafen?

3. September 2008:
Wir haben natürlich ohne Decke geschlafen, die ganze Nacht läuft der Miefquirl. Um 5 Uhr heißt es aufstehen, da um 5 Uhr 30 Lalan vor der Türe steht. Etwa 20 Minuten dauert die Fahrt zur Dasaswamedh Ghat. Dort hat es jetzt schon knapp 30 Grad. Die Leute liegen neben der Straße, manche in leichte Decken gehüllt. Daneben liegen Hunde und Kühe. Es dämmert, die Sonne wird gleich auf der anderen Seite des Ganges aufgehen und die Ghats in schönstes Licht tauchen. Ein sehr freundlicher Bootsführer empfängt uns. Mit ihm gehen wir die Treppen runter. Viele Pilger stehen im Wasser und beten, die Frauen steigen mit ihren Kleidern in den Ganges, die Männer tragen nur ein kleines Schürzchen. Sie tauchen in den Ganges unter, schütten sich das Gangeswasser über den Kopf, drehen sich im Kreis und beten dazu. Manche trinken das Gangeswasser auch. Dabei hebt es sie, da teilweise Bröckchen darin schwimmen. Ob das Müll, Wasserbüffelscheiße oder Leichenteile sind will niemand so genau wissen. Wir nehmen im Holzboot Platz.  Zwei Ruderer und der Bootsführer als Steuermann legen mit uns ab. Blutrot geht die Sonne über dem Ganges auf. Von der farbenprächtigen Kedar Ghat tönt uns Musik entgegen.

Auf den gelb-rot-weißen Treppenstufen stehen hunderte Gläubige. Kinder springen kopfüber von Podesten in das Wasser. Auf einem Podest steht ein großer Holztisch. Darauf führt ein Sadhu ein rituelle Darbietung auf: Er ist am ganzen Körper weiß getüncht, trägt einen Lendenschurz und wirbelt einen Fächer aus Pfauenfedern herum. Eine Gruppe älterer Sadhus hocken auf den oberen Treppenstufen und lassen sich von der Sonne anstrahlen. Wir fahren stromaufwärts, die Ruderer haben gut zu tun. Es kommt ein Ghat nach dem anderen. Die Ghats werden durch Paläste unterbrochen, die direkt an das Gangesufer gebaut wurden. Mehr als fünf Meter über uns sind dort die Hochwasserstände des Ganges markiert. Weit vor der Harichandra Ghat, dem Krematorium an dem wir gestern waren, ermahnt uns der Bootsführer freundlich, dass dort Aufnahmen verboten sind. Werner filmt solange es geht.

Nach zwei weiteren Ghats dreht das Boot um, weiter auf den Fluss hinaus. Von dort haben wir einen schönen Überblick über alle Ghats von Varanasi. Das Boot treibt 20 Minuten den Ganges flussabwärts bis wir zurück an unseren Ausgangs- punkt kommen, der Dasaswamedh Ghat. Steffi reicht das aber noch lange nicht. Heute möchte sie endlich die Manikarnika Ghat sehen, das größte Krematorium. Schnell sind wir uns mit dem Bootsführer handelseinig und starten dorthin. Vorbei an einem nepalesischem Tempel und zwei anderen Ghats sehen wir schon die riesigen Holzhaufen, die hier liegen. Meterhoch wird das Holz aufgetürmt. Auch hier sind ab einer gewissen Stelle Aufnahmen unerwünscht. Vom Wasser aus sind die eigentlichen Verbrennungsstätten nicht gut einsichtig. Wir sehen drei Flächen auf denen es qualmt. Steffi reicht das nicht, sie möchte das genauer sehen. Na gut, wir nehmen es uns für heute Nachmittag vor. Irgendwie werden wir schon dorthin finden. Auf dem Rückweg zur Dasaswamedh Ghat haben die Ruder gegen die Strömung des Ganges zu kämpfen. Die schwitzenden Ruderer bekommen ihren Lohn und noch reichlich Trinkgeld, das haben sie sich verdient. Die Dasaswamedh Road hoch suchen wir das Auto. Inzwischen treiben sich hier wieder mehrere tausend Leute herum, Geschrei, Gehupe, Ziegen, Hunde und Kühe, die herum laufen. Lalan bugsiert sein Auto vorsichtig zwischen den Menschenmassen und Rikschas hindurch bis zum Hotel. Natürlich ist das Erste eine Dusche. Auf der Dachterrasse des Hotels zischen wir eine kalte Cola, das tut gut. Danach wird gefrühstückt und um 9 Uhr gehen wir runter zum Auto. Lalan liegt im Auto und pennt. Eine Junge schreit auf Hindi: „Deine Touris sind da“ und schon springt er auf. Er bringt uns weit in den Multikulti-Norden der Stadt: Moslems, Hindus und Buddhisten leben hier. Wir besichtigen einen tibetischen Tempel in dem sich ein etwa 8 m hoher Buddha befindet, davor Bilder des Dalai Lama. Von den Wänden hängen Tangkas. Nach ein paar Kilometern kommen wir in Sarnath an, einer der vier wichtigsten Orte des Buddhismus. Buddha, der Gründer von Buddhismus wurde als Prinzensohn im Jahr 560 v. Chr. in Lumbini (Nepal) geboren. Er hieß Siddharth Gautama. Als er 29 Jahre alt war, ließ er seine Familie und sein luxuriöses Leben hinter sich und ging auf die Suche nach Erlösung. Er wollte wissen, wie der Mensch sich von der Last des Leidens befreien konnte. Nach Jahren langer Wanderschaft  wurde er in Bodhgaya unter einem Bodhi Baum erleuchtet.

Dort erkannte er die vier edlen Wahrheiten:
• Alles Leben ist Leiden
• Alles Leiden wird durch Begierden hervorgerufen
• Alles Leiden kann durch die Auslöschung der Begierden vernichtet werden
• Leiden und Begierden können durch die Praktizierung des achtfachen Pfades überwunden werden.

Nach der Erleuchtung kam Buddha nach Sarnath. Im Gazellenhain von Sarnath hielt Buddha seine erste Lehrrede und verkündete die berühmten “Vier edlen Wahr- heiten“. Hier gab er seinen ersten 5 Schülern die erste Lehre des mittleren Weges zum Nirwana. Jahrhunderte lang war Sarnath ein florierendes Zentrum buddhis- tischer Kunst und Lehre. Im 7. Jahrhundert zählte man hier dreißig Klöster, bewohnt von rund 3.000 Mönchen. Im Zuge der moslemischen Invasion und mit Aufkommen des Hinduismus ging es mit dem Buddhismus hier bergab und abgesehen von der gewaltigen Dhamekh Stupa lag die Stätte fast ein Jahrtausend lang in Trümmern, bis 1834 das Archaeological Survey die Ausgrabungsarbeiten in Angriff nahm. Heute ist Sarnath wieder ein wichtiges Buddhistenzentrum. Wir besichtigen mit einem lokalen, sehr gut Englisch sprechenden Führer die Anlage und danach das umwerfende archäologische Museum, in dem Fotografieren leider verboten ist. Es ist fast Mittag als wir uns zurück nach Varanasi fahren lassen. Lalan bringt uns nun in eine Seidenmanufaktur. Wir besichtigen ein paar Maschinen an denen gewoben wird und kommen schließlich in den Verkaufsraum. Vor uns werden Tücher, Schals, Tischläufer, Kissenbezüge, Saris und sonstiges Zeug ausgebreitet. Bei zwei, drei Stücken fragen wir nach dem Preis. Da uns alles viel zu teuer erscheint, nicht die beste Qualität hat und uns auch nicht so richtig gefällt, verziehen wir uns gleich wieder. Wir nutzen die Zeit lieber um noch etwas zu erleben. Lalan soll uns in die Nähe des Goldenen Tempels fahren und danach geben wir ihm frei. Natürlich werden wir gleich von einem Führer angequatscht, etwa 30 Jahre alt, klein und schmächtig. Er hat ganz schlechte, rote Zähne. Das kommt von den Betelnüssen, die überall hier verkauft werden. Betelnüsse stimulieren das zentrale Nervensystem, stärken das Zahnfleisch, steigern die Speichelsekretion, wirken berauschend, regen die Darmtätigkeit an und töten Eingeweide-Würmer. Also genau der Richtige für uns ;-).

 

Wir erklären Mister Betelnuss, dass wir zum Vishwanath-Tempel ("Goldener Tempel") und zur Manikarnika Ghat, dem großen Krematorium, wollen. Schon geht’s los, einmal links, einmal rechts durch enge Gassen. Ohne Mister Betelnuss würden wir das nie finden. Vor dem Goldenen Tempel müssen wir all unser Hab und Gut, auch die Kameras, in einen Holzschrank sperren. Den Schlüssel dürfen wir mitnehmen. Danach erfolgt die Personenkontrolle durch das Militär, sie stehen in der kleinen Gasse direkt vor dem Goldenen Tempel mit mächtigen Gewehren. Von einer Stelle können wir das Dach des Tempels sehen. Es trägt 2.500 Kilogramm Gold, das muss natürlich bewacht werden. Darüber hinaus passt das Militär auf, dass Nicht-Hindus das Tempelinnere nicht betreten. Langsam gehen wir an einem großen Eingangstor des Tempels vorbei. Steffi ist neugierig, bleibt kurz stehen und glotzt hinein. Sofort mault sie ein Bewaffneter an: „Go!“. Durch ein Fensterchen in der Mauer des Tempels gelingt es uns noch einen Blick zu erhaschen. Im Tempel sind massenhaft betende Menschen. Der Überlieferung nach wurde der erste Tempel schon vor etwa 2.200 Jahren hier erbaut und immer wieder erneuert und erweitert. Südlich davon liegt der Annapurna Tempel, da dürfen wir auch hinein. Schuhe ausziehen und rein. In diesem Tempel wird Shivas Gemahlin Parvati verehrt. Mister Betelnuss versucht uns alle zur Familie Shivas gehörenden Gott- bzw. Heiligkeiten, die hier raufgereiht sind, zu erklären. Für uns bleibt jedoch undurchsichtig wer Krishna, Ganesha und Lakshmi ist, wer mit wem verheiratet ist, wer wessen Sohn, Schwager oder Enkel ist. Hier dürfen wir einen Blick in das Heiligste wagen, eine Figur mit goldenem Kopf. Mister Betelnuss betet ab und zu oder reibt seine Stirn an irgendwelche Heilige. In einer Ecke bekommt Steffi einen roten Punkt, einen sogenannten Bindi, auf die Stirn, ein Segen der Glück bringen soll. Nach einem hinduistischen Sprichwort vertausendfacht sich die Schönheit einer Frau, die einen Bindi trägt. In einer anderen Ecke ein Lingam, bedeckt von frischen Blumen und betropft mit Milch und Honig. Wir drücken eine kleine Spende für den Tempel ab und begeben uns zurück um unsere Kameras zu holen. Jetzt geht’s in Richtung Manikarnika Ghat. Steffi ist schon sehr gespannt aber gleichzeitig wird es ihr umso mulmiger je näher wir dem Krematorium kommen. Die ersten Rauchschwaden kommen uns entgegen. Es gibt Verkaufsstände in denen Edelholz in Packungen verkauft wird: Eine kleine Packung Sandelholz gemahlen für 2.000 Rupien, für die Angehörigen, die es sich leisten können ihrer Leiche noch etwas mitzugeben. Auf einmal stehen wir inmitten von riesigen Holzhaufen.

Hier müssen ja wirklich jeden Tag dutzende, wenn nicht hunderte von Leichen verbrannt werden. Mister Betelnuss übergibt uns an einen anderen Führer (Mister Schweißperle) der uns alles genau erklärt. Das Manikarnika Ghat ist das wichtigste Krematorium Varanasis. An der Ghat finden rund um die Uhr Einäscherungszeremo- nien statt. Je nach Vermögen des Verstor- benen findet dies auf den unteren oder oberen Plattformen statt. Der älteste Sohn muss sich den Kopf rasieren lassen und ein weißes Leinentuch um die Hüfte und die Schultern anziehen. Ihm gebührt die Ehre, den Scheiterhaufen mit dem heiligem Feuer aus einem Shivatempel in Brand zu stecken. Für eine normale Verbrennung benötigt man 300 kg Holz. Im Moment, wo der Schädel bei der Verbrennung platzt (falls nicht automatisch wird nachgeholfen), strebt das Atman, die Einzel-Seele, ein in das Brahman, der All-Seele. Meistens ist nach drei Stunden der Leichnam verbrannt und die Asche wird in einem weiteren Ritual dem Ganges übergeben. Am Ghat gehen noch weitere Männer ihren für uns kaum vorstellbaren Berufen nach: Sie durchsuchen die Asche des Scheiterhaufens nach (Zahn-) Gold und Silber. Kinder, schwangere Frauen und arme Menschen werden nicht verbrannt, sondern in einem mit Steinen beschwerten Sack direkt dem Fluss übergeben. Manchmal reichen die Steine nicht aus, um den Leichnam absinken zu lassen. So kann es schon mal vorkommen, dass eine Leiche erneut an den Ghats angeschwemmt wird.

 

Während Mister Schweißperle uns all dies erklärt werden andauernd Leichen und Holzstapel an uns vorbeigetragen. Dann gehen wir nach unten. Dort liegen ein paar Leichname mit den Füssen im Wasser. Daneben die hohen Aschehaufen, zur Durchsuchung bereit. Wir gehen zur mittleren Plattform. Von unten kommt uns große Hitze entgegen. Steffi hält sich ein Taschentuch vor den Mund. Dann steigen wir hoch auf die oberste Plattform. Als Steffi oben ankommt traut sie ihren Augen nicht. Hier brennen in etwa sechs, sieben Körper. Bei der Leiche einen Meter vor uns sind die Tücher bereits abgebrannt, nur der Kopf ist noch eingewickelt. Es handelt sich um einen zirka 30 jährigen Mann. Der rechte Unterschenkel ist bereits abgebrannt und die Fußknochen schauen raus, die Rippen brutzeln vor sich hin und der rechte Arm hängt schwarz brennend, halb abgebrochen, aus dem Feuer heraus. Jetzt gehen Steffis Nerven durch. Ihr reicht’s, sie kehrt um und geht runter. Mister Schweißperle und Werner kommen auch bald herunter und gemeinsam mit Steffi gehen wir hoch in ein Gebäude in dem eine alte, angeblich 100 jährige Frau auf dem Boden sitzt. Wir knien uns zu ihr hinunter. Sie legt uns die Hand auf die Stirn und brabbelt angeblich einen guten Segen für uns. Mister Schweißperle erklärt uns, dass wir dafür nun 200 Rupien abdrücken sollen. 200 Rupien? Das ist zuviel, wofür? Werner hat 30 Rupien in der Hosentasche und gibt sie der Alten. Diese schreit und wirft uns die 30 Rupien vor die Füße. Das ist ihr viel zu wenig. Mister Schweißperle erklärt uns, dass die 10 Männer, die dort im Eck sitzen auf Spenden angewiesen sind. Sie würden gerne ihre Verwandten hier verbrennen lassen, haben aber nicht so viel Geld. Deshalb sitzt die Alte hier, verteilt Segen und gibt die Spenden dann an die armen Männer weiter. Werner glaubt kein Wort. Er denkt die ganze Bande hier sitzt nur rum um Touris abzuzocken. Und die Typen im Eck sind die Aschewühler, die jetzt Pause machen. Werner steckt die 30 Rupien wieder ein. Er sagt mehr hätte er nicht dabei, entweder 30 Rupien oder gar nix. Die Alte ist sauer und winkt uns, wir sollen verschwinden. Dabei werden die guten Segenswünsche gleich in ein paar Flüche umgewandelt und uns hinterher gerufen. Aber das macht nichts. Werner hat der Alten vorhin eh gesagt, dass wir Rudi und Anna heißen. Rudi und Anna darf sie jetzt ruhig verfluchen.

 

Wieder draußen möchte natürlich auch Mister Schweißperle ein wenig Trinkgeld. Das ist natürlich in Ordnung, er hat ja auch etwas geleistet dafür. Er bekommt 100 Rupien. Mister Betelnuss kommt uns entgegen. Auch ein anderer Typ steht plötzlich vor uns und fragt, ob wir Fotos von den brennenden Leichen machen möchten. Er weiß anscheinend eine Stelle an der man fotografieren kann, ohne dass sich die anderen daran stören. Nein danke, darauf verzichten wir. Steffi platzt der Kragen. Sie findet das unerhört und macht ihrem Ärger darüber lautstark Luft: „Geschäftemacherei mit den Toten!“. Sie regt sich dabei ziemlich auf. Werner sagt, es ist doch nur ein Vorschlag dieses Typs den wir nicht annehmen müssen. Werner möchte auch keine Fotos machen und deshalb sei es besser, wenn wir jetzt gingen. Aber Steffi regt sich weiter auf. Das Ganze hat sie doch sehr mitgenommen. Aber sie war ganz scharf darauf das zu sehen und jetzt hat sie es eben gesehen. Wir gehen in Richtung des nepalesischen Tempels, den wir bereits vom Boot aus gesehen haben. Er ist eine Kopie eines Tempels in Pashupatinat. Er hat schöne Holzschnitzereien mit Motiven bei denen es die Pärchen fleißig miteinander treiben. Das bringt Steffi zum Glück wieder auf andere Gedanken ;-). Mister Betelnuss möchte uns nun in seinen „nice“ Shop führen. Werner klärt ihn darüber auf, dass wir seit 4 Wochen in Indien sind und ob er sich vorstellen kann wie sich unsere Koffer biegen von all dem Zeug, das wir bisher gekauft haben. In jeder Stadt, in jedem Dorf gibt es „nice“ Shops. Das versteht er zwar, aber auf dem Rückweg zur Dasaswamedh Road quengelt er uns deshalb noch ein paar Mal an. No way, am Ende bekommt er sein wohlverdientes Trinkgeld und Werners Schirmmütze, weiß-blau mit der Aufschrift „Versicherungskammer Bayern“. Grinsend vor Freude verabschiedet er sich. Wir stellen uns an einen Stand und trinken eine Thumbs-Up Cola, eiskalt – das zischt.

 

Gut erfrischt nehmen wir uns eine Motorrikscha. Es ist die neueste Rikscha Varanasis, sie hat 60 km auf dem Tacho, teilweise ist sie noch in Plastikfolie eingewickelt. Derart luxuriös reisend wollen wir zum Durga Tempel, auch Affentempel genannt. Dieser Tempel wurde im 18. Jahrhundert gebaut und ist einer der bekanntesten Tempel der Stadt. Durga ist eine mehrarmige Göttin, reitet auf einem Tiger und trägt Shivas Schwert in einer Hand. Sie ist die Göttin, die Kraft, Ausdauer, Sieg und Reichtum beschert. Der Tempel ist beliebter Anziehungspunkt für Affen, von denen wir aber aufgrund ihrer Aggressivität Abstand halten. Erst seit 1993 dürfen Nichthindus den Tempel betreten. Gleich am Eingang müssen wir die Kameras abgeben und unsere Schuhe ausziehen. Das ist hier wirklich der Hohn, der Tempelboden ist voll von Affenkot. Ansonsten ist der Tempel mit oranger Farbe verschmiert. Das Heiligste ist leider mit Decken zugedeckt. Nach kurzer Besichtigung sehen wir vor dem Tempel zwei ältere Bettlerinnen. Das sind genau die richtigen Empfänger für unsere letzten beiden Brillen. Sollten sie nicht passen werden die bestimmt an der richtigen Stelle zu Geld gemacht. Der Rikschafahrer will noch ein kleines Geschäft mit uns machen. Er erzählt uns von einem schönen Tempel im Süden der Stadt. Wir fragen nach dem Namen des Tempels und erklären ihm, dass wir nicht zum Shiva Tempel Vishwanath Mandir möchten, weil wir den bereits besichtigt haben. Er sagt uns einen Namen den wir noch nie gehört haben, also los. Nach 15 Minuten Fahrt bleibt er vor dem Vishwanath Mandir stehen. Wir erklären ihm, dass wir diesen Tempel bereits gestern gesehen haben und lassen uns zurück fahren zum Hotel. Jetzt möchten wir erstmal ein wenig entspannen. Es ist 15 Uhr, wir sind seit über 9 Stunden in dieser Balla-Balla Stadt unterwegs und entsprechend müde. Steffi hat noch genügend mit allem zu kämpfen was sie heute gesehen hat. Duschen, Miefquirl und Klimaanlage tragen zur Abkühlung von Körper und Geist bei. Um 18 Uhr wandeln wir runter zur Assi-Ghat, die direkt vor unserer Haustüre liegt. Es ist schon stockfinster und von der Treppe aus sieht man in der Ferne die Feuer der Krematorien lodern. An der Assi-Ghat ist nicht viel los und so beschließen wir in das nahe gelegene Restaurant zu tapsen in dem wir bereits gestern waren. Es gibt hervorragende Suppe und danach Eins-A Spaghetti mit frischer Pesto. Im Dunkeln geht es zurück, noch mal runter an die Assi-Ghat. Hier wird soeben ein Ritual abgehalten. In einem Gefäß, um das sich eine Messingschlange wickelt, wird etwas verbrannt, ähnlich wie Weihrauch. Dazu wird Musik gespielt und das ganze Ghat ist in rotes Licht getaucht. Wir verweilen ein wenig und starren eine Zeit lang auf das Ritual. Präsent rattert das hier in Varanasi Erlebte durch unsere Köpfe. Wir sind uns ganz sicher: Es gibt keinen vergleichbaren Ort auf der Welt.

4. September 2008:
Heute Nacht lassen wir die ganze Nacht die Klimaanlage auf kleinster Stufe laufen, da es sonst nicht auszuhalten ist. Wir haben uns bis zu den Ohren zugedeckt damit wir uns nicht erkälten. Um 7 Uhr das letzte Frühstück in Varanasi mit Blick über den Ganges. Bestimmt tobt an allen Ghats schon wieder der Bär. Um 8 Uhr holt uns Lalan ab zur Fahrt nach Bodhgaya, 220 km. Noch einmal durch den chaotischen Verkehr dann heißt es: Goodbye Varanasi. Auf dem National Highway Nr. 2 kutschieren wir nach Osten, der Sonne entgegen. Der National Highway ist sehr gut ausgebaut, 2 Spuren in jeder Richtung und nur wenige Schlaglöcher. Ab und zu überholen wir einen Lkw oder auch mal einen Bus an die die Menschen wie Trauben hängen oder sogar auf dem Dachgepäckträger sitzen. Der Weg ist lang und monoton. Dies führt dazu, dass die Lkw Fahrer einpennen. Wenn sie Glück haben, finden sie sich auf dem Dach liegend im Straßengraben wieder. Hin und wieder sehen wir überfahrene Tiere: Große Schlangen, Hunde und Rinder. Nach zwei Stunden Fahrt nähern wir uns der Grenze der indischen Bundesstaaten Uttar Pradesh und Bihar. Kilometer lang stauen sich die Lkw. Alle Fahrzeuge müssen für diese Straße Nutzungsentgelt bezahlen. Die Lkw müssen dazu offenbar gewogen werden. Weiter den National Highway entlang überqueren wir breite Flussbecken in denen sich jedoch nur sehr wenig Wasser befindet. Hier im Osten nähern wir uns der Getreidekammer Indiens, da schafft es so mancher Fluss nicht mehr bis zu seinem Delta, sondern landet auf den Feldern zur Bewässerung. Die Felder leuchten kraftvoll grün. Hier wird überwiegend Reis angebaut. Nach einer weiteren Stunde Fahrt halten wir an einem kleinen Restaurant. Lalan braucht was zu futtern. Wir trinken Mangosaft und Cola und unterhalten uns mit ihm. Er ist zurückhaltend nett aber er kann sogar mal Lachen. Danach brummt der Motor wieder gleichmäßig auf schnurgerader Strecke. Steffi knackt ein. Sie wird wach, öffnet die Augen und ist gleich wieder im Land der Träume. Die Mittagshitze macht sie fertig. In der Ferne tauchen ein paar Hügel auf. Unsere Geschwindigkeit beträgt etwa 90 km/h. Es ist schon eigenartig: Kein Fahrzeug ist auf der Straße und wenn mal einer mit einem Fahrrad auf unserer Straßenseite fährt, dann kann man sich hundertprozentig sicher sein, dass er die Straßenseite wechseln will, kurz bevor wir an ihm vorbeifahren. Vorher umschauen ist absolut nicht notwendig. Wenn da ein anderes Fahrzeug wäre dann hätte es ja gehupt. Also einfach auf die Straße biegen und dann erschreckt schauen wenn man fast umgefahren wird, gehört irgendwie zusammen. Bei einer Durchfahrt durch ein Nest verhalten sich die Fußgänger genau so. Einfach drüber laufen, wenn da was ist wird’s schon hupen. Ein für uns unverständliches, lebensmüdes Verhalten. Erstmal stehen bleiben, links und rechts schauen, gibt es nicht. Aber es geht noch besser: Alle halbe Stunde kommt ein Lkw oder Bus auf unserer Straßenseite entgegen. Da es in der Mitte einen unüberwindlichen Grünstreifen gibt, fährt er einfach auf der falschen Seite bis zur nächsten Ausfahrt. Wir fahren die meiste Zeit über Land. Kilometer weit weg von irgendwelchen Dörfern laufen 4-jährige Kinder auf der Autobahn in der Mitte auf dem etwa einen Meter breiten Grünstreifen. Alle Fahrzeuge rasen an ihnen vorbei. Bei uns kämen die Radiosender gar nicht mehr nach mit Verkehrsdurchsagen. Lauter lustige Sachen, die unseren Fahrer wach halten ;-).

 

Endlich verlassen wir die Schnellstraße, links ab und folgen dem Schild nach Patna. In Sasaram besichtigen wir das Grabmal des afghanischen Herrschers Sher Shah, der 1545 starb. Sher Shah nahm Delhi ein und schlachtete dabei 8.000 Mogulsoldaten ab. Sher Shah machte sich während seiner fünfjährigen Herrschaft mit einer eindrucksvollen bürgernahen Politik beliebt. Die Kuppel über seinem Grab erhebt sich 46 m über dem Wasserspiegel des Gewässers, das das Grab umgibt. Der riesige Steinbau strahlt natürlich enorme Hitze aus. So fällt die Besichtigung nicht länger als eine halbe Stunde aus. Richtung Patna wird der Fahrweg immer schlechter. Noch dazu geht es an ausgedehnten Steinbrüchen vorbei. Traktoren mit schwer beladenen Anhängern liefern sich hier drei-spurige Rallyeveranstaltungen. Da der Asphalt sich hier wohl schon vor Jahren verabschiedet hat, staubt es dementsprechend. Das vormals so liebliche Grün der Landschaft hat sich in weiß-grau verwandelt. Nach etwa 30 Kilometer erreichen wir abermals den National Highway Nr. 2. Steffi nutzt sofort die Gelegenheit um gleich wieder einzupennen. Nach weiteren zwei Stunden biegen wir beim Schild „Bodhgaya 28 km“ links ab. Da die Straße schlag(loch)artig schlechter wird, wird Steffi wieder wach. Dann ein Schild „Bodhgaya 19 km“, dann „Bodhgaya 15 km“, dann „Bodhgaya 18 km“. Na ja, so genau nimmts hier wohl niemand, oder? Reis und Palmen wechseln sich ab. Schöne Bilder: Orangefarben bekleidete Frauen stehen in grünen Reisfeldern. Leider bei 90 km/h nicht zum Fotografieren geeignet. Schließlich kommen wir in Bodhgaya an, ein größeres Dorf mit unheimlich vielen Tempeln. Als erstes kurven wir zum Hotel Sujata. Dort essen wir eine Kleinigkeit. Um 15 Uhr 30 brechen wir auf zur Tempeltour. Jedes buddhistische Land hat in Bodhgaya einen Tempel errichtet. Die Tempelbaukunst aus Thailand, Buthan, Japan und Tibet ziehen uns in ihren Bann. Nach Besichtigung der aus dem 8. Jahrhundert stammenden, halb verfallenen Stupa von Sujatagarh kehren wir zurück in das Ortszentrum Bodhgayas.

Dies ist die Stelle der Erleuchtung Buddhas und deshalb eine der heiligsten Stätten des Buddhismus. Pilger aus aller Welt wollen den uralten mächtigen Bodhi („Erwachen“) Baum sehen, manche unter ihm meditieren um die vibrierende Kraft dieses Platzes zu erfahren. Hier, im Schatten des imposanten Mahabodhi Tempels, saß also Buddha und erlangte in tiefer Versenkung die Einsicht: „Gesichert ist meine Erlösung, dies ist meine letzte Geburt, ein Wiederentstehen gibt es nicht mehr!“. Nach der buddhistischen Lehre ist jedes Lebewesen einem endlosen Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt unterworfen. Durch ethisches Verhalten, die Kultivierung der Tugenden, die Praxis der Meditation und der Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit, wollen Buddhisten aus diesem Kreislauf heraustreten.

Auf diesem Weg sollen Leid und Unvollkommenheit überwunden und durch Einsicht (Erwachen) der Zustand des Nirwana realisiert werden. Deshalb pilgern Buddhisten aus allen Ländern nach Bodhgaya. Mit ihnen kommen viele Wissensdurstige, die sich mit der buddhistischen Lehre vertraut machen wollen oder meditieren wollen. Die Stimmung ist einzigartig. Natürlich ist dies nicht mehr der Original Bodhi Baum. Es soll sich um einen Ableger jenes Baumes handeln unter dem Buddha saß und meditierte, als er die Erleuchtung erfuhr. Nach mehrmaligem Umkreisen des Tempels und reichlicher Besichtigung der gesamten Anlage kehren wir zurück zu Lalan, der am Eingang auf uns wartet. Draußen kommen uns gleich die Bettler entgegen. Eine Frau hat ihr Kind auf eine Decke am Boden gelegt, es hat keine Arme und keine Beine. Ein Typ schlurft über die gepflasterte Fläche, seine lahmen, dünnen Beine zieht er hinterher. Es ist fast dunkel als wir am Hotel ankommen. Nach einer Dusche wechseln wir bei Western Union zum günstigen Kurs 50 US$. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir heute Abend etwas essen sollen. Wir schauen in verschiedene Restaurants kurz rein, aber keines gefällt uns. Entweder weil sie total leer sind oder weil sie total dreckig sind. Darüber hinaus grummelt es in unseren Mägen. Das Mittagessen im Hotel war wohl nicht so ganz in Ordnung. So fällt es nicht schwer heute einfach mal auf ein Abendessen zu verzichten. In einem Hotel trinken wir noch etwas, Werner eine Cola und Steffi ein Bier. Das Bier ist „very Strong“. Steffi fängt an zu lallen. Sie fragt Werner: „…verstundst du das?“. Werner hofft, sie verstund dass Buddha hier die Erleuchtung fund… ;-)

5. September 2008:
Der letzte Tag unserer Reise bricht an. Um 5 Uhr 45 stehen wir auf, da Lalan gemeint hat der große Buddha am Ortsrand öffnet seine Pforten um 6 Uhr. 1989 enthüllte der Dalai Lama die 25 Meter hohe Buddhastatue an der Strasse, die zum tibetischen Tempel führt. Jedes Jahr im Dezember besucht er Bodhgaya. Um kurz nach 6 Uhr stehen wir vor dem verschlossenen Eingangstor. Die Sonne ist gerade aufgegangen und die sanften, gelben Strahlen erleuchten die ganze Buddhastatue. Im Gelände kehrt jemand die Blätter vom Weg, er sagt uns erst um 7 Uhr ist geöffnet. Auch gut. Mit buddhistischer Gelassenheit machen wir uns auf einen Spaziergang. Frauen mit großen Körben kommen uns entgegen. Die Körbe sind voll mit getrockneten Kuhfladen, das ist Brennmaterial. Die Leute, die hier in ärmlichen Hütten hausen, stehen herum. Einige waschen sich voll eingeseift an einem Brunnen, andere putzen sich mit Ästen des Neem-Trees die Zähne. Ein kleines Mädchen kehrt eine Straße und schluckt viel Staub, den sie dabei aufwirbelt. Direkt vor den Häusern ist es einigermaßen sauber, aber nur 5 Meter entfernt, gleich da wo die Straße anfängt, liegt Müll. Auf die Idee diesen Müll wegzuräumen kommt niemand. 

 

Um 7 Uhr stehen wir erneut am Eingangstor des großen Buddha. Pünktlich wird aufgesperrt. Wir sind die Ersten und Einzigen. Je näher man ihm kommt umso größer wird er. Vögel zwitschern als wir ihn umkreisen. Langsam kehren wir zurück zum Hotel. Auf das Frühstück können wir heute gerne verzichten. Um 8 Uhr fahren wir ab Richtung Rajgir. Auf kleinen Sträßchen kurven wir durch urtümliche Dörfchen, vorbei an Seerosenteichen und Lehmhütten. Die Landschaft wird hügelig. Für 18 Kilometer brauchen wir eine Stunde. In Rajgir kauft Lalan zwei Tickets für den Sessellift, der den Berg hoch geht. Aber als Steffi den Sessellift sieht, verlässt sie der Mut. Werner fährt alleine hoch. Größere buddhistische Überbleibsel der glanzvollen Zeit Rajgirs sind leider nicht mehr zu finden. Rajgir war der Tagungsort für das erste buddhistische Konzil, das nach dem Eingang Buddhas in das Nirwana abgehalten wurde. Zu Lebzeiten Buddhas war Rajgir Hauptstadt dieses Teils von Indien. Buddha verbrachte 12 Jahre seines Lebens hier auf dem Geierberg wo er das berühmte Lotus-Sutra lehrte.

 

Ein paar Kilometer weiter erreichen wir die Höhlen von Son Bhandar, übersetzt: Gold Tresor. In einer der beiden Höhlen soll ein Portal zu erkennen sein durch das man zum Goldschatz im Inneren des Berges kommt. Die Höhlen wurden im 3. Jahrhundert von Menschenhand aus dem Fels heraus gegraben. Vor den Höhlen empfängt uns ein älterer Typ mit einer riesigen, schwarzen Sonnenbrille, die er auch in der dunklen Höhle aufbehält. In absolut unverständlichem Englisch versucht er seine Erklärungen los zu werden. Nach einigen Sätzen unterbricht Werner ihn und erklärt ihm, dass sein Englisch unverständlich ist. Auch in der zweiten Höhle versucht er uns sein Kauderwelsch ins Ohr zu drücken. Leider müssen wir ihn letztmalig unterbrechen, da wir nichts verstehen. Er sagt zum Beispiel: „Ähatheann“ und meint „Eastern“, also Ost.

 

Nach kurzer Fahrt halten wir an um Maniyar Math anzusehen, ein stupaartiger Hindu Schrein aus dem 1. Jahrhundert. Nach einer weiteren Stunde Fahrt sind wir in Nalanda. Nalanda liegt nordöstlich von Bodhgaya. Hier befand sich die größte buddhistische Universität (gegründet im 5. Jahrhundert), an der über 10.000 Mönche und Studenten und 1.000 Professoren studierten und lehrten. Zu ihr gehörten 9-stöckige Bauten, 6 Tempel und 11 Klöster. Die Bibliothek soll 9 Millionen Bücher umfasst haben. Sie war damit zugleich das größte Lehrzentrum der antiken Welt überhaupt. Die Universität wurde Ende des 12. Jahrhunderts im Zuge der islamischen Eroberung Indiens und der damit verbundenen Dezimierung des Buddhismus zerstört. Das Gelände ist mehr als einen Quadratkilometer groß und wir schwitzen entsprechend in der Mittagshitze. Wir finden eine schattige Bank im Garten der Anlage und versuchen dort etwas abzukühlen. Trotz Raub und Plünderung blieb noch ein wenig von der alten Pracht erhalten. Dazu gehören vor allem der große Stupa mit seinen Stufen und Terrassen sowie einige noch erhaltene Votiv-Stupas in ihrer unmittelbaren Umgebung. Skulpturen und andere interessante Funde dieses heiligen Ortes werden heute in dem Archäologischen Museum aufbewahrt. 1951 gründete man in Nalanda ein internationals Zentrum zum Studium der buddhistischen Lehre.

 

Nach 1 ½ Stunden Besichtigung kommen wir zurück zu Lalan. Auch er hat jetzt Hunger. Wir essen Fried-Rice, das geht auch mit verdorbenen Mägen. Die restlichen 90 Kilometer bis Patna gestalten sich mühsam. Die Strasse wird immer schlechter und welliger.  Überschwemmungen im Hauptreisanbaugebiet Indiens sind an der Tagesordnung. Lalan muss nun Gas geben um uns rechtzeitig zum Flughafen zu bringen. Je näher wir Patna kommen umso mehr Menschen und Tiere laufen über die Strasse. Auch in Patna liegen gewaltige Müllberge neben der Strasse. Lalan sucht den Weg zum Flughafen. Anscheinend ist er nicht rechtzeitig irgendwo rechts abgebogen, so muss er jetzt ein paar mal nach dem Weg fragen. Wir bleiben im Stau stecken, als wir lange an einem Bahngleis auf den Zug warten müssen. Um 18 Uhr sollen wir am Flughafen sein. Endlich kommen wir auf die Schnellstrasse, die zum Flughafen führt. Er hat es rechtzeitig geschafft. Wir laden das Gepäck aus und verabschieden uns nach der Trinkgeldübergabe von ihm. Im kleinen Flughafen von Patna warten wir auf unseren Abflug. Eine halbe Stunde zu spät fliegen wir los. Am Flughafen von Neu Delhi werden wir abgeholt und in ein Hotel gefahren. Morgen früh geht der Flieger zurück nach München.

 

Werner fragt Steffi wie sie nun Neu Delhi sieht. Sie sagt es handelt sich um eine moderne, saubere Stadt. Klar, nach all dem was wir in Indien gesehen haben, glaubt man das.