Mi., 15.11.2006

Endlich Mittwochmorgen: der lang ersehnte Myanmar Urlaub steht für 4 ½ Wochen bevor. Wir starten gutgelaunt und mit großer Vorfreude bei angenehmen frühlingshaften Temperaturen von zu Hause los, rollen unsere 3 Koffer zur Bushaltestelle gegenüber und kommen nach Bus- und S-Bahnfahrt am Flughafen München an, wo um 11:30 unser Flug mit QR, einem großen Airbus A330, nach Doha gehen soll. Nun steht ein langer, langer Flug bevor. Das Oryx-Wappen am Außenflügel des gewaltigen Airbus begleitet uns während unseres Flugs. Das freundliche Flugpersonal aus Qatar hält uns mit Getränken und leckerem Lamm mit Reis in bester Fluglaune. Oft reicht man uns warme frische Tücher. Der Luxus eines Kinofilms „Der Teufel trägt Prada“ auf den Monitoren vor unseren Sitzen, tröstet uns ein wenig über die lange Flugzeit auf unserem Langstreckenflug hinweg.

Um 19:30 landet unsere Maschine bei Dunkelheit in Doha, Qatar. Selbst jetzt noch am Abend herrschen hier beim Verlassen des Flugzeugs subtropische Temperaturen. Erster Blickkontakt mit Moslems in langen Gewändern. Wir müssen gemeinsam mit vielen anderen Fluggästen eine Art ewig langes Labyrinth aus Seilen durchlaufen, bis wir schließlich an der Handgepäck-Durchleuchtungsmaschine vorne ankommen. Geschafft - und wir beide müssen erst mal pinkeln gehen nach dem Ach-So-Langen-Flug ! Auf dem Weg zur Toilette ein „Room for prayers – men only !“ Hier verneigen sich moslemische Männer kniend im Gebet. Dann, zum Zeitvertreib vor unserem nächsten Flug ins Zielland Myanmar, ein wenig Look-Around im Duty-free-Shop von Doha. Dort mischen wir uns unters bunte Volk und betrachten die diversen angebotenen Elektronikartikel und vergleichen die Preise mit den unsrigen. Werner erkundigt sich nach einer SD-Karte, die sich jedoch wegen des hohen Preises nicht lohnt. Um 21:30 schließlich hebt QR (A300) mit uns und einer ganzen Truppe französischer Senioren an Bord zu unserem Flug nach Yangon ab. Es lässt sich mit Qatar Airways jedenfalls sehr gut fliegen mit dem Top Service und dem schmackhaften asiatischen Essen. Dies müssen nicht nur wir beide feststellen, sondern auch ein älteres französisches Ehepaar, welches sich nun gerne ein Gläschen Rotwein gönnen möchte. „Vin rouge, vin rouge“ plärrt der französische Senior aufgeregt, doch der geschäftige Steward will diesen frankophilen, aufgeblasenen Alten einfach nicht verstehen.

Zum Zeitvertreib schnappen wir uns unser Reiseführer-Büchlein. Dort steht, Myanmar (das frühere Birma oder Burma) hat 54 Millionen Einwohner, ist gut 2 ½-mal so groß wie Deutschland. Das Land ist eingekeilt zwischen Asiens Giganten Indien und China. Es hat Grenzen zu Bangladesh, Laos und Thailand. Myanmar hat ca. 150 verschiedene Volksstämme. Das Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt ist 260 US$ im Jahr (im Vergleich zu Deutschland 30.150US$). Dabei lockten die Bodenschätze schon vor über 2000 Jahren viele indische Goldsucher ins Land. Die indische Kultur verbreitete sich so über die Hafenstädte an der Küste und entlang der großen Flüsse, die als Handelsstraßen und natürliche Siedlungsräume dienten. Dort entstanden auch die frühen Reiche der Mon und Birmanen. Die Mon besiedelten zusammen mit der sprachverwandten Khmer weite Teile Südostasiens und sind bis ins 9. Jahrhundert dominierend. Im 5. und 6 Jahrhundert gelangt der Buddhismus in das heutige Myanmar. Mitte des 9. Jahrhundert erlaubt die massive Einwanderung von Birmanen und die Eroberung von Thaton im Jahre 1057 die Gründung der Stadt Bagan. Während des Zeitalters von Bagan (1047 – 1287) lebten über 200.000 Menschen in Bagan. Die UNESCO hat 2.229 Pagoden dort offiziell registriert und geht von insgesamt 12.000 Bauten dort aus, was bedeuten würde, dass die Könige von Bagan im Durchschnitt jeden Monat vier Heiligtümer fertig stellen ließen. Die Eroberung durch den Mongolen Kublai Khan, setzte dem ganzen im 13. Jahrhundert ein Ende. Obwohl nach dem Fall Bagans auch in Bago und Mrauk-U neue Machtzentren entstanden, wird die Zeit bis 1752 als Inwa-Zeitalter bezeichnet. Dorthin verlagerte sich schließlich das burmesische Machtzentrum. In Mrauk-U herrschten die indisierten Könige in Vesali und Dannywaddi als Königreich von Rakhine. Ende des 16. Jahrhunderts plünderten die Rakhine die Stadt Bago. Damals hatte Mrauk-U einen Gesamtumfang von fast 20 km. Erst der Konbaung Dynastie, deren Emblem der Pfau war, gelang es 1784 ganz Myanmar einzunehmen. Damit wurde die Grenze mit British India festgelegt, dem neu entstandenen Kolonialreich im Westen. Wiederholte Spannungen mit den Briten führten zum ersten anglo-burmesischen Krieg unter König Pagan, der zu Beginn seiner Herrschaft 6.000 Menschen hinrichten ließ. Nach verlorenem Krieg gründete sein Nachfolger, König Mindon, die neue Hauptstadt Mandalay. Durch seine Nachfolger kam es zu weiteren Kriegen mit den Briten und letztendlich war vom 1.1.1886 an Burma ein Teil von British India. Schnell bauten die Briten Eisenbahnlinien durch das Land um dessen Bodenschätze zu ernten. Die Öffnung des Suezkanals im Jahre 1869 machte Burma zum größten Reislieferant der Welt. Hunderttausende Inder wanderten nach Burma ein um am Wirtschaftsboom teil zu haben. In den dreißiger Jahren waren die Burmesen in der Hauptstadt mit 36% nur noch eine Minderheit. Inder und Chinesen übernahmen auch den Geldmarkt und machten sich mit Wucherzinsen unbeliebt. In Zeiten des 2. Weltkriegs wurde Burma zwischen Briten und Japanern hart umkämpft. Als Soldaten hatten die Briten hauptsächlich Minoritäten wie Karen oder Chin rekrutiert, die nun auf der Seite der Alliierten gegen die Allianz aus Japanern und Burmesen kämpften. Im Jahre 1947 willigten die Engländer in die Unabhängigkeit Burmas ein. Im Jahre 1962 übernahm General Ne Win nach einem Putsch die Macht. Damit verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation. Im Jahre 1987 entsprach die UNO der Einstufung Myanmars als eines der ärmsten Länder der Erde. 1988 begannen Massendemonstrationen, die blutig vom Militär niedergeschlagen wurden. Der „Staatsrat zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung“ hat seitdem die Macht übernommen. In Myanmar hat die Militärregierung die Macht inne. Die Anführerin der Protestbewegung, Aung San Suu Kyi, erhielt 1991 den Friedensnobelpreis. Sie sitzt seit dieser Zeit fast durchgehend in Yangon unter Hausarrest. Am 27. Mai 2006 wurde der Hausarrest von Aung San Suu Kyi erneut um ein Jahr verlängert.

Es wird Zeit sich ein wenig Nachtruhe zu gönnen. Werner schläft dank Rotwein und Schlaftablette ein paar Stündchen, während ich einfach nicht einnicken kann. Dafür bekomme ich in den frühen Morgenstunden noch bei Dunkelheit etwas frisches Obst mit Traube, Ananas, Mango und Papaya.

Do., 16.11.2006

Endlich um 6:15 Landeanflug auf Yangon. Es wird gerade hell. Mingalar Bar Myanmar! Da der Flughafen ein wenig außerhalb der größten Stadt des Landes liegt, sehen wir vorerst nichts von der 4,5 Millionen Einwohner zählenden Stadt.

Das Ankunftsgebäude des Flughafens sieht aus wie ein kleiner Tempel. Beim Aussteigen erwarten uns 25 Grad morgendliche Frische. Nach dem Eintrag im Immigration Book werden wir von einem Fahrer und einer Mitarbeiterin von Mya Thiri Travel ins Central Hotel in Yangon gefahren. Auf der Fahrt dorthin ein großes Schild „Welcome to Myanmar – the warm land of the golden Pagodas“. Im Taxi bekommen wir eine Girlande frischer herrlich duftender Yasminblüten geschenkt.

 

Uns bietet sich nun ein Straßenbild, welches sich gänzlich von unserem in Europa unterscheidet: laute Geräusche auf der Straße mit Autogehupe, die ersten kahl geschorenen Novizen und Mönche mit ihren roten Roben, mit Reiskrügen unterm Arm und viele Menschen auf Fahrrädern. Die Männer hier tragen statt Hosen Longyis, das sind lange Tücher, die wie ein Wickelrock um die Hüfte gebunden werden. An den öffentlichen Verkehrsmitteln hängen Trauben von Menschen. Myanmar ist immer noch eine Welt für sich, geprägt vom Buddhismus und alten Traditionen. Zunehmend zeugen moderne Gebäude, riesige Hotels und die ständig steigende Zahl japanischer Autos vom Wandel. Am Hotel angekommen, wird uns vom Portier die Autotür geöffnet: wir werden mit der ersten burmesischen Freundlichkeit vertraut gemacht. Nach kurzem Check-In in der Klimaanlage-Gekühlten Hotelhalle bekommen wir von einer Mya Thiri Travel Mitarbeiterin unser Urlaubsprogramm, die verschiedenen Hotelvouchers und diversen Flug- und Bootstickets ausgehändigt. Nach kurzem Check unseres Hotelzimmers treten wir vor die Tür und in unserem Alleingang durch Yangon erwartet uns unser erster Eindruck von Myanmar: wir laufen durch die lange Straße vorm Hotel und verschiedene Gassen und Straßen vor bis zur Sule Pagode. Durch Gassen mit viel Dreck, Gestank und seltsamen Kochgerüchen. Verschiedene, fremdartige Gewürze, die unsere Nasen noch nie gerochen haben.

Viele Verkäufer entlang der Straße. Lautes Geschrei und Stimmengewirr durcheinander. Hier und da hören wir Marktschreier. Viele Arbeiten werden auf dem Boden im Sitzen oder in der Hocke ausgeführt. Wir Europäer in Hosen werden beäugt und bestaunt. Die burmesischen Frauen und Kinder haben eine lehmartige gräuliche Paste im Gesicht und auf den Wangen aufgetragen. Es heißt Ta-Na-Ka, für die Frauen Burma Make-up und für die Kinder eine Art Sonnenschutzmittel. Vor der Sule Pagode kommt uns eine ganze Heerschar junger Novizen entgegen. Angekommen in der Sule Pagode, heißt es erstmal Schuhe und Strümpfe ausziehen. Die Schuh- bewacherin möchte 500 Kyat (sprich:"Tscha"), aber wir denken 100 sind genug. Barfüssig umkreisen wir zweimal nach links gehend den Pagodenhof. Einer Legende nach hatten zwei burmesische Kaufleute in Indien von Buddha selbst acht Haare erhalten. Als sie nach Gefahren und Überfällen mit nur noch 4 Haaren nach Myanmar zurückgekehrt waren, versammelten sich die Menschen an dem Platz, wo heute die Sule Pagode steht. Während sie über den geeigneten Ort für die wertvollen Haare beratschlagten, erschien der Sule Nat. Er führte die Menschen zu seiner geheiligten Wohnstätte auf einem Hügel, auf der dann die Shwedagon Pagode errichtet wurde.

 

Wir bewundern das viele Gold der vielen Buddhafiguren. Mehrere Leute knien auf dem Boden und putzen die Pflastersteine des Hofes. Im Hintergrund stehen in verschiedenen Räumchen jede Menge Buddhas und Nats, teilweise hinter Glas. Gläubige beten vor diesen Buddhas. Geld und Obstspenden werden auf einem goldenen „Himmels-schiffchen“ auf einem langen Drahtseil nach oben zu dem spitzen Pagodentürmchen befördert. Das fahrende Schiffchen sieht ähnlich aus wie ein Drache. Es fährt hoch bis zu einer Buddhafigur in einem hölzernen Schrein. Das sieht lustig aus. Wir schmunzeln uns augenzwinkernd an. Als es mittags über 35 Grad warm wird und nun von uns hier ausführlich alles gefilmt und fotografiert wurde, schlendern wir runter zur Jetty am Yangon River. Genüsslich verspeisen wir im Gras sitzend unsere soeben gekauften Mandarinen. Sie sind geschmacklos, haben aber dafür jede Menge Kerne. Im Junior-Duck Restaurant nahe des teuren Stand Hotels gönnen wir uns unseren ersten Chinese Tea. Nächstes mal bestellen wir gleich Abspülwasser, das schmeckt bestimmt genauso. Gleich vorm Lokal befinden sich Bootsanlege-stellen. Das müssen wir natürlich beäugen. In der Dreckbrühe des Flusses schwimmt sogar ein Mann zwischen den „Bootswerften“. An der Jetty herrscht reges Treiben: Wir sehen Frauen mit Tanaka im Gesicht: eine lehmartige getrocknete Paste, die sich die Burmesen als Sonnenschutz und als Schönheitsideal auf Gesicht und Körper schmieren. Eine hat einen Topf mit lauter Hühnern auf dem Kopf. Die Hühner werden anscheinend öfter so transportiert – für sie scheint es die natürlichste Sache der Welt zu sein. Menschen mit allerhand Verkaufswaren werden hier vom Bootssteg aus in Holzbooten ans andere Ufer des Flusses gebracht. Wir steigen auf unsere erste Fahrradrikscha, Werner vorne – Steffi hinten, und kommen so an der riesigen Botataung Pagode an. Man nimmt uns $5 pro Person ab und wir dürfen hinein.

Die Pagode teilt sich in einen alten und einen neuen Teil. Die neue Pagode ist sehr groß und hat als Attraktion ein Relikt mit Buddhas Haar. Man läuft im Inneren der Pagode einen großen Kreis, den man jedoch als Zickzack-Kurs beschreiten muss. Man wechselt also dauernd die Richtung und kommt doch am Ende eines Kreises an – sehr interessant. Auch dass man den hohlen Stupa betreten kann ist außergewöhnlich. Auf unserem Kurs stehen viele Bronze-, Jade- und Gold-Buddhas, die sich teilweise hinter Glas befinden und mit enormen Schlössern gesichert sind. Alles umrahmt von Blumen und betenden Menschen. Teilweise meditieren Menschen in der Pagode. Manche sind jedoch dabei eingeschlafen. In einem Teich in der Pagode gibt es einen Teich mit Schildkröten. Wir schreiten alle Gebäude der Pagode ab. Dabei müssen wir barfuss über die sehr heißen Fliessen laufen. Nach 2 Stunden hat uns die Hitze geschafft, wir nehmen uns ein Taxi zurück ins Central Hotel.

 

Nachmittags gehen wir auf den Bogyoke Aung San Market (Scott-Market) nahe unseres Hotels. Im Eingangsbereich des Marktes beschleicht uns ein Geldwechseltyp und versucht uns zum Geldwechseln zu überreden. Wir wimmeln ihn erfolgreich wieder ab. Hier gibt es auch Stoffe und man könnte sich für ein Butterbrot innerhalb eines Tages ein ganzes Kleid nähen lassen. Im Erdgeschoss gibt es Buddhas aus Zedernholz, Lack-Dosen, T-Shirts. Eine große Markthalle mit allerhand Kunstgegenständen. Wir verhandeln wegen eines kleinen Rucksackes. Aber der Händler geht auf unseren Preis nicht ein, na dann halt nicht. Um 16 Uhr schließen die Händler langsam ihre Pforten. Wir watscheln nochmals in Richtung der Sule Pagode. Da es nun bereits dunkel ist, suchen wir ein Restaurant in dem wir Myanmar-Food bekommen. Es liegt in der 29. Strasse. Wir fragen im Dunkeln wo die Strasse ist. Der eine schickt uns dorthin, der nächste woanders hin. Die asiatische Freundlichkeit schickt uns immer weiter geradeaus, obwohl wir schon lange hätten nach links abbiegen müssen. Wir umkreisen noch für schöne Nachtfotos die Sule Pagode. Dabei quatschen uns auch diverse Male Geldhändler an. Der Kurs für $100 ist ca. 1.270 Kyat. Einer jedoch sagt, er gäbe uns freimutig 1.350 Kyat. Wir folgen ihm. Nach 100 Meter frage ich ihn, wo denn nun sein Shop zum Geldwechseln sei. Er meint: „Here, next corner“. Dort angekommen das gleiche Spiel wieder – immer „Next corner“. Nach 2 Blocks möchte er mit uns rechts in eine kleine und dunkle Gasse hinein. Jetzt reichts aber, die Sache ist uns nicht ganz geheuer. Wir verabschieden uns von diesem zwielichtigen Typen, kehren um und ziehen uns vornehm zurück. Als wir auf der Hauptstrasse ankommen, spricht uns ein schleimiger Typ mit Glupschaugen an. Wir einigen uns auf 1.270 Kyat mit ihm. Nach ein paar Metern gehen wir in den 1. Stock eines Restaurants. Dort findet ganz ohne Messerstecherei der Schwarzumtausch statt. Steffi findet das alles ziemlich spannend und dubios, ihre Windeln quietschen vor Angst. Sie dreht sich laufend um, um mitzukriegen ob wir gleich festgenommen werden oder nicht. Für $100 gibt es also 127.000 Kyat in 1.000 Kyat Scheinen. Mit einem erheblichen Packerl Geld verlassen wir das noble Etablissement. Schließlich schaffen wir es doch noch an diesem Abend ins von uns gesuchte Danuphyu Daw Saw Yee Restaurant. Helles, grelles Licht empfängt uns. Über uns rattern die Ventilatoren. Da alles offen ist, schwirren jede Menge Insekten hier herum. Die einzelnen Gerichte kann man sich hinter der Theke selbst aussuchen. Wir essen Fisch mit Reis und Salat und dazu gibt’s ein großes Myanmar-Bier und auch einige Insekten. Doch die tun uns nichts, denn wir sind ganz schön hungrig.

Fr., 17.11.2006

Um 8 Uhr holt uns der Guide im Hotel ab. Er heißt Lat Pita Myo - ein sehr netter Burmese, ca. 30 Jahre alt, mit dem gleichen jungen Fahrer, der uns am Vortag am Flughafen abgeholt hat. Wir fahren zuerst zum Jetty am Yangon River. Schnell lernen wir, dass das ständige, laute Gehupe der Autos bedeutet, dass Fußgänger und Fahrräder auszuweichen haben. Wird nicht gehupt, bedeutet dies, die Luft ist rein. Dabei sammeln wir neue Eindrücke von den Menschen und Booten, die dort umher kurven. Jede Menge Arbeiter kommen mit den Booten an und ebenso viele Waren, die hier per Hand ausgeladen werden. Der Guide erzählt uns über die Menschen und die politischen Zusammenhänge im Land. Wir sehen eine hübsche junge Frau mit einer Platte Obst auf ihrem Kopf. Sie benötigt das Geld von ihren Einnahmen zum Überleben. Dann laufen wir zu einem Stand, an dem Betelnüsse in spezielle Blätter eingewickelt, verkauft werden. Diese kauen die Burmesen und spucken sie dann lauthals irgendwann wieder mitten auf der Strasse aus. Daher also die rötlichen Flecken auf der Strasse und die rot verfärbten Zähne vieler Burmesen. Sogar burmesische Frauen kauen die Betelnüsse. Danach geht’s zu einem großen liegenden, überdachten Buddha: Kyauk Htat Gyi Pagode. Sehr beein-druckend! Anmutig liegt er in der Halle der Pagode und ist mit seinen 70m Länge einer der größten des ganzen Landes. Wir staunen nicht schlecht. Ihn stiftete zu Beginn dieses Jahrhunderts ein reicher Burmese. Nach Zerstörung des Buddhas, errichtete man ihn 1966 mit privaten Spendengeldern erneut. In seinen riesigen Fußsohlen sind die 108 Symbole des Lebens eingraviert. Vor dem Buddha sitzen Menschen auf dem Boden andächtig im Gebet versunken. Lat ist ein junger Buddhist und bringt uns seinem Glauben näher. Ehrfürchtig erklärt er uns die Bedeutung des Buddhismus in Myanmar und dazu noch die Kurzform des Lebens Buddhas:


Gemäß der Überlieferung entstammte Siddharta einem nordindischen Adels-geschlechts. Sein Vater, König Shuddhodana regierte in der Hauptstadt Kapilavastu (heute in Nepal gelegen). Vor seiner Geburt soll Siddharta seiner Mutter in einer Vision in Gestalt eines weißen Elefanten erschienen sein. Geboren wurde er in einer Vollmondnacht im Mai. Während seiner Geburt verkündete nach der Legende ein Seher, dass dieses Kind einmal ein großer König oder ein großer heiliger Mann werden würde. Daraufhin ließ Shuddhodana seinen Sohn, den er zu einem König machen wollte, weder religiös unterweisen, noch ließ er zu, dass Siddharta menschliches Leid zu Gesicht bekommen sollte. Schon als Kind zeigte Siddharta außergewöhnliche Begabungen und Klugheit. Im Alter von 16 Jahren wurde er mit der Prinzessin Yasodhara vermählt. Sie lebten in einem Palast, wo ihnen alles, was zum Wohlleben gehörte, zur Verfügung stand und den er kaum jemals verließ. Da Siddharta in dieser Zeit im Palast lebte und Krone sowie wertvolle Gewänder trug, wird er auch heute manchmal als König mit Krone und Prunk abgebildet. Dennoch war er unzufrieden und unausgefüllt. Mit 29 Jahren verließ er das vermeintlich sorglose Leben in dem Palast und unternahm Wanderungen durch die Umgebung. Dabei sah er sich erstmals der Realität des Lebens und dem Leiden der Menschheit gegenübergestellt. Die Legende berichtet von Begegnungen mit einem verkrüppelten Greis, einem Fieberkranken, einem verwesenden Leichnam und schließlich einem Asketen. Er erkannte, dass diese Realitäten – Altern, Krankheit, Tod und Schmerz – untrennbar mit dem Leben verbunden sind, dass auch Wohlstand und Reichtum dagegen keinen Bestand haben, und beschloss, nach einem Weg aus dem allgemeinen Leid zu suchen. So verließ er den Palast und begann das Leben eines Asketen zu führen. Er erlernte die Meditation als Schüler zweier angesehener brahmanischer Eremiten. Zunächst wandte er sich der in Indien zu jener Zeit verbreiteten Schmerzaskese zu. Sechs Jahre verbrachte er so im Tal des Ganges, doch er fand weder innere Ruhe noch die ersehnten Antworten. Nahe am Hungertod erkannte er, dass auch dies nicht der Weg zur Befreiung sein könne. So gab er die überlieferten Religionen und ihre Methoden auf und widmete sich auf der Suche nach seinem eigenen Weg von diesem Zeitpunkt an der Meditation, das besitzlose Leben eines Bettelmönchs führend, aber nicht länger in strenger Askese. Im Alter von 35 Jahren saß er in einer Vollmondnacht in tiefster Versenkung unter einem Bodhi-Baum, als er die Erleuchtung erlangte. Hass, Begierde und Unwissenheit fielen von ihm ab. Er wurde zum „Buddha“, zum Erwachten. Nach seinem Erwachen hielt Gotama, der Buddha, seine erste Lehrrede. Von jenem Tage an lehrte er 45 Jahre lang im Nordosten Indiens diesen "mittleren Pfad", zwischen Luxus und Askese, den Pfad von Tugend, Meditation und Weisheit, der zum Erwachen führen würde. Dabei sprach er vor Menschen aller Gesellschaftsschichten, vor Königen und Bauern, Brahmanen und Ausgestoßenen, Geldverleihern und Bettlern, Heiligen und Räubern. Die Unterscheidungen der Kastenordnungen oder die Verschiedenheiten der sozialen Gruppierungen erkannte er nicht an. Der Weg, den er lehrte, stand allen Männern und Frauen offen, die bereit waren, ihn zu verstehen und zu gehen. Von seinem Tod bricht der 80-jährige Buddha zu seiner letzten Reise auf, wohl um in seine Heimatstadt zurückzukehren. Er wird begleitet von Anhängern, die seinen Lehrreden lauschen. Kurze Zeit vor seinem Ableben dreht er auf dem Geierberg vor den versammelten Mönchen eine Lotusblume schweigend in der Hand. Damit wird das Rad (Dharma) der Buddha-Lehre in Bewegung gesetzt. In einem Wald bei Kushinagar, einem kleinen, unbedeutenden Städtchen, stirbt er und geht in das Nirwana ein. Seine letzten Worte waren laut den Anwesenden: "Alle Gebilde sind vergänglich".

In dem dazugehörigen Kloster leben hunderte Mönche. Wir sehen junge Novizen im Gespräch miteinander vor dem Holzkloster sitzen. Einige schöpfen mit einem Eimer Wasser aus dem Brunnen, andere haben ihre bordeaux farbenen Mönchsgewänder nach dem Waschen zum Trocknen in der Sonne aufgehängt. Ein älterer Mönch duscht sich in seiner Mönchskutte. Ein anderer Mönch streichelt liebevoll schlafende Hundewelpen und vergnügt beobachtet er sie beim Herumtollen. Er freut sich, dass wir uns mit ihm und dem Chief-Monk unterhalten und ihm unsere soeben hier im Kloster gemachten Filmszenen vorführen. Lachend schauen sich die Mönche unsere Aufnahmen an. Vor der Pagode wartet unser Fahrer geduldig in der Hitze und bringt uns als nächstes in ein Männerkloster, das Kalawa Kloster, in dem Novizen und Mönche aus dem gesamten asiatischen Raum leben. Hier hängt ein Foto von Maddi, dem einzigen Mönch, der es je geschafft haben soll, ins nur sehr schwer zu erlangende Nirwana einzugehen. Jeden Tag erhalten hier zwischen 1300 und 1500 Mönche und Novizen etwas zu essen. Wir warten bis sich alle andächtig aufstellen – zuerst die jüngeren Kleinen, hinter ihnen die älteren Großen. In einer schier nicht enden wollenden Reihe ziehen sie betend in den Speisesaal ein. Beim Vorbeilaufen sehen sie uns teils schüchtern und beschämt, teils lächelnd an. Sie sitzen auf dem Boden und essen mit den Fingern und teilen die Speisen mit dem Sitznachbarn oder Gegenüber. Beim Essen herrscht Stille, jeder futtert zufrieden vor sich hin. Wir sind gerührt von Disziplin und Erziehung. Auch für die halb verhungerten dürren Hunde, die hier herum laufen, fällt ab und zu mal etwas ab. Nach dem Essen stürmen alle nach draußen. Der Guide führt uns in die Schlafgemächer des Klosters. Die Novizen liegen mit vollen Bauch flach, schlafen teilweise, andere tollen herum und spielen. Mit ein paar 17 jährigen Mönchen können wir uns auf Englisch unterhalten. Sie sind sehr interessiert an uns. Andere beobachten uns neugierig. Im Erdgeschoss befindet sich eine kleine Donation-Box, in der wir natürlich auch ein Geldscheinchen lassen. Zu Fuß schauen wir noch ein paar Meter weiter über die Strasse in ein Frauenkloster. Die kahl geschorenen Novizinnen machen sich gerade fertig auf den Weg ins Männerkloster. Sie sind nicht dunkelrot gekleidet wie die Novizen, sondern in einem rosa Ton. Nach dem kurzen Besuch im Frauenkloster geht’s weiter mit dem Auto auf das Gebiet von Kaba Aye. Dort wurde eine große Höhle für ein buddhistisches Konzil aufgebaut. Beim letzten Konzil trafen sich hier 2.500 Mönche. Gleich daneben spendet uns ein Museum etwas Schatten. Darin sind die 6 buddhistischen Konzile erläutert, mit Gemälden, Statuen und Dingen des täglichen Lebens. Bei der nächsten Fahrt geht’s zu den weißen Elefanten unweit der Law Ka Chan Tha Pagode. 4 große Elefanten sind hier angekettet und können sich nur 1 Schritt vor oder zurück auf einer Betonfläche bewegen. Einer von ihnen ist weiß. Frühere burmesische Könige haben sich gerne mit weißen Elefanten geschmückt – heute tut’s anscheinend die Regierung. Die Fantis tun uns leid – kein schöner Anblick, wenn sie sich wie apathisch auf engem Terrain bewegen müssen.

 

Weiter geht’s: die Kyaikdaw-Gyi Pagode mit ihrem riesigen sitzenden marmornen Buddha liegt auf einem Hügel. Wir marschieren die überdachte Treppe nach oben. Auf dem Hügel können wir einen tollen Blick auf Yangon genießen. Oben erwartet uns ein großer Marmor-Buddha, ca. 12 Meter, hinter einer Glasfassade. Man hat kürzlich eine Pythonschlange gefangen und stellt sie nun in einem kleinen Häuschen neben einer Nat-Figur aus. Wir streicheln kurz die Python, die Burmesen trauen sich nicht. Danach karren uns die beiden zu einer Glasfabrik, die inmitten eines Bambuswaldes liegt. Tausende Gläser, Schüsseln und sonstiges Glaszeug liegt hier herum. In einem größeren Schuppen werden mittels Gas die Glasbläseröden beheizt. Es hat hier ca. 50 Grad. 4 Glasbläser führen uns bei brütender Hitze ihre Kunst vor. Sie modellieren einen Fisch mit Flossen. Das ist uns zu kitschig, aber 6 wunderschöne geschliffene Schnapsgläser erregen unsere Aufmerksamkeit. Die müssen mit! Unser Guide drängt nun zur Eile, denn in ca. 45 Minuten geht die Sonne unter. Er möchte uns noch die Shwedagon Pagode zeigen. Von Insekten geplagt und zerstochen, fahren wir wieder nach Yangon zurück. Wir drücken unseren Eintritt ab und der Guide erklärt uns 2 Stunden das Wichtigste der Shwedagon. Tief beeindruckt von deren Größe und Ausstrahlung hören wir gespannt Lats Erklärungen zu. Wir stehen auf der breiten Terrasse und sind überwältigt. Die Legende berichtet, dass die beiden Kaufleute (siehe Sule Pagode) mit den nur noch vier Haaren Buddhas in ihrem Kästchen vom Sule Nat geführt den (Theingottara) Hügel erreicht hatten. Sie öffneten den Behälter. Auf wundervolle, unerklärliche Weise waren wieder alle acht Haare vorhanden. Ein Blüten- und Edelsteinregen setzte ein, die Blinden konnten wieder sehen, die Tauben hören und die Lahmen wieder gehen. Für diese wunder vollbringende Reliquie errichtete man die erste Pagode Burmas: die ursprünglich nur neun Meter hohe Shwedagon. Schon früh pilgerten Könige und einfache Gläubige hierher. Im 15. Jh. wird erstmals überliefert, dass eine Herrscherin ihr Körpergewicht in Gold aufwiegen ließ und es der Pagode spendete. Der nächste Herrscher ließ nicht nur sich selbst sondern zusätzlich seine Frau wiegen und spendete das Vierfache des gesamten Gewichts. Dank dieser Patronage erreicht sie bereits 1774 ihre heutige Höhe von knapp 100 Metern. An ihrer Basis wurde eine breite Terrasse angelegt, auf der zahlreiche kleinere Pagoden Platz fanden.

Die gewaltige Pagode erhebt sich nun aus seinem Wald kleinerer Stupas und Tempeltürme. Die obere Hälfte der Pagode wurde seit Beginn des 20. Jh. mit mehr als 10.000 Goldfolien verkleidet, deren Gewicht alleine rund eine Tonne Gold ausmacht. 72 kleine Tempel stehen rund um das Heiligtum. Dazwischen stehen Elefanten- und Löwenfiguren, wohlwollende Nats und furcht erregende Dämonen, die Feinde der buddhistischen Lehre abschrecken sollen. Nach den acht Himmelsrichtungen ausgerichtet beherbergt die Shwedagon kleine Altäre für die Planetengötter. Die größte Bedeutung für das eigene Leben kommt dem Wochentag der Geburt und dem entsprechenden Planetengott zu, der den Charakter bestimmt und bei allen Widrigkeiten des Lebens Beistand leistet. Viele Pilger sehen wir beim Altar ihres Geburtswochentages Wasser über die Buddhafigur gießen. Es ist ein Ausdruck der Verehrung und symbolisiert auch die Oberhoheit der buddhistischen Lehre. Gläubige und Touris umrunden die größte Pagode des Landes. Die Shwedagon Pagode ist der wichtigste Sakralbau und das religiöse Zentrum Myanmars in Yangon. Sie gilt als Wahrzeichen des ganzen Landes und ist eine der berühmtesten Pagoden der Welt. Die Pagode überragt auch heute noch die Hauptstadt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mit Gold und Edelsteinen reich verziert. Die 60.000 Quadratmeter große Plattform besteht aus Marmorplatten. Das Gewicht der Goldplatten, mit der die Stupa gepflastert ist, wird auf 60 Tonnen geschätzt. Ihr Schirm ist mit tausenden Diamanten, Rubinen und Saphiren verziert, an der Spitze befindet sich ein 76-karätiger Diamant. Die Pagode trägt als Schirm ein kegelförmiges vergoldetes eisernes Netzwerk "Ti" (1871 durch den König von Oberbirma erneuert) und ist überall mit Glocken behängt. Der Sage nach ist der Shwe-Dagon 588 v. Chr. erbaut worden.

Die Stimmung hier ist sehr beeindruckend. Wir nutzen das Wissen unseres Guide und verzichten heute erstmal aufs Fotografieren und wollen vorerst nur Schauen und Staunen Schnell beschließen wir zu einem späteren Zeitpunkt unserer Reise mindestens noch einen halben Tag hier zu verbringen und erst dann unsere Fotoapparate zu zücken. Am besten am Nachmittag und bis Abends bleiben. Steffi schlägt mit einen Schläger auf eine Glocke ein, die 24 Tonnen wiegt. „Dong – dong“ ertönt es durch die ganze Shwedagon. Lat hat uns ein Abendessen im „Monsoon“ empfohlen und setzt uns dort ab. Nach dem leckeren asiatischen Essen fallen wir zufrieden mit dem heutigen Tag in unsere Hotelbetten.

Sa., 18.11.2006

Werners Notizen: Nach Weckruf durchs Hotel heißt es um 7 Uhr raus aus den Federn. Zum Frühstück gibt’s gebratenen Reis und jede Menge Papaya und Melonen. Wir schlendern ein wenig in die Stadt. Nahe dem Hotel steht ein alter Hindu-Tempel aus dem wir Stimmen hören. Wir trauen uns hinein. Der Tempel ist voller Weihrauch. Eine Frau betet Ganesha an, es stinkt nach Räucherstäbchen. Ein Saddhu bittet uns weiter herein. Innen ist alles mit blauen Kacheln ausgestattet, alles ganz anders als im Buddhismus. Wieder draußen schauen wir uns nach einen Rucksack um, der uns für 7.500 Kyat gefällt. Zurück im Hotel packen wir unsere Sachen zusammen und warten auf den Fahrer, der uns um 9 Uhr 15 zum Flughafen fährt. Unsere Koffer werden gewogen und dann quetschen wir uns mit vielen anderen Fluggästen in die Wartehalle für Inlandsflüge. Nach ca. 1,5 Stunden sind wir dran. Mit einer Propellermaschine geht’s um 11 Uhr mit Air-Bagan nach Heho. Um 12 Uhr landen wir auf dem kleinen Flughafen. Hier holt uns Billy ab mit seinem Toyota Kleinbus. Wir holpern über die Landstrasse ca. 2 Stunden bis Pindaya. Auf dem Weg sehen wir viele Banyan-Trees, Kohlfelder, große Bambusbäume, einen Ingwer- und einen Chili-Strauch, Stroh dreschende Menschen, deren kreischende Kinder auf uns zugelaufen sind. Sie können zumindest „Manni-Manni“ und halten uns die Hand hin. Aber Billy staubt sie gleich zurück. Dann stehen sie ganz brav und die Rotzglocke läuft ihnen herunter. Auf dem Weg waschen Frauen die Kleidung in schmutzig braunen Seen. Nach der Ankunft in Pindaya heißt es erstmal wieder Schuhe ausziehen. Wir sind sofort überwältigt von dieser Höhle und seinen hunder-ten von goldig glänzenden Buddhas. Große, kleine, eng nebeneinander stehende, Treppe rauf, Treppe runter. Auch schwarze Buddhas aus Stein, bei denen gerade begonnen wird sie mit Goldblatt zu belegen. Nach einer guten Stunde verlassen wir die Höhle und sehen uns auf den davor liegenden Marktständen noch ein wenig um. Ein alter Reiskorb aus Bast, mehrstöckig und schön bemalt, hat es uns angetan. Für $18 wechselt das Stück seinen Besitzer. Billy karrt uns in eine Schirmfabrik. Hier werden Papierschirm und Fächer hergestellt. Wir nehmen selbstverständlich auch hier eine Kleinigkeit mit. Auf dem Rückweg wird es langsam dunkel. Um 17 Uhr 15 ist’s finster. In Kalaw bringen wir unsere Koffer aufs Zimmer und stapfen hungrig in ein Shan-Restaurant. Weil’s dort so lecker ist, ordern wir nach dem Essen noch einen Extra-Teller. Uns fällt auf, dass hier im Shan Staat die Menschen etwas andere Kleidung tragen als in Yangon. Z.B. gibt es hier viele Motorräder und die Fahrer tragen Lederjacken. Die Frau im Shan-Restaurant trägt eine Jeans Hose, was wir in Yangon nicht gesehen haben. Auf dem anschließenden Verdauungsspaziergang fällt uns noch ein gelb-rotes Mönchsgemälde für $10 auf, das uns bittet es mit nach Germany zu nehmen. Angekommen im Hotel rufen wir noch kurz Steffis Vater an, der heute Geburtstag hat.

Steffis Notizen: Um 7:00 stehen wir auf und frühstücken im großen Saal des Central Hotels. Aha, die Burmesen essen zum Frühstück gebratenen Reis und Nudeln mit Gemüse. Wir ordern schwarzen Tee, da Werner bereits in Asien die Erfahrung gemacht hat, dass der Kaffee hier nicht schmeckt. Nachdem wir uns nach dem Frühstück noch mal kurz ins Getümmel Yangons geschlagen haben, um doch noch schnell einen Reise-Rucksack um die Ecke zu kaufen, holt uns um 9:15 Fahrer Win im Hotel ab und bringt uns in rasanter Geschwindigkeit zum Flughafen. Er scheint es eilig zu haben. Wir geben unsere 3 Koffer bei der Gepäckaufnahme ab. Wie gut, unser Koffer, den wir eigens nur für Souvenirs mitgenommen haben, ist noch vollkommen leer und federleicht. Die Wartehalle ist rammelvoll. Wir setzen uns ganz hinten in die Plastikstuhlreihe und beobachten das quirlige Durcheinander und Gewusel der vielen Menschen. Einheimische blicken gespannt auf das Flimmern des Fernsehmonitors, der nur Werbespots zeigt. Alle 15 Minuten öffnet sich die Türe zum Rollfeld. Ein kleiner, lautstarker Burmese schreit für uns Unver-ständliches in die Menge. Einige stehen dann auf um mitzufliegen. Es gibt keine einzige Anzeigetafel, wann welcher Flug geht. Irgendwann plärrt der Typ „Heho“. Na, dann los! Um 11:00 startet unsere Propeller-Maschine mit Air Bagan nach Heho. Laut und mit knatterndem Geräusch fliegen wir nach Norden. Wir bekommen einen guten Platz auf der rechten Seite und nachdem wir mit einem kleinen Snack und Bohnenkaffee! – unser erster und letzter guter Filterkaffee auf unserer Myanmar Reise - gestärkt sind, filmt Werner aus dem Flugzeugfenster. Unter uns bergige Landschaft mit viel, viel Wald. Dann fruchtbare Felder – grüne Pflanzen auf roter Erde. Toll - wir freuen uns aus der lauten Stadt Yangon heraus-zukommen. Um 12:05 landen wir in Heho. Am Flughafen werden wir gleich von jemandem in Empfang genommen und zu unserem Fahrer Billy gebracht. In Myanmar befindet sich das Lenkrad meist auf der rechten Seite. Dennoch gibt es hier keinen Linksverkehr. Es geht über unwegsame, sehr holprige und steinige Straßen mit rötlich-braunem Sand. In unseren Sitzen hüpfen wir polternd über viele Schlaglöcher. Straßen so wie wir sie kennen, sind dies wirklich nicht. Die Natur hier ist vielseitig, äußerst fruchtbar und ländlich: wir sehen unsere ersten riesigen Banjan Bäume, Kohlfelder über Kohlfelder und hohe Bambus-Sträucher. Dann Zucchini, Ingwer- und Chillisträucher, Christusdorn, Bienenstöcke und mannshohe Weihnachtssterne. Welch üppige Vegetation! Für uns wunderschön anzuschauen. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus und freuen uns über die schöne, abwechslungsreiche Landschaft. Plötzlich sehen wir Stroh dreschende Menschen, die eifrig mit schnellen Bewegungen ihre Strohbüschel auf die Erde schlagen. Alles von Hand – ganz ohne landwirtschaftliche Maschinen. Billy hält dort für Film-aufnahmen an und sofort kommen viele kleine Kinder den Hügel runter auf uns zugerannt. Sie sehen süß aus, ihre Kleidung und ihre Körper sind ganz schmutzig und verklebt. „Manni, manni !“ rufen sie uns freudig zu und strecken uns erwartungsvoll grinsend ihr offenes Händchen entgegen. Doch anstelle von Geld, gibt’s nur ein paar Kugelschreiber, die wir zum Verteilen an die Kinder mit auf die Reise genommen haben. Billy ist erkältet und hustet uns im Auto was vor. Hier ist kaum ein Auto unterwegs. Stattdessen viele Menschen auf Ochsenkarren aus Holz. Ich sehe solche Szenen und Fortbewegungsmittel zum ersten Mal in meinem Leben und bin ganz überwältigt ob der Einfachheit und Armut des Landes. Die Straße ist sehr schlecht und wir können uns nur allzu gut vorstellen, dass man hier stundenlang unterwegs sein muss, um wirklich so richtig voranzukommen. An einem schmutzig-braunen See waschen sich Frauen und ihre Kleidungsstücke. Unglaublich! Die Straße nach Pindaya führt durch eine Allee von Ficusbäumen, die ein Abt vor rund 150 Jahren pflanzte. Kurz vor Pindaya und nachdem wir sein schönes Hochland durchfahren haben, sehen wir von der Ferne die am Berghang klebenden, langgezogenen Aufgänge zur berühmten Tropfsteinhöhle. Billy parkt das Auto an den Souvenirständen unterhalb der Höhle. Am Höhleneingang ist ein Prinz zu sehen, der mit einem Pfeilschuss eine Spinne tötet - eine Darstellung der Ortsgründungs-legende: als sich sieben Feen in dieser Höhle ausruhten, kam eine riesige Spinne und verschloss mit ihrem Netz

den Eingang. Die Feen waren gefangen. Der Prinz hörte die Hilferufe und tötete die Spinne (burmesisch: pingu) mit einem Pfeilschuss und rief freudig „pingu-ya!“ - „Die Spinne ist getötet!“ Davon leitet sich der Stadtname Pindaya ab, dessen Bewohner die Nachfahren dieses Prinzen und der hübschen Feen sind. Vom Eingang aus bietet sich uns ein herrlicher Blick auf die schlanken Pagoden am Fuße des Berges, den See und die Umgebung von Pindaya. Die Höhle entwickelte sich mit der Zeit zu einem buddhistischen Heiligtum, in dem seit Jahrhunderten gläubige Buddhisten aus der Umgebung
Buddhafiguren aufstellen. Heute sollen über 8000 große und kleine Statuen in der großen Höhle verteilt sein. Im Eingangsbereich sitzen schönste vergoldete Buddhas eng aneinander-gedrängt um einen goldenen Stupa. Viele enge Gänge mit teils aus Holz geschnitzten Buddhafiguren überklebt mit schimmernden Goldplättchen. Man passiert zahllose Figuren, kleine Meditationshöhlen, Stalaktiten und Stalagmiten ins Innere der Höhle. Die riesige Höhle ist prall gefüllt mit abertausenden Buddhafiguren wohin das Auge reicht. Wir sind total verblüfft und können das, was wir sehen kaum glauben. Die gesamte Höhle nun schließlich ausführlich gefilmt und bestaunt, kaufen wir bei einem der Souvenirstände einen schmucken alten Reiskorb mit schöner Verzierung. Billy zeigt uns vor unserer langen fast zweistündigen Fahrt zum Hotel noch eine Papierproduktionsstätte. Hier wird uns gezeigt, wie in Hand- und Fußarbeit aus Bambusblatt besonderes Papier, schöne Schirmchen und Fächer hergestellt werden. Solch ein Fächer muss mit. Um 17:15 ist es auf unserer Fahrt zum Hotel bereits dunkel. Wir kommen im Dream Villa Hotel in Kalaw an. Kalaw, eine 70 000 Einwohner zählende Stadt liegt am Rand des Shan-Plateaus. Von der Hotelrezeption aus rufen wir erst einmal Papa an, der heute Geburtstag hat. Wir freuen uns, dass unser üppiges Abendessen mit fried noodles in einem Lokal mit original Shan Food so billig ist. Beim Verlassen des Lokals stehen ein paar Mopeds vor der Tür. Werner deutet an, dass er mit dem Moped ins Hotel zurückfahren möchte. Ein junger Burmese hat nichts dagegen, setzt sich aber zur Sicherheit lieber hinten mit drauf. Nach einer kleinen Runde bekommt er sein Moped unbeschadet zurück und wir laufen dann doch lieber zu Fuß die 50m ins Hotel. Unterwegs laufen wir noch am Rande Kalaws durch die Straßen, kaufen uns an einem Stand etwas zu trinken und bekommen dort in Plastik eingeschweißte Früchte geschenkt, die unseren Mirabellen gleichen, jedoch einen sonderbaren säuerlichen Geschmack haben und in einer Art Essigmarinade eingelegt sind. Bevor es ins Hotel zurückgeht, laufen wir an einem Geschäft vorbei, wo es schöne Bilder zu kaufen gibt: wir entscheiden uns für ein Bild mit Mönchen

So., 19.11.2006

Wir stehen um 6:30 auf und frühstücken im hübschen, hölzernen Frühstücksraum Toast mit frischen Eiern, Papaya und trinken dazu Tee mit frischer Zitrone. Billy holt uns um 7:30 im Hotel ab. Heute geht es zum Inle See. Es ist recht neblig auf unserer morgendlichen Fahrt. Unterwegs filmen wir wie Menschen auf Ochsenkarren ihre Ochsen durch den getrockneten Schlamm am Straßenrand zu den Feldern fahren. Nebel und Sonne wechseln sich während unserer Fahrt immer wieder ab. Wir sehen viele kleine Lastwägen, auf deren Ladefläche unglaublich viele Menschen, dicht aneinandergepfercht stehen und sich irgendwie festhalten. Fast sehen sie in ihrer kunterbunten Kleidung mit ihren bunten Täschchen aus wie Indios. Hinter ihnen staubt die Straße nur so. Dann viele riesige Spinnweben in dichten Netzen und morgendlichem Tau zischen Bäumen und an Sträuchern hängend. Billy, der uns immer noch vorhustet, tut uns mit seiner Erkältung leid und wir packen Werners Koffer aus dem Kofferraum und geben ihm die Hälfte

unserer mitgebrachten Halstabletten. Nun steht auf dem Markt in Heho unser erster burmesischer Marktbesuch bevor: ein Bauernmarkt, der wie uns Billy sagt, in einem bestimmten regelmäßigen Zyklus stattfindet. Am Eingang des Marktes einige Souvenirstände. Ich deute mit dem Finger auf eine Holzfigur und sofort hat der Verkäufer reges Interesse an uns. Unzählige Menschen sitzen hier auf dem staubigen Boden und verkaufen alles mögliche Essbare: Früchte, Obst, Gemüse, Kräuter und Fisch. Mandarinen in Hülle und Fülle. Alles schön aufgetürmt und in großen Körben oder auf dem Boden liegend aneinandergereiht. Darunter Dinge, die wir noch niemals zuvor gesehen haben. Lautes Geschrei und wildes Durcheinander. Alles wird mit den Fingern angelangt Wir laufen die vielen Marktreihen durch und staunen über das geschäftige Treiben der Marktverkäufer.

 

Wir begegnen sogar Pa-O-Frauen beim Einkaufen: ein Bergvolk mit dunkel gefärbter Kleidung, die gewickelte Handtücher als Turban auf dem Kopf tragen. Sie sprechen eine eigene Sprache und sind eine Untergruppe der Karen. Es gibt hier so ziemlich alles zu kaufen für den täglichen Gebrauch was man sich nur vorstellen kann: altes Blechgeschirr, billige Kleidung und Stofftaschen und da Cherrot-Verkäufer, die ihre Zigarren selbst fertigen. Betelnüsse, in Blätter eingewickelt, die die Burmesen kauen. Dazwischen wird Undefinierbares geköchelt und gegessen. Wir sehen uns ungläubig an und schmunzeln. Manchmal halten wir die Luft an. Den Geruch empfinden wir dann teilweise als unangenehm. Die Menschen hier lassen sich bereitwillig von uns filmen. Zwei junge Mädchen, denen wir einen Kugelschreiber schenken, laufen uns die ganze Zeit kichernd nach. Am Ende des Marktes „parken“ viele Pferdefuhrwerke: Marktverkäufer aus der Umgebung, die ihre Ware auf dem Markt hier feil bieten. Hier unterhält ein einheimischer Künstler die Marktbesucher mit Zaubertricks. Beim Verlassen des Marktes kommen wir wieder an den Souvenirständen vorbei. Der Verkäufer erinnert sich sofort wieder an uns und preist uns nochmals seine Ware an. Billy wartet nach ca. 1 ½ Stunden Marktbesuch geduldig auf uns mit seinem Wagen. Unterwegs fahren wir an vielen gelb blühenden Akazien-Bäumen und Zuckerrohr vorüber. Im Gold Star Hotel in Nyaung Shwe, der alten Hauptstadt des südlichen Shan Staates, angekommen, schmieren wir uns Sonnenschutzmittel ins Gesicht und starten um 12:00 mit einem schielenden Bootslenker unsere Motorbootfahrt auf dem Inle See. Am Bootssteg herrscht reger Bootsverkehr. Viele Boote, die wie Holzkanus aussehen, knattern scheppernd mit lautem Geräusch an uns vorbei. Werner steigt vorn ein, ich sitze hinter ihm und der schielende Bootsfahrer steuert von hinten. In rasanter Geschwindigkeit bringt uns unser Holzboot voran. Das Wasser des Sees spritzt seitlich am Boot links und rechts hoch. Als Schutz hierfür liegen kleine Regenschirme im Boot parat.

 

Der Inle See ist malerisch von Bergen umrahmt. Dieser langgezogene See ist die Heimat der Inthas, der „Söhne des Sees“, einem zur burmesischen Volksgruppe gehörenden Stamm. Am Inle See gründeten sie vier Siedlungen, nach denen der See benannt ist: Inle heißt „See der vier“ (Dörfer). Mittlerweile sind es 37 Dörfer rund um den 19 km langen und 8 km breiten See, in denen rund 100 000 Menschen wohnen. Da der See flach und mit Algen zugewachsen ist, erfanden die Fischer ihre eigene Fischfangmethode: mit einem Bambuskorb gehen die Inthas zum Fischfang, wobei sie das Ruder mit einem Bein einklemmen, um eine Hand frei zu haben. So bewegen sich die Einbeinruderer über den Inle See. Mehrere Männer fischen zusammen, wobei sie einen immer enger werdenden Kreis bilden und so die Fische in die Mitte zusammentreiben. Wir fragen uns ob es diese fischenden Beinruderer heutzutage wirklich noch gibt, oder ob sie sich extra für uns Touristen in diese Pose begeben. Wir sehen vom Boot aus ganze Dörfer, deren Holzhäuser auf Stelzen gebaut im See liegen. Männer holen von ihren Booten aus Algen aus dem See. Mit ihnen legen sie schwimmende Gärten im See an und machen den See so fruchtbar: Tomaten, Gurken, Bohnen und Blumen wachsen hier mitten auf dem See. Wild wachsende Wasserhyazinthen bilden im Laufe der Zeit einen natürlichen Teppich, in dessen Wurzeln sich der von den Flüssen angeschwemmte Schlamm zu einer Erdschicht verdichtet. Auf natürliche Weise entstehen so im Laufe der Zeit schwimmende Gärten mit einer ein Meter tiefen Humusschicht. Die Inthas können die Gärten nur vom Boot aus bestellen. Dann schippern wir an einer Holzpagode inmitten des Sees vorbei. Unser schielender Bootslenker fährt uns genau an die Stellen des Sees hin, wo wir tolle Aufnahmen machen können. Wir halten an einem großen Haus im See an: dort sitzen mehrere Frauen in Reih und Glied hintereinander auf dem Boden und wir schauen ihnen zu, wie sie Cheroots von Hand herstellen.

Hinter ihnen befinden sich in Regalen schöne burmesische Lackarbeiten, deren Preis uns allerdings vor einem Kauf zurückschreckt. In einem Dorf namens In Paw Khon steigen wir aus unserem Boot aus und besichtigen eine Weberei : es werden besondere Stoffe, Blusen, Longyis und Taschen aus Seide, Leinen, Baumwolle und Lotusstengelfäden hergestellt und verkauft. Der Bootsfahrer stoppt vor einer großen Pagode im See. Hier heißt es Schuhe ausziehen. Wir werden von mehreren Kinder angebettelt. Die Pagode hat eine wunderschöne Decke und Säulen in rot-goldenen Tönen. Als wir wieder ins Boot steigen, vergessen wir doch beinahe unsere Schuhe, die wir vor der Pagode abgestellt haben. Schon wieder halten wir vor einem Souvenir-Shop an. Hier sehen wir wie schöne Papierschirme von Hand aus dem Holz des Maulbeerbaumes hergestellt werden. Unterwegs im Boot kaufen wir von fahrenden Souvenirhändlern im Boot einen Gipselefanten und einen goldenen hölzernen Buddhakopf ab. Unglaublich, diese Leute hängen sich geschwind mit ihren Booten an unser Boot dran, heben sich fest und reden ohne Nachlass auf uns ein, dass wir ihnen etwas abkaufen sollen. Im nächsten Souvenirgeschäft haben wir die besondere Gelegenheit zwei Padaung-Frauen zu filmen: ein kleiner Volksstamm, von denen es heutzutage nicht mehr viele gibt.

 

Sie werden als Giraffenhalsfrauen bezeichnet, weil ihnen mehrere Messingringe um den Hals gelegt wurden, so dass der Kopf aus den Schultern herausragt. Diese Sitte schreckte angeblich früher Sklavenjäger ab, die kein Interesse an den so deformierten Frauen hatten. Unsere letzte Besichtigung dieses Tages führt uns ins Katzenspringkloster. Ein großes Holzkloster inmitten des Sees. Von der Terrasse aus, die von außen um das Kloster herum führt, haben wir einen herrlichen Blick auf den umliegenden schön bewachsenen Garten und auf den See, an dem das eine oder andere Boot gemächlich vorbeituckert. Im Kloster sitzt ein Mönch in einem Stuhl. Ihm wird gerade seine Medizin verabreicht. Wir sehen eine Katzenspringvorführung: zwei kleine Katzen werden angehalten durch einen kleinen Reif zu springen. Es ist 17:15 und mittlerweile kühler geworden auf dem See. Bei Einbruch der Dunkelheit legt der Bootsfahrer einen Zahn an Tempo zu. Die Gischt spritzt uns im Boot nass. Nach einer halbstündigen rasanten Fahrt legen wir wieder am Landungssteg an. Hungrig wagen wir uns in einem kleinen Lokal ganz in der Nähe unseres Hotels an einen Tomatensalat heran und gönnen uns jeder eine leckere Pizza mit einem Myanmar Bier. Wir schauen den vielen Geckos an der Decke zu, wie sie kleine Fliegen fangen und verspeisen und stellen zufrieden fest, dass wir heute mit unserer Bootstour einen kleinen Vorgeschmack auf das Okavango-Delta bei unserem nächsten Urlaub in Botswana erhalten haben.

Mo., 20.11.2006

Wir stehen um 6:30 auf und frühstücken. Wir probieren zur Abwechslung einen Kaffee, den wir erst mal kräftig umrühren müssen, damit sich der Kaffeesatz setzt. Ab jetzt also lieber nur noch Tee für uns. Wir laufen zum Bootssteg vor und treffen dort um 8:00 unseren Bootsführer von gestern. Es ist bereits viel los auf dem See. Einige Touristen steigen aus ihrem Boot aus und haben Lotusblüten in der Hand. Wir haben lange Pullis an, da es morgens auf dem See noch recht frisch ist. Dieses Mal starten wir mit einem anderen Bootsfahrer um 8:15. Werner sitzt wieder vorn und ich hinten. Wir rattern an Fischern vorbei, die Algen aus dem See zum Düngen der angebauten Gärten herausholen. Unser Bootsführer erklärt uns: „to maintain the traffic“. Leider ist eine Seegrasart auf dem Vormarsch, die nach und nach den See zuwuchert. Man schätzt, dass es den See in ein paar Jahren nicht mehr geben wird. Staudämme haben die Flüsse verlangsamt, es gelangen mit dem Strom keine kleinen Kiesel mehr in den See die sich auf dem Grund ablagern können und damit dem Seegras den Nährboden nehmen würden. Viele lilafarbene Wasserhyazinthen an den wir vorbeischippern. Wir kommen an einem tollen Ressort-Hotel mit großer Terrasse und Aussichtsturm mitten im See vorbei. Wieder hängen sich einige Souvenirhändler geschwind an unser Boot und wollen uns etwas verkaufen. Einzelne Fischer fischen am Rand des Ufers.

 

Der Inle See sieht hier eher aus wie ein langgezogener Fluss. Bevor wir in Indein mit unserem Boot einlaufen, klammert sich abermals eine Traube von Souvenirhändlern listig an unser Boot und bedrängt uns im eifrigen Konkurrenzkampf untereinander etwas abzukaufen. Dies ist der Schwimmende Markt, von dem es morgens um diese Uhrzeit wohl nur noch diese Souvenirhändler und nur noch vereinzelt Obst- und Gemüseverkäufer gibt. Unser Bootslenker lässt uns in Indein raus. Und schon wieder Souvenirverkäufer entlang des Ufers. Hier gibt’s ein paar schöne Dinge zu kaufen. An einem Stand einen schönen hölzernen vergoldeten Buddhakopf für Mutti, für Werner ein hellblaues Hemd und für mich einen rotfarbenen langen Rock mit aufgesticktem Muster. Das Ganze für 18000 Kyat. Wir schlendern an weiteren Souvenirläden vorbei und folgen dann einer Gruppe Tou-risten aus Öster-reich. Auf diese Weise hängen wir die nervigen Händler, die uns nachlaufen, ab.

Wir kommen zu uralten, wirklich gut erhal-tenen Pagoden aus Stein. Gras und Gestrüpp umwuchert sie. Werner schätzt, dass diese bis zu 800 Jahre alt sind. Es wird ausführlich gefilmt und fotografiert. In einem kleinen Kloster wohnt ein freundlicher Mönch, der uns in gebrochenem Englisch stolz erzählt, dass er ein bisschen englische Nachrichten im Fernsehen anschauen könne. Es hätten hier wohl schon Deutsche und Tschechen meditiert und in seinem Kloster übernachtet. Wir gehen zurück zum Bootssteg und kaufen unterwegs noch eine tolle hölzerne Figur mit alter Patina: ein Wächter für 20 000 Kyat. Am Steg trinken wir eine herrlich gekühlte Dose Cola und Werner kauft mir eine riesig große Kokosnuss, in der frische Kokosnussmilch ist.

Schmeckt herrlich! Meine erste Kokosnuss! Ich sehe hier einen Touri, der sich irgendsoein Pülverchen ins Wasser schüttet. Wahrscheinlich hat’s ihn gesundheitlich hier auch schon ein bisschen erwischt. Wir sehen Pa O-Frauen, die bepackt und beladen aus einem Boot steigen. Unser Boot bringt uns als nächstes zu einer Silber-schmiede: wir schauen zu wie das Silber bei 800 Grad geschmolzen wird. In diesem Geschäft - so wird uns erklärt - gibt es „special fish“: Fisch-Anhänger für Ketten. Wir sehen uns Ringe, Ohrringe, Ketten, Schälchen und Döschen an. Eine schöne Schale gefällt uns, jedoch 880,- US $. Wir kaufen einen Rubinring und Rubinohrringe, alles in rot, und eine Silberkette mit Silberring für sage und schreibe 40,- $. Ein klasse Preis! Werner kann richtig gut handeln. Der Preis für alle Schmuck- stücke war nämlich zuerst 80 $. Nach unserem erfolgreichen Silber-schmuckkauf wollen wir noch nicht zurück ins Hotel gefahren werden und fragen unseren Bootsführer, ob es noch etwas Interessantes für uns zu sehen gibt. Er zeigt uns die schönen Schwimmenden Gärten. Vorbei geht es an einer Holzpagode. Jede Menge Tomatensträucher säumen den Uferrand. Die Wasserstrassen werden immer enger und schmäler. Wir sind hier die einzigen Touristen. Saftiges Grün, blühende Sträucher, Schilf umgeben uns. Zwei Kinder fahren in einem Holzboot an uns vorüber. Das Mädchen reicht uns eine weiße Blüte. Unser Fahrer lenkt das Boot kreuz und quer. Wir sind begeistert. Hier gibt es richtige kleine Dörfchen mit Holzhäusern auf Stelzen im See und „Lebensmittelgeschäfte“. Unser Boot fährt uns nun mit schepperndem lauten Getöse wieder zurück. Der arme Bootslenker muss diesen Lärm die ganze Zeit anhören. Ein nettes außergewöhnliches Bild vor unseren Augen: eine rudernde Frau vorne in einem Boot sitzend, hinter ihr ihr Kind mit einem kleinen Ruder in der Hand und hinten die rudernde Oma. Die vielen Seemöwen auf dem See und in der Luft begleiten uns auf unserer Fahrt zurück. Ca.15:00 sind wir wieder am Bootssteg und gehen kurz ins Hotel.

 

Vor dem Abendessen kraxeln wir noch mit zwei anderen Touris auf einen mit Gras und Gestrüpp überwachsenen hohen Erdhügel. Die rötlichen Steine hier lassen erkennen, dass dies wohl ehemals eine uralte Pagode gewesen sein muss. Von dort aus haben wir einen schönen Blick auf die gegenüberliegende neue Pagode. Wir kommen an einer Art Post-Office vorbei und kaufen dort günstig Briefmarken für unsere Urlaubspost. Neben unserem Hotel ist ein kleiner Kiosk und wir erkundigen uns bei seinem Verkäufer, der Sein-Schuh heißt, ob es hier Wandermöglichkeiten gibt. Er skizziert uns einen guten Plan auf und zeigt uns anschließend stolz seinen Schatz: alte Kyat Scheine und Münzen, aus dem 19. Jahrhundert, die er in einer Blechdose aufbewahrt hat. Wir gehen ins Hotel zurück und ziehen uns lange Kleidung an. Nach dem Abendessen in einem kleinen Lokal mit chinesischer und Shan Küche, laufen wir nochmals zur Pagode, die wir heute schon fotografiert haben. Es ist jetzt stockdunkel. Fahrräder fahren ohne Licht. Werner fotografiert nochmals die Pagode bei Nacht. Einige Häuser hier haben Stromgeneratoren und dann wieder gibt es Häuser gänzlich ohne Strom und Licht. Wir trampeln auf dem Weg, um auch ja jede Schlange zu vertreiben. Am klaren Himmel sehen wir viele Sterne und die Milchstrasse. Selbst bei Dunkelheit rattern die Holzboote noch auf dem Inle See mit Getöse den Bootssteg runter.