Di., 21.11.2006

Wir schlafen heute länger aus und frühstücken ausgiebig auf der Dachterrasse des Gold Star-Hotels mit schönem Blick auf Naung Shwe. Steffi isst keine Eier mehr, weil sie das Öl nicht mehr riechen kann. Dafür erhält sie 2 große Scheiben Papaya, mhhh! Wir trinken grünen Tee literweise. Da Werner von der Bootsfahrt erkältet ist, tut das unheimlich gut. Die Kellnerin heißt Yin-Yin und ist interessiert etwas über Deutschland zu erfahren. Der Kellner hat ein Glückszeichen auf seiner Jacke: ein Hakenkreuz. Steffi meint anfangs er sei Nazi. Das Hakenkreuz (die Swastika) ist ein klassisches Ursymbol: es wurde über Jahrtausende hinweg in vielen Teilen der Welt als Heilszeichen oder Dekorationselement verwendet. Die Bezeichnung Swastika kommt wahrscheinlich aus dem Sanskrit und bedeutet soviel wie "es ist gut". Das Hakenkreuz wurde somit als ein Zeichen des Heils, als Glückszeichen und als Symbol für Gesundheit und langes Leben angesehen und verwendet. Nun stapfen wir los, wollen heute eine Wanderung in die Berge zu den Hilltribes machen. Wir gehen an einer Schule vorbei. Die Zimmer tragen die Aufschrift: First Level, Second Level u.s.w. Die Kinder hören wir schreiend irgendwelche Aufgaben runterleiern, alle im Chor. Am Markt von Naungh Shwe ist außer ein paar Pa-O Frauen nicht viel los - Markttag war gestern. Wir kaufen Mandarinen zum halben Preis wie in Yangon. Wir wollen in Richtung Berge marschieren. Noch haben wir das Dorf nicht verlassen und schon rächt sich der übermäßige Teegenuss. Wir müssen fest zudrücken und gleichzeitig schnell vorwärts kommen. Die Blase scheint fast zu platzen. Werner findet glücklicherweise ein Plätzchen, aber Steffi leidet weiter. Nun hilft nur noch der nächste Busch, husch – husch! Endlich verlassen wir das Dorf, vorbei an Mais-, Tabak-, Reis- und Zuckerrohr-Feldern marschieren wir eine ewig lange Allee mit gelb blühenden Akazienbäumen entlang. Wir entkommen dem Lärm des Dorfes und sehen an einem Schild: May Haw Mann- Hotel. Kurz danach geht’s rechts ab zur Htat Ein - Höhle. Wir versuchen den Weg anhand des Planes zu finden, den uns gestern Abend noch schnell Mr. Sein-Schuh vom Kiosk aufgezeichnet hat. An einer Brücke beobachten wir eine Pa-O Frau die dort Wäsche wäscht.

 

An der Höhle angekommen empfangen uns einige bellende Hunde. Von außen sieht man bereits, dass es eine Meditationshöhle ist. Wir gehen die Treppe nach oben, auf der Jasminblüten verstreut sind. Ein älterer Mann winkt uns, wir sollen herauf kommen. Er öffnet uns das Eisentor und begleitet uns zu einem Mönch. Er begrüßt uns und sagt er sei 70 Jahre alt und wohne bereits seit 10 Jahren in dieser Höhle. Der Mönch bietet uns an auf dem Boden Platz zu nehmen, er ist sehr freundlich und gibt uns frischen grünen Tee und frisch geschnittene Papaya mit englischen Biskuits. Wir essen brav die Papaya und trinken Tee. Er hat sich ein richtiges Domizil eingerichtet: In seiner Höhle befinden sich 3 Buddhas, die vom Boden bis zur Deckenhöhle reichen. In einer Ecke steht ein Bett und ein kleiner Schrank in dem sich seine Bücher befinden. An der Seite hat er eine kleine Kochstelle, ein paar Wassertöpfe und eine Meditationsnische. Auf einem Tischchen stehen ein paar Medikamentendöschen und ein Feuerzeug. Nach einer Spende in die Donation-Box machen wir uns wieder auf den Weg in das nächste Dorf: Fwekin. Unterwegs sehen wir wunderschöne bunte Schmetterlinge. Wir sehen Pa O Menschen. Im Dorf laufen uns 2 Kinder über den Weg. Sie begrüßen uns freudig mit „Hello, hello“. Werner versucht das kleine Goldkettchen, das der ältere Junge um den Hals trägt, gegen einen Kugelschreiber einzutauschen. Der Kleinere schaut ungläubig, die Eltern amüsieren sich im Hintergrund und zeigen uns breit grinsend ihre weißen Zähne. Da das Business so nicht zustande kommt, schenkt Werner jedem der beiden einen Kugelschreiber. Der Weg wird immer enger und es geht steil nach oben. Das hohe Gras verhindert schließlich ein Weiterkommen und wir denken, dass wir umkehren müssen. Wir trampeln wie die Elefanten, um sämtliche Schlangen hier zu verscheuchen. Bestimmt sind wir hier falsch. Weiter unten fragen wir nach dem Weg. Aha, hier wäre es also rechts abgegangen. Wir machen eine Rast auf einer schönen Wiese. Der Wind rauscht schön mild. Im nächsten Dorf angekommen sehen wir einen Mann unter einer Freilichtdusche. Die Hütten sind zwar sehr ärmlich, aber nicht vergammelt. Die Menschen versuchen aus dem Bisschen was sie haben etwas zu machen. Überall wird Mais angebaut, überall wachsen Früchte. Eine Frau drischt Maiskolben, eine andere steht rauchend am Wegesrand. Aus der Schule plärren Kinder. Der Weg führt weiter nach unten. Ein Mann trägt zwei schwere beladene Eimer an einer Holzstange über seinen Schultern. Mühsam trippelt er mit seiner schweren Last barfüssig den Weg entlang.

 

Von weitem hören wir schon die lauten To-La-Gyi’s auf deren Ladefläche sich viele Männer drängeln und festhalten. To-La-Gyi, oder auch „chinese buffalo“, das sind Fahrzeuge für die Landbevölkerung. Diese Dinger bestehen eigentlich nur aus Motor und Lenker. Man kann damit fahren, aber auch um die Felder zu beackern tun sie ihre Dienste. Also eine Art Allround-Fahrzeug - Pflug und Bus in einem. Ingesamt weder umweltfreundlich, noch Ohren schonend, aber billig halt. Nun kommen uns auch die ersten Rikschas entgegen. Schließlich gelangen wir wieder an die Teerstrasse. Kinder in grüner Schuluniform laufen an uns vorüber. Wir latschen quer durch Naung Shwe zurück zum Markt. Da wir nun hungrig und erschöpft sind – immerhin sind wir heute bestimmt 15 km gelaufen - gehen wir zu einem italienischen Burmesen. Vollmundig preist uns der Kellner seine original italienische Nudelmaschine aus Bologna an. Er zeigt uns frischen Basilikum und lobt die italienischen Kochkünste seines Kochs. Wir bestellen Tagliatelle und Gnocchi mit Pesto; was kommt sind Schupfnudeln mit Spinat. Aber der Hunger drückt’s schon rein. Auf dem Weg zurück ins Hotel sehen wir uns noch die Pagode des Dorfes an. Dort sind neben Geschirr auch kleine Elefanten in Glaskästen, Muscheln und getrocknete Algen ausgestellt. Eigenartige Sache. Auf dem Weg zum Abendessen auf der Suche nach einem Restaurant kommen wir wieder an derselben Kneipe vorbei wie einen Tag zuvor schon: Wieder plärren aus dem Fernseher Werbespots und nebenan ertönt aus einem lauten Musikvideo Rockmusik. Die Jugend hier scheint auf Solcherlei zu stehen. In einer finsteren Strasse suchen wir nach einem Lokal zum Abendessen: Man bietet uns eine komisch schmeckende Suppe an, die wie Fischsuppe vom Heho Markt riecht. Der Kellner aber sagt, es sei Gemüse und kein Fisch. Wir probieren und –huhu- verziehen das Gesicht. Das lassen wir besser bleiben! Wir bekommen Gemüse gezeigt: Egg-plant und Maork, sind natürlich neugierig und bestellen dies mit Reis und Beef. Dazu wagen wir uns noch an einen Tomatensalat heran, in der Hoffnung, dass er astrein ist. Er sieht gut aus und schließlich werden die Speisen in diesem Resto angeblich mit Mineralwasser zubereitet. Werner gönnt sich einen grünen Tee für seine raue Stimme und schmerzenden Hals und ich lasse mir ein Myanmar Bier schmecken. Bei Dunkelheit staksen wir mit Taschenlampe bewaffnet zurück zum Hotel.

Mi., 22.11.2006

Unser Wecker geht um 7:20. Wieder frühstücken wir auf der Terrasse. Es gibt diesmal Bananen- und Mandarinenstückchen. Wir trinken viel Tee. Werner hat immer noch Halsweh. Vom Hotelbalkon schauen wir den Fahrrad fahrenden Menschen zu: Sie bewegen sich langsamer und gemächlicher mit ihrem Rad fort als bei uns. Es geht hier darum statt zu laufen mit dem Fahrrad zu fahren und bei uns geht es darum, vorwärts zukommen, also um wertvolle Zeit einzusparen. Billy holt uns um 9:00 ab und es geht los Richtung Flughafen Heho. Am  schönen Holzkloster Shwe Yaunghwe halten wir an.

Es ist das einzige Holzkloster des Landes mit ovalen Fenstern. Wir filmen die jungen Mönche beim Aufsagen und Runterrasseln von Gelerntem. Ein älterer Mönch sitzt im Stuhl zu den jungen Mönchen gewandt und lernt mit ihnen im Sing-Sang. Die jungen Novizen hocken auf dem Boden und bewegen ihren Körper auf und ab während sie lernen. Im Eck sitzt eine Katze und frisst Reis aus einem Schälchen. Weiter geht’s auf den wieder sehr holprigen Strassen. Rikschas und Motorräder mit kleinen Kindern hinten drauf fahren an uns vorüber. Eine junge Frau sitzt im „Frauensitz“ hinten auf dem Motorrad eines jungen Mannes. Viele Ochsen traben an uns vorbei. Lastwägen voll beladen mit Tomaten. Mitten auf den Tomaten sitzen Menschen. Billy ist immer noch erkältet trotz unserer Tabletten, die wir ihm gegeben haben. Um 10:15 kommen wir am Flughafen Heho an und verabschieden uns von Billy.

 

Heute geht es nach Mandalay und Billy erklärt uns, dass es dort sehr heiß sei. Sofort kommen Kofferträger auf uns zu und tragen unsere Koffer in die Flughafenwartehalle. Sie wundern sich, warum unsere 3 Koffer so leicht sind. Wir haben am Vorabend unsere Souvenirs und den Kofferinhalt schön auf Plastiktüten verteilt, um das Gewicht gut zu verteilen und die Koffer, die gewogen werden, zu erleichtern. Lange müssen wir in der Wartehalle auf unseren Flug mit Air Bagan nach Mandalay warten. Der Flug soll um 12.00 gehen. Werner kauft ein paar Mandarinen im Gift-Shop nebenan, da wir Hunger haben. Gegen 13:05 fliegen wir los. Es ist nur ein kurzer ca. 20 Minuten dauernder Flug. Mandalay befindet sich in der Mandalay-Division. Myanmar ist in verschiedene Divisions und States eingeteilt. Beim Passieren der Divisiongrenzen muss man an deren Schrankenübergänge einen bestimmten Geldbetrag zahlen. Das Geld werfen unsere Fahrer einfach aus dem Autofenster den Grenzburschen zu. Hier wird einfach blind vertraut. Am Flughafen Mandalay bekommen wir schnell unser Gepäck.

 

Unser Fahrer Moassi wartet schon auf uns mit seinem Nissan Sunny. Er spricht schnelles (Asia ;-) Englisch und wir müssen uns Mühe geben, um ihn zu verstehen. Unsere wuchtigen Koffer bekommen wir schlecht in seinen Kofferraum hinein, also kommt meiner vorn links auf den Beifahrersitz. Immer geradeaus geht es Richtung Mandalay. Viele Baumwollfelder links und rechts. Die Strasse ist hier jedenfalls besser als in Heho.

Moassi hält in Paleik mit dem Auto an: dort stehen eng aneinandergereiht zahllose Pagoden und verlassene Klöster aus der Konbaung-Zeit, die teilweise verwahrlost und mit Gestrüpp überwachsen sind. Bis vor wenigen Jahren lebte dort in einer Pagode immerhin noch eine Schlange, die von den Dorfbewohnern gefüttert wurde. Werner steigt ein paar Stufen hinauf zu einer alten Pagode und filmt. Ein alter Mönch schließt für uns ein Kloster auf und wir sehen einen ca. 10m langen liegenden schlafenden Buddha.

Moassi macht Fotos von uns beiden, als wir zusammen auf dem Arm des Buddha sitzen. Dann eine Pagode mit einer riesig großer Pythonschlange, die neben einem sitzendem Buddha liegt: Moassi erzählt uns eine Geschichte wie eines Tages eine Schlange von den Bergen in diese Pagode kam. Unser neuer Fahrer ist ein lustiger Typ und lacht und kichert viel. Das gefällt uns! Kurz vor Mandalay unglaublich viele Motorräder und die Menschen darauf tragen sogar Helme, die unterhalb des Kinns aber nicht verschlossen sind. Uns kommt die Stadt beinahe moderner vor als die anderen Städte, die wir bis jetzt gesehen haben. Auch hier wieder viel Lärm und Gehupe. Mandalay ist die alte Königsstadt. Das moderne Mandalay hat zwei Gesichter: als geschäftige, zweitgrößte Stadt Myanmars (800.000 Einwohner) entwickelt sich Mandalay immer mehr zu einer modernen Wirtschaftsmetropole, zum anderen ist es eine Stadt der Klöster, Mönche und zahlreicher Kunsthandwerker wie Bronzegießer, Steinmetze, Holzschnitzer und Goldplättchenschläger. Mandalay hat eine jährliche Durchschnittstemperatur von 28 Grad und damit noch heißer als Yangon. Moassi fährt uns ins Golden Mandalay Hotel. Gegenüber von unserem Hotel sind viele Marktstände und es herrscht Verkaufslärm. Wir haben ein großes Zimmer mit separatem Fernsehraum: wie ein kleines Häuschen. Gegenüber unseres Zimmers liegt ein kleiner See mit Holzsteg. Sieht recht hübsch aus so wie es liegt inmitten von einem Garten mit blühenden Blumen, Sträuchern und Bäumen. Nachdem wir unsere Koffer abgestellt haben, fährt uns Moassi zum Mandalay Hill.

 

Auf dem Hügel weilte einst Buddha, deshalb gilt der Berg seit alter Zeit als heilig. Die meisten dieser Heiligtümer und Klöster entstanden zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Zwei mächtige Chinthei-Figuren markieren den Aufgang des 1.729 Stufen umfassenden Pilgerpfades. Wir müssen dort erstmal eine Gebühr abdrücken um zu fotografieren. Moassi hat uns hierher gebracht, damit wir den Sunset fotografieren können. Den Aufzug zum Hill dürfen wir nicht benutzen, da heute irgendwelche VIPs aus Indien kommen. Also heißt es Treppensteigen. Wir finden auf dem Hill eine mächtige Pagode vor mit vielen großen Buddha-Figuren in alle Himmelsrichtungen zeigend. Der Sonnen-untergang ist unspektakulär, da die Landschaft recht diesig ist. Ein Mönch, der sich für Werners Kamera interessiert, spricht uns an. Werner sagt zu ihm scherzend: „The first thing in the morning is: I look for my camera and the second for my wife“. Der Mönch antwortet ernst: “What about your God?!” Ein anderer Mönch spricht uns wenig später auf Deutsch an. Er hat Deutsch-Unterricht bei einer deutschen Lehrerin. Er und sein Freund mit Glasauge laden uns ein, morgen in seine Schule zu kommen. In burmesischer Schrift schreibt er uns die Adresse seiner Schule auf. Es ist mittlerweile dunkel geworden und wir verlassen die Pagode und gehen zu unserem Fahrer, der bereits auf uns wartet. Zurück zum Hotel. An der Rezeption füllen wir den üblichen Reisepass- und Visawisch aus und lassen uns ein Restaurant empfehlen. Zum ersten Mal auf unserer Reise fahren wir mit einem Blue Taxi, welches immer 4 Räder hat. Wir haben gelernt, dass in Autos mit blauen Kennzeichen Touristen transportiert werden. Die Einheimischen haben schwarze Autokennzeichen. Rot bedeutet Taxi für alle und das Militär hat einen Stern. Es geht zu einem thailändischen Restaurant namens „Ko’s Kitchen“, welches in unserem Reiseführer als gut empfohlen wird.

 

Unterwegs dorthin ist nirgendwo auf den Strassen Strom und Licht und die vielen Fahrräder und Motorräder sind alle ebenfalls ohne Licht unterwegs. Alle Leute laufen auf der Strasse, keiner geht auf dem Gehsteig, da man dort eh nur in tiefe Löcher fällt. Wir halten uns an den Stangen des Blue Taxi fest, damit sich unsere Köpfe nicht oben anstoßen, wenn das Taxi in ein Schlagloch fährt. Der Taxi-Fahrer verlangt 2000 Kyat. Im Restaurant sind fast nur Touristen. Wir essen sehr lecker: kleine Frühlingsröllchen mit süß-saurer Soße als Vortisch und auch das Hauptgericht ist äußerst lecker. Zum ersten Mal essen wir Kailan und bekommen zum Essen ein kleines Schälchen mit frischen klein geschnittenen Chillischoten gereicht. Das ist feurig scharf! Die berühmte Oyster-Sauce lassen wir lieber weg. Als Nachtisch ordern wir noch eine Platte mit frischen Früchten: Honigmelone, Wassermelone und Papaya – mmhhh! Anschließend bekommen wir noch ein tolles Dessert auf Kosten des Hauses: weiche Kerne mit Joghurt-Kokos-Creme. Wir zahlen für dieses üppige besondere Mal 9.800 Kyat. Vor dem Lokal wartet ein Fahrrad-Rikscha-Fahrer und fährt uns für 2000 Kyat zum Hotel zurück. Ich fahre das 1. Mal in meinem Leben auf so einer Rikscha und für mich ist das unheimlich beeindruckend. Die Rikschas heißen in Myanmar Side-Cars. Ich sitze hinten auf dem Rad und Werner vorn. Alle fahren ohne Licht, die Straßen sind unbeleuchtet, nur die Autos haben hier Licht. Der schmächtige, untersetzte Fahrer tritt kräftig in die Pedale. Der Himmel ist sternenklar. Wir fahren um den riesig großen Palast herum zum Hotel.

Do., 23.11.2006

Um 6:30 geht unser Wecker. Unser Frühstück gibt’s unter einem Schirm am Hotelteich mit Blick auf die Teichrosen und den schönen Garten. Es gibt Toast mit Tee, Ei und Papayas.Auf dem Hoteldach sehen wir ein Eichhörnchen hüpfen. Hinter uns im See plätschert fröhlich ein Vogel. Um 8:00 treffen wir Moassi. Heute haben wir einen Guide: Win-Tscho mit den schiefen Zähnen und dem hervorstehenden Oberkiefer. Die netten Hotelbesitzer geben uns Wasser mit. Bei der Abfahrt aus der Hotelausfahrt winkt uns die ganze Familie vom Hotel nach. Die Strassen sehen für mich aus wie in China, denn so kenne ich sie von Fernsehreportagen: viele Radfahrer und Mopeds entlang des Palastes. Das morgendliche Wetter ist diesig. Moassi bringt uns zu einer Goldplättchenherstellung: junge, muskulöse, schlanke Männer schlagen im Stehen mit einem langstieligen Hammer auf Steine auf denen feines Papier zur Goldplättchenherstellung liegt. Das Papier wird so lange bearbeitet, bis feines Goldplättchenpapier entsteht. Diese mühselige körperliche Arbeit verrichten sie bis zu 10 Stunden am Tag, erklärt man uns. „Klopf, klopf“ ertönt es hölzern in dem Raum. Im Keller des Gebäudes sehen wir wie Bambuspapier hergestellt wird. Es dient als Schicht zwischen den vielen Goldplättchen, auf die gebündelt eingeschlagen wird. Immer wenn diese dann wieder breit geklopft sind, werden sie erneut geschnitten und kommen erneut in ein Bündel, um somit wieder dünner geschlagen zu werden. Als Erinnerung kaufen wir uns ein schönes goldenes Blatt für 12 $. Dann sehen wir ein ganz besonderes Highlight von Myanmar: den Mahamuni Buddha.

Die Mahamuni Pagode bildet das religiöse Zentrum von Mandalay. Der Buddha (Arakan) im Inneren der Pagode ist wohl die am höchsten verehrte Figur in ganz Myanmar. Neben dem Goldenen Felsen und der Shwedagon Pagode zählt sie zu den Hauptpilgerzielen des Landes. Bei der Figur soll es sich um das Abbild Buddhas handeln. Gautama Buddha reiste persönlich in das Königreich Dhannavati um dessen Bewohnern die buddhistische Lehre zu predigen. Daraufhin bat der König den Erleuchteten, er möge doch sein Ebenbild hinterlassen. Buddha stimmte zu und 7 Tage später war das Ebenbild aus Bronze erschaffen. Buddha war zufrieden und hauchte diesem seinen Atem ein - soweit die Sage. Die Mahamuni Figur ist mit 3,8m sehr imposant. Die Statue nimmt Jahr um Jahr an Leibesumfang zu: durch pures Gold. Pausenlos wird sie von Gläubigen mit Blattgold bedeckt, welches inzwischen eine dicke Schicht bildet. Tag für Tag opfern die Gläubigen dem großen Buddha von Mandalay. Es sind hauchdünne Plättchen, die der Statue aufgeklebt werden. Eine winzige Menge Gold nur. Aber über die Jahrhunderte ist die Figur des Mahamuni gewaltig gewachsen. Auf ihr prangen ganze zwei Tonnen pures Gold. Daher sieht der Körper des Erleuchteten auch etwas unförmig aus. Nur das polierte Gesicht ist noch klar zu sehen. Ein Feuer im Jahre 1884 erhitzte die Figur so sehr, dass danach 10,5 kg geschmolzenes Gold vom Boden gekratzt werden konnte. Nach buddhistischem Glauben erhöhen Spenden im Diesseits den Stand im Jenseits. Deshalb wird gerne Blattgold auf die Buddhas aufgelegt. Eine Investition, die sich im nächsten Leben bemerkbar machen soll. Als Besonderheit putzt ein Mönch jedem Tag um 4 Uhr die Figur. Nur Männer dürfen nahe an das Heiligtum herantreten. Werner begibt sich unter die vielen Burmesen, die diesem Buddha ehrfürchtig und mit großer Sorgfalt ihre Goldplättchen auflegen. Ich knie mich auf den Boden zwischen die vielen Burmesinnen, die vor dem Mahamuni-Buddha andächtig im Gebet versunken sind. Dieser Buddha ist unglaublich dick mit mehreren Schichten Gold überklebt. Neben ihm hängen Fotografien, wie er einst ohne aufgeklebte Goldplättchen aussah. Wir können es kaum glauben! Werner spürt, dass von diesem Buddha ein ganz besonderer Geist ausgeht. Die Donation Box, eine Silbervase, ist mit Geld bis oben hin prall gefüllt. Ich treffe hier unseren netten Führer Lat Pita Myo aus Yangon wieder. Man erklärt uns, dass täglich um 4:00 früh in einer Art Ritual das Gesicht des Buddha gewaschen wird und wir staunen nur so.

 

Draußen vor der Pagode stehen Töpfe mit der Paste des Tanaka-Holzes. Schiefer Zahn erklärt uns, dass diese Paste nicht nur von den burmesischen Frauen als Schönheitsideal, Make-up und Sonnenschutz benutzt wird, sondern sie dient auch dazu mit ihr das Gesicht dieses Buddhas zu waschen. Als nächstes bekommen wir eine ganze Strasse zu sehen in der jede Menge Alabaster-Buddhas in sämtlichen Größen hergestellt werden. Viele Menschen, jung und alt, meißeln, schrubben, bürsten und pinseln im Freien an Alabaster-Buddhas herum. Es herrscht ein wahnsinniger Lärm entlang dieser Strasse und überall liegt feiner, weißer Alabaster-Staub in der Luft. Die Menschen, die hier ohne Mickey-Mäuse und Mundschutz arbeiten, sind tagtäglich diesem Lärm und Staub ausgesetzt und bekommen hier keine Chance alt zu werden. Dann besichtigen wir eine Wandbehangherstellung: überall hängen Stoffe mit Elefanten und anderen Figuren bestickt. Mehre Frauen arbeiten mehrere Tage an solchen Wandbehängen und Kissen. Dazwischen schöne Marionetten in prächtigen glitzernden Pailletten-gewändern. Ich kaufe mir hier ein kleines Täschchen mit bunt schimmernden Pailletten für 1 $. Die Buddha-Figuren wollen heute anscheinend kein Ende nehmen, denn unser Führer Schiefer Zahn fährt mit uns als nächstes zu einer Stelle, wo nur Bronze-Buddha Figuren hergestellt werden. Hier auf dem Boden im Staub liegen jede Menge Rohmodelle und deren Endprodukte. Tonnenschwere Buddhafiguren! Man erklärt uns, dass hier ein 10 Tonnen schwerer Buddha produziert wurde und nach seiner Fertigstellung nach Montpellier gebracht und dort in einem buddhistischen Kloster aufgestellt wurde. Ein Burmese zeigt uns stolz Farbfotos wie er geholfen hat in Montpellier die riesige Buddhafigur aufzustellen. Wir heimsen uns hier viele Mückenstiche ein, aber Werner hat zum Glück vorgesorgt und sich vorher gut mit Mückenmittel eingerieben. Wir können die Buddha-Fabrikation kaum glauben und uns kommt das Ganze wie Massenware vor. So, für heute aber genug mit der Buddha-Fabrikation!

 

Auf einer holprigen Strasse geht’s nun raus aus Mandalay und wir sehen rechts von uns verschiedene Hügelchen mit Pagoden. Moassi und „Schiefer Zahn“ Win-Tscho wollen etwas essen zum Lunch und setzen uns am Ayeyarwaddy Fluss ab. Dort werden wir mit einem Boot, das eher ein Floß zu sein scheint, nach Inwa (Awa) gekarrt. Nach kurzer Überfahrt am anderen Ufer angekommen, sehen wir wie sich eine Frau im schmutzig-braunen Fluss die Haare einshampooniert. So etwas haben wir noch nie gesehen! Kinder kommen sogleich auf uns zugelaufen, empfangen uns und sprechen uns in verschiedenen Sprachen verschmitzt an, um herauszufinden, welche Sprache wir sprechen. Sie wollen uns natürlich ihre Ketten verkaufen und laufen uns nach. „Lakki manni, lakki manni“ rufen sie uns zu. Viele Pferdekutschen stehen hier - aha, dies ist also der so genannte „Taxistand“ von Inwa. In einem Gartenlokal namens „Small River Restaurant“ essen wir unter Bäumen mit Bambusschirmen und weißen Stofftischdecken. Den grünen Tee lassen wir aber besser stehen, da uns die Farbe des Wassers nicht behagt. Nach dem Essen geht es in einer längeren Pferdekutschenfahrt – holter-di-polter – durchs sumpfige Gelände zum Bagaya Kloster. Dies ist das älteste Teakholzkloster Myanmars, 1834 erbaut und auf alten Säulen stehend. Hier müssen wir 10 $ Eintrittsgebühr abdrücken. Die größte Holzsäule ist über 20 m hoch und die Balkonbrüstung ist aus feinsten Holzschnitzereien. An der Balkonbrüstung hängen rote Mönchskutten und der Holzboden hat krumme Dielen und große Löcher und knarrt beim Betreten. Das Holzportal mit einem schönen Door-Keeper-Nat gefällt uns gut. Im Innern des Holzklosters ist es dunkel und einige Spinnweben hängen von der Decke. Junge Mönche lernen gerade und sprechen die Pali Sprache. Das Holzgebälk weist wunderschöne feine Holzschnitzereien auf. Es ist reich verziert mit Löwen, die wie Drachen aussehen, Blüten und Blättern. Die Holzdielen haben herausstehende Nägel. Werner filmt die jungen, kleinen 3 - 8 Jahre alten Novizen und Kinder, die wild durcheinander „singend“ lernen. Sie schauen uns mit großen Augen an und als ich ihnen zuwinke, winken sie uns zurück. Daneben liegt ein Mönch auf dem Boden und schläft inmitten des Lärms.

 

Draußen vor dem Kloster laust man sich gerade. Mehrere Kutschen voller Touris kommen jetzt am Kloster an. Wir haben Glück gehabt, denn wir konnten das Kloster ganz für uns alleine bewundern. Unsere Kutsche bringt uns weiter zu uralten Pagoden aus dem 17. Jahrhundert zu den Yadener Semi. Sie sind alle aus Stein und mit Sträuchern überwachsen. Einige sind schon ganz schön eingefallen. Die Strasse hier staubt mächtig und wir müssen an das Lied „... all we are is dust in the wind“ denken. An einem schiefen Turm, dem Nan-Myant Turm, halten wir an und steigen die wackeligen und schiefen Treppenstufen hoch hinauf und blicken auf das satte Grün unter uns. Anschließend folgt der Besuch einer Seidenweberei wo wir der Seidenmanufaktur zusehen und beobachten können wie Seidenfäden auf eine Rolle gewickelt werden. Werner probiert im Shop gegenüber ein Hemd an, doch es ist zu eng geschnitten. Zum Abschluss des heutigen Tages fahren wir zur U-Bein-Brücke in Amarapura. Erst später erfahren wir aus dem Reiseführer, dass U-Bein der Name des Bürger-meisters war, der diese Brücke über den Ayeyarwaddy erbauen ließ. „Schiefer Zahn“ erreicht jetzt den Höhepunkt seiner Redefaulheit. Seine Faulheit und Trägheit wird sich im Trinkgeld rächen. Auf der Holzbrücke wollen wir auf den Sonnenuntergang warten. Die Brücke zieht sich auf Holzstelzen lang bis ans andere Ufer des Flusses. Sie wackelt , wenn sich die Fußgänger und Radfahrer auf ihr bewegen. Uns kommen Mönche entgegen, die wir unbedingt filmen wollen. Jedoch wackelt die Brücke wie ein Kuhschwanz als Radfahrer vorbei fahren. Werner gelingt es sein Kamerastativ an einer Stelle der Brücke aufzubauen, wo es völlig ruhig steht und nicht wackelt. Ausgiebig filmen wir wie sich der Himmel schön von der untergehenden Sonne rötlich verfärbt. Der Bootsführer, der uns mit seinem Boot entlang der Brücke bis ans andere Flussufer bringen wollte, ist uns die ganze Zeit gefolgt in der Hoffnung, dass er uns gegen ein ordentliches Trinkgeld wieder zurückfahren könne. Wir poltern mit dem Auto zurück ins Hotel. Werner bestellt für 20:00 an der Hotelrezeption chinesisches Essen. Am Teich vorm Hotel lassen wir uns unser Abendessen schmecken und beobachten dabei zwei Teichläufer auf den Teichrosen im See und ein Eichhörnchen wie es auf einer Palme entlang hüpft.

Fr., 24.11.2006

Unser Frühstück ist richtig feudal: Papaya, Avocado, Bratkartoffel-Scheibchen und Toast mit leckerer Erdbeermarmelade. Um 8:00 treffen wir Moassi und das ganze Hotel mitsamt den Lakaien winkt uns zum Abschied zu. Heute fahren wir nach Monywa, bleiben dort eine Nacht und kehren dann wieder hierher ins Golden Mandalay Hotel zurück. Die Menschen auf den Fahrrädern und Mopeds fahren in die Stadt und sind eigentlich ganz gut gekleidet und hergerichtet für die Arbeit. Unterwegs stößt ein Radler mitten im Verkehr auf der Strasse mit einem anderen zusammen und beide fallen vom Rad. Da prusten wir natürlich los!

Moassi bringt uns zum Sagaing Hill, „a really peaceful place!“, wie er uns ehrfürchtig erklärt. Oh ja, das stellen wir sofort fest: viele Novizinnen, Novizen und Mönche begegnen uns auf der Fahrt zum Hill. Es sollen hier insgesamt 11.000 Nonnen und Mönche leben. Ein großes buddhistisches Zentrum so groß wie eine ganze Stadt. Im 14. Jahrhundert war Sagaing die Hauptstadt des Landes. Über 600 weiß gestrichene Pagoden sind in der Landschaft verstreut. Auf den Hügeln von Sagaing nach Mindon leben in 735 Klöstern rund 8000 Mönche. Angesichts der unzähligen Pagoden von Sagaing befällt selbst hart gesottene Kulturreisende eine gewisse Müdigkeit. Deshalb sind wir froh, das Moassi ein paar Highlights für uns rausgesucht hat. In der Umin Thonze Hpaya Pagode sind 45 gleich aussehende Buddhas hintereinander gereiht. 45 an der Zahl, da Siddharta 45 Jahre alt war, als er die Erleuchtung empfing. Auf dem Hügel bietet sich uns eine tolle Aussicht hinab zu den vielen Pagoden.

Auch hier werden wir wieder von Souvenirverkäufern angebettelt, die uns ihre Wasser-melonenkern Täschchen, Kettchen und Armbänder verkaufen wollen. „DOBI-DOBI!“ verscheucht Moassi die Kinder, was soviel bedeutet wie „Jetzt reichts aber – Schluss!“. Das wirkt, denn sie lassen uns nun in Ruhe. Moassi ist ein richtig klasse Führer: er nimmt sich viel Zeit für uns, erklärt uns viel, ist stets bei bester Laune und steckt uns mit seiner Fröhlichkeit an. Als er uns sagt, wir sollen uns ruhig ein wenig alleine ohne ihn auf dem Hill umsehen, meint Werner, dass er jetzt bestimmt einen trinken geht ?. Der Himmel zeigt sich in tiefem Blau und die goldenen Türme der Pagoden glänzen schön in der Sonne. Es ist angenehm warm. Zwei junge Novi-zinnen, die uns anschauen, laufen scheu und schüchtern weg, als Werner sie an-lächelt. An einem Stand an dem Bilder und Zeichnungen verkauft werden, bleiben wir stehen. Eine Kohlezeichnung mit dem Motiv von Mönchen, die mit Schirmen im Monsun gehen, gefällt uns gut, 10 $ ist es uns jedoch nicht wert. Dafür fotografiere ich sie. Um 11:00 verlassen wir den heiligen Sagaing Hill wieder. Jetzt kommen viele Busse mit Touristen an. Wir hatten wirklich Glück!

Am Fuße des Hill führt uns Moassi zum Zay-Ya-Thein-Gyi Nonnenkloster. Einige Novizinnen und weibliche Mönche sind hier gerade beim Essen. Sie sitzen in verschiedenen Räumen in kleinen Grüppchen auf dem Holzboden über kleine Tischchen gebeugt und fingern sich den Reis aus ihren Schälchen. Sie haben verschiedene Küchen, wo sie für jeden Geschmack unterschiedliche Gerichte kochen. Ihre kahl geschorenen Köpfe sind unser Gesprächsthema und als eine junge Novizin uns scherzend erklärt, sie würde mir meine langen Haare gerne abschneiden, laufen wir lieber wieder weiter. Auf dem Weg zur Kaung Mhu Daw Pagode - wir versuchen diesen Namen auszusprechen und lachen schallend - säumen viele Töpfer-, Silberwaren- und Rattan- geschäfte links und rechts die Strasse. Diese Pagode hat einen großen weißen Turm und viele Disco-Buddhas - blink, blink - in unterschiedlichen Farben. Um diese Pagode herum sitzen lauter Souvenirhändler auf dem Boden.

 

Weiter geht’s hoppelnd auf den schlechten Strassen. An der „Banana-Village“, einem burmesischen Rastplatz wo lauthals viele Bananen verkauft werden, wird für eine Coffee-Mix Pause angehalten. Hier ruhen wir uns bei Tütchen-Kaffee, einer Coffee-Mix Mischung, die genauso gut schmeckt wie zu Hause und einer Banane von Moassi, aus. Auf dem Plastiktisch, an dem wir sitzen, steht alles Mögliche was man hier so isst: ein getrockneter, gebratener Vogel mit Kopf, kleine frittierte Fischchen auf Spießen, frittierte Krabben im Ring und Chillispieße. Das tun wir uns lieber nicht an! Mit der „Lachwurzn“ Moassi, wie Werner ihn nennt, haben wir hier richtig viel Spaß und unser Gelächter geht sogar in dem Gehupe des Busses, der draußen parkt, unter. Wieder im Auto, rätseln wir über Moassis schwarze Haarfarbe: echt oder gefärbt? Er ist immerhin schon 51 Jahre, wie er uns erzählt und hat kein einziges graues Haar. Der Weg ist weit, wir fahren lange und sitzen eine ganze Ewigkeit im Auto. Ein Mann auf einem Feld hat zwei ordinäre Blechkannen als Gießkannen um seine Schultern hängen. Frauen mit Reisstrohhütchen auf dem Kopf sitzen auf einem kargen trockenen Feld und säen etwas in die Erde ein. Sonnenblumenfelder säumen die Strasse. In einem großen Teich schwimmen viele Lotusblüten. Menschen verkaufen Wassermelonen hinter ihren Verkaufsständen aus Holz. Nun sind wir in der Nähe von Monywa.

An der riesigen Sambuddha Pagode mit den buntesten Farben zahlen wir 3 $ Eintritt. Hat hier ein burmesischer Hundertwasser sein Werk getan? Oder stehen wir vor der Villa Kunterbunt? So viele Buddhas! Es kommt uns hier ganz so vor wie bei „Asterix bei den Buddhisten“ – „die spinnen wirklich die Buddhisten!“. In der Pagode funkelt es um die Köpfe der Buddha-Figuren wie in einer Disco-Light-Show. Es hängen hunderte oder gar tausende Mini-Buddha-Figuren an den Innenwänden dieser Sambuddha Pagode . Die Außen-ansicht ist kunterbunt und das Innere ist wie in einem Palast, funkelnd und strahlend. Die Sockel, auf der die Buddhafiguren draufstehen, haben wunderschöne Muster. Junge Mönche sind hier für ein Gruppenfoto mit uns gerne bereit und als Werner sie filmt, während einer mich an seiner Hand hält, lachen sie schallend.

Auf dem Weg zum Bawdi-Tadaung kommen wir an großen Sesam- und Erdnussfeldern, Bohnenkraut-sträuchern und Tanaka-Bäumen vorbei. Moassi verjagt kleine Kinder von unserem fahrenden Auto, als wir durchs Tor der Bawdi-Tadaung Pagode fahren. 412,6 Fuß hoch ist der dort stehende eingerüstete Beton-Buddha. Einen dunklen Turm hinauf geht’s mit dem Licht unserer Taschenlampe. Inmitten der Natur liegt ein riesiger Buddha und hinter ihm steht ein noch nicht ganz fertig gestellter, vollkommen eingerüsteter. Im gesamten Gelände unter uns sitzen jede Menge Buddhas in Reih und Glied unter Boddhi-Bäumen. Ein neuer, großer liegender Buddha wird gerade gebaut. Die Kinder, die uns gefolgt sind und uns mit ihrem „Hello-hello“ Geschreie nerven, verjagen wir mit „Dobi, dobi“. Wir sehen nun vom gegenüberliegenden Turm der Aung-Sedghya Pagode den Turm, auf dem wir eben oben waren. Von hier hat man eine herrlich weite Sicht und der viele Rauch, der an den satten grünen Bäumen hochsteigt, sieht aus wie Nebel. Nun verfolgen wir den wunderschönen Sonnenuntergang. Der Himmel verfärbt sich in zart-roten Pastelltönen. Unterhalb der Sonne ein See, in dem sich Bäume und eine kleine Pagode spiegeln. Aus der Ferne ertönt Gesang von den lernenden Mönchen. Der Himmel ändert seine Farben. Im Hintergrund der „Dschungel“. Eine ganze Weile bleiben wir hier oben sitzen und genießen den herrlichen Ausblick und die schöne Stimmung. Nun geht es wieder trepp abwärts den Turm hinunter und unten empfangen uns viele sitzende koreanische Buddhas, die einmal gespendet wurden. Nach einer ziemlich langen Fahrt nach Monywa ins Monywa Hotel, duschen wir dort erst einmal ausgiebig im neuen, komfortablen Badezimmer. Unser Abendessen wollen wir direkt im Hotel einnehmen. Im riesigen Essenssaal sind wir die einzigen Gäste und die Kellnerinnen stehen alle um einen Fernseher rum und starren gespannt auf irgendeine langweilige chinesische Soap. Nach einem leckeren Essen mit Myanmar Bier freuen wir uns auf das Bettchen.

Sa., 25.11.2006

Unseren Wecker stellen wir auf 6:30 und frühstücken in der großen Halle des Hotels. Neben uns ein spanisches Ehepaar, das gerade seine Tour mit dem Guide plant. Kurz vor 8:00 fahren wir mit Moassi los. Auf der Autofahrt LKWs beladen mit dicken, langen Teakholz-Stämmen. Monywa ist sehr bekannt für seine Teakholzbäume. Über eine riesige Brücke mit einem breiten Fluss geht’s. Von der Hauptstraße biegen wir nach links ab in einen staubigen, holprigen breiten Weg, der uns zu einer Höhle führen soll, die wir heute besichtigen wollen. Links und rechts säumen Palmen und Tody-Trees den Weg. Wir kommen an einem Kupferminen-Abbau vorbei, wo Kupfer in großem Stil abgebaut wird. In Phowin Hill, das aus dem 14. – 16. Jahrhundert stammt, wird angehalten. In Pho Win Taung rennen kleine Affen herum, beobachten uns neugierig und klettern auf die Bäume. Hoch geht’s ein paar Treppenstufen zu einer Pagode mit einem riesigen nicht echt vergoldeten, Buddha hinter Gittern mit hässlichen bunten Dämonen-Geistern davor.

 

In den vielen Höhlen aus Stein mit Buddhafiguren aus dem 14. Jahrhundert fehlt teilweise der Kopf. Ab und zu müssen wir zweifeln, ob die Wandmalereien auch wirklich aus dem 14. Jahrhundert sind, da bei einigen die Farben noch so gut erhalten sind. Wahrscheinlich wurden sie mit frischer Farbe neu übermalt. Nichts ist hier vor Witterung und Einfluss des Menschen geschützt. Wir finden das unglaublich schade. Welch eine reiche Kultur. Zur Vergänglichkeit verurteilt. In verschiedenen Höhlen blättert die Farbe von den Buddhafiguren ab, Spinnweben hängen von Decke und Wänden, vertrocknetes Laub und Abfall liegt herum. In einer 4-Löwen Höhle aus Stein sehen die Löwen wieder eher wie Drachen aus. Dazwischen wieder Höhlen mit schönen, wirklich alten Figuren und Malereien. Werner zieht immer wieder Parallelen zu China, Indien und Pakistan. Eine Höhle ist total ausgewaschen vom Monsun. Die Gesichter der Buddhas sind hier gar nicht mehr zu erkennen. Zwei Höhlen am Ende unserer Höhlentour gefallen uns besonders gut, da sie tolle und wirklich gut erhaltene Wandmalereien enthalten. Draußen umzingeln uns wieder die Affen und Moassi verjagt sie mit einem Ast und rennt ihnen wild hinterher und stürzt dabei. Moassi hat Erdnüsse für uns gekauft, die wir an die Affen verfüttern. Gierig reißen sie uns blitzschnell die Nüsse aus den Händen, springen an mir hoch und hüpfen Werner sogar mit einem Satz auf die Schulter. Für 1 $ schließlich kaufen wir der Frau, die vorher die ganze Zeit mit uns zu den Höhlen gelaufen ist, ihr Prospekt vom Phowin Hill ab. In der Umgebung von Shweba-Taung oder Shweba Hill gibt es ca. 60 Jahre alte Pagoden, die in einen Fels reingebaut sind und nach unten in die Tiefe gehen. Moassi erklärt uns, dass hier früher alles einmal von Hand heraus gemeißelt wurde. Ein paar Treppenstufen hinunter befindet sich eine Pagode mit Buddha-Figuren deren Gesichter aussehen wie thailändische Buddhas. Sie haben eine Stirnbinde mit Blumenmuster um die Stirn und Glückszeichen-Symbole darauf. Wieder andere Buddhas sitzen vor einem Karomuster. Werner meint, das sieht ganz nach Hinduismus aus. An einer Hauswand im Freien hängen drei nur spärlich bekleidete, fast nackte Männerfiguren, deren Genitalien unter der Hose hervorschauen. Daneben stehen eine weibliche und männliche Figur in prunkvollen Gewändern, die Reichtum verkörpern sollen. Man erklärt uns, dass nur rechtschaffene Menschen ins Nirwana eingehen können, aber keine dieser dargestellten armen Kreaturen wird wohl je das Nirwana erreichen. Wir fahren nun wieder die gleiche holprige und staubige Strasse zurück Richtung Monywa.

 

Im Auto werden wir so richtig durchgerüttelt. Es ist heiß und mir fallen vor Schläfrigkeit die Augen zu. Moassis Reifen hinten rechts ist geplatzt und die Autopanne muss schnell behoben werden. An einer „Autowerkstatt“ im Freien auf der Strasse wird angehalten. Während Moassi seinen Ersatzreifen aufs Auto zieht und sein geplatzter Reifen flott von einigen geschickten Burmesen wiederhergerichtet wird, nehmen Werner und ich auf Bambusstühlen platz und schauen vergnügt zu, wie ein Baby, das in einer Hängematte liegt, wild geschaukelt wird. Die Leute kichern und lachen als wir sie fotografieren und ihnen dann die eben gemachten Fotos von ihnen zeigen. Mit neuem Reifen geht’s nun weiter. Mehrere Militärautos kommen uns entgegen und Moassi hält vorsichtshalber am Straßenrand kurz an. Er meint, dass sie zur Beerdigung eines Mönchs fahren. Im Monywa Hotel angekommen, laden wir die Koffer ins Auto ein. Werners Koffer kommt nun auf den Rücksitz zu mir und er steigt vorn auf dem Beifahrersitz ein. Eine lange Fahrt zurück nach Mandalay steht an. Unterwegs fahren wir wieder an den jungen, eingepflanzten Teakholzbäumen vorbei. Eine Frau schließt zwei Schranken, ein Zug kommt und wir halten kurz an. Schnell rauscht der Zug an uns vorüber. Unser Hunger lässt uns wieder eine kleine Rast in der Banana-Village Raststätte machen, wo wir uns wieder einen Coffee-Mix zusammen mit einem Sandkuchen schmecken lassen.

 

Am Straßenrand wird eine Art burmesischer Äppelwoi in Flaschen verkauft. „Htanyei“ heißt das Gesöff und hält nur einen Tag lang, sagt Moassi. Werner probiert sogar davon und stellt fest, dass es zwar sehr sauer riecht, aber gar nicht so schlecht schmeckt. Im Auto vertreiben wir uns die Zeit mit Gekicher und Gelächter. Moassi niest und lernt von Werner das Wort „Gesundheit“. Im Gegenzug lernen wir von ihm, dass „Tschäsu-Bäh“ „Danke“ heißt, „Bälaulä“ „Wieviel“, „Säi tschédä“ „Zuviel“ und „Schimäh“ „Zahlen“. Amalä(i)  ist ein Ausdruck des Erstaunens und bedeutet so viel wie „Mein Gott, das gibt’s doch nicht!“. Um 17:30 kommen wir in Amarapura an. Moassi will uns die Taung-Min-Gyi Pagode gegenüber der U-Bein-Brücke zeigen. Dort soll es einen großen Alabaster-Buddha geben, den uns „Schiefer Zahn“ nicht gezeigt hat. Leider stehen wir um diese Uhrzeit schon vor verschlossener Tür. Auf dem Weg ins Hotel rennt uns noch fast ein kleiner Junge ins Auto. Es ist dunkel geworden.

 

Auf der Strasse jede Menge Fahrräder ohne Licht, hupende Autos, Staub, Lärm und Menschen, die am Straßenrand kochen. Um 18:00 kommen wir wieder im Mandalay Hotel an und der kleine Lakai bringt uns in ein Zimmer, das uns aber nicht gefällt, weil zur lärmenden Straßenseite hinaus zeigt. Schnell bekommen wir ein anderes Zimmer. Bei der dicken Frau an der Rezeption fragen wir nach einem Restaurant-Tipp. Ihr ebenso dicker Mann fährt uns ins „A little bit of Mandalay“ Restaurant. Ein sehr schönes Lokal mit Myanmar Cuisine mit Teakholztischen und -stühlen und Kerzenleuchtern – alles in sehr ansprechender Atmosphäre. Wir essen äußerst lecker und stellen fest, dass es genauso gut ist wie das Ko’s Kitchen. Als Nachtisch probieren wir Mandalay Sweets: Erdnuss Candies in Papier gewickelt. Dazu Papaya und Honigmelone. Natürlich kostet uns dies verhältnismäßig viel: 13.200 Kyat. Nach dem wunderbaren Essen gönnen wir uns jeder eine Fahrt mit einer Fahrradrikscha zurück ins Hotel.

So., 26.11.2006

Heute haben wir einen Tag in Eigenregie ohne Moassi und stellen uns den Wecker auf 7:00. Wir haben gut geschlafen in unserem Zimmer und frühstücken auf der schönen Seeterrasse. Neben uns am Tisch sind zwei Schwestern aus München, die sich sehr für unsere Reiseroute interessieren. Werner gibt ihnen Anitas Agenturadresse. Mit einer Provianttüte vom Hotel - Wasser und zwei Bananen - laufen wir durch die Strasse vorm Hotel und versuchen dort ein Blue Taxi zu bekommen. Für 4000 Kyat werden wir zum Teakholz-Kloster Golden Palace Monastery Shwe-Nan-Daw-Kyaung gefahren. Dies hat sich auf jeden Fall gelohnt: von außen ist es mit herrlichen Holzschnitzereien bestückt und innen ist es richtig „vergoldet“. Vor dem Kloster ergattern wir 10 Postkarten für 1000 Kyat. Lustige, schräge Musik ertönt von einem Wagen eines fahrenden Händlers, der seine Karre von unserem Hotel bis hierher geschoben hat und in seinem Wagen Lose verkauft. Wir grinsen uns an. Schnell sind wir am Fuß des Mandalay Berges. Hier liegt die Kuthodaw Pagode der königlichen Verdienste. Sie wurde im Auftrag von König Mindon errichtet (1868) und später mit 729 kleinen Pagoden umgeben. Die Pagode wird von (Chintei Statuen) Wächterlöwen bewacht. Mit richtigen Löwen weisen diese Tiere kaum Ähnlichkeiten auf, da die Künstler Löwen wohl nur aus Erzählungen kannten. So entstanden diese Fabelwesen, Chinteis werden sie genannt. 1871 hatte König Mindon die fünfte buddhistische Weltsynode nach Mandalay einberufen, in deren Verlauf man sich auf eine einheitliche Fassung der heiligen Schriften einigte. Früher wurden die kanonischen Schriften der Theravada Buddhisten auf Palmblätter geschrieben und in Körben aufbewahrt.

Doch in Mandalay gab es 729 kleine steinerne Pagoden, ein viel sicherer und beständiger Aufent-haltsort für die Schriften. Deshalb setzten sich 2.400 Mönche sechs Jahre lang an die Arbeit und schrieben die überarbeitete Fassung der heiligen Schriften auf Marmortafeln. Sie schufen damit das größte Buch der Welt. Die vielen Buchhäuschen werden soeben mit einer weiß- blauen Farbe von jungen unprofessionellen Malern angebatzt. Großzügig wird der Pinsel in Farbe eingetaucht und die Häuschen damit beklatscht. Wir wundern uns nur so! Plötzlich schreit uns einer „hello, hello“ zu: aha, unser ehemaliger Führer „Schiefer Zahn“ mit anderen Touris ist auch da. Drei junge Mönche kommen uns entgegen und einer von ihnen möchte wissen, wo wir herkommen. Das ist doch unglaublich: er, als 21 jähriger burmesischer Mönch kennt die Isar! Stolz schreibt er uns seine E-Mail Adresse auf: ven.cittara@gmailcom. In der Yaktaug-Gyi Pagode stoßen wir auf einen lästigen „Mönch, der uns seine Adresse geben will, damit wir ihn bei unserer nächsten Myanmar Reise besuchen können. Er ist dick, hat braune Haut und Schlitzaugen wie ein Chinese. Während Werner filmt, sitze ich mit ihm auf einer Bank und er erklärt er sei 30 Jahre alt, komme aus Sagaing und lerne Englisch. Werner schreibt ihm eine falsche Adresse von uns auf. Jetzt will er auch noch eine Donation von uns. Das ist doch kein echter Mönch!

 

In der Kyauk Taw Gyi Pagode hier sehen wir den größten Alabaster-Buddha in Mandalay. Er hat zum 1. Mal ein männlich aussehendes Gesicht mit einer Art Bart um die Lippen und hat goldene Fingernägel. Wir wimmeln unseren Pseudo-Mönch wieder ab und gehen in eine nette „Spelunke“ ? an der Straße und trinken dort ein sehr süßes Star-Cola aus der Flasche. Hinten im Müll ist ein Plumpsklo, das bestimmt einen Platz in Werners „Big Ten“ bekäme ?. Der Rikscha-Fahrer, der uns die ganze Zeit schon gefolgt ist, fährt uns in den Royal Palace. Dort müssen wir uns wieder einen Stempel auf unser Ticket drücken lassen. Die Mauern des Stadtpalastes sind noch gut erhalten und von einem 52 m breiten Wassergraben umgeben. Die Länge der Mauer entspricht genau den Jahren, die seit Buddhas Tod bis zur Stadtgründung vergangen waren. Im Palast sitzen König Mingon und neben ihm Chief Queen. Wir steigen auf den Aussichtsturm hinauf. Unten laufen junge Novizinnen mit Sonnenschirm vorbei. Werner erklärt mir auf dem Turm wo Sagaing, Inwa, Monywa und Amarapura liegen. Unten streichen bei brütender Hitze vier Männer im Sitzen mühsam das Blechdach eines Tempels. Werner fragt scherzhaft: „Ob’s daheim wohl schneit?“ Wieder nehmen wir jeder eine Rikscha für insgesamt 1.500 Kyat und lassen uns bis zum Mandalay Hill fahren. Dort stärken wir uns erst einmal mit einer Tüte alter ausgetrockneter Kartoffelchips. Vor dem Eingang der Treppe wollen wir die zwei riesigen Löwen filmen. Zu Fuß gehen wir die vielen, vielen Treppenstufen hinauf. Links und rechts wird allerlei Essen verkauft. Eine bunte Mischung der „7 Kostbarkeiten“. Beim Aufstieg sehen wir einen Hund, der sich kratzt, weil er Flöhe und Würmer hat. Ich muss ganz dringend pinkeln, also fragen wir nach einem Klo. Nachdem wir einige Male in die Irre geleitet wurden, zeigt uns ein Mädchen endlich das Klo. Ein kleiner Junge steht davor und leiht mir seine Gummischlappen. Unglaublich! Welcher deutscher Junge würde mir seine Schuhe leihen, um ein schmutziges Klo zu betreten, das halb unter Wasser steht und zu den „Big Ten“ gehört? Werner trinkt unterdessen eine Dose Cola, für die die Verkäuferin teure 2.500 Kyat verlangt. Aber soviel bekommt sie von uns nicht.

 

Damit wir die Atmosphäre ohne Touris, die sich bis vor den Löweneingang fahren lassen, erleben können, wollen wir den Hill ganz zu Fuß rauf und wieder runter laufen. Für die Einheimischen werden viel kitschigere Souvenirstände mit viel mehr Kitsch am Mandalay Hill Aufgang aufgestellt als für uns Touristen. Ein kleiner Junge steht auf dem Geländer der Steintreppe und pinkelt die Böschung hinunter. Er ist ganz allein auf sich gestellt, niemand fängt ihn auf und wenn er hinab fällt, ist er tot. Mütter sitzen auf dem Boden und säugen ihre Kinder an der Brust. Kleine, junge Hündchen liegen schlapp und müde in der Sonne auf den Stufen. Echte oder unechte Mönche, die Touristen beschwatzen und mit ihnen mitlaufen. Eine total steile Treppe mit unregelmäßig weit auseinander liegenden Stufen lässt unsere Vorsicht walten, denn macht man versehentlich einen Tritt daneben, war’s das wohl mit dieser Reise. Beim Abstieg kommt uns wieder der dicke Pseudo-Mönch, der uns heute Mittag schon beschwatzt hat, entgegen: „Hello, do you remember me?“ Wieder unten geht es mit einer Rikscha zurück ins Hotel, wo wir uns den Schmutz von unseren Körpern waschen.

Heute Abend folgen wir einem Tipp aus Werners Internet-Ausdruck und lassen uns von einem Blue Taxi ins Restaurant Lashio Lay fahren. In dem einfachen, aber vollen Lokal gibt es gute und günstige Shan Küche: Reis mit Gemüse, Hackbällchen, Chicken mit Chilli, scharfe Kartoffelscheiben und ein Myanmar-Bier. Das Ganze für 5000 Kyat. Unser Taxifahrer wartet vorm Lokal auf uns bis wir mit dem Essen fertig sind. Wir suchen eine Gelegenheit um irgendwo günstig mit zu Hause zu telefonieren, doch unser Taxifahrer findet selbst nach vielen rumfragen nichts. Schließlich bringt er uns in ein Internet-Café und wir schreiben eine Mail an zu Hause und Micha, in der Hoffnung, dass diese auch ankommt. 20 Minuten schreiben, kostet hier 200 Kyat. Echt günstig! Weiter geht’s mit unserem Blue Taxi. In der Nähe unseres Hotels hält der Taxifahrer plötzlich an: er hat eine Autopanne, einen Lenkungsschaden. Er steigt aus und schiebt uns in seinem Taxi an den Gehsteigrand. Während er Hilfe holt, überqueren wir die Strasse und machen Aufnahmen vom nächtlichen Mandalay Hill. Mopeds fahren an uns vorbei. Teilweise sitzen bis zu vier Leute oder Kinder mit drauf. Viele fahren singend und pfeifend an uns vorbei. Unser Fahrer kommt mit einem Rikschafahrer wieder, der uns dann auf seiner Rikscha ins Hotel zurückfährt. Der „Leierkasten-Musik-Lose-Mann“ begegnet uns unterwegs wieder mit seinem Karren. Vielleicht ist es diesmal sein Sohn, der den Karren schiebt? Um 21:00 sind wir wieder im Hotel.