So., 3.12.2006

Nach einem guten Frühstück im schönen Hotelgarten treffen wir um 8:00 unseren Fahrer Zow. Es geht Richtung Sale eine holprige Strasse immer geradeaus mit vielen Palmenhainen links und rechts. Schweine laufen in einem Dorf die Strasse entlang und ein Eichhörnchen läuft vor unserem Auto auf die Strasse. Werner sagt, dass die Landschaft hier wie im Zentrum Spaniens aussieht. Wir filmen junge Mönche, die in einer Schlange hintereinander laufen und ihre schwarzen Essenspötte unter dem Arm tragen. Weiter vorne bleiben sie stehen und bekommen von einer Frau Reis geschöpft. Die Landschaft wird wüstenartig und sehr trocken. Man sieht wie der Monsun die Erde und den Boden ausgewaschen hat. Es geht durch „Tansania“, „Namibia“ und „Botswana“: Diese Landschaft könnte auch gut irgendwo in Afrika sein. Wir fahren durch Chauk und sehen vom Auto aus wieder einen kleinen Markt. Hier herrscht geschäftiges Treiben. Nirgendwo sind Touristen und die Fahrt hierher war menschenleer. Um 9:30 kommen wir in Sale an.

Unser Fahrer lässt uns vor einem alten Holzkloster, dem Yoke Son Kloster mit schönen Holzschnitzereien, raus. Es ist wohl auch eines der ältesten Holzklöster in Myanmar. Die Holzbretter auf der Terrasse um das Kloster herum heben sich und rostige Nägel stehen heraus. Ein Mönch im Nachbargebäude zeigt uns seine „Wohnung“, uralte schwarz-weiß Fotos und seinen Bücherschatz. Stolz präsentiert er uns alte Porzellanvasen von 1837 von den Engländern und alte Krüge. Klar, dass er dafür auch eine Donation von uns will. Er redet auf uns ein, doch wir verstehen nicht, was er uns sagen will. Hier sind mehrere Wohnstätten von Mönchen neben- einander - ein richtiger Kloster- komplex. Die jungen Mönche stellen sich für uns zum Fotografieren richtig in Pose. Der alte Mönch, der uns sein Kloster zeigt, kommt uns vor wie ein stolzer Opa, der uns all seine Enkel und Wohnung zeigt. Was die Menschen in Bagan an Pagoden haben, haben die Leute hier an Klöstern. Wir überqueren die Strasse und stoßen auf ein Holzkloster mit einer wuchtigen Steintreppe aus Drachenfiguren davor.

 

Dann ein „Ostereier“-Kloster mit Figuren, die aussehen wie russische Mamuschka’s. Um eine Steinpagode sitzen viele Buddha-Figuren mit Schirmen auf Elefanten. Im Shinbin Maha Laba Man Hpaja Kloster sitzt ein großer Laquerware Buddha ohne Hals. Der Wärter schließt für uns ein Türchen am Rücken des Buddha auf und lässt uns in ihn hinein kriechen und hinein liegen. Im Inneren ist der Buddha vollkommen hohl und hat ein Gerüst aus Holz. Der Wärter zeigt uns die Lackstückchen vom ursprünglichen Lackbuddha bei dem das Dach des Klosters eingestürzt war und ihn so zerstört hat. Ein kleines Mädchen hat uns die ganze Zeit vom Eingang des Holzklosters bis hierher begleitet. Sie schaut traurig mit großen Augen, als wir wieder abfahren. Richtung Mount Popa begegnen wir LKWs, die beladen sind mit Menschen, die auf Reissäcken sitzen. In Kyakpadaung machen wir einen kleinen Zwischenstopp und trinken einen Coffee-Mix. Das Klohäuschen hier würde bestimmt einen Preis in Werners „Big Ten“ bekommen, was den Gestank betrifft.

In der Ferne sehen wir den Mount Popa auftauchen. Der Fahrer lässt uns hier aussteigen und sofort kommen einige Mädchen auf uns zugelaufen und wollen Orchi-deenzwiebeln und irgend-welche Steine verkaufen. Wir freuen uns schon, dass man hier beim Aufstieg auf den Mount Popa keine Schuhe ausziehen muss, doch zu früh gefreut: bald kommt ein Schild mit der lächerlichen Aufschrift: „Footwear strictly prohibited“. Auf den Treppenstufen klettern jede Menge Affen rum und hinterlassen dabei ihren Dreck. Kinder fegen die Treppenstufen und wollen immer wieder von uns eine Donation for cleaning. Das gibt’s doch nicht. Die können doch nicht für alles eine Donation Fee von uns haben wollen.

Bis oben hin sollen es 777 Treppenstufen sein. Entlang der Treppe sind Souvenirhändler, die Orchideenzwiebeln verkaufen. Bizarre Natfiguren mit Geldscheinen bestückt und mit Plastikblumen, Bananen und Kokosnüssen geschmückt, befinden sich in diversen Räumen entlang der Treppe. Immer wieder eine Donation for cleaning, doch die Typen hier fegen nicht wirklich, sondern stehen nur rum. Wieder übermannt mich ein wenig die Angst vor der Tiefe auf der hohen Aussichtsplattform des Mount Popa. Dichter Mischwald liegt unter uns. Wir begeben uns die 777 Stufen wieder nach unten. Die Treppenstufen sind unterschiedlich groß und haben unterschiedliche Abstände. Zwei Männer kommen uns entgegen die Treppe hoch und jeder von ihnen trägt ein unglaublich langes und schmales Brett auf der Schulter. Dies bedarf schon sehr großer Geschicklichkeit und Sorgfalt. Wir stellen uns vor, wie viel Beton und Material hoch geschleppt werden musste und was dies für ein Aufwand war alles auf den Mount Popa hoch zuschleppen. Am Fuße des Mount Popa sind viele Verkaufsstände wo allerhand Naturmedizin und Kräuter verkauft werden. 

Wir treten unsere Rückfahrt nach Bagan an und durchqueren mehrere ausgetrocknete Flussbetten mit Sand, der durch den Monsun angeschwemmt wurde. Nach ca. 1h Fahrt kommen wir wieder im Hotel an. Dort genehmigen wir uns einen Martini auf der schönen Hotelterrasse und blicken auf den vor uns liegenden Ayeyarwaddy Fluss und genießen die romantische Atmosphäre und tolle Stimmung. Wir duschen, packen unser Gepäck für den morgigen Flug zusammen und beschließen eine Pferdekutsche ins Restaurant vom Reiseführer zu nehmen. Den Preis für eine Hin- und Rückfahrt handeln wir auf 5000 Kyat. Das Pferd frisst gerade unter einem Baum, als wir ankommen. Mehrere junge Burschen helfen mit und spannen das Pferd an den Wagen.Werner sitzt neben dem jungen Kutschenfahrer, und ich hinten. Das Pferd bringt uns flott voran, vorbei am Natfestival, das immer noch lärmt. Der Kutscher wartet auf uns bis wir mit dem Essen im Restaurant Aye Yake Thar Yar in Nyaung U fertig sind. Wir essen crispy duck und green duck with chilli. Dazu zwei eiskalte Mandalay Bier. Die Shwezigon Pagode leuchtet schön bei Dunkelheit zu unserem Tisch rüber.

Mo., 4.12.2006

Heute geht’s nach Sittwe. Als wir um 6:00 auf der Terrasse beim Frühstück sitzen, ist es noch dunkel. Langsam beginnt die Dämmerung, die Vögel werden wach und die Eichhörnchen beginnen zu piepsen. Unser Fahrer Zow verspätet sich, angeblich ein Reifenschaden. Na ja, wir glauben es mal. Am Flughafen in Nyaung-U angekommen, fallen wie immer die Kofferträger über uns her. Mit unseren zwei Koffern plus einem Souvenirkoffer sind wir hier immer gern gesehene Trinkgeld Touris. Beim Check-In gibt’s erneut das obligatorische Wapperl auf die Brust. So kann man leicht erkennen, mit welcher der vier Fluglinien man unterwegs ist, und falls man als blöder Touri hocken bleibt, kann einem notfalls doch noch einer aufpicken. In der Wartehalle herrscht ein Stimmen- und Sprachengewirr. Viele unterschiedliche Nationen geben sich hier ein Stelldichein. Da es keine Anzeigetafel mit den aufgerufenen Flügen gibt, ist es ratsam aufzupassen, ob man jemand erspäht, der mit einem Schild der Fluglinie umherläuft. Unser Flug mit Air Mandalay soll um 8:25 gehen und so sitzen wir und spähen auf jemanden, der uns aufgrund unseres Wapperl aufpickt. Wir halten auch Ausschau nach Fluggästen mit unseren Wapperl, um uns an ihre Fersen zu heften. Aber keiner hat unser Wapperl drauf. Plötzlich ein Schild: Nr. 411 Boarding! In langer Schlange latschen wir zum Flieger. Dort ist hektisch, da es keine Sitzplatznummern gibt, versucht jeder sich vorzudrängeln. Auch wir ergattern einen Fensterplatz. Auf der linken Seite, so hoffen wir noch etwas von den Pagoden zu sehen beim Start. Jedoch sind die Pagoden nur noch ganz kurz zu sehen. Mingalar Bar Bagan!

 

Als der Kapitän durchsagt, dass der Flug nach Mandalay nur 25 Minuten dauert, hebt sich unser Puls. Wir sitzen also im falschen Flieger. Tatsächlich, die anderen haben alle verschieden aussehende Wapperl. Auf Werners Anfrage sagt die Stewardess der Flieger ginge erst nach Mandalay, dann nach Yangon. Na so ein Glück! Nach kurzem Flug landen wir in Mandalay. Nur wir und zwei Hansel bleiben sitzen. Das Flugzeug wird kurz gecheckt und schon steigen neue Fluggäste ein. Der Flug nach Yangon dauert 1h. Wir werden mit süßen Stückchen und Tee im Flieger versorgt. Um 10:00 landen wir mit Air Mandalay in Yangon. Wieder Koffer wiegen und nun langes Warten bis die nächste Maschine nach Sittwe fliegt. Wir ratschen ein wenig mit einem Österreicher. Er ist Agraringenieur und war mit einer Sondergenehmigung an der Burmesisch-Chinesischen Grenze. Er berichtet auch von einigen Schlangen (u.a. eine Kobra), die er im Wald gesehen hat. Nebenbei laufen in der Wartehalle zwei Fernseher, uralte Musik mit Werbung. Viele glotzen gebannt auf den Mist. Plötzlich wird für 5 Sekunden ein Schild gezeigt. Das war der Aufruf für einen Flug der Air Bagan. Wie Weintrauben drängen die Leute zum Ausgang. Großes Geplapper und alle sind weg. Nun ist auch der Forstingenieur weg zum Ngapali-Beach. Links von unseren wackligen Plastiksitzen haben sich „domestic VIPs mit Nummern“ in den Plastiksitzen niedergelassen. Wir fragen uns, was dies bedeutet. Es ist nun bereits 12:30. Unser Flug müsste doch nun langsam „aufgerufen“ werden. Endlich kommt ein Typ und ruft unseren Flug nach Sittwe auf. Der Flieger ist unerträglich heiß und ohne Sauerstoff. Kein Wunder, er stand auch die ganze Zeit in der brütenden Hitze. Es ist 13:00 und der Flieger setzt sich in Bewegung. Wir haben 15 Minuten Verspätung.

 

Wir Überfliegen den Ayeyarwaddy, sehen ihn auf der rechten Seite. Über ihn führt eine Brücke, auf der Autos fahren. Um 14:00 landen wir in Pyinmana am neuen Airport. Das hat man uns vorher nicht gesagt. Das alles wegen der VIPs. Die VIPs, die ganz vorn im Flieger sitzen und sich die ganze Zeit nicht gerührt haben, steigen hier in Pyinmana aus. Sie stürmen rücksichtslos aus dem Flieger mit ihrem Handgepäck. Heute scheint der „Shit-Tag“ zu sein, den es auf jeder Reise gibt, wenn man nicht krank wird. Fliegen ist hier das reinste Abenteuer. Von Bagan morgens erst mal 200 km nord-östlich nach Mandalay. Von dort 400 km südlich nach Yangon. Von dort 200 km nördlich nach Pyinmana und von dort 250 km westlich schließlich nach Sittwe. Also über 1000 km fliegen, um an einen Punkt zu kommen, der nur ca. 150 km westlich vom Ausgangspunkt liegt. Es ist 15:00 und die Maschine beginnt den Landeanflug auf Sittwe. Tatsächlich! Sittwe!

 

Was für eine Weltreise! Unter uns der Golf von Bengalen. Am Airport in Sittwe angekommen, erst mal der obligatorische Eintrag ins Immigration Book. Nach langem Warten auf unser Gepäck, erwarten uns ein Guide und ein Fahrer bringen uns ins Noble Hotel. Der Name ist wirklich nur eine Farce. Zum Glück liegt das Zimmer im obersten Stock und somit hören wir den Straßenlärm nachts bestimmt nicht. Nach dem Umpacken unseres Gepäcks und nach dem Duschen, verlassen wir das „noble“ Hotel und gehen raus auf die Strasse. Dabei entdecken wir, dass Sittwe ein gutes Städtchen für Fotografen ist. Die Leute sind sehr freundlich und auch in einem der Hauptstraße entlegeneren Viertel zeigen sich die Menschen ganz kamerafreundlich. Aber auch der viele Dreck fällt uns auf. Rings um die Wohnhütten liegt jede Menge Müll. Wir bemerken auch, dass Rakhine tatsächlich einen anderen Menschenschlag hat. Die Nähe zu Bangladesh (60 km) macht sich sehr bemerkbar.

 

Einmal latschen wir fast über eine tote Ratte, die von den Autos platt gefahren wurde. Wir sehen an einer Leine getrockneten Fisch hängen, dessen Körper mit Holzstreifen zum Trocknen in der Sonne auseinander gespannt wird. In einer Seitenstrasse junge Burschen, die an alten schmierigen Motoren und Schiffsschrauben herumbasteln. Bettelnde indische Frauen, Hunde mit Krätze. Wir werden natürlich beäugt wie Außerirdische. Gegen 17h suchen wir das einzige E-Mail Café in dem Viertel. Nach ein paar Mal fragen, stehen wir am Eingang einer Hütte. Der Besitzer hat tatsächlich einen oder zwei PCs. Er meint aber die Leitung sei nicht gut und außerdem würde ein E-Mail 2$ kosten. Da eine Minute telefonieren so 5 – 6 $ kosten, ist uns das zu teuer bzw. zu unsicher, ob’s überhaupt ankommt. Wir watscheln zum Hotel zurück. Dort bekommen wir heute Dinner. Jedenfalls steht’s so auf dem Voucher. Im Hotel weiß man davon jedoch nichts. Und der Haken bei Dinner sei wohl ein Irrtum. Ohne große Diskussion, bringt eh nix, da der Koch auf einem Natfestival ist – stapfen wir los und suchen uns etwas zum Essen. Wir landen schließlich im City-Point, ein Musik-Restaurant mit für unsere Ohren furchtbar klingender Musik, an der Uferpromenade. Dort bestellen wir Nudeln vegetarisch. Jedoch kriegen wir jede Menge Fleisch. Aber das passt irgendwie zum heutigen Tag! Wir sitzen in einer dunklen Ecke des Lokals und füttern zum Schluss eine Katze mit den Fleischstückchen. Wir überlegen uns was es Gutes hatte, dass wir kein Dinner im Hotel bekommen konnten. Wer weiß, wofür dies gut ist.

Di., 5.12.2006

Um 6:30 geht wieder mal der Wecker. Nach dem Frühstück treffen wir um 8:00 unseren Guide im Hotel und er entschädigt uns mit 5000 Kyat für das gestrige Abendessen. Es tut ihm leid, sagt er. Wir fahren zum Pier und los geht’s auf einem extra für uns gecharterten blauen Holzboot. Auf dem Kaladan Fluss geht’s nach Mrauk-U. Wir haben einen Bootslenker und einen „Kellner“ nur für uns ganz alleine. Auf dem Tischchen im Boot liegen jede Menge Bananen, Wasser und es gibt sogar Nescafé. So sitzen wir stundenlang auf dem roten Teppich. Anfangs schippern wir durchs breite Flussdelta und schließlich schaukeln uns die Wellen in der immer enger werdenden Fluss hinein. Vorbei ziehen Fischerhäuser aus Holz auf Stelzen, saftiges Grün der niedrigen Palmen, sanfte Hügelketten und der ewig dahinbrummende Dieselmotor unseres Bootes begleitet uns auf der Fahrt. Die Bootsmannschaft füttert uns mit exotischen Früchten, einer Pomelo. Hin und wieder ziehen Reiher am Horizont. In Fahrtrichtung rechts sieht die Hügelkette beinahe wie in Vietnam aus. So glauben wir wenigstens. Am Boot hängen blaue Vorhängchen auf einer Leine gespannt. Die Bootsmannschaft besteht aus 4 Mann. Man hat es uns hier richtig gemütlich gemacht: Vorn im Boot steht eine Vase mit frischen Blumen und es gibt sogar eine Toilette. Luxus pur! Wir gehen hoch an Deck, denn dort ist es mittlerweile viel wärmer als unten. Die Sonne scheint richtig toll und es ist sehr angenehm nun ohne den Wind.

 

Der Fluss ist nun total ruhig. An uns zieht ein tropisches Landschaftsbild mit Palmenhainen vorbei. Getreide, Fischerboote und einige Wasserbüffel, die ins Wasser steigen. Die Bootsmannschaft hört Musik von einem Kassettenrekorder und singt dazu. Die Palmen mit den kleinen Holzhäuschen davor sehen aus wie eine kleine Inselgruppe in der Südsee. Immer wieder ziehen rudernde Menschen mit ihren Holzbötchen und ihren pyramidenförmigen Reishütchen auf dem Kopf an uns vorbei. Ganze Büffelherden weiden am Ufer. Wir fahren an goldgelben, hochwüchsigen Reispflanzen vorbei, die sich sanft entlang des Flusses schlängeln. Uns gefällt die Bootsfahrt inmitten der zauberhaften Natur sehr gut nach den vielen Pagoden in Bagan. Eine richtige Abwechslung für uns. Wir werden für die stressige, anstrengende Fahrt und den langen Flug hierher wirklich reichlich entschädigt. Unseren Augen bietet sich wirklich ein herrliches Landschaftsbild. Wir werden mit Nescafé versorgt. Dann mit „best quality Palaung-Tea“ und Bananen. Unser Guide sagte uns, dass die Bootsfahrt ca. 5 Stunden dauern würde, doch wir sind bereits 4 h unterwegs. Es ist jetzt 12:30. Hier wieder eine Büffelherde, die grast. Reishütchenbootsfahrer, die langsam an uns vorbeifahren. Bestimmt hat’s hier Wasserschlangen. Die Biegungen des Flusses werden immer kleiner. Dann taucht plötzlich Mrauk-U auf. Ein paar Boote liegen hier. Einige Paddelboote und einige alte Boote sind untergegangen und liegen halb unter Wasser.

 

Wir steigen 13h aufs Jetty. Unsere Koffer werden rausgetragen. Ein Typ quatscht uns an, der wissen möchte ob wir zum Vesali Hotel möchten. Zuerst denken wir es ist ein üblicher Schlepper, aber als er mit in den Jeep einsteigt, der uns abholt, wissen wir, dass er unser lokaler Guide ist. Seinen Namen verrät er uns nicht. Mr. Noname fährt mit uns ca. 20 Minuten zum Vesali Hotel. Die Strasse ist quite bumpy. Der Jeep dürfte aus dem 2. Weltkrieg sein. Der Fahrer macht seinen Job jedoch sehr gut. Das Hotel Vesali Ressort in Mrauk-U ist eine hübsche Bungalow-Anlage inmitten eines blühenden Gartens. In unserem Zimmer hängt ein Moskitonetz über unserem Bett. Der Raum ist hoch und hat eine Holzdecke. Es gibt nur ganz spärlich Licht. Nach kurzem Check-In im Hotel starten wir mit Mr. Noname das Besichtigungsprogramm. Heute gibt es Pagoden aus vielen Jahrhunderten zu sehen, alle „very old“. Wir sehen den ganzen Nachmittag über die Highlights aus Mrauk-U. Mr. Noname hat das so geplant. Wir haben einen Guide, 1 Auto und einen Fahrer bei der Travel Agency gebucht. Mr. Noname zeigt uns einen Plan der im Hotel aushängt. Werner denkt, wir könnten dies auch alles zu Fuß machen und sagt ihm, dass wir dazu kein Auto brauchen. Es wäre seiner Meinung nach besser, heute einen entfernteren Punkt anzufahren. Mr. Noname meint für heute würde er da nix dran ändern. Den Mahamuni-Buddha könnten wir dann ja morgen sehen, wenn wir uns morgen einen Jeep mieten würden – sagt er und lacht blöd. Werner sagt, dass wir dafür morgen aber extra bezahlen müssen und heute hätten wir ja eh ein Auto. Darauf lacht er noch mal blöd und bittet uns, nun mit seinem geplanten Trip zu starten. Zu diesem Zeitpunkt denken wir noch, er wird schon wissen, was er macht.

Wir fahren zur ersten Pagode. Viel erzählen tut Mr. Noname nicht. Er sagt nur: „All renovated“. Erst als Werner ihn fragt, erfahren wir aus welchem Jahrhundert die Pagode ist. Zum Glück ist neben der Pagode eine Tafel angebracht von der er alles schön ablesen kann. Wir steigen auf einen Hügel und sehen die bezaubernde Landschaft. Schöne ländliche Szenen. Ein paar Pagoden später haben wir außer „very old“ von Mr. Noname nicht viel erfahren. Ein Stück Strasse wird auf primitive Art und Weise geteert. In Myanmar verrichten hauptsächlich die Frauen Straßenbauarbeiten und schleppen die schweren Steine. Auf einem Feld tragen Frauen Wasser in Silbervasen auf ihren Köpfen. Der Fahrer zeigt uns einen von den Leuten im Dorf gefangenen Pavian. Sein linkes Auge ist blind. Ein armes Tier. Hoffentlich entkommt er bald. Noch ein paar Pagoden später verdichtet sich das Bild: Mr. Noname hat keine Lust oder keine Ahnung, aber noch wahrscheinlicher beides. Er hat einen jungen Typen vom Hotel dabei, mit dem er lieber quatscht als mit uns.

Wenn er was sagt, dreht er sich oft weg von uns oder läuft vor uns her. Als Werner dann keine Lust hat für das Freilichtmuseum noch Eintritt zu zahlen, eskaliert die Sache. Werner sagt ihm seine Meinung und wir fahren zurück zum Hotel. Ohne Sunset! Ist besser so. Es stellt sich heraus, dass er der Hotelmanager ist, der sich hier wohl extra Kohle verschaffen wollte, um sich den Guide zu sparen. Aber so unqualifiziert wie er die Sache anging, läufts nicht. Dann lieber ohne Guide. Da steht im Reiseführer mehr drin. Im Hotel angekommen, gibt er sich alle Mühe. Er fragt, ob er den Generator für uns anschmeißen soll, damit wir Strom haben. Er sichert uns für morgen den Jeep zu, für uns kostenfrei. Wir hören so ab 18h das laute, brummende Generatorge- räusch, das sich anhört, als hätte ein Busfahrer noch lange seinen Motor laufen. Beim Abendessen trägt er einen anderen Dress und schwänzelt die ganze Zeit um uns rum und ermuntert seine Jungs immer für uns da zu sein. Er gehört wohl wirklich hierher zum Hotel. Es gibt ein ausgiebiges Dinner mit Pork und Fisch-Curry. Danach noch gebackene Bananen. Bier müssen wir extra zahlen: 2800 Kyat, also mehr als doppelt so teuer als anderswo.

Mi., 6.12.2006

Heute ist Nikolaustag. Um 6:30 geht der Wecker. Unser Hotelzimmer hat morgens keinen Strom und kein Licht. Wir öffnen die Türe damit wir etwas besser sehen können. Beim Frühstück ist es noch recht frisch draußen. Werner packt sein Pumpernickel aus und die sechs jungen Burschen vom Hotel schauen uns neugierig dabei zu. So etwas wie ein Pumpernickel haben sie noch nie gesehen. Immer wieder und wieder werden wir gefragt, ob wir noch etwas haben wollen. Nachdem wir Mr. Noname gestern so abgewiesen haben, werden wir hier bestens umsorgt. Natürlich ist er auch wieder da und fragt uns, ob wir noch fried bananas haben wollen. Er erklärt uns, dass er heute leider nicht mit uns mitgehen kann, da er eine ganze Gruppe führt. Zum Glück! - denken wir. Der gleiche Fahrer von gestern ist um 8:00 wieder vor der Hotelrezeption und holt uns ab. Erstmal wird Öl in seinen Jeep Willy’s gefüllt, bevor es losgeht. Die ganze Zeit holpern wir über abartig schlechte Strassen mit abgründigen Schlaglöchern.

 

Dass der Jeep keine Stoßdämpfer mehr hat, müssen wir am eigenen Leib erfahren. Werner sitzt hinten im Jeep zusammengepfercht auf dem harten Holzsitz und muss ganz schön den Kopf einziehen, damit er sich nicht an die Stange des Jeeps anhaut. Ich habe es da neben dem Fahrer schon komfortabler: mein Sitz ist wenigstens gepolstert und dadurch dass ich mehr Platz habe, kann ich mir nicht den Kopf anhauen wie der arme Werner. Trotzdem muss ich höllisch aufpassen, dass es mich bei dem Gewackel nicht aus dem türlosen Jeep haut. Kein Wunder, dass Mr. Noname heute nicht mit uns mitfahren wollte. Das wäre für ihn zu stressig geworden und das wollte er sich keinesfalls antun. Unser Fahrer drückt heftig und laut auf die Hupe, damit ihm ein jeder den Weg freimacht und schimpft laut, wenn ihm einer nicht ausweicht. Holter-di-polter! Es geht an schönen Reisfeldern vorbei und einem großen Teich mit bezaubernden Lotusblüten, wo wir kurz Halt machen. Eine Gruppe von Jungs kommt auf uns zu und stellt sich für ein Gruppenfoto zur Pose. Bis jetzt war es ganz schön kühl auf der Fahrt. In unserem offenen, türlosen Jeep zieht es kräftig. Werner meint, dass der Kasten mindestens 50 Jahre auf dem Buckel hat.

Nach ca. 1 ½ stündiger holpriger Fahrt halten wir beim Mahamuni Tempel an. Dieser Tempel beherbergt eine Kopie des Mahamuni-Buddha von Mandalay und ein kleineres Original des echten Mahamuni-Buddha. Der kleine Mahamuni Buddha ist also noch älter als der in Mandalay. Reis in Schälchen, ganze Bananen und Bananenscheibchen und schöne Blumensträuße stehen als Opfergaben vor dem Buddha. Draußen ist es in der Zwischenzeit schön warm geworden und wir setzen uns auf eine Stufe im Freien und befragen ein wenig unseren Reiseführer. In einem Lokal gegenüber der Pagode wollen wir die berühmte burme- sische Nudelsuppe „Mohinga“ essen, doch die gibt es hier leider nicht. Da unser Fahrer hier isst, glauben wir, muss dieses Lokal wohl gut sein. Es gibt also für jeden eine Packung chinesische Instant Suppe mit langen Fadennudeln drin und dazu einen enormen Pott Tee. Wir fahren weiter: Reisfelder und Frauen mit Reissäcken auf dem Kopf laufen über die Felder. Unser Fahrer achtet immer schön darauf, dass sein Jeep auch ja nicht auf seiner Seite in ein Schlagloch fährt. Dafür erwischt es uns ganz schön. Mittlerweile ist es sehr heiß geworden. Werner und ich haben unsere Sitzplätze getauscht: ich sitze nun hinten im Jeep und Werner vorn. Wir sehen Büffel, die noch ganz klein sind, fahren über Holzbretterverschläge und sehen Menschen mit Reishütchen im Schlamm wühlen und fragen uns, was die da machen. Später erfahren wir, dass es sich dabei um Schlammfischer handelt, die kleine Fischchen zusammentreiben um sie dann aus den verbleibenden Pfützen zu fischen. Männer auf den Feldern tragen Grasbüschelchen, wahrscheinlich Reispflanzen. Um 13:20 sind wir in Vesali.

 

In der Halle einer Pagode sitzen Männer auf dem Boden und beten. Davor ist ein großer sitzender Buddha mit einem Baldachin über dem Kopf aus dem 13. Jahrhundert. Bestimmt ist er sehr alt. Die Mauern um diese Halle herum müssen nach ihrem Aussehen aber noch viel älter sein. Heiß, heiß ist’s draußen. Weiterfahrt. Durch ein Dorf mit schönen Strohhütten, das sehr sauber und ordentlich aussieht. Scheint wohl ein Dorf für etwas wohlhabendere Leute zu sein. Daneben ein lärmendes To-La-Gyi. Als unser Jeep über einen sehr holprigen Muli-Pfad fährt, hüpft und springt er wie ein Grashüpfer. Am Rand von Mrauk-U steigen wir aus und verabschieden uns vom Fahrer und genießen beim erst besten „Lokal“ im Schatten erst mal eine schöne kühle Kokosnuss für umgerechnet 32 Cent pro Person. Ziemlich erschöpft von der holprigen Fahrt und der Hitze laufen wir ein wenig herum, haben aber gerade keine Lust auf irgendeine Pagode. Uns ist irre heiß und an unseren Gesichtern kleben kleine Dreckpartikelchen. Am Straßenrand liegt hier und da Müll. Wir wollen noch nicht gleich zum Hotel zurück und fragen einen Jungen nach dem Weg zur Jetty. Unser Fahrer hat uns eine falsche Richtung gezeigt und nicht die zur Jetty, denn wir stehen plötzlich doch vor dem Schild „Vesali Ressort Hotel“. Da wir ja schließlich morgen auch noch einen ganzen Tag haben um uns Mrauk-U anzuschauen, gehen wir doch ins Hotel. Auf unserer Terrasse machen wir es uns gemütlich und trinken ein Glas chinesischen Tee, genießen den Ausblick, entspannen ein wenig und lesen im Reiseführer.

Zum Sunset klettern wir auf den Hügel hinter unserem Hotel. Ein Tipp von Mr. Noname. Wir stapfen den relativ steilen Weg durch Gestrüpp hinauf und vertrei- ben mit unserem Gestampfe sicherlich die eine oder andere Schlange. Ab und zu raschelt es verdächtig. Oben angekommen, erwartet uns ein bezaubernder Blick über Mrauk-U und dessen Palmen- haine und Bäume, die von Rauch umgeben sind. Wir sitzen auf der Mauer einer Pagode und warten bis die Sonne untergeht. Unten liegt ein kleiner See. Ich werde hier oben am Arm ziemlich von Mücken zerstochen und Werner, der vorgesorgt hat, rät mir Mückenmittel aufzutragen. Eine Burmesin aus Sittwe sagt in ziemlich schlechtem Englisch, dass hier viele Menschen an Malaria erkrankt seien. Na toll! Das macht uns ja Mut! Sie sagt, sie hat studiert und wir wundern uns über ihr schlechtes Englisch. Na ja, es ist halt Asian-English! ?


Hier ein kleiner Streifzug, welch witzige Wörter wir auf unserer Reise gehört haben:

  • Kappa-King = Car Parking
  • aks = ask
  • Et = Earth oder Ei (wie man’s gerade braucht)
  • Tatti = 13
  • Fiszi = 15 oder 50 (wie man’s gerade braucht)
  • Ätschuhs mä = Excuse me
  • Do you like Hamlet? = Wollen Sie ein Omelett?
  • Moks = Monks
  • Caks = Cats


Die Sonne geht hinter einer Pagode in der Ferne unter und wir filmen den tollen Sonnenuntergang. Wir wollen den Weg zum Hotel zurück nicht den gleichen Schlangenpfad erneut gehen. Eine einheimische Gruppe ist einen anderen Pfad gegangen, der uns sicherer und ohne Gestrüpp zu sein scheint, doch ein Schild verbietet uns, diesen Weg nach unten zu nehmen. Ausländer dürfen diesen Weg nicht nehmen, erklärt uns eine Frau, die vorgibt zum Government zu gehören. Das ist doch ganz schön lächerlich, finden wir. Also nehmen wir halt doch wieder den Weg, den wir hochgekommen sind. Schlangen hin oder her! Außerdem wird es gerade dunkel und wir wollen ja schließlich vermeiden, dass wir den Hügel wieder ganz hoch müssen, falls unten einer mit einer Knarre steht und uns wieder zurückschickt und wir dann bei Dunkelheit den Schlangenpfad runter müssen. Unten heil angekommen, duschen wir und um 19:00 gibt’s wieder ein fürstliches Dinner. Mr. Noname steht wieder zum Glotzen zur Verfügung und der Kellner begrüßt uns abermals mit „Gutän Abänt, wie gät äs Innen?“ Wir finden das ganz schön überzogen und lächerlich. Wir trinken einen nach Wasser schmeckenden Tee, der uns wenigstens nichts kostet.

Do., 7.12.2006

Wieder mal ein Tag in Eigenregie ohne Führer und Fahrer. Wir schlafen heute länger und lassen uns mit allem mehr Zeit als sonst. Werner hat am frühen Morgen gehört, wie jemand lange draußen im Morgengrauen betet. Vielleicht ein Mönch? Beim Frühstück dann wieder das Übliche: „Guten Morgen, wie geht es Ihnen? Haben Sie gut geschlafen?“ Mr. Noname ist natürlich auch wieder da. Werner macht sich über sein Pumpernickel her und bekommt gleich 2 x hintereinander ein Spiegelei gebracht. Die denken wohl, uns reicht unser Frühstück nicht.

 

Wir machen uns auf zu unserer Mrauk-U Visite und laufen erst mal Richtung Markt, wo ein richtiger Umtrieb herrscht. Dort gibt es alles Mögliche: Obst, Gemüse und Kräuter, welche wir vorher noch nie gesehen haben. Hier wird unglaublich viel Fisch verkauft: kleine getrocknete Fischchen, Flussgarnelen, Krebse, Welse, eine Wasserschlange und sogar eine Schildkröte. Dazwischen Seltsames und Undefinierbares wie „Kokospudding mit Schokostreuseln“ ? und Ngapi-Paste. Frauen tragen Einkaufs-körbe und kaufen allerhand Gemüse ein. Wir wühlen an einem Schuhstand nach Sigis blauen Schuhen und kaufen welche und finden auch eine Plastiktasche für unser Handgepäck. Viel Billigwäsche, Klimbim, billige Haarspangen und anderer Ramsch, dazwischen Stifte und Taschenlampen wohin man nur sieht. Gemächlich schlendern wir durch Mrauk-U’s Strassen in Richtung Jetty und sehen unterwegs viel Dreck und Müll am Fluss liegen. Wir gehen am Jetty entlang und sehen den Leuten beim Ein- und Ausladen ihrer Boote zu. Reis liegt auf großen Bastmatten zum Trocknen in der Sonne. Die Kinderlein sprechen uns fröhlich mit „Bye, bye“ an und winken uns zu. In einem unerbittlichen Kampf gehen zwei Kampfhähne wild aufeinander los und von einer Gruppe junger Männer, die die Hähne umringen, wird entschieden, wer von ihnen der Stärkere ist. Auch hier sind die Menschen wieder ganz begeistert, wenn wir sie filmen und ihnen dann die Aufnahmen zeigen. Kein Mensch bettelt uns an wie in Bagan. Vier Männer tragen eine schwere Kiste, die an einer Bambusstange hängt auf ihren Schultern in ein Schiff. Wir machen uns auf die Suche nach der Dukkanthein Pagode und die darum liegenden Pagoden. In der Hitze begegnet uns jedenfalls kein einziger Touri. Nur wir zwei müssen uns dies natürlich wieder antun und latschen in der Gegend herum, bis uns der Schweiß runter rinnt. Wir besichtigen eine Pagode um etwas Schatten zu bekommen. Es ist ca. 12h als wir uns in einer Pagode Wasser und Nüsse genehmigen. Von dort sehen wir einen Hügel mit mehreren alten Pagoden und beschließen dort hinaufzusteigen. Der Weg dorthin führt über eine Brücke. Dort werfen die Leute gern ihren Müll hinunter. Ein paar Kinder versuchen dort noch etwas Brauchbares zu finden. Der Weg auf den Hügel ist steil.

 

Wir schwitzen wie das Schwein, das 5 Minuten vorher auf einer Rikscha festgebunden an uns vorbeifuhr. Auf dem Hügel könnten wir noch weiter, jedoch wird der Weg überwachsener und wir ziehen es vor heute keiner Kobra zu begegnen. Wir steigen den gleich Weg also wieder hinunter. Unten liegt ein Büffel im Morast und vier Männer schienen sein Bein. Hoffentlich überlebt der Arme! Der Durst sorgt für eine Kokosnussmilch-Rast. Wir suchen das archäologische Museum und finden es schließlich gegenüber vom Krankenhaus. Doch auch dort versucht man uns 5 $ abzuschwatzen, die wir nicht unbedingt investieren wollen. Stattdessen nehmen wir lieber eine Pferdekutsche und lassen uns zur Parahaw Pagode fahren. Ich traue der ganzen Sache nicht so recht, denn die 2 Kutschräder aus Holz sind völlig wacklig und etwas verkrampft sitze ich auf dem blanken Holz, denn die Kutsche hat keine Sitzpolster, sondern nur eine ganz kleine dünne Matte. Schlagloch für Schlagloch holpert die Kutsche mit uns über den Weg. Weiter dann zur Loka Man Aun Pagode wo auf Bildern Szenen aus dem Fegefeuer mit Teufeln dargestellt sind. Unsere letzte Fahrt führt uns zum Lak Kauk Zay Kloster. Kaum zu glauben, denn dort stehen jede Menge kleine alte Messingbuddha Figürchen in total verstaubten und verschmierten Glasvitrinen. Eine große Sammlung der unterschiedlichsten Bronzen, von denen einige wahre Meisterwerke aus der Mrauk-U Zeit sind.

 

Wir filmen und fotografieren enthusiastisch und werden dabei von einem Mönch beobachtet, den es freut, dass wir die Figuren so toll finden. Stolz präsentiert er uns seine Sammlung alter Buddhafiguren aus Messing. Immer wieder schleppt er eine nach dem anderen aus seinem Hinterkämmerchen an und stellt sie mit passendem Hintergrund in Pose, damit Werner sie schön filmen kann. Einige von ihnen sind sogar aus dem Vesali Zeitalter. Diese Figuren sind sehr fein und filigran gearbeitet und man kann wirklich gut erkennen, dass sie sehr wertvoll und alt sind. Welch fette Beute hat der Mönch da! Unser junger Kutscher fährt uns ins Hotel zurück, wo uns der „Wie-gät-äs-Innen“-Typ vor der „Haustür“ abfängt. Er will von uns die 10$ haben, die wir aus Protest nicht bezahlt haben. Klar, dass ihn Mr. Noname geschickt hat.Wir sind aber unerbittlich und geben nicht nach. Ob wir wohl heute Abend Licht bekommen oder ob uns irgendetwas ins Essen getan wird? Im Zimmer packeln wir unsere Koffer für die morgige Abreise. Beim Abendessen sind wir ein letztes Mal von den vier jungen Kellnern umringt. Auf unserem Tisch steht ein Schälchen mit Erdnüssen. Plötzlich kommt ein kakerlakenartiges Vieh angeschwirrt, setzt sich auf den Erdnuss Teller und fliegt mit einer Erdnuss beladen auf und davon. Dann kommt sie wieder von der anderen Seite im Landeanflug, doch da fegt sie Werner mit einer Handbewegung vom Tisch. Die Suppe mit Chicken und Ei haben wir besser stehen lassen, da uns der Geschmack nicht ganz behagt hat. Mr. Noname erklärt uns, dass wir morgen früh um 4:30 vom Fahrer abgeholt und zur Jetty gebracht werden. Er will Frühstück für uns herrichten und den Stromgenerator extra für uns anschmeißen.

Fr., 8.12.2006

Um 4:00 klopft jemand vom Hotel an unsere Tür, um uns zu wecken, doch wir sind eh schon wach. Geschwind zünden wir die Kerze im Bad und zwei Teelichter im Zimmer an. Doch die brauchen wir nicht mehr, denn schon haben wir Licht und das brummende Geräusch des Generators begleitet uns bei unserer frühmorgendlichen Katzenwäsche. Mr. Noname ist wirklich rührend. Oh je, bestimmt werden die armen Hotelgäste in ihren Bungalowhäuschen nun alle wach von dem Lärm. Pünktlich um 4:30 ist unser Fahrer da - mit Mütze auf dem Kopf. Rasch tragen unsere Kofferträger unsere Koffer zum Jeep vor. Dort stehen bereits Mr. Noname und drei junge Hotelburschen dick eingemummt in Wollmütze, Kopftuch und Schal bereit, um uns zu verabschieden. Das gibt’s doch nicht: extra für uns beide so ein Aufwand! Es ist noch stockdunkel, sternenklar und kalt. Die Koffer werden hinten in den Jeep geladen. Werner nimmt hinten und ich vorne Platz. Los geht’s zur Jetty, wo unsere Bootsmannschaft bereits auf uns wartet.

 

Auf der Fahrt dorthin brennen einzelne Feuerchen vor den Hütten und einige Menschen sitzen davor und wärmen sich. Einzelne Marktfrauen mit Körben voll Gemüse auf dem Kopf laufen die Strasse hinunter. In Mrauk-U selbst ist es jedoch menschenleer. Am Jetty angekommen, hupt unser Fahrer wie wild, damit uns die Bootsleute hören und wissen, dass wir angekommen sind. Unsere Koffer und das Handgepäck werden ausgeladen und ins Boot verfrachtet. Über zwei sehr wackelige Holzbretter, die vom Holzsteg über ein anderes Boot zu unserem Boot führen, müssen wir drüberlaufen. Ich bekomme weiche Knie und mir wird ganz schön mulmig, als ich merke dass die Bretter über dem schmutzigen Fluss beim Betreten richtig wackeln. Ein Bootsmann sieht mir meine Skepsis an und reicht mir die Hand. Werner gibt unserem Fahrer noch schnell ein Trinkgeld und steigt über die Bretter ins Boot. Es ist wieder dasselbe Boot, mit dem wir auch angekommen sind und dieselbe Bootsmannschaft. Im Boot brennt eine Kerze und für unser leibliches Wohl ist abermals bestens gesorgt und der Tisch wieder gedeckt mit Bananen, Mandarinen, einer geschälten Pomelo, Nescafé und Wasser. Wir nehmen auf den Plastikstühlen Platz, schlottern und bibbern ein wenig vor Kälte, schauen in die Dunkelheit hinaus und machen erst mal ein paar sportliche Aufwärmübungen im Stehen, um uns der Kälte in unseren Gliedern zu entledigen. Mmmhh, schon bekommen wir einen schönen heißen Kaffee gebracht und hinterher noch Tee. Das tut gut! Mr. Noname hat uns ein Packerl Proviant mitgegeben, über den wir uns nun dankbar hermachen.

 

Gegen 6h gehen wir an Deck um den Sonnenaufgang zu erleben. Eine ganze Weile stehen wir da neben dem in eine Wolldecke eingemümmelten Bootslenker, den es auch ganz schön friert. Ein anderes Touristenboot tuckert langsam neben uns her. Unser Bootslenker kennt genau seinen Weg. Wie oft ist er diese Strecke wohl schon abgefahren? Die Sonne ist aufgegangen und wir begeben uns wieder hinunter auf unsere Stühle. Im Fluss tummeln sich springende Fische und ein toter Hund liegt am Ufer. Um 8:00 ist es angenehm warm. Wir rücken unsere Stühle in Richtung Sonne, die sich schön im Fluss spiegelt, blinzeln auf den Fluss hinaus und ziehen unsere Jacken aus. Am Ufer steht ein Hirte mit einigen Büffeln. Frauen sammeln Krebse in kleine Körbe. Dort weiße Reiher und da viele Mangrovenbäume. Um 10:20 sind wir wieder in Sittwe und steigen aus dem Boot aus. Die Bootsmannschaft bekommt von uns 5000 Kyat Trinkgeld. Unser Führer aus Sittwe steht da, begrüßt uns kurz und bringt uns zum Fahrer. Im Auto kullert mir eine Träne runter, da ich so beeindruckt und überwältigt bin von unseren Erlebnissen hier in Myanmar. Nach kurzer Fahrt sind wir am Flughafen in Sittwe. Nachdem der Fahrer uns dort abgesetzt hat, springt sein Auto nicht mehr an. Er lacht uns zu. Wie witzig für ihn, wenn sein Auto nicht mehr anspringt. Ein paar Jungs und Werner helfen beim Anschieben. Mit Erfolg! Unser Flug geht um 13:15 nach Yangon. Am Flughafen ist noch kein Mensch. Werner erkundigt sich im leeren Flughafengebäude nach einem Klo. Doch niemand versteht ihn da. Um die Wartezeit bis zum Flug zu überbrücken, setzen wir uns ins „Café“ gegenüber dem Flughafengebäude. Jede Menge Riesenameisen belagern uns dort. Ein europäisches Ehepaar kommt mit seinen Koffern im Schlepptau. Er sucht nach einem Klo für sie, findet aber keines. Sie muss wohl sehr dringend und setzt sich nach längerem Suchen schließlich hinter einen Busch ganz in unserer Nähe. Na so was: Kicher, kicher! Auch die Jungs neben unserem Tisch lachen schallend als sie die lustige Szene beobachten. Nach langem Warten checken wir schließlich ein. Dieses Mal müssen wir zur Kontrolle unsere Koffer öffnen.

 

Wir bekommen Air Mandalay Wapperl aufgeklebt und erfahren, dass wir in Thande am Ngapali Beach zwischenlanden werden. Um 13:00 startet der Flieger. 15 Minuten früher als vorgesehen. Die Maschine ist voll. Unser letzter Inlands-Flug. Werner ergattert einen Platz links mit Blick auf den Kaladan River. Um 13:15 sehen wir das Meer mit vielen kleinen Inseln unter uns. Das Delta hört auf und das Meer ändert plötzlich seine Farbe. Man trifft immer wieder die gleichen Touristen. Um 13:45 landen wir in Thande. Die Badegäste werden ausgeladen. Um 14:00 startet der Flieger ab nach Yangon. Wieder ist er voll und nach 20 Minuten düsen wir von hier wieder ab. Der Flieger dreht eine schöne Links-Kurve, so dass wir schön den gelben Sandstrand des Ngapali-Beach sehen. Schnell gewinnen wir an Höhe. Wir müssen über 3000 m hohe Berge. Leider sind diese in Wolken verschwunden. Nach 50 Minuten Flug landen wir in Yangon. Die Kofferträger raufen sich wieder um unser Gepäck, aber wir nehmen dieses lieber selbst in die Hand, da wir nicht einsehen, dass wir ihnen wegen ein paar Meter ein Trinkgeld geben. Am Ausgang erwartet uns Anita, welche Überraschung! Wir fahren mit ihr und dem Fahrer Win zu Susis Büro und ratschen ein wenig bei Tee über unsere Reiseerfahrungen. Anita lädt uns und Win - er ist katholisch - ins Lake View Restaurant am Karaweik See auf einen Drink ein. Dort schwafeln wir ein wenig und nach ca. 1 Stunde kommen wir im Central Hotel an. Abends fahren wir mit einer klapprigen Karre ins Sabai Sabai Restaurant, ein Tipp von Sigi. Wir sehen auf dem Weg dorthin viele moderne Hotels mit kitschiger Disney-Land artiger Weihnachtsbeleuchtung. Hier ist alles viel moderner, Karaoke Bars und neue Gebäude säumen die Strasse. Im Sabai Sabai bestellen wir „Spicy Food“. Mit Müh und Not schaffen wir unsere Portion. Das hat’s in sich! Uns laufen von der Schärfe beinahe die Tränen runter und ich bekomme davon sofort Schluckauf. Mit einer noch klapprigeren Karre geht’s zurück ins Central Hotel. Da wir heute bereits um 4h aufgestanden sind, fallen wir angenehm in die Betten.

Sa., 9.12.2006

Heute schlafen wir lange und gehen gemütlich und ausgiebig frühstücken. Diesmal sind wir in einem anderer Frühstücksraum untergebracht als bei unserem ersten Besuch im Central Hotel. Es gibt knusprig frischen Toast, Ei, fried rice, Tofugemüse und Tee und noch allerlei mehr aus Myanmar. Der Frühstücksraum ist voll. Neben uns ein Tisch mit Chinesen und kleinen Kindern, die herumtollen. Heute ist Einkaufstag für uns und wir wollen zum Bogyoke (Scott Market) gehen. Nach dem Frühstück wasche ich mir noch schnell die Haare während Werner im Reiseführer schnorrt und Geld zusammenpackt. Punkt 10h sind wir am Bogyoke Markt. Gleich im ersten Laden im oberen Stock kaufen wir für Werner zwei schöne Hemden und im Laden daneben für mich insgesamt 5 tolle Röcke und Oberteile. Als wir den Preis für meine Sachen genannt bekommen, ruft Werner „Amaléiiiiiiii“ und die beiden jungen Verkäuferinnen prusten los vor Lachen. Werner versteht es ausgezeichnet zu handeln, lässt seinen Charme spielen und es gelingt ihm natürlich auch alles nun für einen geradezu gigantischen Preis zu bekommen. Klasse! Wir sind richtig stolz und freuen uns! Mit Papiertüten bepackt gehen wir ins EG runter, wo wir bereits beim 1. Yangon Besuch schon waren. Hier beschwatzt uns sofort wieder dieser Geld-Wechsel-Heini, den wir vom ersten Besuch schon kennen. Erfolgreich wimmeln wir ihn auch dieses Mal wieder ab. An einem großen T-Shirt Stand kaufen wir einige günstige Shirts mit Motiven aus Myanmar für Werner. Der Tag hat sich für uns gelohnt und wir sind zufrieden mit unserer Beute! Genug Shopping für heute!

 

Wir verlassen den Markt wieder und gehen nach gegenüber zum New Bogyoke Market und decken uns dort mit einer neuen Zahnpastatube und Duschgel ein. Uns kommt es nun in Yangon sehr viel heißer vor als bei unserem ersten Besuch. Wir bringen unsere Einkaufsschätze ins Hotel und holen Nachschub an Geld, da wir nun pleite sind. Anita hat uns gestern den Tipp gegeben auf dem Sakura Tower in der Nähe unseres Hotels die Aussicht zu genießen. Wir fahren mit dem Aufzug bis zum 20. Stock hinauf und machen es uns in den bequemen Sesseln der großen Lounge gemütlich und trinken einen original europäischen Bohnenkaffee. Im Hintergrund dudelt aus einem Lautsprecher „Stille Nacht“ auf Englisch. Funkelnder Weih-nachtsbaumschmuck gibt uns das Gefühl in Europa zu sein. Wir wollen es aber lieber burmesisch. Werner filmt aus den riesigen Glasfenstern des Tower auf die Sule Pagode hinunter. Der Aufzug bringt uns wieder hinunter und durch die belebte Strasse bannen wir uns den Weg zur Sule Pagode vor, wo Werner sich bei einem der vielen Optiker eine Brille kaufen will. Der Optiker-Stand hat viele Brillen-gestelle zur Auswahl, die alle verstaubt in einer ebenso staubigen Glasvitrine liegen. Werner entscheidet sich für zwei Brillengestelle und nachdem Dioptriezahl angegeben und eine Anzahlung gemacht wurde, gehen wir Richtung Chinatown und Chinesischen Markt.

 

Jetzt beim 2. Besuch empfinden wir die Hauptstadt Yangon doch ein wenig anders als bei unserem 1. Besuch: doch fortschrittlicher und moderner als manch andere Landstriche, die wir in Myanmar bisher gesehen haben. Jedenfalls ist ganz Yangon ein einziger Verkaufsladen und „Fresstempel“ ?. In jeder Straßenecke wird alles Mögliche zum Verkauf angepriesen und dabei lauthals geschrien. Es gibt Unterhosen, Hemden, Berge von Billigklamotten, Plastikspielzeug, Taschenlampen, Obst, Gemüse und „Fast Food“ in Hülle und Fülle. Überall wird gebrutzelt, gebraten und gegessen. Einige Leute spucken ihren gekauten roten Betelsaft mitten auf die Strasse. Lautes Geschrei und Stimmengewirr klingt in unseren Ohren. Die reinste Verkaufsorgie! Wir wollen uns das chinesische Viertel Chinatown ansehen, das sich regelrecht auf die „7 Kostbarkeiten“ spezialisiert hat. Irgendwelche undefinierbar aussehende Fleischspieße werden in heißem Fett gebrutzelt. Es sind doch Fleischspieße, oder? Woanders preist eine Frau Hühnerfüße und Hühnerköpfe auf einer Platte zum Verkauf an. Ein Mann wendet mit Holzstäbchen - wir müssen 2 x hinschauen - frittierte Maden in heißem, brutzelndem Öl in einer Pfanne. In einer Pfanne daneben bewegen sie sich sogar noch. Na dann mal guten Appetit! Jedenfalls sollen die Dinger sehr eiweißhaltig sein ?. Eben ein typisch chinesischer Markt. Es ist sehr heiß und der Schweiß klebt uns im Gesicht und am Körper. Wir nehmen ein Taxi und lassen uns zur Shwedagon Pagode fahren. Um 15h zahlen wir dort an der Kasse 5$ Eintritt.

Heute wollen wir uns für die riesige Shwedagon richtig viel Zeit nehmen und alles genau inspizieren und auf uns wirken lassen. Eine Frau sitzt mit geschlossenen Augen im Schneidersitz auf dem Boden einer Pagode, hält eine Art Rosenkranz in ihren Händen und ist tief versunken im Gebet. Jedes Türmchen, Winkelchen und Bögelchen wird von uns ausgiebig gefilmt. Viele Holzschnitze- reien sind wunderschön verarbeitet und finden unsere besondere Betrachtung. Wir können die Herrlichkeit und Verehrung dieser Pagode sehr gut spüren. Ein regelrechter Glanz geht von ihr aus. Uns fällt auf, dass hier viel mehr los ist als bei unserem ersten Besuch mit unserem Führer Lat. Es ist heute sehr heiß und wir haben einfach zu wenig zum Trinken dabei. 3 Stunden lang filmen und fotografieren wir wie wild und können gar nicht genug bekommen von der bezaubernden Shwedagon und den vielen Besuchern.

Ab und zu suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und ruhen uns dann dort ein wenig aus. Auf dem Boden sitzen viele Menschen und sind andächtig im Gebet versunken.


Einige übergießen die weißen Buddhafiguren mit Wasser und huldigen ihnen. Sogar Moslems nutzen die Shwedagon für ihr Gebet. Burmesinnen haben am späten Nachmittag die Aufgabe den gesamten Pagodenhof zu kehren. Mit ihren Reisigbesen wischen sie alle im Gleichschritt in einer Reihe nebeneinander laufend den Hof. Mit dem Kehren der Pagodenhöfe erhoffen sich die Buddhisten später einmal besondere Verdienste. Es wird dunkel und die Stimmung wird richtig mystisch und atemberaubend schön. Die Menschen haben viele Öllämpchen angezündet und der Kerzenschein flackert leise und sanft. Mittlerweile schmerzen uns Füße und Kreuz heftig und wir sind richtig erledigt von der ausgiebigen Umwanderung der Shwedagon. Genug der Impressionen und Filmerei! Das Abendessen beim Inder in der Nähe der Sule Pagode haben wir uns reichlich verdient. Tandoori Huhn mit lecker Reis lassen wir uns richtig gut schmecken.