Montag, 24. August 2009         

Nach kurzem Frühstück im Motel gondeln wir runter zur Brücke, die morgens in schönerem Licht steht. Danach geht’s Richtung Süden aus Lake Havasu City heraus. Malerisch führt uns die Straße am Lake Havasu entlang. Jet-Skifahrer vergnügen sich auf dem See. Am südlichen Ende des Sees befindet sich die Staumauer, danach folgen wir dem Colorado River. Am Ufer befinden sich beneidenswerte Domizile, davor grüner Rasen und Bootanlegestellen mit entsprechenden Schnellbooten zum Wasserskifahren. Mit dem nötigen Kleingeld ließe es sich hier bestimmt gut aushalten. Am nächsten Abzweig nehmen wir die Straße Nr. 62 nach Westen. Hier führen zwei Brücken über den Colorado River, eine davon nur für die Eisenbahn. Bald nach der Brücke rollen wir in der kleinen Ortschaft Vidal ein. Der Bundesstaat Kalifornien möchte es hier ganz genau wissen und kontrolliert die Fahrzeuge nach eingeführten Veterinärprodukten. Wir müssen in großer Hitze warten bis man prüft, ob wir nicht etwa ein totes Rind oder eine halbe Sau auf der Harley mitführen. Das Thermometer an der Harley zeigt 105 Grad Fahrenheit (also gute 40 Grad Celsius an). Gleich nach dem Kontrollposten liegt rechts eine kleine Bar. Dort genehmigen wir uns eine kühle Cola. Nun führt uns die Straße Nr. 62 mittenrein in die südliche Mojave Wüste.

 

Still, leer und heiß. Nur wenige Punkte, die das Auge anziehen. Und gerade deswegen ist die Mojave Wüste so faszinierend. Sie umfasst 35.000 km² auf dem Gebiet der US Bundesstaaten Kalifornien, Utah, Nevada und Arizona. Hier werden in den Monaten Juli bis August durchschnittlich Temperaturen von über 45 °C erreicht. Wir rollen an mehreren große Salzseen vorbei. Nach etwa 100 Meilen kommen wir verschwitzt in Twentynine Palms an. Jetzt brauchen wir dringend etwas zu trinken. Wer hatte eigentlich die Idee auf einer Harley im August durch die Mojave Wüste zu fahren? Wir gehen zu Mac Donalds, denn da kann man einmal bezahlen und sich dann am Refill-Automaten so viel nachholen wie man möchte. Mac Donalds macht kein gutes Geschäft mit uns. Wir nutzen die Air-Condition des Restaurants um unser kochendes Blut wieder auf 36 Grad zu bekommen. Gut ausgekühlt schwingen wir uns wieder auf unser Moped und tuckern zum Eingangstor des Joshua Tree Nationalpark. Mormonen, die einst die Mojave Wüste durchquerten, gaben dem Joshua Tree seinen Namen. Sie erkannten in den Bäumen die Gestalt des Propheten Joshua, der mit ausgestreckten Armen den Israeliten den Weg ins gelobte Land wies. Am Eingang nimmt man uns 10 Dollar ab. Gleich hinter dem Eingangstor wachsen verschiedene interessante Kakteen. Die Straße steigt an und nach ein paar

Meilen tauchen die ersten Joshua Trees auf, die typisch für die Mojave Wüste sind. Dieses Agaven- gewächs erreicht Wuchshöhen von bis zu 15 Metern und kommt nur im Südwesten der USA vor. Steffi macht Filmaufnahmen vom Motorrad aus. Der höchste Punkt ist der Key View, mit Weitblick ins Tal. Hier ist es angenehm, weil nicht so heiß. Bei der anschließenden Abfahrt liegt die Sonne hinter uns und so gelingen nette Aufnahmen. Hier stehen wirklich tausende von diesen Bäumen herum, teilweise 6 bis 7 Meter hoch. Nach drei Stunden in diesem Park verlassen wir ihn bei Joshua Tree City. Das Safari Motor Inn Motel ist schnell gefunden, ein kleines Motel von einem Inder geführt. Er ist bereits seit 30 Jahren in Amerika und hat keine Lust mehr auf Indien. Er ist sehr nett, gibt uns eine kühle Flasche Wasser mit aufs Zimmer und bringt uns ein deutsches Buch zum Lesen, welches irgendein Deutscher hier mal vergessen hat. Als wir fragen, ob wir den Pool benützen können, reinigt er ihn noch kurz vorher – und platsch – schon sind wir drin. Der Pool ist schön groß und erfrischend kühl, das tut gut. Nach 1 ½ Stunden Poolaufenthalt dackeln wir rüber ins Santana Restaurant. Wahrscheinlich das einzige hier im Ort. Es gibt mexikanisches Futter. Der Koch ist sehr lustig und singt in der Küche. Das Essen schmeckt so, dass wir denken, der Koch hätte mal lieber Sänger werden sollen. Darauf holen wir uns im Liquor Store noch ein Bierchen und einen Cognac. Das kann bei diesem Essen nicht schaden. Wir dürfen aber im Lokal keinen Alkohol öffentlich trinken. Deshalb bekommen wir einen Plastikbecher aus dem wir das Zeug trinken sollen. Die dicke Mexikanerin meint, wir sollen die Bierdose besser einstecken, sonst bekommt sie Ärger. Kein Problem. Die Amis reglementieren den Alkoholgenuss eben sehr stark. Grundsätzlich ist es hier verboten Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken. Bei Bier und Cognac fällt es uns leicht die Route für die letzten Tage gemeinsam zu beschließen.

Dienstag, 25. August 2009         

Ziemlich früh springen wir heute aus den nicht vorhandenen Federn. Wegen der Hitze hatten wir alle Fenster heute Nacht offen. Als ab 5 Uhr die ersten Lastwagen draußen vorbei knattern werden wir wach. Gegenüber dem Safari Inn gibt es eine Tankstelle, dort versuchen wir zu frühstücken. Ein paar skurrile Typen sind auch bereits auf. Wahrscheinlich sind sie aus Los Angeles, das ja nur 120 Meilen von hier weg ist. Halbchinesen mit langen Zöpfen, ein paar Kiffer, eine Frau, mit Sheriffstern. Wir nehmen unser obligatorisches Sandwich, diesmal mit Roastbeef und trinken den immer gerne wieder getrunkenen American Coffee, bäääh. Wir haben gestern beschlossen Los Angeles zu umfahren und so suchen wir die malerische Straße Nr. 247 nach Barstow in der Mojave Wüste. Die letzten Häuser von Joshua Tree City, mit ihren riesigen Klimaanlagen auf den Dächern, verschwinden und schon grüßt uns die Wüste erneut. Nach 80 Meilen erreichen wir Barstow.

 

An der Tankstelle das immer gleiche Problem: Unsere Kreditkarte funktioniert nur, wenn man vor dem Tanken einen Zipcode (also eine Postleitzahl) eingibt, wo man in Kalifornien wohnt. Werner hat sich dazu mal einen Zipcode aufgeschrieben. Dieser hat schon des Öfteren funktioniert, aber leider klappt das nicht immer. Deshalb muss Steffi wieder an die Kasse und die Karte hinterlegen damit der Tankwart von innen die Zapfsäule freigibt. Hier ist der Tankwart besonders doof, denn er möchte nicht nur die Kreditkarte haben, sondern auch noch Werners Reisepassnummer. Ja was denn noch alles? Vielleicht die Schuhgröße und das Geburtsdatum der Großmutter? Bloß weil die an Tankstellen kein Bargeld nehmen, muss man ja nicht sein ganzes Leben offenbaren. Das ist Werner zu viel. Er vermutet, dass der Tankwart eventuell irgendetwas mit den Daten vorhat und fährt zur nächsten Tankstelle, gleich an der nächsten Ecke. Dort klappt’s auch nur mit Steffis Abgabe der Kreditkarte beim Tankwart. Es klappt sogar gleich so gut, dass die Abschaltautomatik des Tankstutzens gar nicht mehr aufhören will zu arbeiten als der Tank voll ist. Das Benzin schwappt über und ein ¼ Liter läuft Werner über die Hose. Wie sind die Amis eigentlich damals zum Mond gekommen?

 

Mit (über)vollem Tank entscheiden wir uns noch einen Abstecher zur Geisterstadt Calico zu machen. Die Stadt wurde 1881 im Zuge des Silberbergbaus gegründet. Zu ihren besten Zeiten lebten ungefähr 1.200 Menschen in Calico und es gab über 500 Minen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fiel der Silberpreis in den Keller. Die Minen waren nicht mehr ökonomisch und die Stadt wurde in Folge dessen aufgegeben.  Man nimmt uns 6 Dollar Eintritt ab. Es gibt sogar einen Parkplatzwächter in Cowboy-Klamotten. Werner zieht seine kurze Hose an, damit besichtigt sich’s einfach besser bei über 40 Grad. Wir stapfen ganz hoch bis zum Anfang der alten Ansiedlung. Dort steht die alte Schule mit Holzpulten aus dem Jahre 1895. In den ehemaligen Wohnhäusern versucht man verschiedene Waren an den Mann zu kriegen: Töpferware, Postkarten, Cowboysättel u.a. Für einen Dollar kann man die alte Mine besichtigen, die 300 Meter in den Berg hinein geht. Weit in der Mine hilft Schwarzlicht das Silber sichtbar zu machen. Nach zwei Stunden Besichtigung reicht es uns. Wir verlassen das Nest auf dem Highway Nr. 15, kaufen an einer Tankstelle einen 3 Liter Kanister Wasser, den wir sogleich leer trinken und biegen dann auf die 58er in Richtung Four Corners. Von Four Corners auf der 395 nach Red Mountain und von dort auf ein Ministräßchen Richtung Randsburg, auch eine Geisterstadt, allerdings noch mit ein paar Einwohnern. Man versucht sich hier am alternativen Dasein, deutlich erkennbar an den Gestaltungen der wenigen Vorgärten bzw. der Hausfassaden. Es gibt auch ein kleines Cottage in dem man schlafen kann. Es ist 16 Uhr und wir versuchen mal unser Glück in dem Cottage. Wir werden (allzu) herzlich empfangen von einem Typen, der uns gleich die Hand schüttelt. Er ruft den Chef, der uns gleich ein paar Zimmer zeigt. Der Chef meint, wir haben freie Auswahl, da sich heute noch kein anderer Gast im Cottage eingemietet hat. Steffi verdreht die Augen, sie merkt schon jetzt, dass uns das zu teuer ist. Das kleinste Zimmerchen kostet 95 Dollar plus Steuer, also 120 Dollar. Außerdem ist die angeschlossene Pizzeria geschlossen, die hat nur Freitag/Samstag/Sonntag geöffnet. Das heißt für uns: Heute ohne Essen ins Bett. Auch darauf haben wir keine Lust, verabschieden uns freundlich und schwingen uns aufs Motorrad.

 

Von hier führt ein kleines Sträßchen einsam an einem großen Salzsee entlang. Wir halten an um ein wenig zu fotografieren. Da es neben der Straße sehr sandig zugeht, stellen wir die Harley ganz rechts an den Straßenrand, noch auf dem Teer. Werner möchte vermeiden, dass er die Maschine umschmeißt. Die Straße geht noch gut 3 Meilen nur gerade aus. Als wir fotografieren nähert sich ein Auto. Der Typ darin fährt immer langsamer je näher er uns kommt. Er hält neben uns an, lässt sein Fenster einen Spalt herunter und schimpft uns schrecklich: Wie wir nur so unverschämt sein können, die Harley hier abzustellen und zu fotografieren. Er regt sich richtig auf. Wir sagen gar nichts, sondern schauen ihn nur an. Die Straße ist ca. 5 Meter breit, also breit genug, dass er einfach hätte vorbei fahren können. Aber anscheinend hat das Ganze sein Sicherheitsbewusstsein überfordert. Er wird laut, aber aussteigen traut er sich doch nicht, schließlich sind wir suspekt aussehende Harley Fahrer. Aber wir sind auch froh, dass der komische Heini keine Knarre dabei hat und lassen ihn fahren ohne ihn zu provozieren. 

 

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur Straße Nr. 14. Werner hofft an der Kreuzung ein Motel zu finden, aber leider gibt’s da gar nichts. Also quälen wir unseren Lederarsch noch bis Inyokern. Auf der rechten Seite gibt es ein Steakhouse und ein Motel, na endlich. Wir freuen uns, da heute besonders viele Meilen zusammen gekommen sind. Aber was sehen unsere müden Äugelein: „No vacancy“. Das Motel ist wegen Renovierung geschlossen. Oh Mann, wir müssen also nochmal 10 Meilen bis Richcrest weiter fahren. In Richcrest sehen wir endlich ein Motel 6. Abgekämpft und verschwitzt fragen wir nach. Leider ist der Schuppen bereits voll. Gegenüber gibt es ein kleines Motel, aber dies scheint leider geschlossen zu sein. Also wieder aufs Moped geschwungen und weiter. Nach ein paar hundert Metern gelangen wir zum Economy Inn Motel. Eine Mexikanerin empfängt uns und zeigt uns ein schönes Zimmer mit Kingsize Bett für 43 Dollar. Sogar einen Pool gibt es hier, indem wir sofort ein paar Runden drehen. Nach dieser Regeneration schleichen wir vor ins Dannys Restaurant. Heute klappt’s sogar mal ohne Pullover, da die Klimaanlage hier auf angenehme Temperatur gestellt ist. Das Dannys ist ein Garant für gutes, günstiges Essen mit freundlichem Personal. Für beide Dinner bezahlen wir 32 Dollar. Auf dem Rückweg schauen wir noch in ein 1 Dollar Geschäft rein. Wahnsinnig viel Kitsch gibt es hier, jeder Artikel nur 1 Dollar. Am Eingang schon Papierblumen in Hülle und Fülle, drinnen Weihnachtskarten, Kosmetika, Klopapier, Seifen, Haarbänder und Skelette. Für uns dürfen es ein paar Flaschen Wasser sein. Damit können wir morgen in der Mojave Wüste unseren Flüssigkeitshaushalt wieder ausgleichen.

Mittwoch, 26. August 2009         

Da unser Zimmer nach hinten raus geht und die Gäste hier schön ruhig sind, schlafen wir bis ½ 9 Uhr aus. Die vielen Kilometer der letzten beiden Tage, ca. 900, fordern ihren Tribut. Da Mac Donalds gleich nebenan liegt watscheln wir da zur Abwechslung mal zum Frühstücken hin. Beide bestellen wir Cappuccino und das „Deluxe Breakfast“ für 3$49: Pancakes mit Sirup, flachgedrückte Fleischpflanzerl, Würstel mit Kräutern drin, Rührei und Hashbrowns, so eine Art Kartoffelrösti. Alles ziemlich deftig, da wundert‘s nicht, dass hier die Hintern immer breiter werden. Eine Putzfrau putzt mit dem immer gleichen Lappen die Stühle, die Stuhlbeine, die Tische und schließlich auch noch die Kaffeemaschine. Natürlich ohne den Lappen mal auszuwaschen, das wäre ja langweilig. Neben uns sitzen ein paar überfette Amis und beten, bevor sie ihren Hamburger reinfuttern. Entweder sind sie sehr religiös oder sie haben hier schon öfter gegessen.

 

Wieder an der frischen Luft sehen wir auf der anderen Straßenseite einen alten, vanillefarbenen Chevrolet stehen, mit spitzen Kotflügeln hinten. Das sieht man auch hier selten. Wir fotografieren das Stück, schon stapft der Besitzer daher. Ein Typ, etwa 40 Jahre mit seinem Sohn. Anscheinend ist er stolz, dass wir das Auto fotografieren. Er fragt Werner, ob er sich mal reinsetzen möchte. Werner lässt sich das natürlich nicht entgehen. Innen rote Ledersessel und eine Sitzbank so breit wie ein Segelboot. Der Typ hat vor 15 Jahren den Wagen von einem alten Mann abgekauft, der ihn selbst 1959 neu gekauft hat. Wir schwatzen noch ein wenig, dann müssen wir los. Zuerst die 14er, dann die 178er Straße über den Walker Pass. Dort auf 2.000 Meter Höhe ist es angenehm kühl. Der Himmel ist strahlend blau und auch hier stehen noch hunderte Joshua Trees rum. Hinter dem Pass haben wir nun die Mojave Wüste endgültig hinter uns gelassen. Die Landschaft ist nun lieblich grün und da hier der Sequoia Forest beginnt, tauchen hier auch größere Bäume auf. Steffi sieht zwei Hirsche. Wir biegen ab auf eine schmale Straße nach Fairview, eine sehr schöne Strecke vorbei an Sonnenblumenfeldern. Das Wasser dafür kommt vom Kern River, der jetzt durch landschaftlich reizvolle Canyons in den Bergen fließt und ein beliebtes Ziel für Rafting und Kayaking darstellt. Er ist der einzige größere Fluss in den Bergen der Sierra Nevada, der in südliche Richtung fließt. Steffi wundert sich schon seit ein paar Kilometern wonach Werner dauernd sucht. Er schaut dauernd links runter und hält nach einer Bademöglichkeit Ausschau. An einem kleinen Parkplätzchen halten wir an. Werner schnappt sich seine Badehose und geht runter zum Fluss.

 

Das Wasser sieht wunderbar sauber und glasklar aus. Als er in seine Badehose springt, tönt Steffi von oben: Was willst du hier, du willst doch hier nicht etwa Baden? Zuerst hält sie nur die Füße rein, aber letztendlich hält sie es doch nicht mehr aus, zieht sich ihren Bikini an und – platsch. Die Luft hat ca. 40 Grad, das Wasser ca. 20, da kann man es gut im Wasser aushalten. Steffi will gar nicht mehr raus. Nach einer guten Stunde schwingen wir uns wieder auf den heißen Ledersattel der Harley. Nach einigen Kilometern sehen wir schon von weitem die ersten Sequoia Bäume. Bei einem ca. 40 Meter hohen Exemplar kann man sogar unten durchgehen. Überall liegen die 30 cm große Sequoia Zapfen herum. Die Ortschaft Ponderosa hat nur eine Handvoll Einwohner. Wir halten hier an einer Blockhütte um etwas zu trinken. Von innen tönt laute Hardrock Musik heraus. Für uns brüht man extra frischen Kaffee auf, das Haferl für nur 50 Cent. Wir setzen uns auf die Veranda und lauschen der Musik. Klar, wenn ich mitten im Sequoia Wald wohnen würde, wäre Hardrock auch an der Tagesordnung. Nach 30 Minuten Pause kurven wir weiter. Die Straße weist so gut wie keine geraden Stücke mehr auf, es reiht sich eine Kurve an der nächsten. Nach 2 stündiger Kurvenorgie erreichen wir Springville. Da wir ganz ausgetrocknet sind, ziehen wir uns erst mal einen Liter Wasser rein. Hinter Springville verlassen wir die Greenhorn Mountains und es geht tiefer ins Flachland nach Porterville. Dort beginnt der Highway Nr. 65, der uns ganz schnell nach Lindsay bringt. In Lindsay quartieren wir uns nach kurzer Preisverhandlung von 75 Dollar auf 60 Dollar im Super 8 Motel ein. Schnell werden noch ein paar Runden im Pool gedreht bevor die Sonne untergeht. Da das Motel von der Hauptstraße gut einsehbar ist, versteckt Werner das Motorrad hinter dem Motel und versperrt es mit den 7 Schlössern und Ketten. Heute haben wir mal Lust auf fettfreies, frisches Essen. Deshalb kaufen wir uns im Safemart Supermarkt Honigmelone, Schinken und ein kühles Budweiser. Im Bett liegend dreht sich immer noch alles, ist das nun das Bier oder waren das die vielen Kurven heute?

Donnerstag, 27. August 2009         

Als um 7 Uhr die ersten Lastwagen am Motel vorbeidonnern wachen wir auf. Im Frühstückraum des Motels gibt es einen Waffelautomaten, den wir ausgiebig quälen. Der Orangensaft dazu ist frisch gepresst, kein Wunder, gibt es doch um Lindsay herum Tausende von Hektar große Orangenplantagen. Auch Paprikapflanzen stehen in diesem grünen Teil Kaliforniens massenweise herum. Unsere Reise geht weiter nach Norden nach Exeter, ein kleines Nest mit noblen Villen und gepflegten Vorgärten. Die Straße 198 führt uns in den Sequoia Nationalpark hinein. Am Eingangstor dürfen wir pro Person 10 Dollar für die beiden Nationalparks berappen. Der Sequoia und der Kings Canyon sind zwei beieinander liegende Nationalparks.

 

In schmalen Serpetinen  führt das Sträßchen bis zu einer Höhe von 2.500 Meter nach oben. Die Gesamtfläche beider Parks beträgt etwa 3.500 Quadratkilometer. Die Landschaft der beiden Parks weist wegen der extrem unterschiedlichen Höhen von 400 m bis über 4.000 m eine große Vielfalt auf. Im Park liegt der Mount Whitney – mit 4.421 Metern der höchste Berg der USA außerhalb Alaskas. Riesige Berge, tiefe Canyons und hohe Bäume bilden die unterschiedlichsten Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Die Hauptattraktion bilden die beeindruckenden Riesenmammutbäume, die eine Höhe von mehr als 80 m und einen Durchmesser von über 11 m erreichen können. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist der ca. 2.500 Jahre alte Mammutbaum mit dem Namen General Sherman Tree, seinem Volumen nach der größte lebende Baum der Erde. Um ihn zu sehen halten wir an einem Parkplatz an und müssen 1,6 km durch den Wald laufen. Ein paar gar nicht scheue Rehe äsen friedlich am Wegesrand.

Dann sind wir am General Sherman Tree und staunen nicht schlecht. Sooo ein Riesenkoloss! Auf einem Schild steht, er wiege 1.400 Tonnen. Nach ausgiebiger Besichtigung noch anderer Baumriesen latschen wir den ganzen Weg zurück und wollen weiter fahren. Aber wir kommen nicht weit. An einer Baustelle werden wir angehalten. Es ist 13 Uhr 5. Wir sind 5 Minuten zu spät, der Konvoy ist durch, wir müssen nun eine Stunde warten. So was Blödes. Wir beschließen ins Visitor Center zurück zu fahren um die Zeit wenigstens etwas sinnvoll zu nutzen. Es gibt alte Bilder zu sehen, einen Film über Waldbrände und zum  Glück gibt’s auch ein Tässchen Kaffee um sich die Zeit zu vertreiben. Langsam rollen wir nach 45 Minuten zur Baustelle. Pünktlich um 14 Uhr rollt der Konvoy an. Vorne fährt natürlich ein Pilotfahrzeug, das gemächlich auf der 5 km langen, einspurigen Baustelle entlang fährt. Am Grant Grove Visitor Center im Kings Canyon Nationalpark halten wir erneut an. Eine Stunde dauert der Fußmarsch um den General Grant Tree zu sehen. Dies ist der zweitgrößte Sequoiadendron Giganteum der Erde, etwa 1900 Jahre alt. Wir laufen auch durch einen umgefallenen, ausgehöhlten Sequoia Baum.

 

Nach ausführlicher Besichtigung setzen wir die Fahrt fort in Richtung Kings Canyon. Nach vielen Kurven drängt sich das Sträßchen durch eine wilde Schlucht. Alle Fahrzeuge halten an einer markanten Stelle an. Hier steht eine hohe Felsnadel mitten in der Schlucht. Sollte die hier mal umfallen, begräbt sie einen ganzen Bus unter sich. An der Kings Canyon Lodge mit seiner uralten Tankstelle (auf der Pumpe ein Schild von 1928) versuchen wir ein Zimmer zu bekommen. Leider ist niemand da, deshalb geht’s für uns weiter Richtung Westen. Die tiefstehende Sonne taucht die Landschaft in rötlich-gelbes Licht. Nun folgt eine Kurvenorgie auf der Straße 180 bis Pinehorst und dann auf der 245er, die sich ewig dahinzieht bis Badger. Fast 3 Stunden müssen wir tausende von Kurven fahren bis wir endlich um 20 Uhr, bereits im Dunklen, in Visalia ankommen. Visalia ist sehr ausgedehnt und so müssen wir auch noch eine Zeit suchen um ein Motel zu finden. Wir tanken und fragen den Tankwart nach einem Motel. Sein Tipp stimmt. Der Schuppen heißt Murphies Motel. Als wir ankommen begrüßt uns ein junger Typ vor der Rezeption. Er hat sich gerade ausgesperrt und versucht nun mit einer Holzlatte das Seitenfenster der Rezeption zu öffnen. Er schafft es und steigt durch das Fenster ein. Von innen öffnet er uns dann freundlich die Türe. So wie es aussieht, sind wir die einzigen Gäste im Motel. Schräg gegenüber gibt es die Auswahl zwischen Taco Bells und Mac Donalds. Beides nicht gerade traumhaft, aber der Hunger drückt es schon rein. Steffi versucht heute Abend mal „Blue Water“ statt Cola, schüttet es aber nach einem kleinen Schluck gleich wieder weg. Ihr Gesicht zeigt deutlich wie das Zeug schmeckt. Na ja, man kann nicht alles haben.

Freitag, 28. August 2009        

Heute entlässt uns die Bettdecke erst um 8 Uhr 30. Als wir eine halbe Stunde später losfahren ist niemand an der Rezeption. Na klar, für uns alleine steht der Typ erst gar nicht auf. Wir werfen den Schlüssel in seinen Briefkasten. Schilder sind Mangelware, deshalb fahren wir nach Himmelsrichtung. Da Visalia etwa 80.000 Einwohner hat, aber keine Hochhäuser, ist der Ort auf viel Fläche verteilt. An einer Tanke suchen wir nach unserem obligatorischen Morgenkaffee. Als wir uns mit einem Hörnchen und einer Tasse Kaffee an einen Tisch setzen, staunen wir über die vielen, vielen Chipstüten und Süßigkeiten, die hier zu erwerben sind. Ungesundestes Futter soweit das Auge blickt, sogar eine Tüte getrocknete Pommes Frites mit Ketchup gibt es. Wir schwingen uns auf die Maschine und kommen endlich aus Visalia raus. Am Stadtrand stehen riesige Kuhställe mit hunderten von Kühen und entsprechend großen Blech-Heustadeln. Auch Schweinemast wird im großen Stil betrieben. Sobald wir die Stadt verlassen haben säumen links und rechts der Straße üppige Ackerflächen unseren Weg. Nach einigen Meilen ändert sich das Bild und die Ackerflächen weichen dem Weinanbaugebiet der Joaquin Valley. Hier wächst er also, der Kalifornische Zinfandel. Nach dem Wein folgen Orangen- und Mandelbäume und Rosenfelder. An einer Stelle halten wir. Hier liegen fein säuberlich Strohballen ungefähr 10 Meter hoch, 10 Meter breit und 500 lang. Über Tulare folgen wir der Straße Nr. 43 nach Süden bis wir rechts auf die 119er stoßen und kommen so nach Taft. Noch so ein weitläufiges Nest.

 

Es ist sehr heiß und abermals eher wüstenartig. Rund um Taft stehen hunderte Ölpumpen, die das Öl aus dem Wüstenboden ziehen, eine neben der anderen. Im K-Mart von Taft kaufen wir uns heute mal eine kühle Cola – das zischt. Da Steffi unbedingt nach Santa Barbara möchte, nehmen wir die 33er nach Süden. Wir überqueren den Pine Mountains Summit, ein kurviger, einsamer Pass mit 1.500 Meter Höhe. In der Ortschaft Ojai suchen wir die Straße Nr. 160. Leider müssen wir dazu ein wenig den Ort besichtigen, da es auch hier mit Schildern schlecht bestellt ist. Ojai ist anscheinend ein mondänes Örtchen. Im Rückspiegel kann Werner beobachten wie sich Steffis Pupillen bei der langsamen Vorbeifahrt an den schicken Klamottenläden weiten. Die San Rafael Mountains lassen das kühle Pazifikklima nicht bis hierher vordringen. Die Hitze staut sich hier in diesem Tal auf fast 50 Grad, obwohl die Küste keine 10 Meilen entfernt liegt. Bald sind wir auf dem Freeway Nr. 101, aber dank der ungünstigen Zeit, Freitagnachmittag, ist entsprechend viel Verkehr. Alles drängt aus Los Angeles heraus aufs Land. Werner verlässt den Freeway und wählt stattdessen lieber die alte 192er, die neben dem Freeway verläuft. Hier staut sich der Verkehr noch nicht so stark. Im mondänen Montecito stehen schicke Häuschen am Bergrücken. Von oben hat man einen schönen Ausblick auf den Sandstrand. Steffi fragt in einer Tankstelle wo es denn in der Nähe Motels gibt. Der Tankwart kommt gleich raus und versucht es Werner zu erklären. Er spricht miserabel Englisch, aber gut Spanisch. Bueno, dann erst mal rechts runter zum Strand und dann auf die Loma-Alta. Dort würden sich die Motels befinden, auch die nicht so teuren. Wir können das gar nicht glauben, schließlich sind wir nun schon mitten in Santa Barbara und hier schaut so gut wie nichts günstig aus. Der Palmen Boulevard liegt direkt unten am Jachthafen, wunderschön. Die Pier liegt malerisch in der Sonne.

Typisch kalifornische Strandatmosphäre: Rollerskater, Möwen, Pelikane, Harley Fahrer, malende Künstler, riesige Palmen, Jogger und Fischrestaurants. Einmal links und einmal rechts, nur 100 Meter vom Boulevard entfernt fragen wir in einem Motel 6 nach. Für das Zimmer möchte man uns gerne 190 Dollar abnehmen. Gleich dahinter liegt, etwas ruhiger, ein kleines Motel. Dort gibt man sich auch mit 122 Dollar zufrieden. Gut, das nehmen wir. Danach schlendern wir auf den Pier entlang bis zu einem Fischlokal. Die aushängende Speisekarte liest sich verlockend. Leider ist kein Platz frei. Man kann sich in eine Warteliste eintragen und bekommt dann eine Zeit zugeteilt, wann man hier wieder erscheinen darf um seinen Platz einzunehmen. Für uns wären das 1 ½ Stunden, nein danke. Ein frecher Seelöwe schwimmt den Anglern, die hier auf der Pier stehen zwischen den Leinen durch. Wir dackeln zurück zum Hotel und fragen den Typen in der Rezeption wo man hier günstig essen könnte.

 

Er grinst: Günstig? In Santa Barbara? Wir verstehen. Er empfiehlt uns zwei Lokale. Uns steht der Sinn nach Fisch und so wählen wir das von ihm empfohlene, urige Fischlokal. Dort ist richtig was los. Aber wenigstens scheint es hier gut zu sein, sonst würde der Laden nicht so brummen. Man bittet uns für ca. 15 Minuten an die Bar und drückt uns einen Plastikhummer in die Hand. Wenn er rot zu blinken beginnt, sollen wir uns zum „Wait to be seated“-Schild begeben. Ein schwuler Kellner weist uns dann einen netten Tisch zu.  Wir nehmen die gemischte Fischplatte mit allem Schnicki-Schnacki, nicht billig, aber sehr lecker. Dazu einen kalifornischen Zinfandel Rose. Das Lokal ist sehr offen, inklusive offener Küche. Man kann gut sehen was die zwei Dutzend Köche dort so fabrizieren. Ab und zu schlagen die Flammen meterhoch, wenn die Jungs etwas flambieren.

Samstag, 29. August 2009        

Bis 8 Uhr 30 können wir schlafen. Es geht nochmal vor zur Palmenallee, die jetzt in schönem Morgenlicht liegt. Nördlich verlassen wir Santa Barbara auf dem Freeway Nr. 101. An den nächsten Tankstellen versuchen wir etwas zum Frühstücken zu bekommen, aber es gibt nur so komische Snacks aus der Tüte, das wollen wir nicht. Am Gaviota Beach bekommen wir an einer Tankstelle eine Roasted-Turkey-Sandwich, ganz frisch mit Salat, na also, geht doch! Gut gestärkt fahren wir weiter. Aus einem Sportflugzeug fallen Fallschirmspringer vom Himmel. Na die haben bestimmt eine tolle Aussicht von dort oben. Hier an der Küste des Pazifiks hat es angenehme 25 Grad, ideal zum Motorrad fahren. Die kalifornische Küste zwischen Los Angeles und San Francisco (Central Coast) gehört sicherlich zu einer der schönsten Landschaften und Autostrecken der USA. Diese 400 Meilen lange Strecke bietet alles, was man von einer Küstenlandschaft erwartet: herrliche, einsame, palmengesäumte Strände, wunderschöne Dünenlandschaften, Wellen, die gegen hohe Granitfelsen branden und dichte Wälder mit gigantischen Küstenmammutbäumen. Der Highway Nr. 1, oder auch der Pacific Coast Highway, zieht sich ausschließlich an der Küste entlang. Am Strand in Pismo Beach stehen Zelte am Strand. Lange Stege führen weit ins Meer hinein und die Menschen versuchen mit gigantischen Hochseeangeln hier etwas Größeres herauszufischen. Na ja, hier gibt’s ja auch weiße Haie. Der Highway Nr. 1 führt manchmal auch ein paar Meilen von der Küste ins Landesinnere. Sofort steigt die Temperatur auf über 45 Grad. Durch ausgiebige Anbaugebiete leitet uns die Straße zurück an die Küste. In dicken Pullovern arbeiten die lateinamerikanischen Erntehelfer auf den Feldern, um so geschützt vor der Sonne, Kohl und Salat zu ernten. Die nächsten Ortschaften heißen Moro Bay und Atascadero. Dahinter beginnt die 150 Meilen lange, malerische Steilküste, die nur unterbrochen von seltenen Abschnitten den Zugang zum Strand zulässt. Direkt am Beach liegt Cambria. Die Hotels hier sehen allesamt sehr luxuriös aus. Vor allen Häusern sind Blumen gepflanzt. Wir halten an einem Steg, der zum Wasser führt. Im Wasser tummeln sich jede Menge Seelöwen. Der Pazifik sprüht seine Gischt in die Felsen. Nach Lucia halten wir an einer Stelle, da es See-Elefanten zu sehen gibt. Wir watscheln zuerst zur südlichen Seite. Ungefähr 50 See-Elefanten faulenzen am Strand, aber leider zu weit weg. Also versuchen wir unser Glück auf der nördlichen Seite. Gerade kommt ein beträchtlicher Bulle aus dem Wasser auf seinen Rivalen am Strand zu. Nach einer kurzen Attacke zieht sich einer der beiden zurück. Die See-Elefanten Kühe 

scheinen wenig beeindruckt. Wir sind ca. 20 Meter von den Tieren weg. Nach 1 ½ Stunden See- Elefanten Streitereien kurven wir nach Big Sur. Dort gäbe es vielleicht eine gute Gelegenheit ein Zimmerchen zu bekommen, außerdem sollten wir langsam tanken. Äußerst malerisch windet sich die Straße an der Steilküste ca. 80 Meter über dem Meer entlang. Big Sur ist kleiner als von uns erwartet, es besteht nur aus ein paar spärlichen Häuschen. Es gibt ein kleines Motel in dem wir nach einem Zimmer fragen. Wir haben Glück, es ist noch ein Zimmer frei, da jemand abgesagt hat. Gleichzeitig haben wir aber auch Pech, da das Zimmer 260 Dollar kosten soll. Das ist uns deutlich zu teuer. Wir verabschieden uns und ziehen auf der von der untergehenden Sonne rot beleuchteten Küstenstraße weiter nach Norden. Sobald wir direkt am Pazifik entlang fahren sinkt die Temperatur auf 15 Grad. Schräg unter uns spritzt die Gischt an den Felsen hoch. Ab und zu steigen Nebelschwaden vom Pazifik hoch.

 

Kurvig zieht sich die Küstenstraße an den Bergrücken entlang. Es sind noch 28 Meilen bis Monterey, ein Ort mit 30.000 Einwohnern. Wir fahren vom Highway Nr. 1 ab und finden gleich die richtige Straße, in der sich massenhaft Motels und Restaurants befinden. Für 65 Dollar quartieren wir uns im Motel Candle Bay Inn am Fremont Boulevard ein. Schräg gegenüber gibt es eine gemütliche Pizzeria. Steffi möchte sich zuerst eine normale Pizza bestellen, aber Werner überzeugt sie doch besser eine kleine Pizza zu ordern, bei den Amis stimmen doch die Größenangaben nur selten und warum sind wohl fast alle hier so fett? Steffi beschwert sich: Sie hätte schließlich den ganzen Tag kaum was gegessen und schon ordentlich Hunger. Als die kleine Pizza kommt gehen ihr die Augen über, das Teil hat 30 cm Durchmesser. Nachdem sie die Hälfte der kleinen Pizza gegessen hat, fleht sie Werner an, er möge doch unbedingt von ihrer Pizza mitessen. Werner hat jedoch auch eine Small Pizza bestellt und ist froh diese gerade noch so zu schaffen. Steffi versteckt das letzte Achtel ihrer Pizza unter der Serviette und meint niemand würde sehen, dass sie nicht alles geschafft hat. Zum Glück müssen wir nur schräg über die Straße um ganz erledigt ins Bett zu kugeln.

Sonntag, 30. August 2009        

Heute haben wir nur noch 60 Meilen vor uns bis nach San Francisco. Als wir von Monterey starten scheint die Sonne. 15 Meilen später jedoch, als wir am Strand von Santa Cruz eine Pause machen ist noch alles im Nebel. Auch hier wird bald die Sonne durch kommen. Am sandigen Beach haben sich bereits die ersten Badegäste versammelt. Man sollte schon etwas hart gesottener sein um hier im Pazifik zu baden, mehr als 14 Grad erreicht er auch im Hochsommer selten. Der Cabrillo Highway führt direkt an der Pazifikküste entlang und bald scheint auch wieder die Sonne. Ungefähr 10 Meilen draußen auf dem Meer lauern schwarze Wolken. Zum Glück werden sie von einem böigen Wind aus dem Landesinneren abgehalten das Festland zu erobern. Bei der kleinen Ortschaft Davenport beschließen wir ins Landesinnere zu fahren um noch den Redwood State Park zu durchfahren. Kurvig schlängeln wir uns ins Landesinnere. Sofort steigt die Temperatur auf 25 Grad.

 

Im Redwood State Park gibt es eine Anhöhe mit Kiosk an dem sich die Motorradfahrer aus San Francisco treffen. Da heute Sonntag ist, ist natürlich entsprechend Betrieb – ca. 100 Motorräder haben sich hier eingefunden. Auch die örtliche Feuerwehr kurvt hier auf einen Kaffee rauf. Das war die letzte Pause mit unserer Harley. Vom Redwood State Park Treffpunkt geht es steil bergab auf den Highway 280, der uns schnell nach San Francisco bringt. Zum Glück finden wir gleich die richtige Ausfahrt um pünktlich bei Eagle Rider Motorcycle einzutrudeln. Wir packen unser Koffer aus und geben die Harley schön schmutzig, mit mehr als 7.000 Kilometern mehr auf dem Tacho, zurück. Sie hat uns vorzüglich gedient, ist nie umgefallen und war ein Glücksmotorrad – keinen Platten und auch das Death Valley hat sie (verbotenerweise) gut überstanden. Zwei Typen von Eagle Rider bringen uns zum Hotel in der Van Ness Avenue. Nachmittags schlendern wir planlos ein wenig durch San Francisco und abends genießen wir in einem thailändischen Restaurant in der Pol Street das feine Essen.

Montag, 31. August 2009        

Unser letzter Tag bricht an. Heute stehen noch einige Sehenswürdigkeiten in San Francisco auf unserem Programm. Mit einer Fahrt mit dem Cable Car geht’s los. Nach der Golden Gate Bridge wohl die bekannteste und beliebteste Sehenswürdigkeit von San Francisco. Seit über einhundert Jahren fährt man in der Stadt mit den Cable Cars. Mit Hilfe der Cable Cars sollte ehemals der schwierige und gefährliche Lasttransport durch Pferde auf den steilen Straßen von San Francisco ersetzt werden. So gab es immer wieder schwere Unfälle mit Pferdekutschen, bei dem die meist vierspännigen Wagen rückwärts die steilen Straßen herunterrasten. Da die Cable Cars erheblich sicherer waren, ermöglichten sie auch die städtebauliche Entwicklung bislang fast unzugänglichen hochgelegenen Gegenden wie Nob Hill. Damit haben die Cable Cars einen beträchtlichen Anteil, dass sich San Francisco so entwickelt hat wie es heute ist. Wer nicht auf mindestens einer der 3 Strecken mit der Cable Car fuhr, der war auch nicht in San Francisco, so sagt man. Wir nehmen die Strecke, die die California Street steil runter zur Ferry Plaza führt. Werner schnappt sich gleich den noch freien Platz ganz vorne um gute Filmaufnahmen zu bekommen. Die Cable Cars werden von unterirdisch verlaufenden Kabeln gezogen. Unten angekommen stehen wir mitten im Financial District mit seinen riesigen Wolkenkratzern. Hier begann die Stadt zu entstehen, damals, als San Francisco noch Yerba Buena hieß und nur eine kleine spanische Siedlung war. In der Montgomery Street verkauften die Goldgräber ihren Goldstaub, wenn sie Glück hatten. Zur Zeit des Goldrausches 1849 wurden hier viele Unternehmen gegründet, die schnell anwuchsen und sich rund um die Montgomery Street und dem Jackson Square niederließen. Die älteste Bank von Kalifornien, die Bank of California, hat hier ihr Hauptquartier. Das Bankhaus und Transportunternehmen Wells Fargo ebenso. Die Geschichte seines beispielhaften Aufstiegs ist hier im Wells Fargo Museum zu sehen. Der Eintritt ist frei, das lassen wir uns also nicht entgehen. Eines der Bilder, die am stärksten mit dem "Wilden Westen" verknüpft sind, ist das der Postkutschen. Henry Wells und William Fargo starteten im Jahre 1852 einen Bankenservice und ein Transportunternehmen, das zunächst den Abtransport von den Goldminen der Sierra Nevada und deren Versorgung übernahm. Die Firma erlebte einen kometenhaften Aufstieg: In nur drei Jahren konnte das Unternehmen 55 Filialen aufweisen, und bis 1869 hatte Wells Fargo alle anderen Transportgesellschaften aufgekauft und im Westen das Beförderungsmonopol.  Eine der berühmten rot-schwarzen Postkutschen empfängt den Besucher des Museums, der sich mit der Geschichte des Unternehmens und des "Wilden Westens" vertraut machen möchte und hier Goldgräberwerkzeuge, alte Waffen und Münzen besichtigen kann.

 

Wieder an der frischen Luft machen wir uns auf in Richtung Chinatown. In Chinatown werden selbst die Straßen in chinesischer Sprache angezeigt. Von Schlangenwasser bis zur Pekingente, hier kann man alles finden. In San Francisco leben fast 200.000 Einwohner chinesischer Abstammung. Das Zentrum von Chinatown liegt zwischen der Kearny- und der Powell Street. An der Grant Avenue sind viele Geschäfte und man findet dort chinesische Waren aller Art. Die Auswahl an guten chinesischen Restaurants ist riesengroß. San Franciscos Chinatown ist eines der größten chinesischen Viertel außerhalb Asiens und zählt ebenfalls zu den Attraktionen der Stadt. Das Dragon Gate ist der offizielle Eingang in diesem chinesischen Distrikt, der 24 Häuserblöcke umfasst. Wir setzen uns in ein Straßencafé und bewundern das geschäftige Treiben um das Dragon Gate. Danach nehmen wir einen Stadtbus zur Lombard Street.

 

Sie wird oft als die kurvenreichste Straße der Welt bezeichnet und verläuft vom Telegraph Hill bis zum Presidio quer durch San Francisco und führt direkt zur Golden Gate Bridge. Das besonders steile Teilstück, das wohl jeder Tourist sehen oder befahren möchte, liegt zwischen der Hyde Street und Leavenworth Street. Ursprünglich war die Steigung dort 27º und wurde 1923 durch Serpentinen entschärft. Heute gibt es an dieser Stelle 10 Kurven und für Fußgänger wurde eine Treppe angelegt. Die Lombardstreet hinunter und dann weiter geradeaus den Berg hoch, kommt man automatisch zu einem der schönsten Aussichtspunkte über San Francisco, zum Coit Tower. Auf unserem Weg dorthin genehmigen wir uns ein kühles Becks in der Sonne. Wir sind jetzt mitten im Stadtteil North Beach, besser bekannt unter dem Namen "Little Italie". Es gibt neben den vielen italienischen Trattorien, Cafés und Restaurants jede Menge an Sehenswürdigkeiten, z.B. die Kirche in der Marylin Monroe geheiratet hat. Hier schlägt das Herz von San Francisco. Leicht beschwipst treten wir den Marsch auf den Telegraph Hill an. Darauf steht der 1934 erbaute Coit Tower, von dem wir einen herrlichen Blick auf die Bucht, Alcatraz und Downtown haben. Der Coit Tower ist einer Feuerwehrspritze nachempfunden. Lillie Hitchcock Coit war der Name der Millionärin, die der Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts 100.000 Dollar vererbte um den Feuerwehrmännern von San Francisco ein Denkmal zu bauen. Sie selbst war die erste freiwillige Feuerwehrfrau in San Francisco und ihre Begeisterung für Feuerwehrleute war grenzenlos. Abends schmerzen die Beine unserer Besichtigungstour entsprechend. Unsere USA Henkersmahlzeit genießen wir im Stinking Rose Restaurant. Dessen Erfolgsrezept klingt einfach: Es würzt seine Speisen monatlich mit nicht weniger als zwei Tonnen Knoblauch. Gewagte Kreationen wie das Knoblauch-Eis oder die Knofi-Cocktails "Vampire Mary" und "Garlic Ramos Fizz" haben es in der ganzen Stadt zum Gesprächsthema gemacht und ständig neue Gäste angelockt. Zum Glück haben wir einen Tisch reserviert. So können wir sicher sein genügend von der „stinkenden Rose“ zu verspeisen um morgen auf unserem Rückflug hoffentlich ein abgeschiedenes, lauschiges Plätzchen im Flieger zu bekommen…