Mo., 27.11.2006

Wecker um 6:30. Wieder tauschen wir unsere Erlebnisse mit den beiden Münchner Frauen beim Frühstück aus. Um 8:00 sind wir mit Moassi verabredet. Diesmal haben wir nur einen Koffer mit im Kofferraum dabei, Werners Koffer und der Souvenirkoffer bleiben im Hotel. Auf der Fahrt Richtung Nord-Osten sehen wir einen Bus mit ca. 30 Leuten beladen. Militärautos auf der Strasse. Die Vegetation wird vielfältig und üppig: Große Mango-Bäume, kleine junge Teakholz-Bäume mit riesigen Blättern, große Akazien-Bäume mit gelben Blüten, Weihnachtsstern-Bäume und -sträucher, Bambusbäume, Pinien und Christusdorn. Wenn Moassi uns etwas während der Fahrt erklären will, sagt er: „Excuse me, please“. Hier gibt es gute, glatte Strassen, auf denen es nicht holpert. Es wird hügelig und wir fahren bergige, gewundene Straßen hoch. Moassi erklärt, dass er hier sehr oft fährt und Touristen in China abholt und nach Mandalay fährt. Es geht Richtung chinesischer Grenze in Richtung Nord-Osten. Kleine Orangenbäume, Grapefruit-Bäume und viele, viele wilde gelb blühende Sonnenblumen. An einem Markt an der Strasse in Aung-Chan-Thar Village halten wir an. Dies ist ein täglicher hübscher Obst- und Gemüsemarkt mit richtigen Marktständen, hinter deren Stände die Verkäufer stehen und nicht auf dem Boden sitzen. Hier gibt es Blumen, Kürbisse, große Avocados, Chilli, Karotten, Bambussprossen, Pomelos, Tomaten, Blumenkohl, Bohnen, Knoblauch, Brokkoli, Süßkartoffeln, Mangostan und allerlei sonstiges Gemüse, das es bei uns gar nicht gibt. Als nächstes hält Moassi an einer Kaffeeplantage an: hier wachsen Kaffeebohnen an Sträuchern. 7 ½ Fußballfelder passen hier rein. Der holzbeinige Kaffeestrauch Mann zeigt uns die Kaffeebohnen. Wir kommen an einem hübschen Kolonialhaus vorbei und spüren den Einfluss der Briten, die hier kolonialisiert haben. Hier ist es kühler und frischer und die Leute auf den LKWs tragen Wollmützen.

 

Nun sind wir Pyin Oo Lwin / Maymyo, wo der Einfluss von China deutlich spürbar ist. Auf der Strasse stehen alte Pferdekutschen und viele Motorräder. Keinen einzigen Touristen sehen wir hier. Von diesen lustigen blechernen Gießkannen machen wir ein Foto. Am Straßenrand sitzt ein sehr armer Mann nur mit einer Hose bekleidet im Dreck und neigt seinen nackten Oberkörper nach vorn und zurück und fleht um Geld. Hier auf dem Markt gibt es wirklich alles zu billigsten Preisen. Wie in China. Sigis Schuhe müssen hier mit. Allerlei exotische Früchte und Gemüse. In einer überdachten Halle gibt es in „Auerochsenfett gebratene Schweinskaldaunen“ und Fleischbrocken hängen an Haken von der Decke. Ebenso Fisch in Hülle und Fülle. Es geht turbulent, geschäftig und laut zu. Für Aaron bekommen wir eine Mütze mit passendem Schal dazu für 1000 Kyat. Marktfrauen, die wir aufnehmen, lachen sich halb scheps. Sie scheinen mit Touristen nicht oft in Berührung zu kommen. Unterwegs auf unserer Weiterfahrt machen wir einen kurzen Stopp am Candacraig-Hotel / Thiri Myaing Hotel, einem hübschen Hotel aus der Kolonialzeit von 1904. Die Gegend hier sieht für uns nicht so aus wie die burmesische Gegend, die wir schon kennengelernt haben. Es ist hier nicht so staubig und schmutzig. Überall ist es fruchtbar. Die Maha Aunt Ato Kan Tha Pagode sieht von innen sehr schön aus. Ein großer Buddha sitzt hier auf einem großen goldenen Thron. Darunter haben die Menschen Obst- und Blumenschalen aufgestellt. Die Leute haben Gladiolen in der Hand, beten und stellen sie auf den Thron neben die anderen Blumen in eine Vase. Die Säulen in der Pagode sind aus Gold und die Wände und die Decke sind mit lauter aufgemalten sitzenden Buddhas verziert. Eine Buddha-Fliese ist neben der anderen. Die Decke ist aus Laquerware und der Treppeneingang ist aus Marmor, der sich kühl anfühlt. Der marmorne Buddha sollte eigentlich nach China transportiert werden. Bei einem Stopp hier rutschte er jedoch langsam vom LKW bis auf den Boden. So beschlossen die Leute ihn hierzulassen. Die etwas Reicheren hier spendeten Geld und so wurde vor 10 Jahren die Pagode erbaut.

 

Wir sind jetzt im Northern Shan State und die Vegetation wird immer grüner und fruchtbarer. Viele wilde Sonnenblumenfelder links und rechts und Pinien und Teakholzbäume säumen die Strasse. Gelbe Blumen-wiesen fast wie bei uns. Teakholzplantagen, Zuckerrohr. Nun sind wir in der Nähe der Gokteik Brücke, halten an und schauen auf die Brücke hinüber, deren wuchtige Stahlträger aus dem Landschaftsbild herausragen. Viele stinkende Nissan-Diesel LKWs schieben sich mühsam an uns den Berg hinauf. Moassi fährt mit uns die Schlucht rauf und runter und bestimmt versprühen wir jede Menge Abgase. Alle LKWs sind an die chinesische Grenze unterwegs. Der Handel scheint zu blühen. Uns kommen ebenso viele LKWs entgegen. Jedoch nur welche aus Myanmar. Wir machen eine kurze Trink- und Pinkelpause während Moassi Nudelsuppe mit Stäbchen isst und dabei schlürft. Nach der Coffee-Mix Pause geht’s weiter durch gelb blühende Felder und grüne Vegetation wohin man nur sieht. Man merkt hier deutlich, dass Myanmar der größte Teakholz-Exporteur der Welt ist. 16:00 und wir haben die Sonne im Rücken beim Fahren. Jetzt sieht man das satte, saftige Grün und die tollen leuchtenden Farben. Die gedroschenen Heuhäufchen sehen aus wie kleine Heupagoden. Wir sehen kleine Ferkelchen am Straßenrand und später überfährt Moassi beinahe zwei über die Strasse laufende Hühner.

 

Die Bawgo Pagode liegt mitten in der Natur. Innerhalb der schönen Pagode steht eine Stupa. In der Tiefe der Pagode befindet sich eine Reliquie Buddhas, so sagt man. Im März gibt es hier ein einwöchiges Festival, wo tausende Menschen zusammenkommen und dann in ihren Fahrzeugen übernachten. Wir filmen hier den tollen Sonnenuntergang bei einem Baum auf dem Feld vor der Pagode. Die Sonne geht hier früher unter: es ist 17:00. In Thipaw / Hsipa bringt uns Moassi zu Mr. Charles’ Guest House, wo wir uns ein Zimmer mit „Bergblick“ raussuchen. In unserem Badezimmer riecht es zunächst ganz schön nach Abwasser, als wir uns die Hände waschen. Doch nachdem wir uns geduscht haben, ist der Gestank weg. Hsipaw ist nicht groß. Es führt nur eine Straße mit Läden und Restaurants geradeaus. Um 19:00 gehen wir zum Abendessen ins Mr. Food. Dort haben wir einen guten Blick auf die Strasse und das geschäftige Treiben. Das Essen ist sehr lecker und macht uns so an, dass wir gleich noch etwas nachbestellen. Auf dem Rückweg ins Hotel kommen wir an einem Kino vorbei. Der Mann davor bemerkt unser Interesse und macht uns die Tür auf und deutet uns reinzugehen. Der Kinosaal mit seinen Holzsitzen ist voll. Vor uns läuft ein burmesischer Kinofilm in erstaunlich schlechter Qualität.

Di., 28.11.2006

Unser Wecker geht wie immer um 6:30. Beim Frühstück im Hof von Charles Guesthouse ist es kalt und neblig. Wir bibbern ganz schön, weil es uns friert. Die Hotelgäste und das Personal tragen warme Kleidung. Zum Frühstück gibt es eine Art „Schucksen“. Wir treffen Moassi um 8:00. Auf dem Markt in Hsipaw schlendern wir ein bisschen herum. Er bietet allerlei Waren für die lokale Nord Shan Bevölkerung: viele Haushaltswaren aus Blech, Kleidung und Arbeitsgeräte. Nach kurzem Aufenthalt fahren wir mit Moassi weiter. Die Sonne lässt sich heute erst gegen 10:00 blicken. Durch grüne und fruchtbare Gegend vorbei an vielen Orangenbäumen geht es nach Lashio. An Moassis „Orangevillage“ - Ständen mit pyramidenförmig aufgeschichteten Orangen, Mandarinen und Ananas, die von den „Sunflower girls“ verkauft werden - halten wir an. Die Ananas kosten 500 Kyat, sind aber noch nicht richtig reif und schmecken deshalb säuerlich, erklärt man uns. Zwei Shan Frauen, eine Mutter mit 77 Jahren und ihre Tochter, erregen unsere Aufmerksamkeit. Sie sitzen an der Strasse neben einer simplen Strohhütte und kochen Schweinefutter über einer Feuerstelle. Während die Tochter das Getreide drischt, hockt die Alte auf dem Boden, qualmt genüsslich eine Cheroot und hat unserem Fahrer viel zu erzählen, dahinter grunzt in einem Holzkäfig ihr schwarzes Schwein. Unsere Fahrt führt uns an einem Teakholzwald vorbei mit großen dicht an dicht stehenden Bäumen, die gerade nach oben wachsen und bis zu 40 m hoch sind. Hier wird jede Menge Bio-Diesel angebaut. Eine Schlange schleicht am Wegesrand vorbei.

 

Nun sind wir in Lashio angekommen und befinden uns nicht mehr weit von Laos und China. Die Stadt liegt auf einer Höhe von 850 m. Moassi zeigt uns die erst 2 Jahre alte, in großem Stil angelegte Myo Oo Sadi Pagode, die er selbst noch nie gesehen hat und nur aus dem Fernsehen kennt. Die Buddhafiguren im Freien sind aus Bronze. Die Pagode ist von Innen sehr schön und reich verziert: Die vielen Buddhas sind ebenfalls aus Bronze, auf den goldenen Tischen stehen Vasen mit Blumen, der Boden ist mit schönen Teppichen ausgelegt und viele große bunte Bilder mit verschiedenen Szenen sind kreisförmig in der Pagode angeordnet. Auf dem Gelände gegenüber der Pagode sitzt ein großer Buddha auf einer kitschig-bunten Schlange. Weiter geht’s zur Sasana-2500 Pagode, die auf einem Hügel liegt. Die Stupa ist oben mit Goldplättchen verziert. In dem Kloster daneben sitzen junge Novizen auf dem Boden und lernen laut. Dann sehen wir uns die Mansu Pagode an. Lashio ist eine große Stadt, in der 60% Chinesen leben. Das spüren wir sofort, denn die Menschen hier sind von einem ganz anderer Menschenschlag. Die Hauptstadt des nördlichen Shan Staates grenzt unmittelbar an die Yunnan Provinz von China an. Moassi erklärt uns, dass hier neuerdings auch Ectasy produziert wird – eine neue Einnahmequelle die irgendwie hier an den Rand des „Goldenen Dreiecks“ passt. Schon auf dem Weg nach Lashio haben wir festgestellt, dass die Leute etwas moderner wohnen. Im Northern Shan State geht es insgesamt viel zivilisierter zu und man merkt überall deutlich den chinesischen Einfluss: chinesische Schriftzeichen, chinesische Geschäfte und Häuser und chinesische Produkte werden zum Verkauf angeboten. Moassi bringt uns zum größten chinesischen Tempel in Myanmar, dem Kuan Yin San Joss House. Er zieht es aber vor, lieber im Auto sitzen zu bleiben, auf uns zu warten und nicht mit uns in den Tempel reinzugehen. Er gibt vor, er müsse im Auto irgendwelche Notizen machen. Anscheinend scheint er diesen chinesischen Tempel nicht besonders zu mögen.

 

Vor dem Tempeleingang stehen zwei bös und grimmig schauende Wächterfiguren, die den Tempel vor bösen Geistern schützen sollen. Das Innere des Tempels ist großartig und prunkvoll und kein bisschen kitschig so wie man es von chinesischen Tempeln normalerweise gewohnt ist. Unterwegs machen wir wieder eine kleine Coffee-Mix Pause bei einer Palaung Frau, die ganz gut situiert zu sein scheint, denn sie trägt eine goldene Halskette und goldene Ohrringe. Nun wird das Holzkloster Khey-Nen besichtigt, das sich mitten auf einem Feld befindet. Wir folgen den jungen, scheuen Novizen zu einer Quelle nahe eines Waldes wo sie sich waschen und die Zähne putzen. Vor der Quelle stehen Wasserbüffel und grasen. Daneben dreschen Menschen auf Reis ein. Eine ganze Herde Kinder läuft mit uns zum Dorf der Palaung. Hier wachsen Litschi Bäume entlang des staubigen Pfades. Das Dorf hat ca. 50 Einwohner. Wir steigen eine Bambustreppe zu einem Bambushaus hinauf, wo uns der Bürgermeister des Dorfes begrüßt und uns in seinem Dorf willkommen heißt. Er ist umzingelt von einer ganzen Kinderschar, die uns neugierig mit großen Augen anschaut. Die alte Dame bindet sich einen Turban um den Kopf und lässt sich von uns filmen. Wir erfahren, dass kürzlich ihr Mann gestorben ist. Auf unserer Fahrt zurück ins Charles Guest House kaufen wir unterwegs für die zwei Sunflower-Girls einen Lippenstift als Geschenk für 400 Kyat.

Sie freuen sich und schenken uns als Gegenleistung frisch gepressten Orangensaft und eine Tüte Orangen. Dafür werden wir ihnen über Moassi ein nettes Foto von uns allen zur Erinnerung schicken. Während des Sunset fahren wir bis zur Brücke von Hsipaw und reihen uns in die Lastwagen Kolonne ein. Inzwischen ist es vollkommen finster geworden. Weit und breit kein Licht, neben uns knattert noch ein To-la-gyi. Nach ca. 15 Minuten Warten geht es endlich über die Brücke. Im Hotel waschen wir uns wieder mal den Schmutz des Tages vom Körper und sitzen ab 20:00 wieder bei Mr. Food mit gewaltigem Kohldampf.

Mi., 29.11.2006

Der Wecker weckt uns heute um 7:00. Moassi kommt und setzt sich zu uns an den Frühstückstisch. Wieder ist es kalt und neblig. Ein paar Touris im Hotel haben Mopeds gemietet. Um 8:50 geht’s los zum Bahnhof in Hsipaw. Auf unserem heutigen Programm steht die Zugfahrt über die Gokteik Brücke. Am Bahnhof kauft Moassi das Zugticket für uns: 4 $ pro Person. Es enthält unsere Passport-Nr. Hier sitzen viele Verkäuferinnen auf dem Boden und verkaufen ihre Mandarinen und Orangen. Auch hier herrscht Lärm und Geschrei wie auf einem Markt. Indische Moslems warten am Gleis auf den Zug. Verkäuferinnen verkaufen Palm Tree Wood in großen Platten auf ihren Köpfen. Moassi erklärt uns kichernd, dass der Zug recht wackelt und es uns während der Fahrt ganz schön hin- und herschmeißen würde. Der Zug fährt pünktlich um 9:30 ein. Im Zug bietet mir eine Frau Mandarinen an. Gegenüber von unserem Sitz hat ein Typ mit mehreren Ananas unter seinem Sitz Platz genommen.

 

An der Decke des Zuges hängen uralte, mit Spinnweben übersäte Ventilatoren. Frauen, die schräg gegenüber von uns sitzen, haben Körbe auf dem Boden stehen. Um 10:00 fährt der Zug los. Moassi winkt uns zu. Wir sitzen 1. Klasse. Weiter hinten ist die ordinary class. Die Toilette des Zuges befindet sich gleich hinter uns. Moassi hat sie für uns inspiziert, schlägt jedoch die Tür gleich wieder zu und lacht, da der Zustand der Toilette miserabel ist. Die Zugsitze sind ganz aus Holz ohne Polster oder Stoffbezug und ziemlich hart. Der Zug fährt täglich die Strecke von Lashio bis Mandalay und braucht dafür einen Tag und eine Nacht. Das ist unglaublich lange für diese eigentlich recht kurze Strecke. Zwei Schaffner kommen und kontrollieren die Zugtickets. Der Zug fährt nicht schneller als 20 km/h. Es wackelt und schwankt und wir hüpfen in unseren Sitzen. Bei uns breites Grinsen. Werner sitzt am Fenster und filmt hinaus. Eine Frau sitzt auf ihrem Platz, hat die Füße hochgelegt und eine Decke um die Füße gewickelt. Sie schält eine Mandarine und die Häute wirft sie einfach vor sich auf den Zugboden. Wir blicken aus dem Fenster und sehen Büffel, die auf einem Stoppelfeld stehen und das trockene Gras fressen. Auf dem Rücken eines Büffels haben sich sogar ein paar Reiher niedergelassen. Viele Stoppelfelder mit „Pagodenheuhäufchen“ und Zuckerrohr. Einige Felder sind terrassenförmig angelegt. Hier wächst der Bambus so üppig wie Gestrüpp. Auf den Feldern wächst Biodiesel. Hinter uns sind die Türen des Zuges offen. Das Gute ist, wir fahren mit der Sonne und Werner hat so schönes Licht zum Filmen. Viele wilde Sonneblumen am Gleisrand hängen zum offenen Fenster rein. Draußen sind einige Leute bei der Heuernte. Nach 25 Minuten stoppt der Zug das 1. Mal. Eine Frau schräg gegenüber von unserem Sitz pflückt zwei wilde Sonnenblumen ab und gibt sie mir. Ein Mann liest und lässt sich von dem Geschaukel nicht beirren.

 

Tak, tak, tak, tak, … Der Zug rattert über das uralte Gleis und wir hüpfen richtig toll in unseren Sitzen. Der Typ, der Werner gegenübersitzt, lehnt sich jedes Mal weit aus dem Fenster und nimmt Werner die schöne Sicht beim Filmen. Er wirft zwei Orangen aus dem Fenster irgendwelchen Bauern auf dem Feld zu und reißt wilde Sonnenblumen ab, die in Hülle und Fülle entlang des Gleises wachsen. Wir fahren an einem größeren Dorf vorbei: eine alte Frau badet in einem Teich. Der Zug hupt beim Vorbeifahren, damit alle auch ja vom Gleis gehen. Vorne steht ein Güterzug. Unser Zug hält an einer Station an. Dort ist eine überdachte Essmöglichkeit, wo plötzlich jede Menge Leute, die aus unserem Zug ausgestiegen sind, essen. Blitzschnell und in eifriger und geschickter Windeseile wird ihnen Reis mit Sauce und Undefinierbares auf den Teller geschöpft. Schnell, schnell nimmt man hier eine Kleinigkeit zu sich. Gegenüber von unserem Zug steht der Zug, der in die andere Richtung fährt. Leute steigen aus unserem Zug aus und andere steigen ein. Von draußen dringt lautes Marktgeschrei in unseren Zug.

Viele Verkäuferinnen mit den „7 Kotzbarkeiten“ ? auf Platten auf dem Kopf laufen zwischen den zwei parkenden Zügen und preisen in lautem Geplärr Essbares an. Die Leute vom Zug gegenüber hängen aus den Fenstern und befingern das Essen: fried noodles mit Gemüse, Fleischspieße in komischer brauner Farbe, Chicken- und Vögelköpfe und -füße in braun-rötlicher Farbe und „Schokoladen-Mousse-Törtchen“. Wir sind sicher, wenn wir DAS essen, werden wir krank. 12:00: wir knattern weiter auf dem Gleis und fahren an einem schönen Sesamfeld vorbei. Eine „7 Kotzbarkeiten“-Verkäuferin fährt mit unserem Zug ein Stück mit. Sie hat sich am Treppenausgang des Zuges auf den Boden gesetzt und hält ihre Kostbarkeiten auf einer Platte in ihren Händen. Dann stoppen wir wieder, aber nur ganz kurz. Die Verkäuferin steigt hier wieder aus. Ein Holzverkäufer betritt den Zug und preist seine Holzscheite laut plärrend im Zug an. Die Passagiere scheinen tief „beeindruckt“: die einen schlafen und lesen. Die anderen starren aus dem Fenster. Keiner kümmert sich um den Holzverkäufer, der unentwegt und lauthals sein Holz hier anpreist. Der Typ von gegenüber, der sich an den Treppenausgang gestellt hat, fängt an sich seine Fingernägel zu knipsen. Das ist ein Heini. Wir halten wieder an: 12:50. Wir überlegen uns, wann die Brücke, wo wir aussteigen müssen, denn wohl kommt. Eine junge Verkäuferin mit Erdnüssen auf einer Platte ist dazu gestiegen. Wir grübeln nach, ob wir denn nicht schon längst an der Brücke vorbeigekommen sind und hätten aussteigen müssen. Der Heini vom Sitz gegenüber holt ein Stückchen Papier aus seiner Jackentasche, liest es ausführlich, faltet es dann sorgfältig wieder zusammen, steckt es wieder in seine Tasche, um es dann gleich wieder herauszuholen und es nochmals ausführlichst durchzulesen. Unglaublich! Wir schmunzeln. Der hat einen Hau. Da plötzlich sehen wir in der Ferne in einer Rechtskurve auftauchend die Brücke, wie sie von Stahlträgern gehalten, über eine Schlucht führt. Der Zug hat bereits seine Geschwindigkeit verlangsamt. Wir fahren durch ein kleines dunkles Tunnel. Der Zug ist nun sehr langsam.

 

Ich bekomme es mit der Angst zu tun, als Werner scherzhaft augenzwinkernd zu mir sagt, dass nun mein letztes Stündchen geschlagen hätte. Als wir zwei steinerne Löwenköpfe vor der Brücke am Gleisrand auf der rechten Seite sehen, sagt Werner, dass man sich jetzt aussuchen könne, ob lieber Buddhismus oder Christentum. Ich habe immer noch das Geschaukel und Gehüpfe von der langen Zugfahrt im Kopf. Ich steigere mich in meine Höhenangst hinein und kann kaum noch vor lauter Angst. Werner sagt auch noch, wenn ein Wagon entgleist, dann stürzt der ganze Zug in die Tiefe. Ich kann mit Werners Mut und Tapferkeit jetzt gerade wenig anfangen und traue mich nicht nach unten zu blicken. Mir steckt ein Kloß im Hals. Hoffentlich fange ich jetzt nicht an zu heulen. Meine Hände werden kalt vor Angst. Unser langer Zug mit den vielen Wagons befindet sich nun direkt auf der Gokteik Brücke, die 1903 von den Engländern erbaut wurde. Ich verliere also doch die Nerven und fange an zu weinen, will mich beherrschen, doch es geht nicht. Werner ist begeistert von dem Ausblick und sagt, ich soll runterschauen. Ich kann absolut nicht. Mein ganzer Körper wird starr vor Angst. Werner, für mich Mr. Braveheart, lehnt weit aus dem Zugfenster hinaus und filmt nach unten und die Wagons hinter uns. Alle Leute blicken aus dem Fenster und schauen in die tiefe Schlucht. Nur ich sehe unseren Zug schon hinabstürzen: wahrhaft ein Albtraum für mich. Werner versucht mich zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg. Ich kann nicht mehr. Mir kullern die Tränen nur so runter und verkrampft sitze ich auf meinem Sitz. Hinter uns macht eine junge Frau zu meinem Entsetzen auch noch die Zugtür auf. Die Leute schauen mich entgeistert und ganz hilflos an. Werner sagt, es könne nichts passieren, denn die Brücke wird von stabilen Stahlträgern schon viele Jahre gehalten und sei sehr sicher. Eher würde auf der Strasse etwas passieren als hier. Der Heini von gegenüber sagt zu mir: „Are you afraid?“ und reicht mir ein kühles Eau-De-Cologne Towel. Dann endlich: Geschafft! - wir sind über die Brücke drüber.

 

Die Kinder, die hinter uns stehen, tippen auf meine Schulter und deuten zum Fenster hinaus und wollen mir damit zu verstehen geben, dass alles vorbei und in bester Ordnung sei. Hinter uns liegen jede Menge Holzscheite vor der Zugtür. Keiner kommt mehr an ihnen vorbei. Unterwegs werden diese Holzscheite einfach zur Tür rausgeworfen. Ich bin immer noch recht fertig von dieser Tortur und die Erleichterung stellt sich nur schwer ein. Der Zug stoppt in Gokteik. Dann in Nauh-Tschú, unserer Endstation, wo wir aussteigen müssen. Kaum in den Bahnhof eingefahren, steht auch schon Moassi an unserem Zugfenster und begrüßt uns freudig mit „Hello, hello!“ Er sagt, der Zug hätte 2h Verspätung. Wir müssen nach der langen Zugfahrt erst einmal pinkeln und Moassi erkundigt sich nach einem Klo für uns. Man führt uns in einen Garten zu einem winzig kleinen Klohäuschen mit Bretterverschlag. Darin befindet sich ein sehr schmutziges Plumpsklo, von denen es hier viele gibt. Bei uns würde man sagen, ein typisches Bahnhofsklo. Eine Frau stellt uns einen Eimer Wasser vors Klohäuschen. Wir überlegen uns, ob es das private Klo von denen ist. Oder das „öffentliche Bahnhofs-WC“?. Zurück Richtung Mandalay hält Moassi extra an einem schönen Sesamfeld an und wir filmen. Wir begegnen hier auf der Strasse Menschen, die von Nepal hierher gezogen sind und plaudern kurz mit ihnen. Erneut geht es durch Pyin-Oo-Lwin mit seinen Pferdekutschen und vorbei an dem schönen Obst- und Gemüsemarkt, wo wir zwei Tage vorher bereits waren. An der Mahabodi Pagode (21. Miles Village) halten wir an. Die Pagode sieht aus wie ein Hindu-Tempel in Indien. Werner sah diese Pagode schon auf der Herfahrt und nun hält Moassi extra für uns an, damit wir filmen können. Im Golden Mandalay Hotel angekommen, haben wir wieder das gleiche Zimmer wie das letzte Mal. Um 19:15 bestellt uns der Schwiegersohn ein Blue Taxi ins Ko’s Kitchen. Der Fahrer wartet vor dem Restaurant auf uns. Wieder essen wir hier sehr lecker. Unser Blue-Taxifahrer - der Gleiche, der mit uns neulich die Autopanne hatte, fährt uns ins Hotel zurück, wo wir für 5 Dollar kurz mit zu Hause telefonieren und erfahren, dass unsere Email angekommen ist. Der Gebührenzähler des Telefons läuft bereits beim Anwählen und ich telefoniere deshalb nur ganz kurz. Es wird geduscht und noch ein bisschen zusammengepackt, da wir morgen früh mit dem Boot nach Bagan fahren.

Do., 30.11.2006

Um 5:00 klopft jemand vom Hotel an unsere Tür, um uns zu wecken. Heute geht’s nach Bagan. Wir haben am Vorabend unsere Koffer zusammengepackt und uns das Frühstück für 5:30 heute noch am gestrigen Abend bestellt, doch erst als wir beide am Tisch sitzen, hat man uns gefragt, was wir frühstücken wollen. Hier dauert alles und man lässt sich Zeit und bringt uns so peu à peu unser Frühstück. Es ist noch dunkel draußen. Um unseren Tisch stehen viele brennende Kerzchen und Öllampen. Das sieht sehr hübsch aus. Hinter uns beginnt langsam die Morgendämmerung. Beim Frühstück hören wir wie der Zug mit dem wir gestern gefahren sind, pfeifend in Mandalay einfährt. Moassi ist um 6:00 da und wir verabschieden uns vom dicken Schwiegersohn und dessen dicken Schwiegervater und den (weniger dicken) jungen Lakaien und bekommen noch eine dicke Provianttüte überreicht. Vielen Dank, war sehr schön bei Euch!

 

Auf der Strasse stehen jede Menge Mönche in einer Schlange mit ihrem Essenstopf unterm Arm und betreten ein Haus. Aus einer Seitenstrasse kommen gerade ein paar Mönche gelaufen. Viele Leute machen auf der Strasse ihren morgendlichen Sport: einige joggen um die Palast-Mauer herum, andere machen Sportübungen und halten sich dabei an einem Geländer fest. Moassi lässt uns am Bootssteg des Ayeyarwaddy raus und zwei Kofferträger tragen unsere Koffer zum wartenden Boot hinunter. Werner kauft schnell noch eine Flasche Mineralwasser, damit er Kleingeld für die Kofferträger hat. Im Boot verabschieden wir uns von Moassi und geben ihm in einem Kuvert 50$ Trinkgeld. Seine witzige Art haben wir sehr genossen. Wir gehen nach oben an Deck und setzen uns jeder auf einen Stuhl. Um 7:00 fährt das Boot los. Noch einmal sehen wir den Sagaing Hill. Brrr, es ist noch kalt und ganz schön windig, also gehen wir lieber wieder nach unten. Die Bootsfahrt nach Bagan soll 8h dauern. Das Ticket hat pro Person 40 $ gekostet. In unseren Sitzen schauen wir uns den Zugfilm vom Vortag an. Unter unserem Sitz liegt eine Kakerlake auf dem Boden und strampelt. Werner stößt sie mit dem Fuß einen Sitz weiter nach vorn. Wieder begeben wir uns nach oben an Deck. Das Boot fährt an Land und hält kurz an: Verrückt!

 

Wir sehen lauthals schreiende Menschen mit Obstplatten auf dem Kopf, die ins Wasser steigen und wie die Wilden Obst und Bananen in unser Boot werfen. Alle Touris im Boot filmen und fotografieren diese „Bananenwerfer“. Das Boot nimmt mal Kurs nach rechts, dann nach links, je nach Sandbänken und Tiefe des Flusses. Eine Frau am Ufer holt Wasser mit ihrem Krug aus dem schmutzigen Ayeyarwaddy. Am Ufer liegen Bambushüte in der Sonne zum Trocknen. Wir gehen nach unten in die Kajüte und Werner zieht sich leichtere Kleidung an, da es an Deck mittlerweile warm geworden ist. Es ist nun 11:00. Wir trinken im Bootsrestaurant grünen Tee und Ananas-Saft, der ein Papaya-Saft war. Für 12:00 sind hier alle Tische fürs Essen reserviert. Wir machen uns über unseren Proviant her. Die immer noch lebende und strampelnde Kakerlake auf dem Boden hat von Werner wieder einen Tritt weiter nach vorn bekommen. Der dicke Holländer, der eben noch im Bord-Restaurant mit seiner Frau gegessen hat, schläft nun auf drei Sitze verteilt der Länge nach und sein dicker Bauch ragt empor. Werner schreibt zum Zeitvertreib unsere fünf Urlaubspostkarten während ich ein bisschen im Reiseführer schmökere. Gegen 14:00 haben wir wieder ein paar Stühle auf dem Sonnendeck ergattert und genießen das gleichmäßige sonore Brummen des Dieselmotors in der Sonne. Die Landschaft zieht an uns vorüber. Immer wieder tauchen Dörfer am Rand des Ayeyarwaddy auf, die nah ans Wasser gebaut sind. In Zeiten des Monsun sind diese bestimmt unter Wasser. Man sieht sehr weit ins Land hinein. Vereinzelt stehen Palmen herum. Der Fluss wird breiter, das Schiff muss jeweils größere Bögen fahren, um nicht aufzulaufen.

 

Um 15:00 dreht das Schiff: wir sehen nun viele mit Ochsen pflügende Menschen auf dem Acker. Geht es jetzt nach Bagan? Wir sind schon sehr lange mit dem Boot unterwegs. Moassi hat doch gesagt, dass wir ca. 15:00 ankommen sollen. Ich habe schon einige Halspastillen gelutscht, da ich von den kühlen Nächten in Hsipaw erkältet bin. Am Flussufer ist eine große Wasserpumpe, die das Wasser vom Fluss auf die Felder zur Bewässerung pumpt. Unser Schiff hält am Ufer an. Dort ist ein Holzsteg mit einem Schild: „Welcome to Pakokku“: Laut schreiende Frauen stehen dort und wollen große, bunte Tücher verkaufen. Sie werfen die Tücher in unser Schiff und wollen Geld gegen Ware und sind ganz gierig darauf etwas zu verkaufen. Bananen werden mit Wucht in unser Schiff geworfen und von den Touris wieder zurückgeworfen. Dazwischen sind nackte Jungs, die um Geld oder andere Dinge von uns Touris betteln. Daneben wäscht eine Frau ihre Wäsche im schmutzigen Fluss. Einige nackte Jungs schwimmen nah an unser Schiff heran, strecken ihre Hand aus und betteln. Es ist bereits 16:00 und wir tuckern immer noch so dahin. Langsam überkommt uns der Hunger. Wann kommen wir in Bagan an? Es scheint doch eine ganze Tagestour zu sein. Das Schiff stinkt ganz schön nach Diesel. 16:30 und wir sehen am Ufer alte Pagoden auftauchen. Bagan? In der Ferne ein Ballon am Himmel. Bagan scheint also nicht mehr weit zu sein. Immer mehr Pagoden tauchen auf.

 

Gegen 17:00 legen wir endlich in Bagan an. Es zählt 8000 Einwohner und gehört zur Mandalay-Division. Alte Steinpagoden empfangen uns. Wir staksen den Hang hinauf während zwei Kofferträger unsere drei Koffer aus dem Schiff tragen. Unser Guide Zaw empfängt uns mit einem Schild „Mya Thiri Tours/ Mr. Hutmacher“. Er und ein Fahrer bringen uns ins schöne Thande Hotel in Alt-Bagan: eine tolle komfortable Bungalow-Anlage höherer Preiskategorie inmitten eines wunderschönen Gartens. Von der Frühstücksterrasse im Freien hat man einen herrlichen Blick direkt auf den Ayeyarwaddy Fluss. Wir wechseln das Zimmer gegen ein schöneres und sortieren erst einmal unsere Wäsche, die gewaschen werden soll. Vor unserem Hotelzimmer hüpft eine große Kröte. Zum heutigen Abendessen empfiehlt uns unser Guide einige Restaurants in Old-Bagan. Wir laufen vor ins Mi San Restaurant, wo ein bunter blinkender Lichtchen-Schirm am Nachbartisch steht. Dort stellt man uns Gladiolen in einer Vase auf den Tisch. Wir essen hier beide leckeren Coconut Rice. Der Kellner unterhält sich die ganze Zeit mit uns und rühmt seine Deutsch-Kenntnisse, indem er ständig „sär gud“ zu uns sagt. Ein Typ von dem wir meinen, er arbeite hier als Kellner, weil er die ganze Zeit während unseres Essens auf uns einredet, gesteht uns schließlich, dass er Maler sei. Er will uns nur irgendwelche Sandkunstwerke zum Verkauf andrehen. Dieser Schwafler erzählt uns, dass dieses Wochenende in Bagan ein Natfestival steigt und meint: „You can be lucky to be there“. Na dann lassen wir uns mal überraschen ...

Fr., 1.12.2006

6:30 Wecker. Wir haben ein schönes üppiges Frühstück unter riesig großen Akazien-Bäumen mit großer und reichlicher Auswahl am Frühstücksbüffet. Der Fluss liegt direkt vor uns, im Hintergrund die Berge. Viele Eichhörnchen hüpfen auf den Ästen und in den Bäumen über uns zwitschern fröhlich viele Vögel. Unser Guide Zaw und der Fahrer von gestern sind um 8:00 im Hotel. Heute besichtigen wir die alten Pagoden von Bagan. Bei unserer ersten Pagode, der Dhamma Ya Zika Pagode, steigen wir die schmalen Treppchen hoch hinauf und genießen einen herrlichen Blick auf die vielen, vielen umliegenden steinernen Pagoden. Die Stufen liegen sehr eng beieinander. Sie liegen inmitten der schönen Landschaft zwischen Bäumen. Zaw erzählt uns etwas über die Könige und das Königreich im früheren Bagan und über die Bauweise der Pagoden damals. Sie stammen aus dem 11. - 13. Jahrhundert. Es grenzt Pagode an Pagode - wohin man nur schaut. Im satten Grün der Natur schimmern die Steine der Pagoden rötlich. Bis jetzt war es leicht bewölkt und diesig, aber um 9:00 kommt die Sonne raus. Auf der Pagode sind jede Menge Touristen. Weiter geht’s zur nächsten Pagode namens Sesanar, einer Pagode aus Sri Lanka. Hier befindet sich eine Höhle, die einst als Grab diente. Das Innere der Höhle riecht stark nach Schwefel. Zaw erzählt uns, dass hier einmal jemand ohne Sauerstoff erstickt ist. Auf dem kargen Boden steht ein Neem-Tree.

 

Wir erfahren, dass sich viele Inder auch heute noch mit dessen Stilen die Zähne reinigen, da die Stile dieser Bäume fluoridhaltig sind. Zaw ist ein hervorragender Führer, der jahrelang mit der UNESCO zusammengearbeitet hat und wirklich über großes Wissen verfügt. Wir holen uns ein schönes, großes Teakholz-Blatt, das wir als Erinnerung mit heim nehmen wollen. Zaw bringt uns zu richtig alten Pagoden mit tollen, gut erhaltenen Wandmalereien. Zum Mittagessen führt er uns an eine Strasse, wo es im Freien original burmesisches Essen gibt. Wir bekommen ein kleines Holztischen und kleine Holzschemelchen gebracht. Dort sitzen wir, während neben uns eine heiße Suppe vor sich hin köchelt und Essen in einfachen Holzöfen gemacht wird. Uns wird jeder ein großer Teller Reis und viele diverse kleine Schüsselchen mit verschiedenen Portiönchen gebracht. Wir essen eine scharfe, heiße Suppe mit burmesischen Kräutern drin und probieren vom Original Burma-Essen und trinken heißen Tee dazu. Frisch gestärkt geht’s zur Shwezigon Pagode, wo Werner einen Longyi anziehen muss, da er eine kurze Hose anhat. Die Shwezigon Pagode liegt in Nyaung U, dem größten Ort in der ebene von Bagan. Bis heute gilt die goldglänzende Pagode auch als Prototyp der burmesischen Pagode schlechthin. Sie wurde gebaut um einen Stirnknochen Buddhas aufzunehmen, den man mit weißen Elefanten hierher schaffte. Als sich die Elefanten am Ufer des Ayeyarwaddy niederknieten wurde genau an dieser Stelle im Jahre 1059 mit dem Bau der Shwezigon Pagode begonnen.

1090 wurde die Shwezigon Pagode fertig gestellt. Hier werden neben einer Buddhafigur einem Mann die Haare geschnitten. Im gebührenden Abstand zum buddhistischen Heiligtum ist für die 37 Nats ein Schrein errichtet worden. Jemand hält eine Schlange im Arm, die eben in der 37-Nat-Halle gefunden wurde. Dann zeigt uns Zaw ein Mönchs-Refugium: in düstere, dunkle und niedrige winzige Räume haben sich die Mönche zur Meditation zurückgezogen. Das finden wir eher zum Fürchten. Die vielen schönen Steinpagoden haben alle unterschiedliche Türmchen. Überall sehen wir diese Sandbilder, die uns gestern im Lokal zum Verkauf ange-boten wurden. Manchmal können wir es kaum glauben, dass ein von außen recht unscheinbar aussehender Tempel von Innen so wunderschöne alte Wandmalereien hat.

Gegen 17:00 steigen wir eine sehr steile Treppe zu einer Pagode hinauf und haben hier oben einen herrlichen Blick auf die vielen umliegenden Pagoden inmitten der grünen Landschaft. Die Pagode wimmelt nur so von Touristen, denn jeder will den Sonnenuntergang filmen. Die Postkartenverkäufer-Kinder sind auch hier wieder zu Gange. Leichtsinnig steigen sie die gefährlichen steilen Treppen rauf und runter. Zaw schreibt uns zwischenzeitlich einen tollen Plan von den Stationen und Pagoden, die wir morgen ohne ihn anschauen können. Heute haben wir folgendes besichtigt: Dammayazaka, Si Sa Nor, Soe Min Gyi, Nagayon Temple, Gubyauk Gyi, No. 820, Shwezigon Pagode, Kanysittha Cave Monasterio, Penathor Gu, Sularmani 1183, Lakatheikpan, Shew San Daw Stupa.

Zurück im Hotel verabschieden wir uns von Zaw und unserem Fahrer und geben beiden ein gutes Trinkgeld. Zum Abendessen wollen wir in Sigis Lokalempfehlung, ihrem Lieblingslokal in Bagan, dem „Sarabah II“. Auf dem Weg dorthin werden wir ständig bequatscht, ob wir Postkarten kaufen oder mit einer Pferdekutsche fahren wollen. Im Sarabah II wo wir vorne sitzen wollen, um uns die Marionettentheater-Aufführung anzusehen, werden wir abgewiesen, da wir nicht reserviert haben. Wir diskutieren noch mit einem Pferdekutschenfahrer über ein passendes Lokal für uns und entscheiden uns dann schließlich für das daneben liegende „Sarabah I“. Dort essen wir ausgezeichnet und üppig und bekommen nebenbei noch unsere Marionettentheater-Show. Vor dem Schlafengehen sehen wir wieder eine große Kröte im Hotelgarten.

Sa., 2.12.2006

Wir haben heute einen Tag für uns in Eigenregie. Werner mietet um 8:00 im Hotel für jeden von uns ein Fahrrad. Mit dem Plan von Zaw klappern wir mit unseren Rädern die uns empfohlenen Pagoden und Tempel ab und sind als Touris natürlich wieder Opfer von Souvenirhändlern und Straßenverkäufern. Wir bsichtigen heute:

Hti Lo Min Temple, U Pali Thein, Ananda Temple, Ananda Monastery, Shwe Gu Gyi Temple, Bu Pyalvar, That Bin Nu, Manuha Temple, Nanpaya Temple, Ape Ya Da Nar, Dammayan Gyi, Pya Tha Da Temple. An einer Pagode quatschen uns ein paar junge Burmesen an, die Geld zu einem schlechten Kurs wechseln wollen. Natürlich lassen wir uns nicht darauf ein. Ein junges Mädchen folgt uns bis zu einem Tempel, redet auf uns ein und sagt, sie will uns dort etwas zeigen und bittet uns dann um Geld, damit sie sich Schul-bücher kaufen kann, um in die Schule gehen zu können. Nachdem wir nicht auf sie eingehen, fängt sie plötzlich schluchzend zu weinen an. Heute wird mal richtig viel Wasser getrunken - wir sind ja schließlich alleine unterwegs, können jederzeit anhalten und außerdem gibt es hier genügend Freilicht-Klos, wo man kann. Während ich hinter einem Busch die Gelegenheit gleich mal nutze, tritt Werner beim Pinkeln in eine große Dorne und verletzt sich an der Ferse, die blutet. Pagode für Pagode, Tempel für Tempel wird sorgfältig von uns abgeklappert. Genau nach Plan von Zaw, der sich in seiner Auswahl wirklich sehr viel Mühe gegeben hat. Eine alte Frau schließt uns nach langem Warten extra eine Pagode mit alten Steinreliefs auf. Die Warterei hat sich jedenfalls sehr gelohnt, denn solch tolle Steinreliefs haben wir noch nie gesehen. Dafür geben wir ihr natürlich eine Donation. Ein chinesisches Paar interessiert sich überhaupt nicht für eine Donation und geht einfach so an der Frau vorüber. Werner spricht ein paar mahnende Worte zu ihnen, was dann auch schließlich hilft.

 

Die Pagoden und Tempel, die wir heute sehen, sind sehr unterschiedlich: hier Holzschnitzereien und da eine sehr hohe Pagode, die fast wie eine Kathedrale aussieht. Es macht uns einen heiden Spaß mit dem Rad die vielen staubigen Strassen zu durchfahren. Natürlich werden wir von den vorbeifahrenden Autos und Bussen total eingestaubt. Auf einer Bank vor einer von außen eher unscheinbar aussehenden Pagode verdrücken wir ein paar chinesische Kekse. Im Innern der Pagode sitzt ein riesig großer Buddha mit einem unglaublichen Wanst. Werner muss wirklich seinen Bauch einziehen und sich an die Wand pressen, um an ihm vorbeizukommen. In einem anderen Raum daneben liegt ein ebenso großer Buddha. Das ist doch der helle Wahnsinn. Die spinnen doch die Burmesen… Wir sehen uns einige Laquerware Geschäfte an und stellen fest, dass vorne im Geschäft die übliche, billigere Ware und dahinter verschlossen, die qualitativ hochwertigere Ware liegt, die natürlich teurer ist. Wir finden nichts nach unseren Vorstellungen was uns gefällt und ziehen weiter mit unseren Rädern die staubigen Wege entlang der vielen Pagoden. Dreck und Staub im Mund, in den Augen und überall. Zum Sunset steigen wir bis zum 1. Stock einer Pagode und beobachten wie langsam die Sonne untergeht. Wir amüsieren uns über die vielen Touris, die wie irre den Sunset filmen. Im Hotel schrubben wir uns Staub und Dreck vom Körper und laufen in Sigis „Sarabah II“ zum Essen.

 

Auf dem Weg dorthin schauen wir am Natfestival vorbei. In einer aufgebauten Halle mit vielen grell leuchtenden bunten Lampen außen herum, macht eine Gruppe von Burmesen schräge Musik in hohen Tönen. Einige Leute sitzen auf dem Boden und hören sich die sehr schrill klingende Musik an. Im Sarabah II bekommen wir diesmal einen Tisch direkt vorm Marionettentheater. Prima! Wir werden freundlich bedient und essen lecker. Die Marionettenaufführung ist seltsam lustig. Die Musik vom Band ist uralt und schräg. Nach dem Abendessen sind wir noch mal neugierig auf das Natfestival. Eine 5-köpfige Truppe spielt in einer Art 12-Ton-Musik und auch die Band gibt sich alle Mühe das Ganze noch schräger als Free-Jazz klingen zu lassen. Wir grinsen und schmunzeln, denn die Musik ist für unsere Ohren absolut nichts. Manche junge Männer klatschen und singen mit. Wir hören uns drei Stück an und verschwinden wieder. Der Lärm ist noch lange in der Luft. Auf dem Rückweg zum Hotel gibt uns die „Weichnachtsbeleuchtung“ auf dem Turm einer Pagode an der Strasse Licht. Ansonsten gibt es hier keinen Strom und kein Licht. Im Hotel angekommen biegen wir uns erstmal wieder die Ohren nach vorne. Dicke Kröten hüpfen uns über die Füße. Noch lange denken wir über unsere Eindrücke dieses erlebnisreichen Tages nach: viele Kinder-Verkäufer waren uns auf der Ferse, die Strassen sind gänzlich ohne Strom, aber die Pagoden funkeln mit Licht, die Kinder können feinste Muster und Blumen auf Laquerware malen und Sandbilder mit kleinsten Mustern zeichnen.